Nightwatch:
Zitat:Diese These ist nicht haltbar. Tatsächlich setzte die Hisbollah ihre modernen ATGMs ganz bewusst und sehr zielgerichtet gegen die israelischen Hauptkampfpanzer ein.
Du schreibst an dem was ich geschrieben habe voll vorbei: die These war nicht, dass die Hisbollah veraltete PALR gegen die modernen israelischen KPz einsetzte, sondern dass die Hisbollah insgesamt nur wenige moderne PALR hatte. Mir ging es also darum dein Bild zu berichtigen, dass du durch die mehrfache Nennung der Gesamtzahl der verschossenen PALR erzeugst. Die Gesamtzahl war hoch, aber:
1 nur ein geringer Teil davon wurde auf die KPz verschossen ! (hast du selbst glaube ich auch schon erwähnt bzw nennst es hier ja erneut indirekt)
2
weniger als 10% dieses
geringen Teils haben überhaupt das Ziel getroffen (der Rest flog einfach ins Gelände)
3 Für die reale Zahl der Treffer
mit modernen Systemen haben diese insgesamt eine ganz normale Leistung erbracht, innerhalb der Erwartungen die man in die Systeme hatte.
Zitat:Die Hisbollah setze gegen diese fast ausschließlich Kornet, Metis M und Vampir ein.
So weit sie solche hatte. Und die Zahl der drei von dir genannten Systeme war vergleichsweise gering.
Genau so gering wie die Zahl der Merkava IV, die nur einen ganz kleinen Teil der eingesetzten Merkava ausmachten.
Zitat:Neunzig Prozent der Lenkwaffen die gegen Kampfpanzer verschossen wurden und getroffen haben waren mit einem Tandem Gefechtskopf ausgerüstet.
Und das ist mal eine Zahl die ich erheblich bezweifle. Gerade die älteren Modelle die massenweise gegen die älteren Merkava zum Einsatz kamen, hatten keine Tandemhohlladung.
Zitat:Insgesamt priorisierte die Hisbollah den Kampf gegen Merkava IV gegenüber älteren Varianten und zogen Hauptkampfpanzer anderen gepanzerten Fahrzeugen vor.
Was ich im übrigen als einen weiteren schwerwiegenden Fehler der Hisbollah und ihrer Panzerabwehrdoktrin sehen würde. Man hat massenweise PALR auf die neueren Merkava Typen verschwendet mit denen man im gleichen Gefechtsraum sehr sicher ältere Merkava Typen und Transportpanzer mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit hätte vernichten können.
Die wenigsten Merkava im Libanon waren vom Typ IV ! Auf diese wenigen ging der größte Teil der modernen PALR nieder. Ergebnis: nur geringe Verluste. Exakt das, was zu erwarten war.
Und ein Beleg nicht für das Scheitern der PALR, sondern für eine falsche Panzerabwehrdoktrin.
Zitat:Die Israelischen Panzer standen damit im Libanon querschnittlich erheblich modernen Panzerabwehrmitteln gegenüber als 73. Und die Verluste an Mensch und Material waren trotzdem deutlich geringer.
Die Unterschiede zu 73 sollten sofort ins Auge fallen, insbesondere was die Kräfteverhältnisse und die eingesetzten Mittel angeht. Wenn man aber exakt sein will, sollte man realisieren, dass das Arsenal der Hisbollah im Verhältnis zur Zeit, deutlich älter, deutlich weniger modern war als das Material der Ägypter 73 !!
Man muß das Material im Verhältnis zum Zeitpunkt sehen und nicht direkt miteinander vergleichen. Der größte Teil der PALR welche die Hisbollah einsetzte war schon 1973 vorhanden.
Zitat:Die sehr geringen Totalverluste zeugen davon, dass selbst der massierte Einsatz von modernen ATGMs kein geeignetes Mittel ist um heutigen Panzerverbänden nennenswerte Verluste zuzufügen.
Und das ist nun eine Behauptung die rein gar nicht zu halten ist:
Es kommt auf die Lage und die gesamten Umstände an: ich finde diese Beschränkung des Geschehens auf nur zwei Systeme: KPz und PALR für grundfalsch.
Im Irak hat ein Zug leichter US infanterie mit Javelin (dass sind noch nicht mal PALR per definitonem) den Angriff einer verstärkten irakischen Panzerkompanie zusammen geschossen. Ein Szenario das klar aufzeigt, dass man ein Geschehen wie das 2006 nicht derart aus dem gesamten Kontext heraus reißen sollte.
