01.12.2005, 18:26
Seiten: 1 2
01.12.2005, 18:47
Kann XMAN nur zustimmen finde bei allen Informationen nur die Zahl von ca. 2.6 Mio.
Vielleicht hast du dich ja verhört:evil:
PS: Das Bismarck Zitat geht doch noch weiter oder?
Vielleicht hast du dich ja verhört:evil:
PS: Das Bismarck Zitat geht doch noch weiter oder?
02.12.2005, 17:41
Ja wird wohl so sein...schon ne ahnung was demnächst folgen wird?
04.12.2005, 18:42
Die daten sind die, die der Professor genannt hat, egal was ihr hier gerne konstruieren wollt. Schon alleine die Betonung daß es jeder 10. war stammt von ihm - und soweit ich weiß hatten wir 1920 mehr als 26 Mio Einwohner...
04.12.2005, 19:17
Vielleicht solltest du ihn einfach mal fragen, woher er diese Zahlen hat. Die stehen in keinem Verhältnis zu dem, was ich so kenne. Alle derartigen Zahlen bewegen sich so zwischen 2,6 und 2,8 Millionen Toten. Da es im 1. WK bei weitem keine so ausgreifenden Zivilschäden wie '39-'45 gab, und angesichts der gegenübergestellten Verluste der Entente ist diese hohe Zahl außerordentlich fragwürdig.
08.12.2005, 15:00
Mal wieder ein wenig Futter:
Fehler in der Julikrise:
Österreich sollte als Agent Provokateur eingesetzt werden ohne daß Österreich dazu in der Lage wäre die Anforderungen zu erfüllen
Annahme des Ultimatums durch Serbien
Bewußte Verschärfung der Situation bis die militärischen Zwänge das politische Kalkül beiseite fegten
Das Bremsmanöver Bethmann Hollwegs (28.07.1914)
• Halt in Belgrad: Österreich solle sich mit der Besetzung Belgrads als eines Faustpfandes zufrieden geben
• Empfehlung, schnellstens Verhandlungen mit Rußland aufzunehmen
• Um den italienischen Dreibundpartner bei der Stange zu halten, der sofort erklärt hatte, daß er das Vorgehen Wiens gegenüber Serbien mißbillige, schlug er Wien vergeblich vor, die italienischen Irredentabestrebungen durch die Abtretung Südtirols zu befriedigen
• Die Weltbrandtelegramme (30.7.) nach Wien: Wir sind zwar bereit unsere Bündnispflicht zu erfüllen, müssen es aber ablehnen uns von Wien leichtfertig und ohne Beachtung unserer Ratschläge in einen Weltbrand hineinziehen zu lassen. Auch in italienischer Frage scheint Wien unserer Ratschläge zu mißachten.
Die militärischen Zwänge wischen politische Hoffnungen beiseite, Hollweg sagt: Der Stein ist ins Rollen gekommen. Der Eisenbahnknotenpunkt von Lüttich muß intakt in Deutsche Hände fallen. Moltke bestellt den Militärattaché Österreichs zu sich und sagt Hollwegs „Halt in Belgrad“ sei hinfällig. Man werde voll Mobilmachen sobald Wien gegen Rußland mobil macht. Er rät auch sich auf keinerlei Vermittlungsversuche einzulassen. In Wien kommt es zu dem Kommentar: „Wer regiert in Berlin? Hollweg oder Moltke?“
Der ungarische Ministerpräsident ??? erteilt Hollwegs Vorschlägen eine Absage und vertritt die Ansicht sich nicht nur mit dem Faustpfand Belgrad zufrieden zu geben. Am Abend des 30. Juli gibt Hollweg seinen Widerstand gegen die Militärs auf. Die russische Mobilmachung ist offensichtlich keine Teilmobilmachung sondern eine Generalmobilmachung. Noch am 30. Juli einigen sich Moltke, Hollweg und Falkenheim darauf ungeachtet genauer Informationen den Status drohender Kriegsgefahr zu proklamieren und damit die Generalmobilmachung zu verfügen. Hollweg hofft währenddessen daß die inoffiziellen Angaben über eine Generalmobilmachung sich bestätigen werden damit er es an die Presse weitergeben kann. Vor Mitternacht kommt von der deutschen Botschaft in St. Petersburg die Nachricht daß schon vor einem Tag Rußland die Generalmobilmachung verfügt habe. Damit ist nicht Deutschland schuld. Hollweg gibt ein auf 12 Stunden befristetes Ultimatum an Rußland aus die Mobilmachung rückgängig zu machen, ansonsten betrachte man sich als im Kriegszustand. Da keine Antwort erfolgt, erfolgt die Kriegserklärung an Rußland am Abend des 1. August.
AN Frankreich wurde schon am 31. Juli die Anfrage gestellt wie es sich bei einem Krieg mit Rußland verhalten würde. Frankreichs Antwort ist nichtssagend: Man würde sich gemäß den eigenen Interessen verhandeln. Der deutsche Botschafter wird angewiesen die Zwei Festungen von Verdun und Tour zu verlangen. Da die Ablehnung Frankreichs erwartet wird kann somit der Schlieffenplan anlaufen. Am 3. August erfolgt dann auch die Kriegserklärung an Frankreich. Schon am 1. August sollten deutsche Truppen in Luxemburg einmarschieren um sich die dortige Eisenbahnen zu sichern. In einem Telegramm aus London am 1. August steht, daß England neutral bleiben wird und auch die Neutralität Frankreichs wenn Deutschland von einem Angriff auf Frankreich absehe. Der Kaiser stürzte sich auf diesen Freibrief auf einen Einfrontenkrieg. Moltke hingegen sagt, daß dies nicht möglich sei und schafft es den Kaiser umzustimmen. Die Einnahme des Eisenbahnknotenpunkts in Luxemburg, dessen Neutralität garantiert war sollte somit aufgehalten werden.
In der Folge wird ein Antworttelegramm an Landon geschickt, das besagt daß die Mobilisierung gegen Frankreich nicht mehr aufgehalten werden kann.
Einmarsch Deutscher Truppen am 3. August ins neutrale Belgien. Schon am 1. August machte England seine ganze Flotte Mobil. Nach der Flottenkonvention würde England den Schutz der französischen Küste garantieren. Erst die Verletzung der belgischen Neutralität macht es Grey möglich die Widerstände gegen einen Kriegseintritt zu überwinden. Am 4. August überreicht Bethmann Hollweg ein auf 24 Stunden befristetes Ultimatum mit dem Inhalt der Achtung der belgischen Neutralität und dem Rückzug aus Belgien. Hollweg sagt bei der Überreichung des Ultimatums daß seine Politik wie ein Kartenhaus zusammengebrochen sei, die Verletzung der belgischen Neutralität jedoch nur ein Fetzen Papier sei. Dies wird zur Basis der Kriegsschuld.
Von den Bundesgenossen Deutschlands bleiben 2 Neutral: Italien und Rumänien Italien erklärt Österreich sei der Angreifer, womit der Bündnisfall nicht gegeben sei. Immerhin gelingt es die Türkei am 2. August 1914 ins Bündnis zu holen. Auch Bulgarien wird am 6. September mit Territorialversprechen auf Kostens Rumäniens und Serbiens auf die Seite der Mittelmächte. Montenegro tritt auf Serbischer Seite in den Krieg ein.
Hätte der Krieg verhindert werden können?
Hollweg spricht von einem Fatum größer als Menschenmacht:
Es sprechen jedoch Vier Punkte gegen ein unabwendbares Schicksal:
1. Es führt kein Weg daran vorbei, daß die Deutsche Risikopolitik die Krise angestoßen und verschärft hat. Die anderen Mächte Österreich-Ungarn, Frankreich und Rußland haben dafür gesorgt daß die Deutsche Kriegslokomotive unter Dampf blieb. Die Deutsche Verantwortung liegt im fahrlässigen Handeln ohne Kontrolle über das Ergebnis die Dinge laufen zu lassen bis es zu spät war. Man spielte damit wissentlich mit dem Feuer
2. Der stellvertretenden französische Außenminister sagte gegenüber dem deutschen Botschafter am 28. Juli folgenden Satz: „Das beste Mittel zur Verhinderung eines allgemeinen Krieges ist die Verhinderung eines lokalen Krieges“. Das bedeutet Österreich muß auf den Krieg gegen Serbien verzichten zu dem es von Deutschland gedrängt wurde. Ansonsten könnte Rußland ohne Gesichtverlust nicht mehr zurückstecken. Deutschland war jedoch nicht zu einem Zurückweichen bereit. Dieser Preis wäre allerdings zu hoch gewesen für die Deutsche Politik. Wenn die Politik jedoch so verfahren ist, dann liegt die Wurzel weit vorher, bei den Nachfolgern Bismarcks. Das billige Inkaufnehmen des Krieges durch Deutschland war der entscheidende Fehler. Die Versuchung den gordischen Knoten mit Gewalt zu zerschlagen war der Fehler
3. Man ist sich durchaus von vornherein darüber im klaren auf welch riskantes Spiel man sich einläßt. Der Direktor der Deutschen Bank unterhält sich mit Admiral von Kapelle Ende August 1914: „In Berlin hat man planmäßig darauf hingearbeitet Österreich zu engagieren um sich sicher zu sein. Man wollte mit Rußland wie in der bosnischen Krise verfahren und hat sich dabei geirrt.“ Den Weltkrieg wie einen Platzregen zu sehen ist kindisch, man habe ihn selbst herbeigeführt. Man war sich darüber klar daß der Krieg kommen würde, man war jedoch jetzt in einer besseren Situation als man es in Zwei Jahren gewesen wäre. Hollweg bestätigt gegenüber einem Abgeordneten daß der Krieg ein Präventivkrieg gewesen sei. Nun sei er noch möglich gewesen ohne zu unterliegen, in zwei Jahren jedoch nicht mehr. Es waren also keine Dilettanten am Werk.
4. Das Problem gewinnt eine viel tiefere Dimension wenn man die Frage nicht nach der Verantwortung für den Krieg sondern nach der Friedenswilligkeit stellt. Es verzichtete keine einzige Macht auf eskalierende Schritte. Keine Macht wirkte besänftigend auf seine Bundesgenossen. Keine Macht wagte den Schritt sich von den Bündnissen frei zu machen und die eigenen Ziele zu vertreten um den Frieden zu sichern.
Augusterlebnis:
Mit Beginn des Weltkrieges verbindet sich ja beis heute die Vorstellung eines Nationalen Erweckungserlebnisses. Dafür sprechen die Photographien der jubelnden Menschen. Dafür sprechen auch 260.000 Freiwillige, die hymnischen Lobpreisungen durch die Dichter und die allgemeine Erwartung man sei wieder zu Hause bevor das erste Herbstlaub fällt.
