01.04.2013, 10:55
Zitat:Tatsächlich ist die Erhöhung der Kadenz das einzige Aufwuchspotential, dass diese Systeme haben. Und gewaltig ist dieses ganz sicher nicht. Das Problem ist systeminhärent. Jedes Hardkillsystem ist ein System das reagiert. Es agiert also nicht, es reagiert. Damit verbraucht es Zeit (nicht für die Datenübermittlung und Verarbeitung, da ist man bereits maximal schnell, sondern für die Erfassung, und vor allem für das Abfeuern). Aus diesem Grund fangen Hardkillsysteme anfliegende Raketen ja auch erst in einem Bereich von um die 10 m vor dem Panzer ab, obwohl sie diese Raketen auch schon auf 30 m abfangen könnte. Und das bezieht sich auf derzeitige, relativ langsame Raketen, beispielsweise eine RPG-7.Die Erhöhung der Kadenz ist eine Verbesserungsmöglichkeit. Die Leistungsfähigkeit der Sensorsuite, die Dauer eines Abfangvorgangs oder die Präzision sind andere Punkte bei denen man ohne weiteres noch besser werden kann. Die Systeme werden immer mehr Lenkwaffen in einem immer kürzeren Zeitfenster immer präziser bekämpfen können. Es ist nur eine Frage der Zeit bis es taktisch unmöglich wird genügend Raketen auf einen Panzer zu schießen das da was durchkommt.
Wenn die Raketen nun sehr viel schneller sind, insbesondere auf die letzten 50 m nochmal erheblich beschleunigen, dann kann ein Hardkillsystem diese kaum abfangen. Die Rakete als agierende ist dann immer schneller. Weil sie schon da ist, bevor die Reaktion fertig ist. Selbst bei einer elektronischen Zündung des Abwehrmechanismus dauert es einfach, bis die Ladung zündet und die Abwehreinheit in der Luft da ist, wo die Rakete ist. Bei hoher Geschwindigkeit der Rakete hat diese den Panzer dann bereits getroffen. Dieses grundlegende Problem können Hardkillsysteme nicht überwinden.
Wogegen Hardkillsysteme aber hervorragend schützen, dass sind ältere Systeme und insbesondere die notorischen RPG-7. Bereits der um die 90% Schutz gegen RPG-7 ist eine hervorragende Leistung und eine immense Fähigkeit die unsere Panzer gegenüber unseren typischen Feinden sehr weit voran bringt.
Da der Schutz gegen RPG-7 so extrem gut ist (90% sind gewaltig), können selbst leichte Panzer damit von uns gegen unsere typischen Feinde wieder viel offensiver eingesetzt werden.
Die angreifende Rakete ist dann mitnichten notwendigerweise immer schneller. Natürlich gibt es mechanische Grenzen beim Abfangvorgang. Aber diese Probleme können gelöst werden (sind es vielleicht schon, wir haben da nicht genug Einblick) in dem man die Erfassungsreichweite erhöht und das System früher scharf schaltet. Im Übrigen ist eine Rakete die auf den letzten 50m nochmal beschleunigt genauso physikalischen Grundvoraussetzungen unterworfen. Will heißen, so viel schneller kann sie auf den letzten 50m garnicht werden das dies groß relevant wird. Hinzu kommt das diese Abwehrsysteme ja eben doch mit einem gewissen Struekegel arbeiten (können). Das heißt solange man die Wirkmitteln in die richtige Richtung schießen kann wird man die Raketen treffen, vollkommen egal ob sie durch deinen Endsprint ein paar Meter näher dran ist oder nicht.
Kurz: Du skizzierst hier ein Problem das zum einen in diesem Extrem garnicht existiert und zum anderen ohne weiteres umgangen werden kann.
Zitat: Den Begriff Überschwer weise ich zurück. Die Systeme werden nicht schwerer sein als heutige Systeme. Das hervorragende israelische Spike-System hat bei geringerem Gewicht beispielsweise heute bereits viel mehr Leistung und Reichweite als alles was bisher da gewesen ist. Eine Mini-Spike wiegt beispielsweise weniger als eine Panzerfaust früher und hat eine Reichweite von 1,3 km. Man könnte auch Reichweite durch extreme hohe Geschwindigkeit auf kürzere Distanzen ersetzen und schon könnte man Hardkillsysteme damit kontern.Wie sollen diese Systeme denn besser sein und nicht schwerer? Wo sind die Aufwuchsmöglichkeiten? Es gibt keine die relevant wären und in der gleichen Gewichtsklasse zu realisieren sind. Spike ist sicher eine nette ATGM aber sie ist genausowenig geeignet moderne Hard Kill Systeme zu kontern wie der ganze Rest auch. Und nein, du kannst nicht einfach Reichweite gegen Geschwindigkeit auf kürzerer Distanz austauschen. Das wiederspricht den physikalischen Grundgesetzen eines Feststoffantriebs. Mehr als Abrennen des Treibmittels ist nicht.