Ich will mich deshalb noch mal wiederholen: nehmen wir mal an, die Hisbollah hätte Spike NLOS gehabt, dann wären die Verluste der Israelis vernichtend gewesen. Ebenso wie die veralteten KPz der Iraker von den US Infanteristen nur mit Javelin komplett zusammen geschossen werden konnten, haben umgekehrt die im Schnitt die wenigen modernen PALR der Hisbollah gegen die hochmodernen KPz nur im Rahmen dessen was möglich war etwas ausgerichtet. Was weder überraschend ist, noch eine Trendwende, noch irgendwie etwas neues. Es wäre eher überraschend gewesen, wenn die Israelis hohe Verluste erlitten hätten.
Zitat:Übrigens was das Gros der israelischen Panzereinheiten im Libanon garnicht mit Nebelwerfern ausgestattet. Ein Umstand, der im Kampf zu einigen sehr unschönen Situationen führte.
Nebel wurde auch mit Mörsern und auch mit Ari verschossen.
Zitat:Es liegt nicht an der absoluten israelischen Luftüberlegenheit, dem Masseneinsatz von Drohnen oder irgendetwas sonst, dass das Schutzkonzept des Merkavas bei Treffern aufgegangen ist.
Dem kann ich insoweit zustimmen, als dass man die Wirkung einer Durchschlagung der Panzerung bei einem KPz immer heillos überschätzt. Gerade der Merkava ist ja im besonderen darauf ausgelegt, auch nach einer Durchschlagung noch weiter einsatzfähig zu sein.
Aber wieder schreibst du voll an mir vorbei: Ohne die absolute materielle Überlegenheit der Israelis in
allen Bereichen wäre die Sache einfach ganz anders ausgegangen. Das hat nichts mit dem Schutzkonzept zu tun, sondern mit der gesamten Lage, mit der Betrachtung
aller Faktoren welche den Kriegsverlauf bestimmen. Und da ist das Schutzkonzept eben nur einer von vielen.
Deshalb halte ich es eben für verfehlt, die ganze Sache auf KPz versus PALR zu reduzieren.
Zitat:Aber der springende Punkt ist, dass das Verhältnis Eingesetzt ATGMs – Treffer – Trefferwirkung – Militärische Relevanz im Libanon für die Hisbollah nicht ansatzweise aufging.
Aufgrund einer schlechten Doktrin, mangelndem Können und weil man nur wenige moderne Systeme hatte.
Zitat:Daraus kann man folgern, dass man sich was besseres einfallen lassen muss um Panzerverbände zu stoppen, als sie mit zig ATGMs zuzuwerfen.
Die Frage ist eher: was für Möglichkeiten hat sie überhaupt?! Was soll ihr den bitte sehr einfallen? Ein reiner Infanterieverband in Bataillonsgröße
mit im Schnitt veralteten PALR kann kein hochmodern bewaffnetes Panzerkorps stoppen.
Selbst mit modernsten PALR könnte das Panzerkorps immer durchbrechen. Weil kein PALR Hagel der Welt angesichts der gesamten Kräfteverhältnisse dies verhindern kann. Nur die Verluste der Israelis wären höher. 73 ist man schließlich auch durchgebrochen (mit höheren Verlusten). Das ist also weder neu noch überraschend.
Zitat:du überzeichnest den Kampfwert maßlos.
Das exakte Gegenteil ist der Fall !! Ich bezeichne die Hisbollah als schwach und ihre Panzerabwehrdoktrin als ungeeignet.
Zitat:Selbst unter idealen Bedingungen gelang es nicht dem Feind vergleichbare Verluste zuzufügen. Man war nicht in der Lage die Bewegungen der israelischen Panzerverbände in relevanten Maß zu stoppen
Was angesichts der Kräfteverhältnisse auch gar nicht möglich war. Ich finde die Argumentation nachgeradezu erstaunlich: das Bild ist:
Ein 25 jähriger Mann nimmt eine Axt und erschlägt damit einen 12jährigen der ein Taschenmesser in der Hand hat. Dann stellt er sich hin und sagt: Messer sind für den Nahkampf völlig ungeignet und werden in Zukunft ohne Bedeutung sein....
