02.10.2022, 11:48
Wobei man aber auch anmerken sollte, dass die Hintergründe bzw. die Ursachen für das Aufbegehren der Bevölkerung gegen die quasi absolutistische Monarchie des Shah teilweise wiederum andere waren als jene, die das jetzige Aufbegehren gegen die religiös verbrämte Mullahkratie verursacht haben. Parallelen sehe ich im Grunde eigentlich nur in den sozialen Sorgen (schlechte Arbeitsperspektiven, Korruption, Inflation, Lebenshaltungskosten etc.), aber das war es dann auch.
1979 bzw. davor waren das religiöse und das sozialrevolutionäre Element bei den Protesten gegen die Diktatur des Shah sehr stark dominierend, hinzu kam natürlich noch die Annahme, dass Khomeini eine Art von Erlöserfigur sei, die beide Aspekte bedienen könnte. In der Realität war dies dann aber später nicht der Fall, da sich die religiösen Eiferer nach der Machtübernahme aller sozialrevolutionären Kräfte versuchten zu entledigen. (Was dann auch recht blutrünstig geschah.)
Das Problem, das das gegenwärtige iranische Regime mit den Volksmudschahedin hat, rührt letztlich noch daher. Dieses sind eigentlich die militanten Überbleibsel der in den 1960ern gegründeten und gegen den Shah eingestellten säkular-sozialrevolutionären Gruppierungen. Während und vor der Revolution haben die religiösen Anführer diese Gruppen noch gerne gewähren lassen, schadeten sie doch (auch) dem verhassten Shah. Nach der schiitischen Revolution allerdings hat man sie kurzerhand als "gottlose Kommunisten" - ein säkularer Staat ist in den Augen der Mullahs beinahe schon Gotteslästerung - bezeichnet und teils auch massakriert, was dazu führte, dass die Reste in den Untergrund gingen. Und das Problem hat man noch heute am Hals...
Insofern: Während sich also die Proteste damals in den 1970ern quasi für die Religion (und teils sozialrevolutionäre Gedanken) aussprachen und einsetzten, wenden sich die Protestierenden von heute jedoch gegen das religiöse Regime - ich sage bewusst nicht, dass die Demonstrationen gegen die Religion gerichtet seien, das wäre nicht ganz zutreffend, da es auch Gläubige unter den Protestierenden gibt - und seine völlig überzogenen, einengenden Moralvorstellungen. (Und natürlich auch gegen die Brutalität der Polizei.)
Schneemann
1979 bzw. davor waren das religiöse und das sozialrevolutionäre Element bei den Protesten gegen die Diktatur des Shah sehr stark dominierend, hinzu kam natürlich noch die Annahme, dass Khomeini eine Art von Erlöserfigur sei, die beide Aspekte bedienen könnte. In der Realität war dies dann aber später nicht der Fall, da sich die religiösen Eiferer nach der Machtübernahme aller sozialrevolutionären Kräfte versuchten zu entledigen. (Was dann auch recht blutrünstig geschah.)
Das Problem, das das gegenwärtige iranische Regime mit den Volksmudschahedin hat, rührt letztlich noch daher. Dieses sind eigentlich die militanten Überbleibsel der in den 1960ern gegründeten und gegen den Shah eingestellten säkular-sozialrevolutionären Gruppierungen. Während und vor der Revolution haben die religiösen Anführer diese Gruppen noch gerne gewähren lassen, schadeten sie doch (auch) dem verhassten Shah. Nach der schiitischen Revolution allerdings hat man sie kurzerhand als "gottlose Kommunisten" - ein säkularer Staat ist in den Augen der Mullahs beinahe schon Gotteslästerung - bezeichnet und teils auch massakriert, was dazu führte, dass die Reste in den Untergrund gingen. Und das Problem hat man noch heute am Hals...
Insofern: Während sich also die Proteste damals in den 1970ern quasi für die Religion (und teils sozialrevolutionäre Gedanken) aussprachen und einsetzten, wenden sich die Protestierenden von heute jedoch gegen das religiöse Regime - ich sage bewusst nicht, dass die Demonstrationen gegen die Religion gerichtet seien, das wäre nicht ganz zutreffend, da es auch Gläubige unter den Protestierenden gibt - und seine völlig überzogenen, einengenden Moralvorstellungen. (Und natürlich auch gegen die Brutalität der Polizei.)
Schneemann