26.06.2006, 23:00
Türken im Iran: Vergangenheit und Gegenwart Südaserbaidschans
Aserbaidschaner und andere Türken im Iran
Die aserbaidschanischen Türken (abkürzend auch Aserbaidschaner oder Azeri) sind ein Turkvolk, welches vorwiegend im Kaukasus und im Iran lebt und mehrheitlich dem schiitischen Islam angehört. Aserbaidschanisches Türkisch ist ein Dialekt des Oghuz-Türkisch, das auch in der Türkei gesprochen wird. Die aserbaidschanischen Türken werden im Iran oder auch in anderen Ländern deswegen nicht Aserbaidschaner genannt sondern als Türken bezeichnet.
Obgleich die aserbaidschanischen Türken ethnische Türken sind und ihre Muttersprache, Kultur, Trachten und Volksmusik Türkisch sind, werden sie vom offiziellen Iran jedoch als "Azaris" bezeichnet. Dies begründet man mit der These, dass die "Azaris" nach der Eroberung des heutigen Irans durch die seldschukischen Türken und während ihrer relativ kurzen Herrschaft von 1038 bis 1194 türkisiert bzw. zwangsassimiliert wurden und ursprünglich kein Turkvolk sondern wie die Perser Arier waren. Diese These wird so vehement forciert, dass sie wider besseres Wissen sogar in renommierte Enzyklopädien aufgenommen wurde. Selbst der als "Reformer" bekannte ehemalige iranische Staatspräsident Hatemi (Khatami) meinte, dass es im Iran keine Ethnien gäbe, alle Einwohner Arier und deren Muttersprache Persisch sei.
Aserbaidschan hat eine alte und wechselhafte Geschichte. Die genauen Anfänge aserbaidschanischer Staatlichkeit sind umstritten, sie liegen um 340 v. Chr. Zu dieser Zeit setzte Alexander der Große den Statthalter (Satrap) Atropates im Süden der heutigen Republik Aserbaidschan ein. Dieser schuf einen selbstständigen Staat, der nach ihm Atropatene benannt wurde. Der heutige Name Aserbaidschan leitet sich von diesem Wort ab.
Des Weiteren ist vielen Aserbaidschan nur unter der ehemaligen Sowjetrepublik im Südkaukasus bekannt, jedoch leben die meisten aserbaidschanischen Türken in Südaserbaidschan, im Nord-Westen des heutigen Iran in den Provinzen Westaserbaidschan (Hauptstadt Urmia), Ostaserbaidschan (Hauptstadt Täbris), Ardebil, Hamadan, Zandschan und Kazwin.
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Der Iran ist viereinhalb Mal so groß wie Deutschland und ein multiethnisches Land mit verschiedenen Völkern. Die größte Minderheit unter den 69 Millionen Iranern, von denen lediglich knapp die Hälfte Perser sind, stellen dabei die Türken, die sich in folgende miteinander sprachlich eng verwandte Hauptgruppen unterteilen: aserbaidschanische Türken, Kaschkai-Türken, Afschar-Türken und Khorasan-Türken. Dem iranischen Innenministerium nach sind 25 % (ca. 17,5 Millionen) der iranischen Bevölkerung aserbaidschanische Türken. Die tatsächliche Zahl dürfte jedoch höher liegen. Man schätzt die Zahl der Türken im Iran auf über 25 Millionen, demnach ca. 36 %.
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Geschichte der aserbaidschanisch-türkischen Dynastien "Persiens"
Seit Jahrhunderten regierten türkisch- bzw. aserbaidschanisch-schiitische Dynastien das im Westen als Persien bekannte Reich, obwohl diese Bezeichnung das antike Persien meint und die Herrscher das Reich nie Persien sondern stets mit dem Namen der herrschenden Dynastie bezeichneten. Aserbaidschanisch-türkische Dynastien haben das Land ab 1501 mit Schach Ismail I. (Schah Hatayi) als Gründer der Safawiden-Dynastie bis 1925 mit Ahmad Mirza Schah als letzten Schah der Kadscharen-Dynastie regiert. Im Westen sind besonders die aserbaidschanischen Dichter Fuzuli (1495-1556) sowie Nizami (1141-1209) für Ihre Werke "Leila und Madschnun" und "Haft Paykar" (Sieben Prinzessinnen) bekannt, obgleich man auch diese fälschlicherweise als persische Dichter bezeichnet.