Zitat:Das der Krieg für ihre Kämpfer im Südlibanon so glimpflich ausging lag allein daran, dass das israelische Operationskonzept schwachsinnig war.
Und das der Krieg für die Israelis so glimpflich ausging lag allein daran, dass das Konzept der Hisbollah ebenfalls schwachsinnig war. Die Hisbollah hätte angesichts der israelischen Fehler deutlich höhere israelische Verluste erzeugen können.
Zitat:Man hätte gerne noch viel mehr Nebel eingesetzt, aber viele Verbände hatten überhaupt keine Nebelwerfer auf ihren Panzern. Sparmaßnahmen und so.
Auf diesen Panzern habe ich überall die bei den älteren Merkava ja noch ganz typischen Mörser gesehen. Und mit denen kann man durchaus Nebel verschießen. Desweiteren gibt es ja noch die Ari.
Zitat:und durchbrechende Panzer von den Flanken oder im Rücken anzugreifen.
Tatsächlich verhielt es sich so, dass sehr viele der PALR von vorne auf die Panzer trafen.
Zitat:Und das ist und bleibt die entscheidende Lehre aus dem Libanonfeldzug. Moderne Panzerverbände können sich gegen einen asymmetrisch agierenden Feind unter akzeptabel geringen Verlusten durchsetzen.
Es wäre auch erstaunlich, wenn es anders wäre. Jedoch gefällt mir erneut nicht diese Verengung des Blickfeldes welche hier entsteht: ich stimme nämlich nur insoweit zu, wenn die Bewaffnung vom technologischen Stand her wie auch das Können assymetrisch sind. Sind jedoch bestimmte System technisch gleichauf und werden mit Können eingesetzt, dann steigen die Verluste der Panzerverbände erheblich.
Das heißt nicht, dass die Panzer sich dann nicht trotzdem durchsetzen könnten aber: man sollte realisieren, dass die Panzer unter bestimmten Umständen hohe Verluste erleiden werden ! Und dass diese Verluste unumgänglich sind und Kriegsnotwendig !!
Zitat:ATGMs haben im Aerial Denial Ansatz operationell versagt.
Falsch. Die von der Hisbollah eingesetzten PALR haben bei diesem Ansatz 2006 im Libanon versagt. Das sagt über die Fähigkeiten moderner PALR im allgemeinen wenig aus.
Zitat: Trotz das die israelische Armee haarsträubende taktische Fehler beging und die Ausrüstung nicht optimal war.
Die Hisbollah hat ebenfalls haarsträubende Fehler begangen und die Ausrüstung war noch viel schlechter. Angesichts der Fehler der Hisbollah hätten die Israelis durchaus der Hisbollah eine vernichtende Niederlage bereiten können. Und auch umgekehrt hätte die Hisbollah deutlich größere Verluste anrichten können.
Zitat:Aber nach dem zweiten Libanonkrieg sind sie eben kaum ein geeignetes Mittel um mit Panzerverbände zu stoppen. Tatsächlich waren sie das ohne organische Zusammenwirkung mit eigenen Panzerverbänden wahrscheinlich eh nie.
Falsch. Das kommt nur auf die Panzerverbände an und auf die Frage wer diese Raketen einsetzt. Gerade in der Offensive sind PALR beispielsweise gegen feindliche Panzerverbände extrem wirksam. Ich würde sie sogar explizit als eine Offensivwaffe einordnen.
Im Irakkrieg haben PALR mehr irakische Panzer vernichtet als die KPz. Leichte US Infanterie für sich alleine hat mit PALR irakische Panzerkompanien zusammen geschossen, in einigen Fällen sogar nur mit ihren Panzerabwehrhandwaffen komplette irakische Panzerverbände vernichtet.
Es kommt also auf die Umstände an !
Daraus, dass die veralteten
PALR der Hisbollah die zudem mit mangelndem Können und einer falschen Doktrin eingesetzt wurden
die israelischen Panzer nicht stoppen konnten, würde ich auf gar keinen Fall solche weitreichenden Schlußfolgerungen ziehen oder gar Axiome aufstellen.
Meiner Meinung nach werden sich beispielsweise die israelischen PALR bei einem Krieg gegen die arabischen Nachbarländer hervorragend schlagen ! Es dürfte hier den Israelis mittels PALR möglicht sein, komplette Panzerverbände des Feindes völlig zu vernichten und abzuschlagen.
