Tarond:
Moral und Krieg in einem Kontext?!
Was könnte Unmoralischer sein als Krieg? Moral in der von dir vorgestellten Form kann sich nur ein absolut überlegener Kriegsteilnehmer leisten. So überlegen sind wir aber bei weitem nicht.
Phantom:
Du hast sicher recht, daß man die Drohnen am Boden und Bewaffnete Drohnen im Allgemeinen weiter entwickeln kann und wird. Aber was du meiner Ansicht nach nicht genügend hinterfragst ist der Kosten / Nutzen Aspekt. Eine Kriegsführung in der Art wie du sie vorstellst kostet schlicht und einfach zu viel im Vergleich zu dem was andere Formen des Kampfes kosten würden und sie kostet viel zu viel im Verhältnis zu den Kosten des Feindes.
Assymetrischer Krieg ist nun immer ein Zermürbungskrieg. Das Ziel des Feindes ist es im Assymetrischen Krieg, unsere Kosten zu erhöhen, seine so gering wie möglich zu halten und schlicht und einfach zu verhindern, daß der Krieg endet. Die Strategische Ausrichtung die dir vorschwebt, fördert also das feindliche Kriegsziel im Assymetrischen Krieg und muß deshalb in diesem scheitern.
Zitat:Die Aufklärung für den Infanteristen ist heute schon viel besser als früher (hier wurde ein substanzieller Schritt nach vorne getan), das ist einer der Hauptvorteile die die Amerikaner dank Drohnen und Satelliten haben. ….....
Die praktischen Erfahrungen aus Afghanistan und insbesondere aus dem Libanonkrieg zeigen, daß selbst gegen einen Gegner der gegen die Drohnen und Satelliten gar nicht unternehmen kann die Aufklärung nur durch technische Mittel unzureichend ist.
Es nützt einfach gar nichts, viele Drohnen in der Luft zu haben, wenn der Feind auch für diese nicht erkennbar ist.
Versteh mich nicht falsch, ich bin absolut nicht gegen Drohnen. Aber man muß ihren Wert richtig einordnen können und man darf nicht glauben, daß sie die Aufklärung durch Menschen am Boden ersetzen könnten. Wir brauchen eben nicht mehr Drohnen, sondern viel mehr Fernspäher, Bodenaufklärungseinheiten, kurzum Infanterie die in der Lage ist, langandauernde Einsätze ohne Nachschub und abseits unserer Stellungen auszuführen und dann wenn Gegner identifiziert werden diese auch sofort zu bekämpfen.
Das Problem mit den Drohnen ist nämlich folgendes: Das zu geringe Zeitfenster in dem der Gegner erkennbar ist.
Sehr oft ist der Feind nur für eine geringe Zeit da und identifizierbar. Immer wieder erkennen Drohnen Feinde, bis aber darauf reagiert werden kann, sind diese schon wieder verschwunden. Nur vor Ort befindliche Infanterie kann das heute im Durchschnitt vorhandene Zeitfenster der möglichen Bekämpfung wirklich effizient nutzen.
Das ist wie bei einem Scharfschützen. Ein Scharfschütze lauert auch und wartet und wartet und dann taucht für einen kurzen Zeitraum ein Ziel auf, dann muß er schießen sonst ist das Ziel wieder weg.
Mit Drohnen ließe sich die Begrenztheit der Zeitfenster nur dadurch ausschalten, indem man zu den Aufklärungsdrohnen zugleich Bewaffnete Drohnen einsetzt.
Die für diese Strategie notwendige Menge an Drohnen und ihre Empfindlichkeit gegen feindliche Waffen, machen diese Kampfweise aber viel zu teuer.
Zitat:Da ist mir auch statistischer erwiesener Umstand aufgefallen, dass der Infanterist im Vietnamkrieg nur alle 50000 Schüsse (M16A1) einen Gegner ausgeschaltet hat
Das sind zwar Phantasiezahlen, aber die Tendenz stimmt durchaus, für jeden Toten Feind wurden enorme Mengen Munition verbraucht. Wodurch aber wurde ein solches Mißverhältnis verursacht?
Zum einen durch die mangelnde Mannstoppwirkung.
Zum anderen durch schlechte Ausbildung und schlechte Feuerdisziplin.
Im Koreakrieg oder in der Anfangszeit des Vietnamkrieges als man noch M14 verwendete, verbrauchte man sehr viel weniger Schuß pro getötetem Gegner.
Gerade dieser Umstand spricht eindeutig für meine Aussage, daß man neue Infanteriewaffen braucht.
Zitat:Das Problem sind einfach nicht die Waffen, das Problem ist wie immer, dass man den Gegner nicht sieht. Das ergibt die katastrophale Trefferquote.
Wenn man nichts sieht, dann schießt man auch nicht. So einfach ist das. Die US Infanterie hat aber in vielen dokumentierten Fällen sogar Zehntausende von Schuß einfach irgendwo in die Büsche gefeuert, wenn sie nicht einmal beschossen wurde.
Man sieht aber auch im Assymetrischen Krieg den Gegner durchaus. Aber immer nur für eine begrenzte Zeit, in einem Zeitfenster. Und in dieser Zeit muß die Feuerkraft ausreichend groß sein um den Gegner zu vernichten.