Die Teilung Aserbaidschans 1828
Im Jahre 1804 stürzte die Hegemonialmacht England das aserbaidschanisch-türkische Kadscharen Reich im Krieg mit dem russischen Zarenreich. 1828 wurde das Land geteilt und der Norden durch Russland annektiert. Seither unterscheidet man zwischen Nord-Aserbaidschan (die Kaukasusrepublik mit Baku als Hauptstadt) und Süd-Aserbaidschan (die iranischen Provinzen). Wenn im Folgenden von Aserbaidschan die Rede ist, ist Südaserbaidschan, also iranisch-Aserbaidschan gemeint und wir werden ferner die Abkürzung Aserbaidschaner statt aserbaidschanische Türken verwenden.
Die persische Pahlawi-Dynastie und die Zeit bis 1941
Die gewaltigen Änderungen des politischen und sozialen Lebens in Nordaserbaidschan durch die russische Besatzung wirkten sich im Südteil kaum aus. Bis zur Errichtung der persischen Pahlawi-Dynastie im Jahre 1925 war Aserbaidschan eines der bedeutendsten Zentren wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Lebens gewesen. Auf Grund seiner geographischen Nähe zu Europa und intensiven Kontakts zu Intellektuellen in der Türkei und Russland besaß Aserbaidschan bei der Verbreitung moderner Ideen eine herausragende Sonderstellung. So ging beispielsweise 1905 die konstitutionelle Revolution unter Sattar Khan und Bagher Khan von Aserbaidschan aus. Sie richtete sich gegen die willkürliche Herrschaft der Kadscharen und errichtete eine konstitutionelle Monarchie mit einer modernen Verfassung, die der belgischen Verfassung nachgebildet war. Innerhalb "Persiens" befand sich Aserbaidschan in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht in einem normalen Entwicklungsstadium.
Dies sollte sich jedoch mit der Errichtung der persischen Pahlawi-Dynastie im Jahre 1925 grundlegend ändern. Rezah Schah, der Begründer dieser Dynastie, konstituierte eine Terrordiktatur, die parallel zur allgemeinen Unterdrückung der Bevölkerung das Ziel hatte, ein zentralistisches Regime zu erschaffen und die Kulturen der nicht-persischen Bevölkerungsgruppen zu vernichten. Rezah Schah ging hierbei mit einer beispielslosen Härte vor. So durften die Aserbaidschaner ihre Muttersprache an offiziellen Stellen nicht mehr sprechen. Die persische Sprache wurde zur offiziellen Staats- und Verwaltungssprache sowie zur einzigen Mediensprache erhoben. 1935 setzte er schließlich durch, dass das Land international nicht mehr Persien sondern Iran (Land der Arier) genannt wurde.
Die folgenden Zitate sind bezeichnend für die die Stimmung, die damals im Iran gegen die Aserbaidschaner künstlich erzeugt wurde. Im Zusammenhang mit dem Verbot des aserbaidschanischen Türkisch äußerte sich der von der Teheraner Zentralregierung ernannte persische Kulturverantwortliche Mohseni wie folgt: "Wer sich auf Türkisch unterhält, der muss mit einer Leine um den Hals in den Kuhstall gebracht werden." Der damalige persische Gouverneur der Provinz Aserbaidschan, Abdollah Moustofi, fällte folgendes Urteil über die Aserbaidschaner: "Die Aserbaidschaner sind Türken. Für die Errichtung der konstitutionellen Bewegung haben sie Gras gefressen. [Gemeint sind die Hungersnöte um 1905] Jetzt fressen sie ab und zu immer noch Gras und so dienen sie dem Iran."