Bei näherem Hinsehen zeigt sich, daß dieses Bild einer allgemeinen Kriegsbegeisterung nicht stimmig und richtig ist. Die Reaktion fiel je nach gesellschaftlicher Schicht ganz unterschiedlich aus. Die allgemeine Kriegsbegeisterung wie wir sie kennen ist im Bildungsbürgertum, bei den Intellektuellen und Schriftstellern zu finden. Bei dieser Schicht kommt viel zusammen: Die Unzufriedenheit mit der Verkrustung der Wilhelminischen Gesellschaft, die Sattouriertheit mit der bürgerlichen Zufriedenheit und der langen Friedenszeit sowie die Wunsch nach der Reinigung der Gesellschaft durch den Krieg.
Eine weiter Schicht die sich der Begeisterung hingibt sind die deutschen Juden. Sie hoffen sich mit dem bedingungslosen Einsatz als volle Deutsche qualifizieren zu können.
Ganz anders wird der Kriegsausbruch in den ländlichen Gegenden und bei den Arbeitern aufgefaßt. Hier ist keine Begeisterung zu spüren. Für die meisten Bauern und Landarbeiter war der Kriegsbeginn ein Schritt in eine ungewisse Zukunft und ein Schritt in eine gemeinsame Zukunft. Auch in der Arbeiterschaft gibt es keine Begeisterung für den Krieg. Von einer allgemeinen Kriegsbegeisterung kann also keine Rede sein, es herrschen Resignation, Niedergeschlagenheit und Verzweiflung.
Erst nach der Zustimmung der SPD Reichstagsfraktion am 4. August und angesichts der Siegesmeldungen im Westen schlägt die Stimmung um. Anfang September als der Deutsche Vormarsch unwiderstehlich scheint berichtet der Berliner Polizeichef von einer Begeisterung der Leute, die kurz zuvor noch die Internationale gesungen haben
Massenhysterie:
„Spionitis“ Jeder der sich seltsam verhält oder fremd aussieht gerät in den Verdacht ein feindlicher Spion zu sein. Nicht selten werden harmlose Passanten von aufgebrachten Bürgern krankenhausreif geschlagen.
Hassgesänge und Spottgesänge auf allen Seiten: Gesinnungsterror der all jene trifft die es wagen eine andere als die offizielle Meinung zu vertreten.
Der Innere Burgfriede:
4. August: In einer Sitzung des Reichstags wird der innere Burgfriede förmlich beschlossen. Alle Parteien bekunden ungeachtet aller Differenzen in dem Deutschland aufgezwungenen Krieges zusammen zu stehen. Das ist die Reaktion auf Wilhelm II. Ansprache, nach der er nur noch Deutsche, keine Parteien mehr kenne. Schon am 3. August gibt es in der Reichstagsfraktion mit 78 gegen 14 Stimmen wonach die SPD für die Kriegskredite stimmt. In der Erklärung des Parteivorsitzenden Hugo Hase steht, daß man in der Stunde der Gefahr das eigene Vaterland nicht im Stich lasse. Der Führer der Parteirechten notiert von dem ungeheuren Jubel im Reichstag, als sich die SPD zur Zustimmung erhebt.
Gründe für die Zustimmung der SPD:
1. Der historische Positionswechsel der SPD zeichnete sich schon lange vor dem Kriegsbeginn ab. Sie ist spätestens seit der Jahrhundertwende in das gesellschaftliche System des Kaiserreichs hineingewachsen und hat eine Loyalität zum Kaiserstaat entwickelt.
2. Es besteht in der Partei breiter Konsens daß man sich im Verteidigungsfall nicht verweigern darf um endlich aus dem Geruch der Vaterlandslosen Gesellen herauszukommen. Nur so kann man die politische und gesellschaftliche Anerkennung erlangen.
3. Es geht gegen das verhaßte zaristische Rußland, einem Hort von Reaktion und Barbarei in den Augen der SPD.
Fehler in der Julikrise:
Österreich sollte als Agent Provokateur eingesetzt werden ohne daß Österreich dazu in der Lage wäre die Anforderungen zu erfüllen
Annahme des Ultimatums durch Serbien
Bewußte Verschärfung der Situation bis die militärischen Zwänge das politische Kalkül beiseite fegten
Das Bremsmanöver Bethmann Hollwegs (28.07.1914)
• Halt in Belgrad: Österreich solle sich mit der Besetzung Belgrads als eines Faustpfandes zufrieden geben
• Empfehlung, schnellstens Verhandlungen mit Rußland aufzunehmen
• Um den italienischen Dreibundpartner bei der Stange zu halten, der sofort erklärt hatte, daß er das Vorgehen Wiens gegenüber Serbien mißbillige, schlug er Wien vergeblich vor, die italienischen Irredentabestrebungen durch die Abtretung Südtirols zu befriedigen
• Die Weltbrandtelegramme (30.7.) nach Wien: Wir sind zwar bereit unsere Bündnispflicht zu erfüllen, müssen es aber ablehnen uns von Wien leichtfertig und ohne Beachtung unserer Ratschläge in einen Weltbrand hineinziehen zu lassen. Auch in italienischer Frage scheint Wien unserer Ratschläge zu mißachten.
Die militärischen Zwänge wischen politische Hoffnungen beiseite, Hollweg sagt: Der Stein ist ins Rollen gekommen. Der Eisenbahnknotenpunkt von Lüttich muß intakt in Deutsche Hände fallen. Moltke bestellt den Militärattaché Österreichs zu sich und sagt Hollwegs „Halt in Belgrad“ sei hinfällig. Man werde voll Mobilmachen sobald Wien gegen Rußland mobil macht. Er rät auch sich auf keinerlei Vermittlungsversuche einzulassen. In Wien kommt es zu dem Kommentar: „Wer regiert in Berlin? Hollweg oder Moltke?“
Der ungarische Ministerpräsident ??? erteilt Hollwegs Vorschlägen eine Absage und vertritt die Ansicht sich nicht nur mit dem Faustpfand Belgrad zufrieden zu geben. Am Abend des 30. Juli gibt Hollweg seinen Widerstand gegen die Militärs auf. Die russische Mobilmachung ist offensichtlich keine Teilmobilmachung sondern eine Generalmobilmachung. Noch am 30. Juli einigen sich Moltke, Hollweg und Falkenheim darauf ungeachtet genauer Informationen den Status drohender Kriegsgefahr zu proklamieren und damit die Generalmobilmachung zu verfügen. Hollweg hofft währenddessen daß die inoffiziellen Angaben über eine Generalmobilmachung sich bestätigen werden damit er es an die Presse weitergeben kann. Vor Mitternacht kommt von der deutschen Botschaft in St. Petersburg die Nachricht daß schon vor einem Tag Rußland die Generalmobilmachung verfügt habe. Damit ist nicht Deutschland schuld. Hollweg gibt ein auf 12 Stunden befristetes Ultimatum an Rußland aus die Mobilmachung rückgängig zu machen, ansonsten betrachte man sich als im Kriegszustand. Da keine Antwort erfolgt, erfolgt die Kriegserklärung an Rußland am Abend des 1. August.
AN Frankreich wurde schon am 31. Juli die Anfrage gestellt wie es sich bei einem Krieg mit Rußland verhalten würde. Frankreichs Antwort ist nichtssagend: Man würde sich gemäß den eigenen Interessen verhandeln. Der deutsche Botschafter wird angewiesen die Zwei Festungen von Verdun und Tour zu verlangen. Da die Ablehnung Frankreichs erwartet wird kann somit der Schlieffenplan anlaufen. Am 3. August erfolgt dann auch die Kriegserklärung an Frankreich. Schon am 1. August sollten deutsche Truppen in Luxemburg einmarschieren um sich die dortige Eisenbahnen zu sichern. In einem Telegramm aus London am 1. August steht, daß England neutral bleiben wird und auch die Neutralität Frankreichs wenn Deutschland von einem Angriff auf Frankreich absehe. Der Kaiser stürzte sich auf diesen Freibrief auf einen Einfrontenkrieg. Moltke hingegen sagt, daß dies nicht möglich sei und schafft es den Kaiser umzustimmen. Die Einnahme des Eisenbahnknotenpunkts in Luxemburg, dessen Neutralität garantiert war sollte somit aufgehalten werden.
In der Folge wird ein Antworttelegramm an Landon geschickt, das besagt daß die Mobilisierung gegen Frankreich nicht mehr aufgehalten werden kann.
Einmarsch Deutscher Truppen am 3. August ins neutrale Belgien. Schon am 1. August machte England seine ganze Flotte Mobil. Nach der Flottenkonvention würde England den Schutz der französischen Küste garantieren. Erst die Verletzung der belgischen Neutralität macht es Grey möglich die Widerstände gegen einen Kriegseintritt zu überwinden. Am 4. August überreicht Bethmann Hollweg ein auf 24 Stunden befristetes Ultimatum mit dem Inhalt der Achtung der belgischen Neutralität und dem Rückzug aus Belgien. Hollweg sagt bei der Überreichung des Ultimatums daß seine Politik wie ein Kartenhaus zusammengebrochen sei, die Verletzung der belgischen Neutralität jedoch nur ein Fetzen Papier sei. Dies wird zur Basis der Kriegsschuld.
Von den Bundesgenossen Deutschlands bleiben 2 Neutral: Italien und Rumänien Italien erklärt Österreich sei der Angreifer, womit der Bündnisfall nicht gegeben sei. Immerhin gelingt es die Türkei am 2. August 1914 ins Bündnis zu holen. Auch Bulgarien wird am 6. September mit Territorialversprechen auf Kostens Rumäniens und Serbiens auf die Seite der Mittelmächte. Montenegro tritt auf Serbischer Seite in den Krieg ein.
Hätte der Krieg verhindert werden können?
Hollweg spricht von einem Fatum größer als Menschenmacht:
Es sprechen jedoch Vier Punkte gegen ein unabwendbares Schicksal:
1. Es führt kein Weg daran vorbei, daß die Deutsche Risikopolitik die Krise angestoßen und verschärft hat. Die anderen Mächte Österreich-Ungarn, Frankreich und Rußland haben dafür gesorgt daß die Deutsche Kriegslokomotive unter Dampf blieb. Die Deutsche Verantwortung liegt im fahrlässigen Handeln ohne Kontrolle über das Ergebnis die Dinge laufen zu lassen bis es zu spät war. Man spielte damit wissentlich mit dem Feuer
2. Der stellvertretenden französische Außenminister sagte gegenüber dem deutschen Botschafter am 28. Juli folgenden Satz: „Das beste Mittel zur Verhinderung eines allgemeinen Krieges ist die Verhinderung eines lokalen Krieges“. Das bedeutet Österreich muß auf den Krieg gegen Serbien verzichten zu dem es von Deutschland gedrängt wurde. Ansonsten könnte Rußland ohne Gesichtverlust nicht mehr zurückstecken. Deutschland war jedoch nicht zu einem Zurückweichen bereit. Dieser Preis wäre allerdings zu hoch gewesen für die Deutsche Politik. Wenn die Politik jedoch so verfahren ist, dann liegt die Wurzel weit vorher, bei den Nachfolgern Bismarcks. Das billige Inkaufnehmen des Krieges durch Deutschland war der entscheidende Fehler. Die Versuchung den gordischen Knoten mit Gewalt zu zerschlagen war der Fehler
3. Man ist sich durchaus von vornherein darüber im klaren auf welch riskantes Spiel man sich einläßt. Der Direktor der Deutschen Bank unterhält sich mit Admiral von Kapelle Ende August 1914: „In Berlin hat man planmäßig darauf hingearbeitet Österreich zu engagieren um sich sicher zu sein. Man wollte mit Rußland wie in der bosnischen Krise verfahren und hat sich dabei geirrt.“ Den Weltkrieg wie einen Platzregen zu sehen ist kindisch, man habe ihn selbst herbeigeführt. Man war sich darüber klar daß der Krieg kommen würde, man war jedoch jetzt in einer besseren Situation als man es in Zwei Jahren gewesen wäre. Hollweg bestätigt gegenüber einem Abgeordneten daß der Krieg ein Präventivkrieg gewesen sei. Nun sei er noch möglich gewesen ohne zu unterliegen, in zwei Jahren jedoch nicht mehr. Es waren also keine Dilettanten am Werk.
