Helios schrieb:Die Kombination beider Aussagen empfinde ich als problematisch, denn sofern du keine Daten vorliegen hast ist die ganze Argumentation darüber, was die F-35 in der Tranche 4 an EW kann und was sie nicht kann, insbesondere im Vergleich zu einem dezidierten Eurofighter EK, doch reichlich überflüssig und nichts weiter als genau das, was du andernorts mit anderen Protagonisten kritisierst.
Ja freilich ist die Diskussion ‚reichlich überflüssig‘, welche Diskussion ist das hier nicht?
Basierend auf den uns vorliegenden Informationen habe ich halt eine Einschätzung zu der Entscheidung der Bundesregierung. Und warum auch nicht, ich bezweifle eh sehr stark, dass irgendwelche Fähigkeitendetails für die Entscheidung ausschlaggebend waren.
Zitat:Und auch wenn du die hohe dreistellige Zahl an F-35 anführst, so ändert das nichts daran, dass dies eine Monokultur ist, mit einer breiten Nutzerzahl, die ihrerseits insbesondere die relevanten Fähigkeiten beispielsweise (aber nicht ausschließlich) im SEAD/DEAD-Bereich gar nicht hinreichend kultiviert. Das muss man nicht kritisch sehen, kann man aber. Zumal die EW-Thematik keinesfalls darauf beschränkt bleibt.
Ob jetzt Deutschland ein, zwei Staffeln Eurofighter ECR fliegt oder nicht ändert an der Monokulturproblematik nichts.
Inwieweit man mit der F-35 SEAD/DEAD besonders ‚kultivieren‘ müsste wäre gesondert zu diskutieren. Ich würde da grundsätzlich in Frage stellen wollen, dass es für dieses Missionprofil noch dezidierte Kräfte benötigt.
Zitat: Nein, es geht nicht ausschließlich um den Schutz von Kampfflugzeugen und auch nicht vorwiegend um das tiefere Eindringen in stark verteidigte Räume, auch wenn diese plakativen Aufgaben gern ausgestellt werden. Vielmehr geht es bei der Begleitstörung um das gesamte Spektrum des EW im direkten Zusammenhang mit bewegten eigenen Truppen, wobei selbst dieses Konzept über die stationäre Begleitstörung aufgeweicht wird. Auch geht es beim "Modified Escort Jamming" entgegen der Bezeichnung nicht um in verteidigende Räume eindringende begleitende Störer, sondern im Gegenteil um die virtuelle Begleitung von Positionen außerhalb der Reichweiten der feindlichen Flugabwehr. Im Gegensatz zur klassischen Abstandsstörung findet diese Variante auf kürzere Distanzen und damit einer höheren Gefährdung und in direkter Bewegung parallel zu den zu schützenden Einheiten statt. Mit der stationären Begleitstörung, die mittels sehr eng fokussierter Störungen agiert, ist man dann tatsächlich schon im direkten Mischfeld zur Abstandsstörung.
Wir können jetzt eine Philosophische Diskussion über Begrifflichkeiten führen … beginnend damit, dass es die Begrifflichkeit der „Begleitstörung“ so überhaupt nicht gibt. ,
Wir haben im Englischen Missionsbezogen im Wesentlichen die Bereich Standoff Jamming, Escort Jamming und Penetrating Electronic Attack. Die Begrifflichkeit des Escort Jamming lässt sich unterteilen (wobei die Definitionen hier von Hersteller zu Hersteller und Luftwaffe recht fließend sind) Modified Escort Jamming, Penetrating Escort Jamming, Close In / Stand In Jamming, abgegrenzt wird nach Eindringtiefe in den verteidigten Raum.
Der Eurofighter ECR wird konzeptionell dazu befähigt sein bis in die Waffenreichweite des Gegners hinein zu operieren. Und gleichzeitig natürlich in Räumen außerhalb der Reichweite des Feindes. Der Rest ist Philosophie die uns hier nicht weiterbringt.
