Zitat: Das ist ein ganzes Stück transparenter als die rechtsfreien Exekutionskommandos von CIA und Mossad...
Das sind aber bis zu einem gewissen Grade Kriegshandlungen. Keine „rechtsfreien Exekutionskommandos“. Es ist doch schon ein kleiner Unterschied, wenn ich einen bewaffneten Terror-Führer, der für eine Vielzahl von Toten verantwortlich ist und welcher sich „wie der Fisch im Wasser“ bewegt und versteckt, jage und töte oder jemanden an einer Baggerschaufel öffentlich aufhänge, nachdem ich ihn gefangen und schon „verhört“ habe, er sich also in meinem Gewahrsam befindet. Und wenn du den Artikel gelesen hättest, so wüsstest du auch, dass die von dir genannten Verbrechen, vor allem Drogenhandel, gerne auch mal einen Vorwurf darstellen, der Oppositionellen untergeschoben wird, damit man sie liquidieren oder „verschwinden lassen“ kann. Da sind insofern Lichtjahre zwischen beiden Sachverhalten.
Aber in Sachen „Gegnerschaft zur Todesstrafe“ sind wir ausnahmsweise mal derselben Meinung.
Zitat:...sowie der offenbar hunderttausendfache Massenmord an Afghanen, Irakern und Palästinensern.
Sehr schlagwortartig, ja plakativ und nicht korrekt. Man muss hier schon ein wenig mehr differenzieren. Im Irak starben rund 150.000 Menschen seit 2003 (auch wenn es unterschiedliche Zahlen gibt). Etwa grob 30% davon sind unmittelbar der Invasion, Bombardierungen oder den Kämpfen danach zwischen US- und Sicherheitskräften und Aufständischen zuzurechnen. Aber: Die Masse, insofern weit über 100.000 Menschen starben, durch innermuslimische Gewalttaten, durch Terroranschläge radikaler Islamisten, oder durch „Verbrechen auf der Straße“ oder durch Kämpfe zwischen verfeindeten schiitischen und sunnitischen Gruppen. Diese barbarische Gewalt ging sogar soweit, dass lokale Führer, die die Amerikaner lieber gestern als heute wieder loswerden wollten, sich irgendwann sogar mit den Amerikanern zusammentaten und mit ihnen zusammenarbeiteten, weil das Gemetzel nicht mehr auszuhalten war.
In Afghanistan starben etwa 25.000 – 30.000 Zivilisten seit 2001. Aber auch davon fiel die Masse Terrorakten und innerafghanischen Kämpfen zum Opfer und nicht den Koalitionstruppen. Der einzige Punkt, der diesbezüglich erwähnenswert ist – und den ich auch sehr wohl zur Kenntnis nehme –, ist jener, der die oft grob gezielten, ja rücksichtslosen Luftschläge betrifft. Da wurden leider (zu) oft auch Unschuldige getroffen, aber auch diese Fälle sind – auch wenn sie nicht hinnehmbar sind – relativ überschaubar und dienen nicht dazu, dein Argument zu untermauern, wie ich meine.
Und Palästina: Das ist nun wirklich wieder mal unverantwortliches Zeugs. Wenn die Behauptungen stimmen würden, dann müssten die Palästinenser schon dreimal ausgestorben sein. Im Nahen Osten starben in den letzten 25 Jahren rund 30.000 Menschen, davon die Masse Palästinenser oder auch Libanesen, sicherlich richtig. Aber: Man sollte z. B. auch mal vorsichtig fragen, wer für welche Opfer genau verantwortlich ist, etwa wenn die Israelis während der 1. Intifada für den Tod von rund 1.200 Palästinensern verantwortlich sind (davon aber auch viele zu den Kampfeinheiten gehörten), aber zugleich fast 1.000 weitere Palästinenser (hier wohlgemerkt Zivilisten!) von eigenen Landsleuten umgebracht wurden, weil man sie der „Kollaboration mit den Zionisten“ beschuldigt. Was im Libanon während des Bürgerkrieges oder während des Fatah-Hamas-Konfliktes geschah, wissen wir alle auch.
Schneemann.