Die Beherrschung der persischen Sprache war von nun an Grundvoraussetzung zum sozialen Aufstieg. Wer kein Persisch sprach, und das war mit den Türken die Hälfte der Bevölkerung, hatte keine Chance eine Stelle an staatlichen Institutionen zu bekommen. Medien auf Aserbaidschanisch wurden verboten. Es begann eine von der Teheraner Zentralregierung gesteuerte Propaganda gegen aserbaidschanische Bevölkerungsteile. Selbst Aserbaidschaner, die des Persischen mächtig waren, wurden in aller Öffentlichkeit wegen ihrer Aussprache als "halbzivilisiert" stigmatisiert. Die Hetze gegen die aserbaidschanische Kultur und Sprache ging soweit, dass sich einige "Wissenschaftler" dazu berufen fühlten, für die Ausrottung der aserbaidschanischen Sprache und Kultur besonders wirksame Konzepte zu entwickeln. Ein äußerst verwerfliches Konzept, des "Wissenschaftlers" Dr. Mahjar Nawabi sah beispielsweise vor, aserbaidschanische Kinder von ihren Eltern zu trennen und in rein persischsprachigen Regionen in Pflegefamilien zu geben, um so jeglichen Kontakt zur aserbaidschanischen Sprache zu verhindern. Das Ziel des Schah-Regimes war, die alte Kultur eines gesamten Volkes komplett auszurotten.
Die Abdankung Rezah Schahs und die kurze Periode der Freiheit bis 1946
Parallel zur kulturell-sprachlichen Unterdrückung begann die sozio-ökonomische Vernachlässigung Aserbaidschans. Investitionen in Aserbaidschan blieben fast völlig aus. Ziel war es offensichtlich, die aserbaidschanischen Bourgeoisie und Basaris (Händler) zur Auswanderung in persische Städte zu zwingen. Doch bevor dieses Vorhaben vollständig verwirklicht werden konnte, musste Rezah Schah im September 1941 auf Druck der alliierten Mächte, die Iran in der Zeit des Zweiten Weltkrieges besetzt hatten, abdanken. Rezah Schah hatte auf freundschaftlicher Basis mit dem nationalsozialistischen Deutschland und Hitler kooperiert. Nach der Besetzung Irans durch die Alliierten und der Abdankung Rezah Schahs zugunsten seines Sohnes Mohammed Rezah Schah begann eine kurz währende Periode der politischen Freiheit. In Aserbaidschan wurde das Benutzungsverbot der aserbaidschanischen Sprache in der Öffentlichkeit aufgehoben und es erschienen wieder Medien in Aserbaidschanisch. Die Unterdrückung der Aserbaidschaner zur Zeit Rezah Schahs führte zu einer starken national-freiheitlichen Strömung in Aserbaidschan. 1945 rief der Vorsitzende der neu gegründeten Demokratischen Partei Aserbaidschans, Seyed Djafar Pishawari, die Nationale Regierung Aserbaidschans im Iran aus. Vorrangiges Ziel der neuen Regierung war vor allem die regionale Autonomie Aserbaidschans, sowie die Befreiung von der einseitig-persischen Kultur- und Wirtschaftspolitik. In der Grundsatzerklärung der Demokratischen Partei Aserbaidschans werden die Standpunkte zum Ausdruck gebracht, dort heißt es: "Auf aserbaidschanischen Boden leben 5 Millionen Menschen, die sich zu ihrer eigenen Identität bekennen. Sie haben für sich ihre eigene Sprache, andere Gepflogenheiten und Traditionen. Dieses Volk sagt, wir wollen die iranische Souveränität und Integrität bewahren, aber bei der Verwaltung unserer eigenen Angelegenheiten frei vorgehen." Als die Alliierten den Iran im Mai 1946 verließen, wurde zwischen Aserbaidschan und der Teheraner Zentralregierung ein 10-Punkte Abkommen abgeschlossen - demnach blieb Aserbaidschan unter Gewährung von Autonomie ein Teil des Irans und Aserbaidschanisch wurde als offizielle Sprache beibehalten. Die Teheraner Regierung hielt sich jedoch nicht lange an diesen staatsrechtlich verbindlichen Vertrag. Bereits im November 1946, also 6 Monate später, marschierten Militäreinheiten der iranischen Zentralregierung in Aserbaidschan ein und töteten zehntausende Aserbaidschaner und plünderten das Land. Der amerikanische Rechtsgelehrte William Douglas, der ein Zeuge des brutalen Vorgehens der zentralen Armeeeinheiten gewesen war, schilderte folgendes über das Geschehen: "Als die iranische Armee in Aserbaidschan einrückte, verursachte sie Angst und Schrecken. Die Soldaten fingen an zu plündern, sie nahmen alles, was sie konnten, in ihren Besitz. Das Vorgehen der russischen Soldaten war gemäßigter gewesen als das zügellose Treiben der kaiserlichen Armee. Diese schrecklichen Tage werden wohl immer in der Erinnerung der Aserbaidschaner bleiben. In Aserbaidschan wurden die Viehherden der Bauern geraubt. Mädchen und Frauen wurden vergewaltigt.