Das Gewicht und die Beweglichkeit sind daher kein Problem. Womit du natürlich recht hast ist der Umstand, dass diese Systeme assymetrischen Gegnern vielleicht nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen werden. Um so wichtiger wäre es, solche hochmodernen PALR nicht zu exportieren.
Gerade Israel verkauft Spike aber beispielsweise an fast jeden. An so vertrauenswürdige Länder wie Azerbeidschan, Kolumbien, usw usf
Ansonsten wie gesagt ist höhere Geschwindigkeit keine Lösung da die Abwehrsysteme hier ohne weiteres ihre Schnelligkeit durch Weiterentwicklung steigern können. Wenn sie nicht schon schnell genug sind. Das diese Systeme erst auf 10m abfangen kann ganz andere Gründe haben (Präzision, Reduzierung der Gefährdung anderer Einheiten) als mangelnde Schnelligkeit.
Zitat: Der primäre Grund ist in Wahrheit die feindliche Luftherrschaft. Die Hisbollah hat aber bspw PALR auch motorisiert transportiert. Findige Hisbollah-Kämpfer setzen sogar faltbare von Hand gezogene Wägelchen ein, um schwere Ausrüstung von A nach B zu bringenEin paar glorifizierte Fahrzeuge machen noch keinen integrierten Verband motorisierter Waffenträger. Eine solche Einheit braucht Wartung und Logistik, die Milizen nicht gewährleisten können.
Zitat: Das wurde von phantom so skizziert, nicht von mir. Aber anbei: auch 250 kg könnte ich problemlos auf einen Wiesel packen.Wenn du die Waffe auf einen Wiesel packst hast du praktisch einen Einschusswaffenträger. Das ist nicht praktikabel. Genausowenig funktioniert die Lösung das Waffensystem auf mehrere Schützen aufzuteilen. Du hast bei solchen Spielereien immer das gleiche Problem: Deine Infanterie hat nicht die nötige Tragkapazität um genügend Panzer ausschalten zu können. Wenn du fünf Mann brauchst um einen Panzer einmal angreifen zu können ist das nicht mehr praktikabel.
Mehrere Gefechtsköpfe zugleich, dass muß nicht in einer Waffe integriert sein. Das können mehrere für sich jeweils alleine leichtere Systeme sein. Zwei Schützen (oder mehr) zusammen setzen dass dann ein. Aber das ist noch nicht mal notwendig. Es genügt, die Geschwindigkeit immens zu erhöhen, die Erkennung der Rakete per Radar zu stören, und vor allem anderen: die Hardkillsysteme selbst zu beschädigen. Diese schützen zwar sehr gut den Panzer, aber wer schützt sie?
Zitat: Mehr Wums: Wenn ich Raketen verwende, die nach Treffer durch das Abwehrsystem mittels Splitterwirkung, einer thermobarischen Ladung usw den Panzer trotzdem treffen, dann wird zwar der Panzer dadurch in keiner Weise gestört, da seine passive Panzerung dafür völlig ausreichend ist, aber das Hardkillsystem wird dadurch zerstört. Der nächste Schuß trifft dann den Panzer ungeschützt.Das Hardkillsystem wird nur zerstört wenn dein Wirkmitteln den Panzer an der richtigen Stelle trifft und die Panzerung des Hard Kill Systems dem nicht wiedersteht (das ist doch kein Plastik). Aber schau dir doch bitte mal an wie Trophy das Zeugs zerlegt. Da bleibt schon auf 10m nichts als ein paar Fragmente von über die dann absolut harmlos sind. Gegen mächtigere Waffen der Zukunft steigert man halt Bekämpfungsreichweite oder Schlagkraft des Abfangprojektils und man ist wieder bei null.
Mehr Geschwindigkeit: Extrem schnelle Raketen, insbesondere solche die ihre Geschwindigkeit während des Anfluges auf die letzten 50 m vor dem Panzer rasant ändern erschweren die Abwehr der Rakete immens. Eine Spike (heutiges System) können die heutigen Hardkillsysteme beispielsweise mit maximal 20% bis 40% abfangen. Das ist nicht viel. Und das ist noch nicht mal eine Rakete die jetzt ihre Geschwindigkeit ändern würde bzw. die extrem schnell wäre.
Zu deiner Geschwindigkeitsidee habe ich schon genug geschrieben. Allerdings ist mit schleierhaft wie du bei Spike auf die 20 bis 40 Prozent kommst. Ich finde dazu überhaupt keine Zahlen im Netz.