4. Das Problem gewinnt eine viel tiefere Dimension wenn man die Frage nicht nach der Verantwortung für den Krieg sondern nach der Friedenswilligkeit stellt. Es verzichtete keine einzige Macht auf eskalierende Schritte. Keine Macht wirkte besänftigend auf seine Bundesgenossen. Keine Macht wagte den Schritt sich von den Bündnissen frei zu machen und die eigenen Ziele zu vertreten um den Frieden zu sichern.
Augusterlebnis:
Mit Beginn des Weltkrieges verbindet sich ja beis heute die Vorstellung eines Nationalen Erweckungserlebnisses. Dafür sprechen die Photographien der jubelnden Menschen. Dafür sprechen auch 260.000 Freiwillige, die hymnischen Lobpreisungen durch die Dichter und die allgemeine Erwartung man sei wieder zu Hause bevor das erste Herbstlaub fällt.
Bei näherem Hinsehen zeigt sich, daß dieses Bild einer allgemeinen Kriegsbegeisterung nicht stimmig und richtig ist. Die Reaktion fiel je nach gesellschaftlicher Schicht ganz unterschiedlich aus. Die allgemeine Kriegsbegeisterung wie wir sie kennen ist im Bildungsbürgertum, bei den Intellektuellen und Schriftstellern zu finden. Bei dieser Schicht kommt viel zusammen: Die Unzufriedenheit mit der Verkrustung der Wilhelminischen Gesellschaft, die Sattouriertheit mit der bürgerlichen Zufriedenheit und der langen Friedenszeit sowie die Wunsch nach der Reinigung der Gesellschaft durch den Krieg.
Eine weiter Schicht die sich der Begeisterung hingibt sind die deutschen Juden. Sie hoffen sich mit dem bedingungslosen Einsatz als volle Deutsche qualifizieren zu können.
Ganz anders wird der Kriegsausbruch in den ländlichen Gegenden und bei den Arbeitern aufgefaßt. Hier ist keine Begeisterung zu spüren. Für die meisten Bauern und Landarbeiter war der Kriegsbeginn ein Schritt in eine ungewisse Zukunft und ein Schritt in eine gemeinsame Zukunft. Auch in der Arbeiterschaft gibt es keine Begeisterung für den Krieg. Von einer allgemeinen Kriegsbegeisterung kann also keine Rede sein, es herrschen Resignation, Niedergeschlagenheit und Verzweiflung.
Erst nach der Zustimmung der SPD Reichstagsfraktion am 4. August und angesichts der Siegesmeldungen im Westen schlägt die Stimmung um. Anfang September als der Deutsche Vormarsch unwiderstehlich scheint berichtet der Berliner Polizeichef von einer Begeisterung der Leute, die kurz zuvor noch die Internationale gesungen haben
Massenhysterie:
„Spionitis“ Jeder der sich seltsam verhält oder fremd aussieht gerät in den Verdacht ein feindlicher Spion zu sein. Nicht selten werden harmlose Passanten von aufgebrachten Bürgern krankenhausreif geschlagen.
Hassgesänge und Spottgesänge auf allen Seiten: Gesinnungsterror der all jene trifft die es wagen eine andere als die offizielle Meinung zu vertreten.
Der Innere Burgfriede:
4. August: In einer Sitzung des Reichstags wird der innere Burgfriede förmlich beschlossen. Alle Parteien bekunden ungeachtet aller Differenzen in dem Deutschland aufgezwungenen Krieges zusammen zu stehen. Das ist die Reaktion auf Wilhelm II. Ansprache, nach der er nur noch Deutsche, keine Parteien mehr kenne. Schon am 3. August gibt es in der Reichstagsfraktion mit 78 gegen 14 Stimmen wonach die SPD für die Kriegskredite stimmt. In der Erklärung des Parteivorsitzenden Hugo Hase steht, daß man in der Stunde der Gefahr das eigene Vaterland nicht im Stich lasse. Der Führer der Parteirechten notiert von dem ungeheuren Jubel im Reichstag, als sich die SPD zur Zustimmung erhebt.
Gründe für die Zustimmung der SPD:
1. Der historische Positionswechsel der SPD zeichnete sich schon lange vor dem Kriegsbeginn ab. Sie ist spätestens seit der Jahrhundertwende in das gesellschaftliche System des Kaiserreichs hineingewachsen und hat eine Loyalität zum Kaiserstaat entwickelt.
2. Es besteht in der Partei breiter Konsens daß man sich im Verteidigungsfall nicht verweigern darf um endlich aus dem Geruch der Vaterlandslosen Gesellen herauszukommen. Nur so kann man die politische und gesellschaftliche Anerkennung erlangen.
3. Es geht gegen das verhaßte zaristische Rußland, einem Hort von Reaktion und Barbarei in den Augen der SPD.
08.12.2005, 15:01
Die Gewerkschaftsvorstände beschließen am 2. August auf Streiks zu verzichten und alle noch ausstehenden Lohnstreitigkeiten beizulegen.
Als Reaktion erfolgt eine dankbare Handlung seitens der Regierung. Es gibt keine Repressalien gegen SPDler, SPD-Zeitungen dürfen nun sogar in Kasernen verbreitet werden und Beamte dürfen nun der SPD beitreten. Allerdings bleiben in den entscheidenden Fragen die Zugeständnisse an die SPD aus. Das bringt die SPD über kurz oder lang in eine schwierige Lage.
Um die Kreditbewilligung immer wieder durchzupacken in der SPD braucht man greifbare Erfolge. Je länger diese ausbleiben, desto schwerer fällt es der SPD Basis und Flügel unter einen Hut zu bekommen. Noch Ende 1914 beginnen sich die Probleme in der SPD aufzuschaukeln. In der Parteilinken gibt es einige Stimmen, die behaupten daß Deutschland mitnichten einen Verteidigungskrieg führe. Man sei eingeseift worden und die Bewilligung der Kriegskredite sei ein Fehler. Kurt Eisner schreibt Anfang 1915: „Es handelt sich um einen Deutschen Weltkrieg“. Darauf reagiert die Regierung hart. Es werden die Belagerungsgesetze in Kraft gesetzt, das Vereinswesen wird eingeschränkt, die Zensur eingeführt.
Es bilden sich zwei Gruppen:
Die Gruppe Internationale um Liebknecht, Luxemburg und Eisner setzt auf das Mittel und will den Krieg durch Massenstreiks verhindern. Sie nennen sich Spartakusbund und bilden die Keimzelle für die KPD.
Die zweite Richtung ist die gemäßigte Richtung der Opposition um Hugo Hase, die jede weitere Kreditbewilligung ablehnt und den Kampf in den parlamentarischen Bahnen halten will. Sie will die Mehrheit der SPD auf ihre Bahn ziehen. Allerdings schließt die Parteirechte die Gruppe Hase am 24. März 1917 aus der SPD aus nachdem 14 Abgeordnete eine Bewilligung der Kriegskredite verweigert hatte. Diese Gruppe Hase gründet im April 1917 die USPD.
Kriegsvorbereitung und Kriegsalltag:
Kriegsfinanzierung durch Kriegsanleihen:
Um die Mobilmachung durchzuführen und die Kriegsfananzierung in Gang zu setzen braucht man ausreichende Barmittel. Daher wird seit Bismarcks Zeiten ein Kriegsschatz angelegt, 100 Millionen Mark in Gold. Durch ein Gesetz von Juli 1913 soll dieser Kriegsschatz auf 200 Millionen verdoppelt werden. Es liegen zu Kriegsausbruch etwa 205 Millionen in dem Spandauer Turm, zusammen mit den 1,5 Milliarden Reichsmark der Reichsbank reicht es also bei weitem nicht.
Um Kriege zu finanzieren gibt es zwei Wege
Die Erschließung neuer Steuerquellen oder die Ausgabe von Staatsanleihen, also die Verschuldung des Staates.
Die erste Option fällt weg, da dies eine grundlegende Steuerreform erfordert hätte. Die Gesamtausgaben des Reiches betrugen 1913 4,3 Milliarden Mark. Die Kredite werden zunächst von der Reichsbank bewilligt und dann durch Kriegsanleihen gedeckt, in Halbjahresabständen folgen dann 8 weitere. Schon die erste Kriegsanleihe bringt 1,2 Millionen Zeichner und 4,6 Milliarden Mark. Im Herbst 1916 konnten die Kriegsanleihen die Ausgaben nicht mehr decken, weshalb man um eine Erhöhung von zumindest einem Teil der Steuern nicht mehr herumkommt. Schon während des Kriegs vermehrt sich nun auch die Umlauf befindliche Geldmenge beträchtlich, was zu einem sprunghaften Ansteigen der Inflationsrate führt. Die Opfer sind diejenigen, deren Einkommen nicht an die Inflation angepaßt wird, die Beamten und die Rentner. Der bürgerliche Mittelstand verarmt, während die Industriellen und die Industriearbeiter der Rüstungsproduktion profitieren. Die Gewerkschaften können sehr hohe Lohnforderungen durchsetzen, die Rüstungsbetriebe zahlen damals das dreifache der normalen Industrielöhne.
• Kriegskosten insgesamt 165 Milliarden Reichsmark
• 9 Milliarden knapp 6 Prozent aus Steuereinnahmen
• Mit Kriegsanleihen wurden 95 Milliarden Mark aufgebraucht
• Ab Herbst 1916: Umsatzsteuer, Verbrauchersteuer auf Kohle, Steuer auf Luxuswaren. Kriegsgewinnsteuer
• Ergebnis: 156 Milliarden Mark Staatsschulden in Form von Kriegsanleihen und Reichsschatzwechseln im November 1918. Der Zinsdienst verschlang im letzten Kriegsjahr 90 Prozent der gesamten Reichsausgaben.