Die Mission der iranischen Armee sollte zwar die Befreiung Aserbaidschans [so lautete damals die offizielle Parole] sein, aber sie plünderten die Menschen aus und hinterließen ein Bild des Todes und der Vernichtung"
Nachdem die kaiserliche Armee die linksgerichtete Nationale Regierung Aserbaidschans schließlich stürzte, wurden die Repressalien wieder erheblich intensiviert. Besonderes Augenmerk verdient die Tatsache, dass kurz nach dem Sturz in großem Umfang öffentliche Bücherverbrennungen aserbaidschanischer Literatur stattfanden, alles Aserbaidschanische wurde entweder dämonisiert oder verächtlich gemacht. Gleichzeitig mit dem neuerlichen Verbot der aserbaidschanischen Kultur und Sprache in öffentlichen Institutionen begann die Periode der Assimilation und des Wirtschaftskrieges. Mitte der sechziger Jahre und Anfang der siebziger Jahre war die antiaserbaidschanische Stimmung im Iran dermaßen akut, dass bereits der Besitz eines in Aserbaidschanisch geschriebenen Buches oder der Besitz von aserbaidschanischer Musik auf Kassette als Beweis für separatistische Absichten galt. Für Millionen aserbaidschanische Bürger im Iran wurde kein einziges Radio- oder Fernsehprogramm angeboten. Die systematische Diskriminierung der Aserbaidschaner ging soweit, dass viele ihre eigene Nationalität anfingen zu leugnen.
Aserbaidschaner und andere Türken im Iran
Die aserbaidschanischen Türken (abkürzend auch Aserbaidschaner oder Azeri) sind ein Turkvolk, welches vorwiegend im Kaukasus und im Iran lebt und mehrheitlich dem schiitischen Islam angehört. Aserbaidschanisches Türkisch ist ein Dialekt des Oghuz-Türkisch, das auch in der Türkei gesprochen wird. Die aserbaidschanischen Türken werden im Iran oder auch in anderen Ländern deswegen nicht Aserbaidschaner genannt sondern als Türken bezeichnet.
Obgleich die aserbaidschanischen Türken ethnische Türken sind und ihre Muttersprache, Kultur, Trachten und Volksmusik Türkisch sind, werden sie vom offiziellen Iran jedoch als "Azaris" bezeichnet. Dies begründet man mit der These, dass die "Azaris" nach der Eroberung des heutigen Irans durch die seldschukischen Türken und während ihrer relativ kurzen Herrschaft von 1038 bis 1194 türkisiert bzw. zwangsassimiliert wurden und ursprünglich kein Turkvolk sondern wie die Perser Arier waren. Diese These wird so vehement forciert, dass sie wider besseres Wissen sogar in renommierte Enzyklopädien aufgenommen wurde. Selbst der als "Reformer" bekannte ehemalige iranische Staatspräsident Hatemi (Khatami) meinte, dass es im Iran keine Ethnien gäbe, alle Einwohner Arier und deren Muttersprache Persisch sei.
Aserbaidschan hat eine alte und wechselhafte Geschichte. Die genauen Anfänge aserbaidschanischer Staatlichkeit sind umstritten, sie liegen um 340 v. Chr. Zu dieser Zeit setzte Alexander der Große den Statthalter (Satrap) Atropates im Süden der heutigen Republik Aserbaidschan ein. Dieser schuf einen selbstständigen Staat, der nach ihm Atropatene benannt wurde. Der heutige Name Aserbaidschan leitet sich von diesem Wort ab.