Zitat:Primär wollte ich dir durch dieses Beispiel verdeutlichen, dass Hardkillsysteme selbst anfällig für feindlichen Beschuss sind. Sie schützen zwar den Panzer, aber wer schützt sie selbst? Und sind sie erst mal beschädigt, ist der Panzer damit im weiteren schutzlos.Wenn der Panzer still steht vielleicht und du einen Todeswunsch hast. Was du nicht realisiert hast: Die Aufklärungskomponente von Hard Kill Systemen sorgt dafür das der Aktionsradius der feindlichen Infanterie um einen Panzer herum sehr eingeschränkt ist. Ein System das den Abschussort einer Panzerabwehrwaffe lokalisiert wird genauso in der Lage sein schwere Maschinengewehre zu lokalisieren. Du bist tot bevor du dich auf den Panzer eingeschossen hast. Kann es funktionieren Hard Kill Systeme auf diese Weise zu neutralisieren? Sicherlich. Ist es eine akzeptable Taktik? Nein.
Einen Panzer zu blenden, seine Aufbauten und Anbauten zu beschädigen, ist eine übliche Taktik. Das wurde seit jeher so praktiziert, und wird auch heute so praktiziert. Den Irakern war es nicht mal zu schade, einfache Nebelbecher mit Kugelwaffen kaputt zu schießen, aus der einfachen Rechnung heraus, dass die Kugeln für sie billiger sind als die Nebelbecher für die Amis. Mit einem Anti Material Gewehr oder mit einem schweren Maschinengewehr zerschieße ich dir dein Hardkillsystem auf mehr als 1 km Distanz problemlos.
Zitat:Panzer rasen nicht den ganzen Tag mit voller Geschwindigkeit durchs Gelände, selbst wo dieses offen ist. Und selbst wo sie dies tun, können Salven aus SMG oder auch Raketen mit entsprechenden Sprengköpfen die Hardkillsysteme auf dem Panzer zerstören. Man könnte sogar spezielle Anti-Hardkill-Raketen andenken, die darauf setzen, dass das Hardkillsystem sie abfängt und deren Überreste dann den Panzer treffen mit dem Ziel das Hardkillsystem auszuschalten.Das sind alles keine Möglichkeiten, das sind alles theoretische Überlegungen die im Feld nicht funktionieren weil du es da nicht koordinieren kannst. Deine Panzerbekämpfungstaktik muss unter Beschuss, bei Ausfällen, gestörter Kommunikation und bei Überraschung funktionieren. Du ignorierst vollkommen das KISS Prinzip und deswegen wird dein Plan vielleicht mal unter Idealbedingungen aufgehen, aber sobald der Feind dir das Gefecht aufzwingt wird dein Konzept auseinanderfallen. Ein Mann alleine muss eine Chance haben einen Panzer mit einem tragbaren Waffensystem zu zerstören. Wenn man das nicht mehr gewährleisten kann – und das geht mit Hard Kill Systemen eben nicht mehr – steigert dies die Effektivität der Panzerwaffe extrem.
Auch sind Minen denkbar, die von der Seite oder von Oben im Urbanen Terrain wie auch im Offenen die Hardkillsysteme angreifen. Springen aus dem Boden direkt nebem dem Panzer nach oben in die Luft (so was gibt es schon) und zerstören dann das Hardkillsystem. Kurz darauf schlägt die PALR ein
usw usf, es sind so viele Möglichkeiten vorhanden, Hardkillsysteme zu kontern.
Zitat:Bezüglich Himmelfahrtskommando: Panzerabwehr war seit jeher ein Himmelfahrtskommando. Daran hat sich noch nie etwas geändert. Du hast irgendwo geschrieben: Und was wenn dann da zwei Panzer sind? Üblicherweise werden es sogar noch sehr viel mehr Panzer sein. Niemand schickt nur zwei MBT, normalerweise wird zumindest ein ganzer Zug geschickt. Ein Infanterietrupp für sich alleine kann gegen einen Zug MBT im Idealfall einen MBT zerstören. Im Idealfall. Zumeist wird der Infanterietruppe sterben und allenfalls ein MBT beschädigt sein. Das war schon lange vor Hardkillsystemen so und ändert sich durch diese nicht. Panzerabwehr durch Infanterie, dass ist das anspruchsvollste überhaupt.Das war eben nicht (mehr) so. Was du skizzierst ist irgendwie Stand Koreakrieg oder so. In den Jahrzehnten danach wurden ATGMs mit extremer Reichweite (zum Teil größer als die effektive Reichweite der Kampfpanzer) eingeführt. Der riesige Abstand zum Ziel ermöglichte es der Infanterie durchaus Panzerverbände zu bekämpfen und zu überleben.