Zitat:Auch zeigte man sich sehr überrascht von dem simplen Umstand, dass die Hisbollah lokal durchaus die vorstürmenden Panzer ignorierte und dann postwendend die nachrückende (nicht motorisierte) Infanterie unter Beschuss nahm.
Was übrigens bei einer systematischen Anwendung für sehr viel höhere israelische Verluste gesorgt hätte, zum Glück aber nur unsystematisch und nur an einigen Stellen erfolgte.
Zitat:Das Hauptproblem der israelischen Verbände – und das wird auch von Libanonveteranen sehr beklagt – was das völlige Fehlen von operativen Zielsetzungen und eine vollkommen diffuse/konfuse Auftragslage. Sprich, die Einheiten wussten nicht was sie tun sollten und stolperten ideenlos durchs Gelände.
Volle Zustimmung.
Das galt aber umgekehrt ebenso für die Hisbollah. Die hatte genau genommen keinerlei operatives Konzept und konzentrierte sich nur auf die Taktik. Nach Kriegsbeginn englitt der Kampf der Führung der Hisbollah völlig aus den Händen und die ganzen verstreuten Einheiten agierten ohne jede Koordination für sich selbst.
Zitat:Nachdem ein operationelles Ziel formuliert wurde – Vorstoß und Abriegelung des Litani – änderte sich die Situation schnell und grundlegend.
Volle Zustimmung.
Und warum war dies so? Weil die Hisbollah an vielen Stellen keine elastische Verteidigung in der Tiefe hatte. Gerade dies aber ist ein wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche Panzerabwehr durch Infanterie.
Zitat:Tatsächlich waren es etwa 4000 im Südlibanon, davon bis zu 800 in Panzerjägerteams.
Südlich des Litani agierten zu keinem Zeitpunkt mehr als 1000 Mann insgesamt. Insgesamt verlor die Hisbollah im gesamten Libanon vermutlich zwischen 250 und 600 Kämpfer.
Auf der Gegenseite umfassten die israelischen Truppen zum Schluß hin etwas mehr als 30 000 Mann.
Das war ja gerade eben der Grund, warum die Verteidigung der Hisbollah an vielen Stellen keine Tiefe hatte (die wesentliche Grundlage für eine Panzerabwehr durch Infanterie): die Zahl der Kämpfer südlich des Litani war dafür zu gering.
Zitat:ATGMs können keine moderne Panzer händeln. Erst recht wenn Hardkillsysteme dazukommen.
Moderne PALR können sehr wohl Panzer händeln (man beachte die exakte Wortwahl).
Hätte die Hisbollah ihre modernen PALR auf die israelischen Panzer (ältere Merkava, Transportpanzer, Infanterie usw) konzentriert, wären hier hohe Verluste entstanden. Stattdessen wurden die wenigen modernen PALR wirkungslos auf die Merkava IV verschossen. Die israelische Armee hat nur in einer einzigen Hisbollah Stellung Reste einer modernen PALR gefunden (Kornet-Fund in Ghandouriyeh).
Und daraus wird dann abgeleitet: 90% der eingesetzten PALR seien modernen Typs gewesen.... ?!
Aber selbst moderne Panzer mit Hardkill können durch die jeweiligen State of the Art PALR durchaus bekämpft werden. Das ist halt der ständige Wettkampf, mal liegt die eine Seite ein bißchen vorne, mal die andere, aber eine wirkliche Entscheidung sehe ich eben hier im Gegensatz zu dir noch nicht gekommen.
Nehmen wir mal Trophy: das System konnte Panzerabwehrhandwaffen zuverlässig abwehren. Dann kam die RPG-30 (eine Panzerabwehrhandwaffe !!). Und die konnte Trophy schlagen. Dann kam Trenchcoat dass wiederum die RPG-30 blockte usw ein ständiger Wettlauf - der meiner Meinung nach bisher ohne Entscheidung ist !
Die Diskussion hatten wir ja schon mal ausführlich in Bezug auf Hardkillsysteme.
Zitat:Deswegen kam der Namer und Trophy und die Hisbollah hält still.
Und ich dachte die halten still, weil sie inzwischen als Tourismus-Unternehmer so viel Geld scheffeln :twisted:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.vice.com/vice-news/hezbollahs-propaganda-war-part-1">http://www.vice.com/vice-news/hezbollah ... war-part-1</a><!-- m -->
Ich muß da unbedingt diesen Sommer mal hinfahren, das wird witzig 8)