Shahab3 schrieb:Ingenieur schrieb:Naiv?
Du forderst einen Komplett-Abzug der USA ohne dass die von mir genannten Problemen aus US-Sicht geklärt wurden, und das alles bevor es diplomatische Beziehungen geben sollte. Das ist doch mal eine interessante Forderung.
Diese Forderung ist doch nicht neu. ...
Ich meinte das jetzt nicht aus arabischer Sicht, sondern aus iranischer. Deine Punkte sind natürlich richtig, aber wie du schon sagst, halten die Araber momentan nicht viel Eigenständigkeit.
Shahab3 schrieb:... den Gedanken aber schnell wieder verworfen. Welchem Zweck soll das in der augenblicklichen Situation mit aboslut diametral unterschiedlichen Interessen denn auch zuträglich sein? Die USA versuchen seit einigen Jahrzehnten dem Iran zu schaden, wo sie nur können. Damit ist doch bereits alles gesagt, was man in Verhandlungen besprechen könnte.
Sollte es irgendeine Möglichkeit geben, dass der aktuelle Konflikt zwischen den USA/Verbündete und dem Iran friedlich gelöst wird, dann wäre der effizienteste Weg direkte Verhandlungen. Der Umweg über die EU3 und andere Proxys kostet nur Zeit und lenkt ab.
Shahab3 schrieb:Die USA müssen ganz grundlegend ihre Weltpolitik überdenken, dann kann man über gemeinsame Probleme und Lösungsansätze diskutieren. Wir leben in einer zunehmend multipolaren Welt und das scheint man in Washington nicht wahrhaben zu wollen. Tatsächlich können die USA sogar aus ihrem Wirtschaftsmodell und der darin verankerten Relevanz und Funktion von Dollar, Weltbank und Militär heraus garnicht anders.
Ich glaube eher, dass es in Washington sehr wohl angekommen ist und ein Katalysator für ein verstärktes Engagement im Nahen/Mittleren Osten und Zentralasien ist.
Es ist doch vielmehr so, dass die USA sich (zu) viel für die Region vorgenommen haben: Nämlich seine Energieimporte zu sichern, islamistische Terrororganisationen und Extremisten in den Failed States zu bekämpfen, Israels Sicherheit garantieren und seine (noch) dominante Position in der Region gegenüber China, Russland und evtl Iran zu behaupten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit).
Da sehe ich jetzt wenig Zusammenhang mit dem "System" der USA; um Ressourcen, Macht und Einfluss wird es auch im Feudalismus oder Sozialismus gehen.
'Shahab3 schrieb:Fangen wir doch mal naheliegenderweise mit dem Libanon an. Die Hisbollah hat zusammen mit Aoun die Mehrheit der Stimmen hinter sich vereinigen können. Das es zum Wahlsieg nicht reichte, liegt am speziellen Wahlsystem. Kürzlich wurde die Hisbollah offiziell als Teil der nationalen Streitkräfte des Libanon anerkannt. Es ist der Westen der sich hier gegen die Mehrheit wendet.
Aus naheliegenden Gründen: Auch wenn Nasrallah den weisen und bedächtigen Staatsmann spielt, hat er immer noch Israel als Erzfeind und rüstet weiter.
Hierzu war vorgestern in der Asia Times ein hervorragender Artikel.
Hezbollah: Craving war, not wanting it
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Shahab3 schrieb:Die Hamas hat die Wahl in den Palästinensergebieten gewonnen. Auch hier ist der Westen, der sich hier gegen die Mehrheit wendet. Als Nachfolger der Hamas werden wir nun in den nächsten Jahren noch wesentlich radikalere Gruppierungen haben. Die Macht der Hamas schwindet zusehens gegenüber Al-Kaida Strukturen. Diese werden übrigens von Saudis und Ägyptern dort eingeschleust, also täusch Dich da mal nicht in falschen Freunden.
Das habe ich nicht gewusst und ist wirklich problematisch. Besonders die Saudis werden den Europäern mit ihrem missionarischen Wahabismus noch ganz schön zusetzen.
Zitat:Wir könnten auch das Land wechseln und mal die Stimmung diesbezüglich auf den Straßen von Kairo, Istanbul, Abu Dhabi, Damaskus, Bagdad, usw..einfangen. Da wirst Du schnell feststellen wie der Wind beim Volk tatsächlich weht. Sich vor diesem Umstand zu verschließen halte ich tatsächlich für geradezu "fatal naiv". Da sind so einige islamophobe Hetzer gedanklich ein ganzes Stück weiter als Du zivilisierter Westler.
Was heißt "wie der Wind weht"? Dass die USA unbeliebt in der Region sind, scheint seit mehreren Dekaden der Fall zu sein. Das ist nichts neues. Und wo sind die islamophoben Hetzer weiter als ich? Es gibt keine "islamistische Internationale", wenn du daraf hinaus willst, auch wenn der Berggorilla von Tora Bora immer noch seinen Buschfunk betreibt.
Zitat:Und jetzt frage ich Dich nochmal. Wer von uns ist naiv und wer ist der Störenfried? Wer treibt den Keil in die Region? Der Iran? Oder doch eher die USA?
Zugegeben, aufgrund der kolonialen Vergangenheit ist natürlich das eine oder andere westliche Land mitverantwortlich für den "Keil". Für den ethnische oder religiöse Gegensätze kann aber keiner der heute existierende Staaten etwas, dass haben die Altvorderen der Muslime bzw. Völker der Region zu verantworten.
Die Unterstützung von Hamas und Hezbollah tragen zudem ebenfalls zum "Keil" in der Region bei.
@Iranisches Budget
40 Mrd $ auf einmal über Benzin-Subventionsstreichungen einzutreiben ist a) wirtschaftlich nicht ungefährlich bei einer Inflation von ca. 15%, zumal Benzin sich über höhere Transportkosten immer voll durchschlägt und b) wird ein Referendum wohl durchfallen. Ich glaube, die 20 Mrd $, die das Parlament angeboten hat, sollte er nehmen und zufrieden sein.