@ Shahab
Broder hat an sich mit dem Thema hier wirklich nicht viel zu tun. Klar, als polemischer Ideologe drischt er Phrasen ohne Ende im Rahmen seiner arg begrenzten Wahrnehmung und seines Denkhorizontes. Aber ehrlich gesagt braucht hier niemand nach den letzten Seiten einen Beweis dafür, mit wie viel Verve und Ignoranz diese ideologisch-reduktionistischen Debatten hier geführt werden zu diesem Thema. Ich warte ja nur noch auf die nächste Philippika....
@ Schneemann
Zitat:Das ist sicher richtig.
Immerhin, um mehr ging es mir auch nicht.
Wie schon ein paar Mal gesagt/geschrieben: Mir geht es nicht bzw. recht selten um ideologische Debatten/Diskurse, um die Verteidigung einer bestimmten, absoluten Position oder Wertes. Mir ist die Analyse sehr viel wichtiger, was dahinter steckt bzw. wie es wirklich funktioniert, also kurz gesagt die Ideologiekritik.
Und wenn man sich eben die Mühe macht, kommunikationstheoretisch sich den Sender/Information, dann die Mitteilung/Artikel als Verbindung zwischen Sender und Empfänger und dann den Empfänger/Verstehen anzuschaun, dann muss man schlicht unpolitisiert und im hehren Gedenken an olle Webers Werturteilsfreiheit zu der Feststellung kommen, dass die Mitteilung derart sprachlich codiert war, derart sprachlich symbolisch generalisiert, dass die damit genutzte Semantik (israelische Armeeeinheiten--> klare Institutionsbenennung) eindeutig nicht als Ideolekt und damit als antisemitisch angesehen werden kann. Wenn nun jedoch wie ausgeholt der Empfänger ein ideologisch sehr stark überformtes Verständnis hat, dann wirkt der Artikel sicherlich anders. Aber das liegt eben nicht am Artikel, sondern an der Denkstruktur des jeweiligen Rezipienten.
Und daher
Zitat:Das versuche ich schon, nur ist die Spalte in dem Fall recht eng. Von allzu vielen „eingeimpften“ Paradigmen brauch man sich hier nicht zu lösen, weil sich das Wirkungsfeld dieses Artikels doch recht eng eingrenzen lässt, egal ob ich nun eine israelische Brille oder eine schwedische aufhabe.
kann ich dir da schlicht nicht zustimmen. Und ehrlich gesagt nervt jetzt dieses erneutes Nachhaken auch. Denn wie ausführlich analysiert: die Wirkung hängt einzig und allein an der semantischen und ideologischen Verständnisstruktur des Rezipienten, denn die Mitteilung selbst ist relativ neutral bzw. semantisch so gefaßt, dass die israelischen Truppen und bestimmte, illegale Netzwerke angeprangert werden. Wer eben nicht deine grundlegenden normativen Prämissen teilt Schneemann, wird sich angesichts dieses Artikels kaum viel denken bzw. ihn noch nicht mal zur Kenntnis nehmen wollen. Du unterschätzt maßlos die grundlegende Wirkung deiner dir inhärenten Konzepte/Semantiken. Alle diejenigen, die sich nicht für Nah Ost interessieren, die dem keine Relevanz beimessen, die mit der Disjunktion von Juden-Israel-israelische Armee-israelische Truppen in der Westbank keine Probleme haben, werden diesen Artikel entsprechend ganz anders einordnen als du. Weil du in meinen Augen nicht mit der angemessenen analytischen Schärfe rangehst, verplanst du schlicht den Wirkungsschwerpunkt treffsicher setzen zu können: Und der ist hier nicht bei der Mitteilung, sondern eben beim Verstehen, beim Rezipienten und seiner jeweiligen interpretativen und semantischen Ausrichtung. Du kannst schlicht nicht deine Verständniskonzepte als intersubjektiv voraussetzen und das sage ich dir jetzt nicht zum ersten Mal....
Und es ist dabei auch völlig egal, was nun Shahab hier gesagt hat oder nicht gesagt hat. Das hat mit dem Analysegegenstand nichts, aber auch nichts zu tun.
Zitat:Ja und Nein. Natürlich sind die, die in ihrem antimsemitischen Fahrwasser drin sind, eh schon drin, egal ob es solche Artikel gibt oder nicht. Allerdings kann es dennoch sein, dass solche Artikel dazu beitragen, dass es noch mehr so denkende Leute gibt. Und das ist das Problem.
Mhm. Zu recht großer Wahrscheinlichkeit nein. Diejenigen, die den Staat Israel kritisch beäugen, werden sicherlich wachsen. Da aber die Mitteilung selbst Semantiken nutzt, die in keiner direkter Verbindung zu antisemitischen Semantiken stehen, wird durch diesen Artikel direktes antisemitisches Gedankengut nicht direkt gesteigert werden können. Es könnte höchstens ein Beleg sein für antisemitische Tiraden, aber wie gesagt, da müsste der betreffende Empfänger schon eine gewisse Portion latenten Antisemitismus und Misstrauen/Hass gegen die Juden pauschal haben. Denn zentral ist letztlich die Frage, ob jemand geistig die Disjunktion hinkriegt zwischen Israel, den Juden und der israelischen Armee, ob er oder sie beim Verstehen der Mitteilung die Differenz geistig hinbekommt, dass Israel, die israelische Armee, die Bewohner Israels und das Judentum allessamt unterschiedliche, nicht äquivalente Begriffe sind. Und ich bin der Meinung, dass diese notwendigen Differenzierungen eher durch andere Artikel und Propaganda unterlaufen und unterhöhlt werden als durch diesen, etwa, wenn stets und ständig durch egal wen das Judentum und Israel in einem Atemzug genannt werden.
PS: Wens interessiert: Kommunikationsmodell basierend auf Luhmann (vereinfacht und kurz: Information-Mitteilung-Verstehen), daneben noch Watzlawick entsprechend aufgemotzt (Sender-Empfänger).