Das gleiche wie für den mangelnden Kriegsschatz gilt für die wirtschaftliche Mobilmachung:
1. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen für die Armee
Seit 1912 gibt es eine Kommission, die allerdings von einem schnellen Krieg ausgeht was tiefe Einschnitte nicht erforderlich macht. Es kommt also 1914 nicht zu einem vollen Ausschöpfen der wirtschaftlichen Kapazitäten, was fatal vor allm im Zusammenhang mit der britischen Seeblockade ist.
Die Folgend er Seeblockade:
• Deutschland als zweitgrößte Weltwirtschaftsmacht verlor 90 Prozent seiner Importe
• Der Außenhandel fiel von 5,9 Milliarden Dollar im Jahre 1913 auf 800 Millionen Dollar im Jahre 1917
• 1913 wurden 50 Prozent aller in Deutschland verarbeiteten Eisenerze importiert, bei anderen Metallen, wie dem Stahlhärter Mangan, bei Kupfer, Blei und Zink wurde praktisch der gesamte Bedarf importiert. Nicht anders sah es bei Kautschuk, Erdöl und vor allem bei den für die Munitions- und Düngemittelherstellung essentiellen Nitraten aus.
Es war also klar daß der Krieg auf Dauer austrocknen würde wenn man nicht von dieser Rohstoffmisere hinwegkommen würde.
Die Kriegsrohstoffabteilung im preußischen Kriegsministerium (13. August 1914)
• Walther Rathenau, Wichard von Moellendorf, Major Josef Keoth
• Nach einer Umfrage reichen die Rohstofflager noch maximal bis Jahresende
• Drastische Einschränkung des zivilen Verbrauch von Mangelrohstoffen durch die Kriegsrohstoffabteilung
• Nur die Einschnitte der Kriegsrohstoffabteilung ermögliche es den Krieg überhaupt über das erste Kriegsjahr hinaus zu führen
• Organisierung der Eisenerzzufuhren aus Schweden und der Chrom- und Manganlieferungen aus der Türkei
• Über Genua wurden bis zum Frühjahr 1915 große Mengen Baumwolle aus den USA bezogen
• Aus Belgien und Nordfrankreich bezog man Kohle aus dem französischen teil Lothringens Eisenerze, aus Serbien Kupfer
• Bedeutendste Leistung: die industrielle Herstellung von Stickstoff, dem Grundstoff zur Pulver- und Düngemittelproduktion. Bereits vor dem Krieg hatten Fritz Haber und Robert Bosch ein Verfahren entwickelt, mit dem Stickstoff aus Luft gewonnen werden konnte. Rathenau sorgte dafür, daß gewaltige Anlagen für die Massenherstellung gebaut wurden. Deutschland machte sich damit unabhängig von der Einfuhr von Chilesalpeter, dem bis dahin einzigen Grundstoff zu Stickstoffgewinnung
• Im November 1914 waren bereits alle Munitionsvorräte verschossen und die Stickstoffvorräte waren nur noch marginal. Nur die Stickstoffsynthese ermögliche die Fortführung der Produktion
2. Die Arbeitskräfte für die Rüstungsindustrie
Rekrutierung von Arbeitskräften für die Rüstungsproduktion
Die Gründe für den Mangel an Facharbeitern lag an der wirren und planlosen Einberufungswirtschaft, die auf die Belange der Wirtschaft keine Rücksicht nahm, dazu kamen die Freiwilligen. Ende 1914 hatte bereits 1/3 der Facharbeiter den Arbeitskittel gegen den Rock getauscht. Dazu kamen der Personalbedarf durch die dauernd neu aufgestellten Divisionen, insgesamt 13,25 Millionen Mann (20,4% der Gesamtbevölkerung) die Armee. Wegen des gravierenden Personalproblemen kam es zu folgenden Maßnahmen:
• Zwangsweise Verbringung ausländischer Arbeiter nach Deutschland, da die Anwerbung von Arbeitskräften in den besetzten Gebieten, praktisch erfolglos blieb (62.000 belgische Zwangsarbeiter, bis 1918 rund 300.000 Polen)
• Zurückstellung wehrdienstfähiger Männer vom Frontdienst. 1918 war ihre Zahl allein in Preußen auf 1,1 Millionen angewachsen.
• Rund die Hälfte der etwa 2,5 Millionen Kriegsgefangenen wurden zum Arbeitseinsatz herangezogen. Einsatz vor allem in der Landwirtschaft. Allerdings waren die hauptsächlich aus Rußland kommenden Gefangen in der Regel so schlecht ausgebildet daß sie bestenfalls als Handlanger in der Rüstungsindustrie verwendbar waren.
• Rekrutierung von Frauen für den Arbeitseinsatz. Der Frauenanteil in der Instudstire stieg von knapp 22 Prozent im Jahr 1913 auf 34 Prozent im Jahr 1918. Alleine die Kruppwerke beschäftigten fast 40 Prozent Frauen. Es kam jedoch nicht zu einer vollen Mobilisierung wegen der Vorbehalte der fast ausnahmslos von Männern geleiteten Betrieben und der fehlenden Mobilität der Frauen
Die Maßnahmen waren unzureichend, was sich erst unter Hindenburg und Ludendorff in der 3. OHL änderte. Unter Eindruck der alliierten Offensiven kam es zu intensivsten Anstrengungen um alle Reserven zu mobilisieren.
Das Hindenburgprogramm:
Das Hindenburgprogramm wurde am 31. August 1916 von der OHL erlassen und setzte sich als Ziel den Rüstungsausstoß um ein vielfaches zu steigern um die Rüstungsproduktion der Gegner zumindest kurzfristig zu übertreffen. Die Pulverproduktion sollte binnen 3 Monaten verdoppelt, der Ausstoß von MGs und Geschützen sollte verdreifacht werden.
Im September 1916 wird erstmals eine Zentralstelle gebildet, das Amt für Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt. Im Dezember 1916 wird das Kriegsamt gebildet, dem die Kriegs-Rohstoffamt, das Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt unterstehen. Die Leitung unterliegt Willhelm Groener. Dieser ist ein Württemberger, ein sozial denkender General und der Chef der Eisenbahnabteilung im Generalstab. Er macht Karriere als er der Nachfolger Ludendorffs wird und mit Ebert den Ebert-Groener-Pakt abschließt und als er dann in der Weimarer Republik mehrfach Reichswehrminister ist. Groener ist der Mann, der Schleicher in die Politik bringt. Groener ist der typische Schreibtischgeneral.
Im Winter 1916-1917 kam es wegen des Hindenburgplans zu einem heillosen durcheinander. SO wurden Verträge in Massen Firmen vergeben, die diese nicht erfüllen konnte, es wurde nicht geprüft ob die Firmen die Anforderungen überhaupt erfüllen. Dazu kommt eine schwierige Transportkrise im Winter. Der Versuch schnellstmöglich neue Fabriken aus dem Boden zu stampfen, der Bauboom überfrachtet das Eisenbahnnetz, die ständigen Truppenverschiebungen zwischen West und Ost überlasten ebenfalls die Eisenbahnen. Der Winter ist äußerst hart, so daß die Binnenschiffahrt ausfällt. Der Schienenverkehr kollabiert und die Rüstungsproduktion kommt hierbei fast völlig zum Erliegen. Erst als der Hungerwinter vorbei ist steigen die Produktionszahlen langsam wieder an. 1917/18 übertrifft der Ausstoß von Geschützen und Maschinengewehren sogar das Planziel des Hindenburgprogramms, man hat inzwischen fast das Vierfache zur Verfügung. Auch das Produktionsziel von 12.000t Munition monatlich werden im Herbst erreicht. Dem ist es zu verdanken daß nicht nur die britische Flandernoffensive abgewehrt werden kann, auch werden die Kapazitäten für die Frühjahrsoffensive für das Frühjahr 1918 geschaffen.
Als Reaktion erfolgt eine dankbare Handlung seitens der Regierung. Es gibt keine Repressalien gegen SPDler, SPD-Zeitungen dürfen nun sogar in Kasernen verbreitet werden und Beamte dürfen nun der SPD beitreten. Allerdings bleiben in den entscheidenden Fragen die Zugeständnisse an die SPD aus. Das bringt die SPD über kurz oder lang in eine schwierige Lage.
Um die Kreditbewilligung immer wieder durchzupacken in der SPD braucht man greifbare Erfolge. Je länger diese ausbleiben, desto schwerer fällt es der SPD Basis und Flügel unter einen Hut zu bekommen. Noch Ende 1914 beginnen sich die Probleme in der SPD aufzuschaukeln. In der Parteilinken gibt es einige Stimmen, die behaupten daß Deutschland mitnichten einen Verteidigungskrieg führe. Man sei eingeseift worden und die Bewilligung der Kriegskredite sei ein Fehler. Kurt Eisner schreibt Anfang 1915: „Es handelt sich um einen Deutschen Weltkrieg“. Darauf reagiert die Regierung hart. Es werden die Belagerungsgesetze in Kraft gesetzt, das Vereinswesen wird eingeschränkt, die Zensur eingeführt.
Es bilden sich zwei Gruppen:
Die Gruppe Internationale um Liebknecht, Luxemburg und Eisner setzt auf das Mittel und will den Krieg durch Massenstreiks verhindern. Sie nennen sich Spartakusbund und bilden die Keimzelle für die KPD.
Die zweite Richtung ist die gemäßigte Richtung der Opposition um Hugo Hase, die jede weitere Kreditbewilligung ablehnt und den Kampf in den parlamentarischen Bahnen halten will. Sie will die Mehrheit der SPD auf ihre Bahn ziehen. Allerdings schließt die Parteirechte die Gruppe Hase am 24. März 1917 aus der SPD aus nachdem 14 Abgeordnete eine Bewilligung der Kriegskredite verweigert hatte. Diese Gruppe Hase gründet im April 1917 die USPD.
Kriegsvorbereitung und Kriegsalltag:
Kriegsfinanzierung durch Kriegsanleihen:
Um die Mobilmachung durchzuführen und die Kriegsfananzierung in Gang zu setzen braucht man ausreichende Barmittel. Daher wird seit Bismarcks Zeiten ein Kriegsschatz angelegt, 100 Millionen Mark in Gold. Durch ein Gesetz von Juli 1913 soll dieser Kriegsschatz auf 200 Millionen verdoppelt werden. Es liegen zu Kriegsausbruch etwa 205 Millionen in dem Spandauer Turm, zusammen mit den 1,5 Milliarden Reichsmark der Reichsbank reicht es also bei weitem nicht.
Um Kriege zu finanzieren gibt es zwei Wege
Die Erschließung neuer Steuerquellen oder die Ausgabe von Staatsanleihen, also die Verschuldung des Staates.
