15.09.2006, 12:22
Patriot schrieb:
Thomas Wach schrieb:
Weiterhin: Es mag sein, dass angesichts der gegenwärtigen Krisen (Irak, Iran-Atomfrage, Palästina, etc.) die Verbrechen der Kreuzzüge, d. h. also die gewaltätige Intervention des christlichen Westens, sich quasi "lebendiger" im kollektiven Bewußtsein der Muslime darstellen, aber im historischen Kontext gesehen ist es eine manchmal beinahe schon leicht hysterisch anmutende Übertreibung in Bezug auf eine eher unbedeutende Invasion. Zugegeben, das George W. Bush unvorsichtigerweise das Wort "Kreuzzug" benutzt hat als er den "Krieg gegen den Terror" ausrief, hat die Gemüter sicher nicht beruhigt.
Schneemann.
Zitat:Mimosenhaftes verhalten ? Du tust so als würde die islamische Welt sich wegen einiger unfairer Verträge so beschweren. Anscheinend kennst du dich als Geschichtsstudent nicht sehr gut in der Geschichte aus denn sonst würdest du nicht son Mist erzählen, dass das Verhalten der Muslime Mimosenhaft sei und das der Westen ja so gut wie garkeine Schuld am jetzigen Zustand hätte. Vllt solltest du mal die Geschichte des Orients im 20. Jahrhundert anschauen dann würdest du das nicht so locker dahertippen. Klar haben die Muslime eine Mitschuld an ihrem Zustand aber im Großen und Ganzen ist es tatsächlich die imperialistische und Menschenverachtende Politik des Westens gewesen die seit mehr als 100 Jahren die Muslime versucht zu knechten und niederzuwerfen. Diese Menschenverachtende Politik den Muslimen gegenüber kannst du auch nicht durch das erwähnen der Mongolen Invasion harmlos machen bzw. den Westen als Engel darstellen.Sagen wir es mal so: Sicherlich sind die Verfehlungen des Westens im Orient, sei es durch Unkenntnis oder Absicht, in den letzten 50 bis 60 Jahren eine Ursache für die gegenwärtigen Spannungen. Und ich habe hier auch schon oft genug die Doppelmoral des Westens angeprangert. Ich mache da sicher keinen Hehl daraus. Aber ich möchte genauso behaupten, dass Strömungen im Islam ebenso Fehler begangen haben und man nicht wegen jedem Käse sofort eine Ursache im Westen suchen kann. Abgesehen davon kann man aber oftmals zu dem Eindruck gelangen, dass bei einigen Muslimen sofort immer reflexhaft der Westen grundsätzlich für alles Schuld ist. Ach ja, und den Westen als Engel darstellen, bzw. zu versuchen, die Kreuzzüge zu verharmlosen, bzw. zu relativieren, wollte ich so auch nicht. Ich sagte nur, dass es wesentlich schlimmere Ereignisse in der Geschichte des Islam für den Islam gab, aber das heutzutage, angesichts der gegenwärtigen Situation, immer gerne die Kreuzzüge als vermeintlich grauenhaftester Aspekt einer Bedrohung des Islam verkauft wird. Und das ist falsch.
Zitat:Verbrechen bleibt Verbrechen egal ob es vorher schon ein anderes gab.Oh Himmel, das bezweifelt doch auch niemand. Unrecht und Unrecht geben nicht Recht, so wie mathematisch gesehen Minus und Minus Plus geben. Aber was würde man im Islam wohl sagen, wenn man sich genauso gebetsmühlenhaft im Westen hinstellen und sagen würde, dass die Kreuzzüge nur eine angemessene Reaktion auf die Bedrohung des Abendlandes durch den Islam im Rahmen der Eroberung der iberischen Halbinsel und der Vorstöße nach Frankreich (732 n. Chr.) und bis in die Po-Ebene hinein war? Genau. Das Geschrei wäre kaum zu überhören und man würde dahingehend argumentieren, dass dies ja "schon ewig zurückliegt". Da es langsam aber arg Off-Topic hier wird, formuliere ich das nicht weiter aus.
Thomas Wach schrieb:
Zitat:Zur Geschichte: Wenn die Mongolen und die Türkvölker (Timur war kein reiner ethnischer Mongole, sowas gab es um 1400 schon gart nicht mehr) heute derart über die Moslems herrschen würden, dann wären diese Erinerungen sicher eher im Gedächtnis. Nur nach gut 200 Jahren westlicher Interventionen, Kolonisationen und Einflußnahme wird sowas eben etwas vergessen. Relativ einfache Sache und leicht verständlich...Hmm, aber hier muss man auch differenzieren und sollte nicht mal 200 Jahre westliche Boshaftigkeit in die Landschaft setzen. Zwar waren der Maghreb unter dem Einfluß Frankreichs und Ägypten und der Sudan unter britischer Herrschaft, aber der Rest des Orients, von Palästina bis zum heutigen Irak, wurde bis zum Ersten Weltkrieg vom Osmanischen Reich dominiert und Persien/der Iran war quasi bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein ein sehr unabhängiges Gebilde. Erst ab etwa 1925 herum begannen sich die Briten einzumischen. Insofern: Ja, es gab und gibt die westliche Einmischung, aber ich denke, dass 200 Jahre hier zu hoch greifen.
Weiterhin: Es mag sein, dass angesichts der gegenwärtigen Krisen (Irak, Iran-Atomfrage, Palästina, etc.) die Verbrechen der Kreuzzüge, d. h. also die gewaltätige Intervention des christlichen Westens, sich quasi "lebendiger" im kollektiven Bewußtsein der Muslime darstellen, aber im historischen Kontext gesehen ist es eine manchmal beinahe schon leicht hysterisch anmutende Übertreibung in Bezug auf eine eher unbedeutende Invasion. Zugegeben, das George W. Bush unvorsichtigerweise das Wort "Kreuzzug" benutzt hat als er den "Krieg gegen den Terror" ausrief, hat die Gemüter sicher nicht beruhigt.
Schneemann.