Des Weiteren ist vielen Aserbaidschan nur unter der ehemaligen Sowjetrepublik im Südkaukasus bekannt, jedoch leben die meisten aserbaidschanischen Türken in Südaserbaidschan, im Nord-Westen des heutigen Iran in den Provinzen Westaserbaidschan (Hauptstadt Urmia), Ostaserbaidschan (Hauptstadt Täbris), Ardebil, Hamadan, Zandschan und Kazwin.
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Der Iran ist viereinhalb Mal so groß wie Deutschland und ein multiethnisches Land mit verschiedenen Völkern. Die größte Minderheit unter den 69 Millionen Iranern, von denen lediglich knapp die Hälfte Perser sind, stellen dabei die Türken, die sich in folgende miteinander sprachlich eng verwandte Hauptgruppen unterteilen: aserbaidschanische Türken, Kaschkai-Türken, Afschar-Türken und Khorasan-Türken. Dem iranischen Innenministerium nach sind 25 % (ca. 17,5 Millionen) der iranischen Bevölkerung aserbaidschanische Türken. Die tatsächliche Zahl dürfte jedoch höher liegen. Man schätzt die Zahl der Türken im Iran auf über 25 Millionen, demnach ca. 36 %.
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Geschichte der aserbaidschanisch-türkischen Dynastien "Persiens"
Seit Jahrhunderten regierten türkisch- bzw. aserbaidschanisch-schiitische Dynastien das im Westen als Persien bekannte Reich, obwohl diese Bezeichnung das antike Persien meint und die Herrscher das Reich nie Persien sondern stets mit dem Namen der herrschenden Dynastie bezeichneten. Aserbaidschanisch-türkische Dynastien haben das Land ab 1501 mit Schach Ismail I. (Schah Hatayi) als Gründer der Safawiden-Dynastie bis 1925 mit Ahmad Mirza Schah als letzten Schah der Kadscharen-Dynastie regiert. Im Westen sind besonders die aserbaidschanischen Dichter Fuzuli (1495-1556) sowie Nizami (1141-1209) für Ihre Werke "Leila und Madschnun" und "Haft Paykar" (Sieben Prinzessinnen) bekannt, obgleich man auch diese fälschlicherweise als persische Dichter bezeichnet.
Die Teilung Aserbaidschans 1828
Im Jahre 1804 stürzte die Hegemonialmacht England das aserbaidschanisch-türkische Kadscharen Reich im Krieg mit dem russischen Zarenreich. 1828 wurde das Land geteilt und der Norden durch Russland annektiert. Seither unterscheidet man zwischen Nord-Aserbaidschan (die Kaukasusrepublik mit Baku als Hauptstadt) und Süd-Aserbaidschan (die iranischen Provinzen). Wenn im Folgenden von Aserbaidschan die Rede ist, ist Südaserbaidschan, also iranisch-Aserbaidschan gemeint und wir werden ferner die Abkürzung Aserbaidschaner statt aserbaidschanische Türken verwenden.
Die persische Pahlawi-Dynastie und die Zeit bis 1941
Die gewaltigen Änderungen des politischen und sozialen Lebens in Nordaserbaidschan durch die russische Besatzung wirkten sich im Südteil kaum aus. Bis zur Errichtung der persischen Pahlawi-Dynastie im Jahre 1925 war Aserbaidschan eines der bedeutendsten Zentren wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Lebens gewesen. Auf Grund seiner geographischen Nähe zu Europa und intensiven Kontakts zu Intellektuellen in der Türkei und Russland besaß Aserbaidschan bei der Verbreitung moderner Ideen eine herausragende Sonderstellung. So ging beispielsweise 1905 die konstitutionelle Revolution unter Sattar Khan und Bagher Khan von Aserbaidschan aus. Sie richtete sich gegen die willkürliche Herrschaft der Kadscharen und errichtete eine konstitutionelle Monarchie mit einer modernen Verfassung, die der belgischen Verfassung nachgebildet war. Innerhalb "Persiens" befand sich Aserbaidschan in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht in einem normalen Entwicklungsstadium.