Die erste Option fällt weg, da dies eine grundlegende Steuerreform erfordert hätte. Die Gesamtausgaben des Reiches betrugen 1913 4,3 Milliarden Mark. Die Kredite werden zunächst von der Reichsbank bewilligt und dann durch Kriegsanleihen gedeckt, in Halbjahresabständen folgen dann 8 weitere. Schon die erste Kriegsanleihe bringt 1,2 Millionen Zeichner und 4,6 Milliarden Mark. Im Herbst 1916 konnten die Kriegsanleihen die Ausgaben nicht mehr decken, weshalb man um eine Erhöhung von zumindest einem Teil der Steuern nicht mehr herumkommt. Schon während des Kriegs vermehrt sich nun auch die Umlauf befindliche Geldmenge beträchtlich, was zu einem sprunghaften Ansteigen der Inflationsrate führt. Die Opfer sind diejenigen, deren Einkommen nicht an die Inflation angepaßt wird, die Beamten und die Rentner. Der bürgerliche Mittelstand verarmt, während die Industriellen und die Industriearbeiter der Rüstungsproduktion profitieren. Die Gewerkschaften können sehr hohe Lohnforderungen durchsetzen, die Rüstungsbetriebe zahlen damals das dreifache der normalen Industrielöhne.
• Kriegskosten insgesamt 165 Milliarden Reichsmark
• 9 Milliarden knapp 6 Prozent aus Steuereinnahmen
• Mit Kriegsanleihen wurden 95 Milliarden Mark aufgebraucht
• Ab Herbst 1916: Umsatzsteuer, Verbrauchersteuer auf Kohle, Steuer auf Luxuswaren. Kriegsgewinnsteuer
• Ergebnis: 156 Milliarden Mark Staatsschulden in Form von Kriegsanleihen und Reichsschatzwechseln im November 1918. Der Zinsdienst verschlang im letzten Kriegsjahr 90 Prozent der gesamten Reichsausgaben.
Das gleiche wie für den mangelnden Kriegsschatz gilt für die wirtschaftliche Mobilmachung:
1. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen für die Armee
Seit 1912 gibt es eine Kommission, die allerdings von einem schnellen Krieg ausgeht was tiefe Einschnitte nicht erforderlich macht. Es kommt also 1914 nicht zu einem vollen Ausschöpfen der wirtschaftlichen Kapazitäten, was fatal vor allm im Zusammenhang mit der britischen Seeblockade ist.
Die Folgend er Seeblockade:
• Deutschland als zweitgrößte Weltwirtschaftsmacht verlor 90 Prozent seiner Importe
• Der Außenhandel fiel von 5,9 Milliarden Dollar im Jahre 1913 auf 800 Millionen Dollar im Jahre 1917
• 1913 wurden 50 Prozent aller in Deutschland verarbeiteten Eisenerze importiert, bei anderen Metallen, wie dem Stahlhärter Mangan, bei Kupfer, Blei und Zink wurde praktisch der gesamte Bedarf importiert. Nicht anders sah es bei Kautschuk, Erdöl und vor allem bei den für die Munitions- und Düngemittelherstellung essentiellen Nitraten aus.
Es war also klar daß der Krieg auf Dauer austrocknen würde wenn man nicht von dieser Rohstoffmisere hinwegkommen würde.
Die Kriegsrohstoffabteilung im preußischen Kriegsministerium (13. August 1914)
• Walther Rathenau, Wichard von Moellendorf, Major Josef Keoth
• Nach einer Umfrage reichen die Rohstofflager noch maximal bis Jahresende
• Drastische Einschränkung des zivilen Verbrauch von Mangelrohstoffen durch die Kriegsrohstoffabteilung
• Nur die Einschnitte der Kriegsrohstoffabteilung ermögliche es den Krieg überhaupt über das erste Kriegsjahr hinaus zu führen
• Organisierung der Eisenerzzufuhren aus Schweden und der Chrom- und Manganlieferungen aus der Türkei
• Über Genua wurden bis zum Frühjahr 1915 große Mengen Baumwolle aus den USA bezogen
• Aus Belgien und Nordfrankreich bezog man Kohle aus dem französischen teil Lothringens Eisenerze, aus Serbien Kupfer
• Bedeutendste Leistung: die industrielle Herstellung von Stickstoff, dem Grundstoff zur Pulver- und Düngemittelproduktion. Bereits vor dem Krieg hatten Fritz Haber und Robert Bosch ein Verfahren entwickelt, mit dem Stickstoff aus Luft gewonnen werden konnte. Rathenau sorgte dafür, daß gewaltige Anlagen für die Massenherstellung gebaut wurden. Deutschland machte sich damit unabhängig von der Einfuhr von Chilesalpeter, dem bis dahin einzigen Grundstoff zu Stickstoffgewinnung
• Im November 1914 waren bereits alle Munitionsvorräte verschossen und die Stickstoffvorräte waren nur noch marginal. Nur die Stickstoffsynthese ermögliche die Fortführung der Produktion
2. Die Arbeitskräfte für die Rüstungsindustrie
Rekrutierung von Arbeitskräften für die Rüstungsproduktion
Die Gründe für den Mangel an Facharbeitern lag an der wirren und planlosen Einberufungswirtschaft, die auf die Belange der Wirtschaft keine Rücksicht nahm, dazu kamen die Freiwilligen. Ende 1914 hatte bereits 1/3 der Facharbeiter den Arbeitskittel gegen den Rock getauscht. Dazu kamen der Personalbedarf durch die dauernd neu aufgestellten Divisionen, insgesamt 13,25 Millionen Mann (20,4% der Gesamtbevölkerung) die Armee. Wegen des gravierenden Personalproblemen kam es zu folgenden Maßnahmen:
• Zwangsweise Verbringung ausländischer Arbeiter nach Deutschland, da die Anwerbung von Arbeitskräften in den besetzten Gebieten, praktisch erfolglos blieb (62.000 belgische Zwangsarbeiter, bis 1918 rund 300.000 Polen)
• Zurückstellung wehrdienstfähiger Männer vom Frontdienst. 1918 war ihre Zahl allein in Preußen auf 1,1 Millionen angewachsen.
• Rund die Hälfte der etwa 2,5 Millionen Kriegsgefangenen wurden zum Arbeitseinsatz herangezogen. Einsatz vor allem in der Landwirtschaft. Allerdings waren die hauptsächlich aus Rußland kommenden Gefangen in der Regel so schlecht ausgebildet daß sie bestenfalls als Handlanger in der Rüstungsindustrie verwendbar waren.
• Rekrutierung von Frauen für den Arbeitseinsatz. Der Frauenanteil in der Instudstire stieg von knapp 22 Prozent im Jahr 1913 auf 34 Prozent im Jahr 1918. Alleine die Kruppwerke beschäftigten fast 40 Prozent Frauen. Es kam jedoch nicht zu einer vollen Mobilisierung wegen der Vorbehalte der fast ausnahmslos von Männern geleiteten Betrieben und der fehlenden Mobilität der Frauen
Die Maßnahmen waren unzureichend, was sich erst unter Hindenburg und Ludendorff in der 3. OHL änderte. Unter Eindruck der alliierten Offensiven kam es zu intensivsten Anstrengungen um alle Reserven zu mobilisieren.
Das Hindenburgprogramm:
Das Hindenburgprogramm wurde am 31. August 1916 von der OHL erlassen und setzte sich als Ziel den Rüstungsausstoß um ein vielfaches zu steigern um die Rüstungsproduktion der Gegner zumindest kurzfristig zu übertreffen. Die Pulverproduktion sollte binnen 3 Monaten verdoppelt, der Ausstoß von MGs und Geschützen sollte verdreifacht werden.
Im September 1916 wird erstmals eine Zentralstelle gebildet, das Amt für Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt. Im Dezember 1916 wird das Kriegsamt gebildet, dem die Kriegs-Rohstoffamt, das Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt unterstehen. Die Leitung unterliegt Willhelm Groener. Dieser ist ein Württemberger, ein sozial denkender General und der Chef der Eisenbahnabteilung im Generalstab. Er macht Karriere als er der Nachfolger Ludendorffs wird und mit Ebert den Ebert-Groener-Pakt abschließt und als er dann in der Weimarer Republik mehrfach Reichswehrminister ist. Groener ist der Mann, der Schleicher in die Politik bringt. Groener ist der typische Schreibtischgeneral.
Im Winter 1916-1917 kam es wegen des Hindenburgplans zu einem heillosen durcheinander. SO wurden Verträge in Massen Firmen vergeben, die diese nicht erfüllen konnte, es wurde nicht geprüft ob die Firmen die Anforderungen überhaupt erfüllen. Dazu kommt eine schwierige Transportkrise im Winter. Der Versuch schnellstmöglich neue Fabriken aus dem Boden zu stampfen, der Bauboom überfrachtet das Eisenbahnnetz, die ständigen Truppenverschiebungen zwischen West und Ost überlasten ebenfalls die Eisenbahnen. Der Winter ist äußerst hart, so daß die Binnenschiffahrt ausfällt. Der Schienenverkehr kollabiert und die Rüstungsproduktion kommt hierbei fast völlig zum Erliegen. Erst als der Hungerwinter vorbei ist steigen die Produktionszahlen langsam wieder an. 1917/18 übertrifft der Ausstoß von Geschützen und Maschinengewehren sogar das Planziel des Hindenburgprogramms, man hat inzwischen fast das Vierfache zur Verfügung. Auch das Produktionsziel von 12.000t Munition monatlich werden im Herbst erreicht. Dem ist es zu verdanken daß nicht nur die britische Flandernoffensive abgewehrt werden kann, auch werden die Kapazitäten für die Frühjahrsoffensive für das Frühjahr 1918 geschaffen.
08.12.2005, 15:01
Das „Gesetz über den Vaterländischen Hilfsdienst“ (2.12.1916)
Hindenburgs Plan nach Sonntagsarbeit, Abschaffung des Lehrbetriebs an Universitäten und eine Dienstpflicht für alle nicht in der Armee dienenden. Bethmann Holweg weigert sich und verzögert es, schließlich wird es aber doch noch eingeführt.
• Mit Wirkung vom 5. Dezember wurde die Arbeitspflicht aller männlichen Deutschen zwischen 16 und 60 Jahren eingeführt, soweit sie nicht zur Armee eingezogen worden waren.
• Jedem Dienstpflichtigen konnte unter Anwendung von Zwangsmaßnahmen ein Arbeitsplatz in der Rüstungsindustrie zugewiesen werden.
• Jeder Arbeitsplatzwechsel oblag der Genehmigung von Schiedsausschüssen, die paritätisch von Arbeitgebern und Gewerkschaften zusammengesetzt waren.
• Zudem konnten nicht kriegswichtige Betriebe geschlossen werden.
Der Erfolg des Gesetzes:
• Die Erwartungen erfüllten sich nicht. Keine zusätzlichen Arbeitskräfte in nennenswertem Umfang konnten hinzugewonnen werden. Das lag daran, daß die hohen Lebenshaltungskosten ohnehin jeden dazu zwangen dort zu arbeiten wo viel zu verdienen war: In der Rüstungsindustrie
• Die wohlhabenden, die nicht arbeiteten hatten genügend Verbindungen um trotzdem nicht arbeiten zu müssen
• Der eklatante Facharbeitermangel konnte damit nicht behoben werden
• Die Arbeiterfluktuationen konnte auch nicht wirkungsvoll eingedämmt werden, die Rüstungsbetriebe warben sich die Arbeiter gegenseitig ab.