Zitat: Das Problem an der ganzen Thematik ist, dass wir unabhängig von den Beschaffungszahlen der F-35 bei allem, was über die klassische Begleitstörung hinaus geht in Europa sehr schlecht aufgestellt sind. Genau in diesem Bereich kann ein vernünftig ausgelegter Eurofighter EK, und zumindest sieht es bisher den Anforderungen der Stufe 2 danach aus, eine sehr sinnvolle Ergänzung sein, deren einziger Kritikpunkt sich aus den zu geringen Stückzahlen ergibt, die wir von einem solchen Muster voraussichtlich beschaffen werden.
Wir werden 2030 in einem European Defense Szenario annähernd 1.000 F-35 aufbieten können die Escort Jamming selbst abbilden soweit sie es überhaupt bennötigen. Die – was warnen es jetzt – 30 Eurofighter ECR mit zu 90% redundanten bzw. gar unterlegenen Fähigkeitenprofil haben da keine Relevanz.
Zitat: Man bringt also ein Stealth-Flugzeug dazu, zu strahlen wie ein Weihnachtsbaum, und sorgt für eine maximale Arbeitsbelastung des Piloten in einer Zeit, in der eh über die Problematik von Einsitzern in komplexen Missionsszenarien diskutiert wird. Für mich ist und bleibt das eine verquere Vorstellung, das habe ich hier schon mehrfach erwähnt.
Lieber strahlen im Stealth-Flugzeug als im fliegenden Scheunentor… mal abgesehen davon ist es doch ein wesentlicher Punkt der neuen EW Technik dies- und jenseits der F-35 möglichst dossiert, fokussiert und zielgenau anstatt omnidirektional zu arbeiten.
Und was meinst du, warum auch beim Eurofighter ECR die Integration von AI groß beworben wird – Elektronischer Kampf heute erfolgt weitestgehend automatisiert und erfordert keinen Backseater, der rechtzeitig irgendwelche Knöpfchen drücken und analysieren muss. Das macht die Software. Bei der Podlösung wie in vollintegrierten Suiten.
Pmichael schrieb:Ja, Block 4 soll die Fähigkeiten verbessern innerhalb einer EW Umgebung zu operieren. Es kommen keine Fähigkeiten des eigenen aktiven EW hinzu, daher steht Block 4 nicht im Konflikt mit einem Eurofighter ECR.
Block 4 baut die EW Fähigkeiten der F-35 massiv aus, EA inklusive. Es kommen hier keine dezidiert neuen Fähigkeiten hinzu, schlicht weil seit Jahren gilt:
“Advanced electronic warfare capabilities enable the F-35 to locate and track enemy forces, jam radio frequencies and disrupt attacks with unparalleled precision. All three variants of the F-35 carry active, electronically scanned array (AESA) radars with sophisticated electronic attack capabilities, including false targets, network attack, advanced jamming and algorithm-packed data streams. This system allows the F-35 to reach well-defended targets and suppress enemy radars that threaten the F-35. In addition, the ASQ-239 system provides fully integrated radar warning, targeting support, and self-protection, to detect and defeat surface and airborne threats. While F-35 is capable of stand-off jamming for other aircraft — providing 10 times the effective radiated power of any legacy fighter — F-35s can also operate in closer proximity to the threat (‘stand-in’) to provide jamming power many multiples that of any legacy fighter.
https://breakingdefense.com/2016/07/bae-...c-warfare/
Man muss es halt zu Kenntnis nehmen.
Und nun nimm Block 4 dazu, dramatisch gesteigerte Rechenpower, wmgl eine Verdopplung der Leistung des Radargeräts, zusätzliche ESM Sensoren plus was auch immer nicht veröffentlicht wird … bilden wir alles mit einem 5kW Pod ab, den wir an den Eurofighter hängen. Is klar.