Dies sollte sich jedoch mit der Errichtung der persischen Pahlawi-Dynastie im Jahre 1925 grundlegend ändern. Rezah Schah, der Begründer dieser Dynastie, konstituierte eine Terrordiktatur, die parallel zur allgemeinen Unterdrückung der Bevölkerung das Ziel hatte, ein zentralistisches Regime zu erschaffen und die Kulturen der nicht-persischen Bevölkerungsgruppen zu vernichten. Rezah Schah ging hierbei mit einer beispielslosen Härte vor. So durften die Aserbaidschaner ihre Muttersprache an offiziellen Stellen nicht mehr sprechen. Die persische Sprache wurde zur offiziellen Staats- und Verwaltungssprache sowie zur einzigen Mediensprache erhoben. 1935 setzte er schließlich durch, dass das Land international nicht mehr Persien sondern Iran (Land der Arier) genannt wurde.
Die folgenden Zitate sind bezeichnend für die die Stimmung, die damals im Iran gegen die Aserbaidschaner künstlich erzeugt wurde. Im Zusammenhang mit dem Verbot des aserbaidschanischen Türkisch äußerte sich der von der Teheraner Zentralregierung ernannte persische Kulturverantwortliche Mohseni wie folgt: "Wer sich auf Türkisch unterhält, der muss mit einer Leine um den Hals in den Kuhstall gebracht werden." Der damalige persische Gouverneur der Provinz Aserbaidschan, Abdollah Moustofi, fällte folgendes Urteil über die Aserbaidschaner: "Die Aserbaidschaner sind Türken. Für die Errichtung der konstitutionellen Bewegung haben sie Gras gefressen. [Gemeint sind die Hungersnöte um 1905] Jetzt fressen sie ab und zu immer noch Gras und so dienen sie dem Iran."
Die Beherrschung der persischen Sprache war von nun an Grundvoraussetzung zum sozialen Aufstieg. Wer kein Persisch sprach, und das war mit den Türken die Hälfte der Bevölkerung, hatte keine Chance eine Stelle an staatlichen Institutionen zu bekommen. Medien auf Aserbaidschanisch wurden verboten. Es begann eine von der Teheraner Zentralregierung gesteuerte Propaganda gegen aserbaidschanische Bevölkerungsteile. Selbst Aserbaidschaner, die des Persischen mächtig waren, wurden in aller Öffentlichkeit wegen ihrer Aussprache als "halbzivilisiert" stigmatisiert. Die Hetze gegen die aserbaidschanische Kultur und Sprache ging soweit, dass sich einige "Wissenschaftler" dazu berufen fühlten, für die Ausrottung der aserbaidschanischen Sprache und Kultur besonders wirksame Konzepte zu entwickeln. Ein äußerst verwerfliches Konzept, des "Wissenschaftlers" Dr. Mahjar Nawabi sah beispielsweise vor, aserbaidschanische Kinder von ihren Eltern zu trennen und in rein persischsprachigen Regionen in Pflegefamilien zu geben, um so jeglichen Kontakt zur aserbaidschanischen Sprache zu verhindern. Das Ziel des Schah-Regimes war, die alte Kultur eines gesamten Volkes komplett auszurotten.