• Allerdings steigen die Gewerkschafter damit zu einem anerkannten Verhandlungspartner auf.
3. Ernährung der Bevölkerung.
Vor Beginn der Blockade hatte Deutschland 20% seiner Nahrungsmittel importiert. Verschärft wurde es durch die Blockade mit einem Mangel an Arbeitsgerät und Düngern, was die Produktivität absinken ließ. 1918 erreichte die Produktion der Kartoffeln nur noch 50% der Produktion von 1913, die von Futter- und Brotgetreide ging auf 2/3 zurück.
Verwaltung der Mangelsituation
• Festsetzung von Höchstpreisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Getreide und Kartoffeln. Das hatte den Effekt, daß viele Landwirte auf Viehhaltung umsteigen, die größere Gewinne versprach oder aber ihre Erzeugnisse vom Markt nahmen und unter der Hand verkauften
• Im Januar 1915 wurde dann die Brotkarte eingeführt, der erste Schritt zur Bewirtschaftung der knappen Lebensmittel
• Bis Ende 1916 fielen auch die wichtigsten anderen Grundnahrungsmittel unter die Zwangsrationierung
• Mit dem Kartensystem war allerdings keine Garantie der Zuteilung verbunden. Denn häufig waren die Lebensmittelzufuhren so unregelmäßig, daß nicht einmal die auf den Karten verzeichneten Mindestmengen abgegeben werden konnte
Daß an die 800.000 Deutsche dem Hunger zum Opfer vielen liegt an der Unfähigkeit für eine regelmäßige Zuteilung von Nahrung zu sorgen.
Bereits in den Tagen der Mobilmachung setzte in den Großstädten ein Sturm auf die Lebensmittelläden ein, der die Preise für Lebensmittel sofort in die Höhe trieb. Im Sommer 1914 müssen für Fleisch, Butter und Brot so horrende Preise bezahlt werden, daß sie zur Luxusware werden. Die Stimmung leidet unter anderem darunter, daß die Qualität sinkt. Das Brot wird gestreckt, die Milch verdünnt und es kommen Ersatzprodukte in Umlauf. Auch Schwindler versuchen ihren Reibach zu machen. Im Frühjahr 1915 kommt es zu der Einrichtung von Kriegsküchen, wo jeder für ein geringes Entgelt eine warme Mahlzeit kaufen kann. AB dem Winter 1915 kommt es zu einer bedenklichen Verknappung, es kommt zur Schlangenbildung um überhaupt etwas zu bekommen. Die Behörden betrachten diese „Lebensmittelpolonaisen“ mit großem Argwohn. Denn diese Versammlungen sind die Nachrichtenbörsen, sie sind Kristallisationspunkte der Unzufriedenheit und des Protests.. Im Herbst 1915 kommt es erstmalig zu Hungerkrawallen in proletarischen Stadtteilen Berlins. Danach kommt es immer wieder zu Unruhen, zu Demonstrationen und zur Erstürmung von Rathäusern und Lebensmittellagern.
Im Winter 1916 fallen die Kartoffelzufuhren fast vollständig aus, ebenso Kohlen, auch die Brotzufuhr fällt auf 117g zurück. Es kommt zum berüchtigten Steckrübenwinter. Die Behörden verteilen „Kriegskochbücher“, die der Bevölkerung die Zubereitung von Steckrüben schmackhaft machen soll.
Der Kalorienverbrauch war 1913 im Schnitt bei 3000, im Steckrübenwinter sinkt er auf 1200 ab. Es bleibt z.B nur 1/10 des Fleischverbrauchs übrig, Fisch sinkt auf 1/8. ab, Mehl halbiert sich, Butter und Käse werden zu Luxusproblemen. Im Frühjahr 1917 kommt es zu ersten Hungerödemen, man sieht vermehrt Menschen mit stark angeschwollenen Bäuchen, Armen und Beinen. Damit verbunden ist vor allem die starke Anfälligkeit für Krankheiten. Tausende sterben an TBC und Lungenentzündungen. Das erleichtert vor allem die Verbreitung der Spanischen Grippe 1918.
Es wird also zur Überlebensfrage sich Nahrungsmittel zu beschaffen, weshalb Kolonnen von Frauen mit Kindern in die ländlichen Gebiete zum Hamstern einfallen. Alle Verbote können das nicht verhindern und die Enttäuschung steigt ins Unermeßliche wenn kleinen Hamsterern von der Polizei der Rucksack ausgeräumt wird.
Auf der anderen Seite gibt es einen blühenden Schwarzmarkt, wo man alles problemlos bekommen kann wenn man den entsprechenden Preis zahlen kann. Wohlhabende Privatpersonen, aber auch Industrie und Gemeinden gehen dazu über sich auf dem Schwarzhandel zu versorgen um die Engpässe zu beheben. Der Unmut der hungernden Massen richtet sich gegen die Hamstere, die Schieber und Schwarzhändler und gegen das Schwelgen der Kriegsgewinnler, sowie gegen die Unfähigkeit der Obrigkeit.
Da dies im 2. Weltkrieg nicht vorkam blieben Unruhen im 3. Reich fast völlig aus. Lieber ließ man da die Soldaten an der Front hungern und frieren als dem Volk die Nahrung zu beschneiden.
Hindenburgs Plan nach Sonntagsarbeit, Abschaffung des Lehrbetriebs an Universitäten und eine Dienstpflicht für alle nicht in der Armee dienenden. Bethmann Holweg weigert sich und verzögert es, schließlich wird es aber doch noch eingeführt.
• Mit Wirkung vom 5. Dezember wurde die Arbeitspflicht aller männlichen Deutschen zwischen 16 und 60 Jahren eingeführt, soweit sie nicht zur Armee eingezogen worden waren.
• Jedem Dienstpflichtigen konnte unter Anwendung von Zwangsmaßnahmen ein Arbeitsplatz in der Rüstungsindustrie zugewiesen werden.
• Jeder Arbeitsplatzwechsel oblag der Genehmigung von Schiedsausschüssen, die paritätisch von Arbeitgebern und Gewerkschaften zusammengesetzt waren.
• Zudem konnten nicht kriegswichtige Betriebe geschlossen werden.
Der Erfolg des Gesetzes:
• Die Erwartungen erfüllten sich nicht. Keine zusätzlichen Arbeitskräfte in nennenswertem Umfang konnten hinzugewonnen werden. Das lag daran, daß die hohen Lebenshaltungskosten ohnehin jeden dazu zwangen dort zu arbeiten wo viel zu verdienen war: In der Rüstungsindustrie
• Die wohlhabenden, die nicht arbeiteten hatten genügend Verbindungen um trotzdem nicht arbeiten zu müssen
• Der eklatante Facharbeitermangel konnte damit nicht behoben werden
• Die Arbeiterfluktuationen konnte auch nicht wirkungsvoll eingedämmt werden, die Rüstungsbetriebe warben sich die Arbeiter gegenseitig ab.
• Allerdings steigen die Gewerkschafter damit zu einem anerkannten Verhandlungspartner auf.
3. Ernährung der Bevölkerung.
Vor Beginn der Blockade hatte Deutschland 20% seiner Nahrungsmittel importiert. Verschärft wurde es durch die Blockade mit einem Mangel an Arbeitsgerät und Düngern, was die Produktivität absinken ließ. 1918 erreichte die Produktion der Kartoffeln nur noch 50% der Produktion von 1913, die von Futter- und Brotgetreide ging auf 2/3 zurück.
Verwaltung der Mangelsituation
• Festsetzung von Höchstpreisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Getreide und Kartoffeln. Das hatte den Effekt, daß viele Landwirte auf Viehhaltung umsteigen, die größere Gewinne versprach oder aber ihre Erzeugnisse vom Markt nahmen und unter der Hand verkauften
• Im Januar 1915 wurde dann die Brotkarte eingeführt, der erste Schritt zur Bewirtschaftung der knappen Lebensmittel
• Bis Ende 1916 fielen auch die wichtigsten anderen Grundnahrungsmittel unter die Zwangsrationierung
• Mit dem Kartensystem war allerdings keine Garantie der Zuteilung verbunden. Denn häufig waren die Lebensmittelzufuhren so unregelmäßig, daß nicht einmal die auf den Karten verzeichneten Mindestmengen abgegeben werden konnte
Daß an die 800.000 Deutsche dem Hunger zum Opfer vielen liegt an der Unfähigkeit für eine regelmäßige Zuteilung von Nahrung zu sorgen.
Bereits in den Tagen der Mobilmachung setzte in den Großstädten ein Sturm auf die Lebensmittelläden ein, der die Preise für Lebensmittel sofort in die Höhe trieb. Im Sommer 1914 müssen für Fleisch, Butter und Brot so horrende Preise bezahlt werden, daß sie zur Luxusware werden. Die Stimmung leidet unter anderem darunter, daß die Qualität sinkt. Das Brot wird gestreckt, die Milch verdünnt und es kommen Ersatzprodukte in Umlauf. Auch Schwindler versuchen ihren Reibach zu machen. Im Frühjahr 1915 kommt es zu der Einrichtung von Kriegsküchen, wo jeder für ein geringes Entgelt eine warme Mahlzeit kaufen kann. AB dem Winter 1915 kommt es zu einer bedenklichen Verknappung, es kommt zur Schlangenbildung um überhaupt etwas zu bekommen. Die Behörden betrachten diese „Lebensmittelpolonaisen“ mit großem Argwohn. Denn diese Versammlungen sind die Nachrichtenbörsen, sie sind Kristallisationspunkte der Unzufriedenheit und des Protests.. Im Herbst 1915 kommt es erstmalig zu Hungerkrawallen in proletarischen Stadtteilen Berlins. Danach kommt es immer wieder zu Unruhen, zu Demonstrationen und zur Erstürmung von Rathäusern und Lebensmittellagern.
Im Winter 1916 fallen die Kartoffelzufuhren fast vollständig aus, ebenso Kohlen, auch die Brotzufuhr fällt auf 117g zurück. Es kommt zum berüchtigten Steckrübenwinter. Die Behörden verteilen „Kriegskochbücher“, die der Bevölkerung die Zubereitung von Steckrüben schmackhaft machen soll.
Der Kalorienverbrauch war 1913 im Schnitt bei 3000, im Steckrübenwinter sinkt er auf 1200 ab. Es bleibt z.B nur 1/10 des Fleischverbrauchs übrig, Fisch sinkt auf 1/8. ab, Mehl halbiert sich, Butter und Käse werden zu Luxusproblemen. Im Frühjahr 1917 kommt es zu ersten Hungerödemen, man sieht vermehrt Menschen mit stark angeschwollenen Bäuchen, Armen und Beinen. Damit verbunden ist vor allem die starke Anfälligkeit für Krankheiten. Tausende sterben an TBC und Lungenentzündungen. Das erleichtert vor allem die Verbreitung der Spanischen Grippe 1918.
