Kos:
Absolut richtig was du hier schreibst, jedes einzelne Wort. Natürlich sind in dieser Region ALLE schuldig, die einen mehr, die anderen weniger, aber alle gleichermaßen. Deshalb schreibe ich ja gelegentlich, dass das heutige Israel halt auch
nur einer dieser orientalischen Gewaltstaaten ist, das formuliere ich schon ganz bewusst so. Und das andere noch schlimmer sind, gar keine Frage.
Auch das ständige legalistische Beharren auf irgendwelche Verklausulierungen um sich selbst damit zu pseudolegitimieren ist ja ebenso typisch für diese Staaten, da geben sich der Iran wie Israel nichts.
Werter Nightwatch:
Zitat:Besteht ein Kriegszustand ohne weitere Übereinkommen kann im Rahmen des Kriegsvölkerrechts durchaus nach Belieben angegriffen werden.
Das ist eine Auffassung, die keineswegs so eindeutig ist wie du es hier darstellst. Dieser Graubereich wird teilweise sehr kontrovers diskutiert. Das wesentlichste aber lässt du meiner Meinung nach außen vor:
Ich schrieb ja ausdrücklich, dass der syrische Staat mit welchem man de jure im Krieg war nicht mehr existiert. Und auch du räumst dies ein und du selbst wie Israel begründen ja den Ausstieg aus der Übereinkunft gerade eben damit, dass der syrische Staat mit welchem man diese hatte nicht mehr existiert.
Erben völlig neue Staaten völkerrechtlich automatisch den De Jure Kriegszustand den ihr Vorgängerstaat vor Jahrzehnten mal hatte und sind damit dem Verbrechen der Aggression beliebig ausgeliefert?! Keineswegs ist das Völkerrecht so gedacht, denn damit wird bereits die Intention der Idee des Verbrechens der Aggression völlig konterkariert.
Zitat:Daneben haben sie sich über die Jahre mehrmals zu Angriffen auf Infrastruktur der Iraner und der Hezbollah bekannt,
Aber üblicherweise nicht zu Angriffen auf die Syrer, und dies nur dann, wenn ohnehin so viele Beweis vorlagen, dass man es nicht leugnen konnte. Der Angriff auf den Reaktor ist ein gutes Beispiel:
Der Reaktor wurde 2007 bombardiert. Aber erst 2018 hat man sich dazu bekannt.
https://www.jpost.com/Israel-News/Liberm...nts-546640
Und was für eine geniale Logik: da Israel seit 20 Jahren völkerrechtswidrig Verbrechen der Aggression gegen Syrien begeht, darf Israel dies nach belieben auch weiterhin tun.
Gegenfrage: wieviele Angriffe der syrischen Regierungstruppen auf Israel gab es in diesen letzten 20 Jahren ?
Ach ja ich vergass: im Jahr 2017 hat Syrien es gewagt mit Boden-Luft Raketen auf israelische Flugzeuge zu schießen die auf dem Weg nach Palmyra waren, was von den Israelis als Aggression gegen Israel bezeichnet wurde.....
Und sicher wirst du da noch ein paar mehr kennen die mir nicht bekannt sind.
Zweifelsohne: ein Nachbarland mit welchem man 1973 Krieg geführt hat, darf man auch 51 (!) Jahre später nach belieben angreifen und kurz und klein schlagen, und dies auch dann, wenn es den Staat der da vor 51 Jahren angegriffen hat gar nicht mehr gibt.
Denn irgendeine beliebige juritische Konstruktion wird man halbgarig dafür schon in den Raum stellen können und überhaupt: Recht ist was der Starke daraus macht und Antisemiten haben so oder so keine Rechte.
Und noch ein kleiner Punkt: die Islamisten der HTS sagen selbst, dass sie die Rechte- und Pflichten des Assad-Regimes nicht übernehmen werden, und betonen die Diskontinuität zum vorherigen Regime. Und noch darüber hinaus sind sie international nicht als Regierung Syriens anerkannt (noch nicht). Allein schon aus dieser Nicht-Anerkennung besteht eine eindeutige Diskontinuität. Und auch nach einer Anerkennung will die HTS die völkerrechtlichen Verpflichtungen des Assad Regimes nicht übernehmen. Diskontinuität aber bedeutet, dass das neue Syrien sich de jure nicht mehr im Kriegszustand mit Israel befand als das Assad-Regime endete.
Da die Israelis aber umgehend massiv das neue Syrien angegriffen haben, so haben sie einen neuen anderen Staat militärisch angegriffen und damit ein Verbrechen der Aggression begangen. Und dies obwohl Netanyahu maximalst heuchlerisch noch von der Zielsetzung einer friedlichen, guten und stabilen Nachbarschaft gefaselt hat.
Mit dem Ende Assads ist Syrien eine neue rechtliche Einheit, und damit der Kriegszustand von 1973 beendet gewesen. Nun hat Israel diesen Kriegszustand neu eröffent, mit Israel als völkerrechtswidrigem Aggressor.
Nun könnte noch beschließend das Gegenargument kommen, dass Syrien ja hier und jetzt gar kein Staat ist, sondern zersplittert und auch die HTS ja nur einen Teil kontrolliert usw usf. Aber sollte dies der völkerrechtliche Zustand sein (!) dann gilt erst recht nach dem Völkerrecht, dass dann eine Diskontinuität gegeben ist. Ein in mehrere Gruppen / Gebiete zerfallener Staat hat keine Kontinuität zu seinem Vorgänger-Staat per definitionem und auch dann wäre damit der Krieg in diesem Moment zu Ende gewesen, weil das Rechtssubjekt welches in diesem Kriegszustand war aufgehört hat zu existieren.
Wie man es also dreht und wendet, hat das neue Syrien hier und heute keine Rechtsnachfolge zum Assad-Regime und damit war der Krieg gegen Israel beendet, bis er von Israel völkerrechtswidrig neu begonnen worden ist. Nun mit Israel als Aggressor.