Die Abdankung Rezah Schahs und die kurze Periode der Freiheit bis 1946
Parallel zur kulturell-sprachlichen Unterdrückung begann die sozio-ökonomische Vernachlässigung Aserbaidschans. Investitionen in Aserbaidschan blieben fast völlig aus. Ziel war es offensichtlich, die aserbaidschanischen Bourgeoisie und Basaris (Händler) zur Auswanderung in persische Städte zu zwingen. Doch bevor dieses Vorhaben vollständig verwirklicht werden konnte, musste Rezah Schah im September 1941 auf Druck der alliierten Mächte, die Iran in der Zeit des Zweiten Weltkrieges besetzt hatten, abdanken. Rezah Schah hatte auf freundschaftlicher Basis mit dem nationalsozialistischen Deutschland und Hitler kooperiert. Nach der Besetzung Irans durch die Alliierten und der Abdankung Rezah Schahs zugunsten seines Sohnes Mohammed Rezah Schah begann eine kurz währende Periode der politischen Freiheit. In Aserbaidschan wurde das Benutzungsverbot der aserbaidschanischen Sprache in der Öffentlichkeit aufgehoben und es erschienen wieder Medien in Aserbaidschanisch. Die Unterdrückung der Aserbaidschaner zur Zeit Rezah Schahs führte zu einer starken national-freiheitlichen Strömung in Aserbaidschan. 1945 rief der Vorsitzende der neu gegründeten Demokratischen Partei Aserbaidschans, Seyed Djafar Pishawari, die Nationale Regierung Aserbaidschans im Iran aus. Vorrangiges Ziel der neuen Regierung war vor allem die regionale Autonomie Aserbaidschans, sowie die Befreiung von der einseitig-persischen Kultur- und Wirtschaftspolitik. In der Grundsatzerklärung der Demokratischen Partei Aserbaidschans werden die Standpunkte zum Ausdruck gebracht, dort heißt es: "Auf aserbaidschanischen Boden leben 5 Millionen Menschen, die sich zu ihrer eigenen Identität bekennen. Sie haben für sich ihre eigene Sprache, andere Gepflogenheiten und Traditionen. Dieses Volk sagt, wir wollen die iranische Souveränität und Integrität bewahren, aber bei der Verwaltung unserer eigenen Angelegenheiten frei vorgehen." Als die Alliierten den Iran im Mai 1946 verließen, wurde zwischen Aserbaidschan und der Teheraner Zentralregierung ein 10-Punkte Abkommen abgeschlossen - demnach blieb Aserbaidschan unter Gewährung von Autonomie ein Teil des Irans und Aserbaidschanisch wurde als offizielle Sprache beibehalten. Die Teheraner Regierung hielt sich jedoch nicht lange an diesen staatsrechtlich verbindlichen Vertrag. Bereits im November 1946, also 6 Monate später, marschierten Militäreinheiten der iranischen Zentralregierung in Aserbaidschan ein und töteten zehntausende Aserbaidschaner und plünderten das Land. Der amerikanische Rechtsgelehrte William Douglas, der ein Zeuge des brutalen Vorgehens der zentralen Armeeeinheiten gewesen war, schilderte folgendes über das Geschehen: "Als die iranische Armee in Aserbaidschan einrückte, verursachte sie Angst und Schrecken. Die Soldaten fingen an zu plündern, sie nahmen alles, was sie konnten, in ihren Besitz. Das Vorgehen der russischen Soldaten war gemäßigter gewesen als das zügellose Treiben der kaiserlichen Armee. Diese schrecklichen Tage werden wohl immer in der Erinnerung der Aserbaidschaner bleiben. In Aserbaidschan wurden die Viehherden der Bauern geraubt. Mädchen und Frauen wurden vergewaltigt.
Die Mission der iranischen Armee sollte zwar die Befreiung Aserbaidschans [so lautete damals die offizielle Parole] sein, aber sie plünderten die Menschen aus und hinterließen ein Bild des Todes und der Vernichtung"
Nachdem die kaiserliche Armee die linksgerichtete Nationale Regierung Aserbaidschans schließlich stürzte, wurden die Repressalien wieder erheblich intensiviert. Besonderes Augenmerk verdient die Tatsache, dass kurz nach dem Sturz in großem Umfang öffentliche Bücherverbrennungen aserbaidschanischer Literatur stattfanden, alles Aserbaidschanische wurde entweder dämonisiert oder verächtlich gemacht. Gleichzeitig mit dem neuerlichen Verbot der aserbaidschanischen Kultur und Sprache in öffentlichen Institutionen begann die Periode der Assimilation und des Wirtschaftskrieges. Mitte der sechziger Jahre und Anfang der siebziger Jahre war die antiaserbaidschanische Stimmung im Iran dermaßen akut, dass bereits der Besitz eines in Aserbaidschanisch geschriebenen Buches oder der Besitz von aserbaidschanischer Musik auf Kassette als Beweis für separatistische Absichten galt. Für Millionen aserbaidschanische Bürger im Iran wurde kein einziges Radio- oder Fernsehprogramm angeboten. Die systematische Diskriminierung der Aserbaidschaner ging soweit, dass viele ihre eigene Nationalität anfingen zu leugnen.