Es wird also zur Überlebensfrage sich Nahrungsmittel zu beschaffen, weshalb Kolonnen von Frauen mit Kindern in die ländlichen Gebiete zum Hamstern einfallen. Alle Verbote können das nicht verhindern und die Enttäuschung steigt ins Unermeßliche wenn kleinen Hamsterern von der Polizei der Rucksack ausgeräumt wird.
Auf der anderen Seite gibt es einen blühenden Schwarzmarkt, wo man alles problemlos bekommen kann wenn man den entsprechenden Preis zahlen kann. Wohlhabende Privatpersonen, aber auch Industrie und Gemeinden gehen dazu über sich auf dem Schwarzhandel zu versorgen um die Engpässe zu beheben. Der Unmut der hungernden Massen richtet sich gegen die Hamstere, die Schieber und Schwarzhändler und gegen das Schwelgen der Kriegsgewinnler, sowie gegen die Unfähigkeit der Obrigkeit.
Da dies im 2. Weltkrieg nicht vorkam blieben Unruhen im 3. Reich fast völlig aus. Lieber ließ man da die Soldaten an der Front hungern und frieren als dem Volk die Nahrung zu beschneiden.
08.12.2005, 15:01
Das Scheitern des Schlieffenplans
Die militärische Ausgangslage:
• Das Zahlenverhältnis der Streitkräfte: Das deutsche Kriegsheer umfaßte einschließlich der Ersatzformationen 2.398.000 Mann. Österreich-Ungarn konnte 1.421.000 Mann aufbieten. Frankreich konnte 1.867.000 und Rußland zunächst 3.429.000 Mann ins Feld stellen. Dazu kam die britische Expeditionsstreitmacht von sechs Divisionen mit rund 110.000 Mann. IM August 1914 standen als mehr als 5,8 Millionen Soldaten der Entente den 3,8 Millionen Soldaten der Mittelmächte gegenüber
• Die Bevölkerungszahl als Ergänzungsfaktor: Hier standen die 118 Millionen der Mittelmächte den 260 Millionen Menschen der Entetemächte gegenüber.
• Die Seeblockade schnitt die Mittelmächte von lebenswichtigen Rohstoff- und Lebensmittelzufuhren ab, während ei Alliierten auf die unerschöpflichen kolonialen Ressourcen des britischen Weltreichs zurückgreifen konnten.
• Überlegenheit der Defensive über die Offensive: kaum moderne Angriffswaffen und Mittel des modernen Bewegungskrieges wie Panzer, Lkw und Flugzeuge. Hauptträger des Kampfes war die zu Fuß kämpfende Infanterie. Die spärliche Kavallerie war ein Aufklärungswerkzeug, das Maschinengewehr war wenig verbreitet – jedes deutsche Regiment verfügte nur über sechs schwere MGs – die Truppen und der Nachschub waren kaum motorisiert und die die Nachrichtenübermittlungsgeräte wie Telegraph und Telefon waren nur in sehr geringen Stückzahlen vorhanden. All dies bedeutete, daß die vorhandene Waffentechnik die Verteidigung begünstigte. Man kann also sagen die Armeen des 19. Jahrhunderts traten in einem Krieg des 20. Jahrhunderts ein.
Die einzige deutsche Chance und alle Hoffnung lag jedoch in der Offensive.
Der deutsche Vormarsch in Belgien
Der Aufmarsch erfolgt wie geplant, doch der Angriff beginnt mit einem Mißerfolg. Schlieffen hatte genau wie Moltke gehofft daß die Belgier keinen Widerstand leisten würden. Nach 2 Tagen verlustreicher Kämpfe können die deutschen Truppen endlich in Lüttich einfallen, das letzte Fort wird erst am 16. August eingenommen. Die Einnahme gelingt nur dank der bislang geheim gehaltenen Waffe „Dicke Berta“. Schon in der Anfangsphase des Westfeldzuges droht der Vormarschplan in Verzug zu geraten. Überall wittert man in Belgien gleich der zweiten Phase des Deutsch-Französischen Krieges Heckenschützen Die Belgier werden als gemeines Volk dargestellt, die nur darauf brennen dem deutschen Grenadier bei Nacht und Nebel die Kehle durchzuschneiden. Die Deutsche Führung ist entschlossen hart dagegen vorzugehen.
Moltke verstößt gegen das Völkerrecht als er am 12. August bestimmt daß jeder Zivilist der an den Kampfhandlungen teilnimmt sofort als Freischärler standrechtlich erschossen werden darf. Damit ist es jedem Soldaten selbst überlassen wen er füsiliert. Es kommt zu Massakern an der belgischen Zivilbevölkerung.
In Löwen werden nach einer Schießerei zwischen Soldaten und Zivilisten 200 Zivilisten getötet, die Altstadt größtenteils zerstört und die alte Bibliothek angezündet. (Strafgericht von Löwen am 25. August 1914)
Nach großen Vorstößen macht sich Ende August Siegeszuversicht im Hauptquartier breit, Moltke bemerkt jedoch, daß bislang kein Entscheidungsschlag gelungen sei. Die Gemäß Plan 17 geführte Offensive gegen Lothringen und das Elsaß scheitert zwar, löst jedoch bei Moltke eine ganze kette entscheidender deutscher Führungsfehler aus, in der Wende vom August zum September:
1. Fehler:
Moltke läßt zur Abwehr der Franzosen den linken deutschen Heeresflügel die letzte verfügbare Reserve von 6,5 Divisionen zuteilen. Er läßt die Reserve ausgerechnet von dem rechten Flügel abziehen, der sich gerade auf dem Vormarsch befindet. Die Divisionen fehlen nun bei Kluck und von Bülow.
2. Fehler:
Statt die Franzosen jedoch in die Falle hineinzulocken und sich zurückzuziehen greift Prinz Ruprecht an. Die gegenoffensive scheitert nach wenigen Tagen unter schweren Verlusten.
3. Fehler
Unter dem Druck der Russen verlegt Moltke 4 Divisionen vom Westen in den Osten, ohne daß die Ostfront um Hilfe gebeten hätte. Diese zieht er von der 2. Armee unter Bülow ab, womit nur noch 20 deutsche Divisionen 30 britischen und französischen Divisionen gegenüber stehen.
4. Fehler
Der OHL ist die Führung der Westarmee vollständig entglitten. Moltke der inzwischen in Luxemburg sitzt kann nur noch auf dem Funkweg mit den vorrückenden Truppen kommunizieren. Es gibt keine Kommunikation per Flugzeug, Fesselballon oder Telefon, was Kluck auch die Möglichkeit eigenmächtig zu agieren.
Moltke schwenkt nun völlig vom Schlieffenplan ab. Moltke will eine Zangenoperation und statt westlich um Paris herum nach Süden abzuschwenken sollten die 1. und 2. Armee den Flankenschutz für die restlichen Kräfte übernehmen.
Die Marneschlacht (6. bis 9. September 1914)
Am 3. September ist die 1. Armee Klucks nur noch 18km von Paris entfernt und die Franzosen erwarten den deutschen Angriff auf Paris. Kluck und Bülow denken überhaupt nicht daran den Angriff abzubrechen und wollen die 5. französische Armee vor sich aufreiben. Kluck gibt eigenmächtig den Vormarsch auf Paris auf und geht südlich über die Marne in Verfolgung der französischen Armee. Da erkennt Joffres, der französische Oberbefehlshaber die Lage und befiehlt den Angriff.
Kluck kann den Angriff durch Gewaltmärsche zurück nach Paris hin abwehren, allerdings klafft nun eine gefährliche Lücke von etwa 50 km zwischen der 1. und der 2. Armee. In diese Lücke hinein marschieren die Briten. Moltke hat keinen Überblick über die Lage und schickt Oberstleutnant Hensch an die Front. Dieser Befiehlt nun den Rückzug der beiden Armeen hinter die Marne. Am 9. September gehen beide Armeen hinter die Marne zurück.
2. OHL
Moltke erleidet am 14.9.1914 unter Eindruck des gescheiterten Vormarschs einen Nervenzusammenbruch und wird noch am gleichen Tag durch Erich von Falkenhayn ersetzt.
Septemberprogramm und Kriegszielerklärungen.
Nach den Erfolgsmeldungen von der Front überschlagen sich in Berlin die Wirtschafts- und dynastischen Interessen. Es fängt ein lautes Geschrei wegen Annexionsansprüchen an.
Die Denkschrift Erzbergers (2.9.1914)
• Im Westen die „militärische Oberhoheit“ über Belgien und die nordfranzösische Kanalküste von Dünkirchen bis Boulogne
• Die Annexion des Beckens von Longwy-Briey in Lothringen mit seinen reichhaltigen Eisenerzvorkommen
• Im Osten die Befreiung der nichtrussischen Völkerschaften vom Joch des Moskovitertums
• Die Gründung eines unter deutscher Oberhoheit stehenden Königreichs Polen
• Sowie die Einrichtung eines großen Zentralafrikanischen Kolonialreichs
• Und eine hohe Kriegsentschädigung:
Heinrich Klasse vom Alldeutschen Verein
• Teilung Belgiens in einen Flämischen und einen Wallonischen Teil
• Frankreich soll so zerschmettert werden daß es nicht mehr aufstehen kann
• Rußland soll im wesentlichen in die Grenzen der zeit vor Peter dem Großen zurückgeworfen werden
• In den vom Reich annektierten Gebieten ist eine ethnische Säuberung der annektierten Gebiete und Ansiedlung deutscher Siedler.
Holweg läßt seit Anfang August von Kurt Riezler alle Denkschriften sammeln und setzt eine Kommission von Experten ein die die Denkschriften prüft. Auf den Rat der Experten hin läßt er am 9. September ein Substrat aus all diesen Einsendungen erstellen: „Vorläufige Aufzeichnung über die Richtlinien unserer Politik beim Friedensschluß“, unter dem Begriff „Septemberprogramm“ wurde dies dann bekannt.
Dies schickt Bethmann Holweg an seinen Stellvertreter in Berlin an den Staatssekretär des Inneren Clemens von Delbrück
Dies ist ein unverbindlicher Kriegszielkatalog der jedoch nicht die Meinung des Reichskanzlers widerspiegelt.
Allgemeine Ziele:
• Sicherung des deutschen Reiches nach West und Ost auf erdenkliche Zeit. Zu diesem Zweck muß Frankreich so geschwächt werden daß es nicht neu erstehen kann. Rußland muß abgedrängt werden und die unterdrückten Völker sollen befreit werden.
• Frankreich solle große, vor allem wirtschaftlich und militärisch wichtige Gebiete abtreten
• Belgien solle äußerlich weiterbestehen, aber von Deutschland kontrolliert werden, es soll darüber hinaus gebiete abtreten.
• Luxemburg soll annektiert und als deutscher Bundesstaat eingegliedert werden.
• Schaffung eines zusammenhängenden Mittelafrikanischen Kolonialreichs
• Schaffung eines Zollverbands in Mitteleuropa unter Deutscher Oberhoheit mit Belgien, Holland, Polen, Dänemark, den baltischen Staaten und Deutschland
• Abhängigkeit Hollands durch ein Schutz- und Trutzbündnis
Bewertung:
Das Programm hätte die Hegemonie Deutschlands garantiert. Es stellt jedoch die Maximalforderung dar und ist kein festes Kriegsziel.
Die militärische Ausgangslage:
• Das Zahlenverhältnis der Streitkräfte: Das deutsche Kriegsheer umfaßte einschließlich der Ersatzformationen 2.398.000 Mann. Österreich-Ungarn konnte 1.421.000 Mann aufbieten. Frankreich konnte 1.867.000 und Rußland zunächst 3.429.000 Mann ins Feld stellen. Dazu kam die britische Expeditionsstreitmacht von sechs Divisionen mit rund 110.000 Mann. IM August 1914 standen als mehr als 5,8 Millionen Soldaten der Entente den 3,8 Millionen Soldaten der Mittelmächte gegenüber
• Die Bevölkerungszahl als Ergänzungsfaktor: Hier standen die 118 Millionen der Mittelmächte den 260 Millionen Menschen der Entetemächte gegenüber.
• Die Seeblockade schnitt die Mittelmächte von lebenswichtigen Rohstoff- und Lebensmittelzufuhren ab, während ei Alliierten auf die unerschöpflichen kolonialen Ressourcen des britischen Weltreichs zurückgreifen konnten.
• Überlegenheit der Defensive über die Offensive: kaum moderne Angriffswaffen und Mittel des modernen Bewegungskrieges wie Panzer, Lkw und Flugzeuge. Hauptträger des Kampfes war die zu Fuß kämpfende Infanterie. Die spärliche Kavallerie war ein Aufklärungswerkzeug, das Maschinengewehr war wenig verbreitet – jedes deutsche Regiment verfügte nur über sechs schwere MGs – die Truppen und der Nachschub waren kaum motorisiert und die die Nachrichtenübermittlungsgeräte wie Telegraph und Telefon waren nur in sehr geringen Stückzahlen vorhanden. All dies bedeutete, daß die vorhandene Waffentechnik die Verteidigung begünstigte. Man kann also sagen die Armeen des 19. Jahrhunderts traten in einem Krieg des 20. Jahrhunderts ein.
Die einzige deutsche Chance und alle Hoffnung lag jedoch in der Offensive.
Der deutsche Vormarsch in Belgien
Der Aufmarsch erfolgt wie geplant, doch der Angriff beginnt mit einem Mißerfolg. Schlieffen hatte genau wie Moltke gehofft daß die Belgier keinen Widerstand leisten würden. Nach 2 Tagen verlustreicher Kämpfe können die deutschen Truppen endlich in Lüttich einfallen, das letzte Fort wird erst am 16. August eingenommen. Die Einnahme gelingt nur dank der bislang geheim gehaltenen Waffe „Dicke Berta“. Schon in der Anfangsphase des Westfeldzuges droht der Vormarschplan in Verzug zu geraten. Überall wittert man in Belgien gleich der zweiten Phase des Deutsch-Französischen Krieges Heckenschützen Die Belgier werden als gemeines Volk dargestellt, die nur darauf brennen dem deutschen Grenadier bei Nacht und Nebel die Kehle durchzuschneiden. Die Deutsche Führung ist entschlossen hart dagegen vorzugehen.
Moltke verstößt gegen das Völkerrecht als er am 12. August bestimmt daß jeder Zivilist der an den Kampfhandlungen teilnimmt sofort als Freischärler standrechtlich erschossen werden darf. Damit ist es jedem Soldaten selbst überlassen wen er füsiliert. Es kommt zu Massakern an der belgischen Zivilbevölkerung.
In Löwen werden nach einer Schießerei zwischen Soldaten und Zivilisten 200 Zivilisten getötet, die Altstadt größtenteils zerstört und die alte Bibliothek angezündet. (Strafgericht von Löwen am 25. August 1914)
Nach großen Vorstößen macht sich Ende August Siegeszuversicht im Hauptquartier breit, Moltke bemerkt jedoch, daß bislang kein Entscheidungsschlag gelungen sei. Die Gemäß Plan 17 geführte Offensive gegen Lothringen und das Elsaß scheitert zwar, löst jedoch bei Moltke eine ganze kette entscheidender deutscher Führungsfehler aus, in der Wende vom August zum September:
1. Fehler:
Moltke läßt zur Abwehr der Franzosen den linken deutschen Heeresflügel die letzte verfügbare Reserve von 6,5 Divisionen zuteilen. Er läßt die Reserve ausgerechnet von dem rechten Flügel abziehen, der sich gerade auf dem Vormarsch befindet. Die Divisionen fehlen nun bei Kluck und von Bülow.
2. Fehler:
Statt die Franzosen jedoch in die Falle hineinzulocken und sich zurückzuziehen greift Prinz Ruprecht an. Die gegenoffensive scheitert nach wenigen Tagen unter schweren Verlusten.
3. Fehler
Unter dem Druck der Russen verlegt Moltke 4 Divisionen vom Westen in den Osten, ohne daß die Ostfront um Hilfe gebeten hätte. Diese zieht er von der 2. Armee unter Bülow ab, womit nur noch 20 deutsche Divisionen 30 britischen und französischen Divisionen gegenüber stehen.
4. Fehler
Der OHL ist die Führung der Westarmee vollständig entglitten. Moltke der inzwischen in Luxemburg sitzt kann nur noch auf dem Funkweg mit den vorrückenden Truppen kommunizieren. Es gibt keine Kommunikation per Flugzeug, Fesselballon oder Telefon, was Kluck auch die Möglichkeit eigenmächtig zu agieren.
Moltke schwenkt nun völlig vom Schlieffenplan ab. Moltke will eine Zangenoperation und statt westlich um Paris herum nach Süden abzuschwenken sollten die 1. und 2. Armee den Flankenschutz für die restlichen Kräfte übernehmen.
Die Marneschlacht (6. bis 9. September 1914)
Am 3. September ist die 1. Armee Klucks nur noch 18km von Paris entfernt und die Franzosen erwarten den deutschen Angriff auf Paris. Kluck und Bülow denken überhaupt nicht daran den Angriff abzubrechen und wollen die 5. französische Armee vor sich aufreiben. Kluck gibt eigenmächtig den Vormarsch auf Paris auf und geht südlich über die Marne in Verfolgung der französischen Armee. Da erkennt Joffres, der französische Oberbefehlshaber die Lage und befiehlt den Angriff.
Kluck kann den Angriff durch Gewaltmärsche zurück nach Paris hin abwehren, allerdings klafft nun eine gefährliche Lücke von etwa 50 km zwischen der 1. und der 2. Armee. In diese Lücke hinein marschieren die Briten. Moltke hat keinen Überblick über die Lage und schickt Oberstleutnant Hensch an die Front. Dieser Befiehlt nun den Rückzug der beiden Armeen hinter die Marne. Am 9. September gehen beide Armeen hinter die Marne zurück.
2. OHL
Moltke erleidet am 14.9.1914 unter Eindruck des gescheiterten Vormarschs einen Nervenzusammenbruch und wird noch am gleichen Tag durch Erich von Falkenhayn ersetzt.
Septemberprogramm und Kriegszielerklärungen.
Nach den Erfolgsmeldungen von der Front überschlagen sich in Berlin die Wirtschafts- und dynastischen Interessen. Es fängt ein lautes Geschrei wegen Annexionsansprüchen an.
Die Denkschrift Erzbergers (2.9.1914)
• Im Westen die „militärische Oberhoheit“ über Belgien und die nordfranzösische Kanalküste von Dünkirchen bis Boulogne
• Die Annexion des Beckens von Longwy-Briey in Lothringen mit seinen reichhaltigen Eisenerzvorkommen
• Im Osten die Befreiung der nichtrussischen Völkerschaften vom Joch des Moskovitertums
• Die Gründung eines unter deutscher Oberhoheit stehenden Königreichs Polen
• Sowie die Einrichtung eines großen Zentralafrikanischen Kolonialreichs
• Und eine hohe Kriegsentschädigung:
Heinrich Klasse vom Alldeutschen Verein
• Teilung Belgiens in einen Flämischen und einen Wallonischen Teil
• Frankreich soll so zerschmettert werden daß es nicht mehr aufstehen kann
• Rußland soll im wesentlichen in die Grenzen der zeit vor Peter dem Großen zurückgeworfen werden
• In den vom Reich annektierten Gebieten ist eine ethnische Säuberung der annektierten Gebiete und Ansiedlung deutscher Siedler.
Holweg läßt seit Anfang August von Kurt Riezler alle Denkschriften sammeln und setzt eine Kommission von Experten ein die die Denkschriften prüft. Auf den Rat der Experten hin läßt er am 9. September ein Substrat aus all diesen Einsendungen erstellen: „Vorläufige Aufzeichnung über die Richtlinien unserer Politik beim Friedensschluß“, unter dem Begriff „Septemberprogramm“ wurde dies dann bekannt.
Dies schickt Bethmann Holweg an seinen Stellvertreter in Berlin an den Staatssekretär des Inneren Clemens von Delbrück
Dies ist ein unverbindlicher Kriegszielkatalog der jedoch nicht die Meinung des Reichskanzlers widerspiegelt.
Allgemeine Ziele:
• Sicherung des deutschen Reiches nach West und Ost auf erdenkliche Zeit. Zu diesem Zweck muß Frankreich so geschwächt werden daß es nicht neu erstehen kann. Rußland muß abgedrängt werden und die unterdrückten Völker sollen befreit werden.
• Frankreich solle große, vor allem wirtschaftlich und militärisch wichtige Gebiete abtreten
• Belgien solle äußerlich weiterbestehen, aber von Deutschland kontrolliert werden, es soll darüber hinaus gebiete abtreten.
• Luxemburg soll annektiert und als deutscher Bundesstaat eingegliedert werden.
• Schaffung eines zusammenhängenden Mittelafrikanischen Kolonialreichs
• Schaffung eines Zollverbands in Mitteleuropa unter Deutscher Oberhoheit mit Belgien, Holland, Polen, Dänemark, den baltischen Staaten und Deutschland
• Abhängigkeit Hollands durch ein Schutz- und Trutzbündnis
Bewertung:
Das Programm hätte die Hegemonie Deutschlands garantiert. Es stellt jedoch die Maximalforderung dar und ist kein festes Kriegsziel.
09.12.2005, 12:13
Ich habe bei dem Professor nachgefragt wie er auf die Zahlen kommt und wie die Eisenbahnen hießen, von denen ich am Anfang sprach (die, die in Russland mit französischem Geld gebaut werden sollten). Hier die Antwort:
Zitat:die Zahlenangaben stammen aus der jüngsten Publikation zum Thema (Salewski: Erster Weltkrieg). Einen Namen für die französisch finanzierten Eisenbahnlinien gibt es meines Wissens nicht.
Seiten: 1 2