Das läßt sich kostengünstig durch Infanterie erreichen die zugleich das Gelände wirklich besetzen kann, oder es läßt sich teuer durch Massen von Drohnen erreichen die zugleich bewaffnet sind, was aber viel mehr kostet und den Aspekt außer Acht lässt, daß Drohnen kein Gelände wirklich besetzen können.
Zitat:Die Kaliberumstellung und etwas höhere Treffgenauigkeit bringt aus meiner Sicht überhaupt nichts, reine Kosmetik. Wäre absolut schwachsinnig das M16 deshalb abzulösen
Da sieht man das du keine Ahnung von der Praxis hast.
Es geht nicht nur um höhere Treffgenauigkeit, es geht auch um Mannstoppwirkung, Wirkung gegen Deckungen und den verfügbaren Munitionsvorrat.
Heute läuft es allzu oft so ab, daß Feinde die von unseren Kugeln getroffen wurden danach zwar verletzt aber immer noch voll handlungsfähig sind. Das ist insbesondere dann ziemlich schlecht, wenn diese Feinde dann zurückfeuern.
Oft kann man gegen den Gegner nicht vorrücken, weil man nicht genug Munition dabei hat und die verbliebene Munition aufsparen muß.
Immer wieder werden Gegner auf Distanzen von nur um die 200 bis 300 m nicht getroffen und agieren deshalb weiter. Oder die M16 haben Ladehemmung genau in dem Moment wo kurzfristig ein Gegner mal sichtbar ist.
In einigen Fällen wurde beispielsweise ein Gegner mit einer RPG mit M16 beschossen und getroffen. Doch er war nicht tot, sondern lud in Ruhe sein RPG. Währenddessen hatte das M16 Ladehemmung und der Nebenmann traf einfach nicht. Der angeschossene Gegner feuerte dann sein RPG ab.
Es ist daher absolut sinnig, das M16 abzulösen.
Zitat:Der Infanterist kostet nicht nur das Gewehr, nein der Infanterist ist extrem teuer in der Ausbildung und im Unterhalt
Deshalb schrieb ich ja explizit, daß wir nicht nur unsere Ausrüstung sondern auch insbesondere unsere Ausbildung ändern müssen. Die Ausbildung muß nicht teuer sein, gerade bei der Bundeswehr könnte man die Ausbildung extrem viel effizienter gestalten.
Zitat:Besitzt zudem die Problematik wenn zu viele sterben, der Einsatz wegen Presse/Bevölkerung abgebrochen werden muss.
Solange unsere Gesellschaft so beschaffen ist, werden wir ohnehin jeden Krieg verlieren.
Auch deinen Drohnenkrieg.
Zitat:Es nützt nichts den Infanterist marginal zu verbessern. Solang der durch relativ einfache Waffen verwundbar ist, muss man dort kein Geld investieren ...
Drohnen sind noch viel einfacher ausschaltbar. Selbst primitive Gegner wie in Afghanistan haben sehr schnell gelernt mit Drohnen umzugehen und diese zu täuschen, oder auszuschalten.
Daher würde die Drohnenkriegsführung in der Art wie sie dir vorschwebt, enorm viele Drohnen benötigen und enorm teuer werden.
Die Verbesserung der Infanterie die mir vorschwebt wäre demgegenüber günstiger, und eben nicht marginal. Das ist etwas was sehr viele Militärs nicht verstehen, daß Kleinvieh auch Mist macht und dies gerade im Krieg. Für viele sind das irrelevante Kleinigkeiten, wenn man sich um die Frage von Stiefeln, Schlafsäcken, Gewehren usw kümmert. Tatsächlich aber können solche Kleinigkeiten ganze Schlachten entscheiden. Die führenden Militärs denken aber immer in Großssystemen und Operativen Maßstäben.
Exakt den gleichen Fehler haben auch schon die Sowjets in Afghanistan gemacht. Der Assymetrische Krieg ist ein Krieg der auf der taktischen Ebene geführt und entschieden wird.
Daher sind alle Belange der Taktischen Ebene entscheidend.
Zitat:so gibt es momentan bei den Landgestützten Systemen nur 1 System und zwar der TALON, dies ist kein schlechtes System aber in der Praxis eben leicht auszuschalten, sehr teuer und sehr schwer. Er wird meist auch nur für Bomben Räumung eingesetzt wo er sich gut bewehrt hat, aber um Aufständische zu bekämpfen dafür ist er bestenfalls ein nettes sehr Teures Spielzeug ,
Das kann ich nur unterschreiben.
Im Irak haben die Gegner sehr schnell gelernt wie man diese Systeme behindert, ausschaltet oder negiert.
Das heißt nicht das sie schlecht wären, oder das ich gegen diese System wäre, im Gegenteil. Die haben viel gebracht und man bräuchte mehr Einheiten davon.
Diese Systeme sind aber jetzt schon im Vergleich zur Leistung ziemlich teuer. Sie können daher nur eine Ergänzung der Infanterie sein und diese in keinem Fall ersetzen.
Zitat:Sprich Infanterie hat besseres Lagebild aber nicht die Mittel dies in Kampf zu verwenden sprich sie hat keine Feuerkraft.
So ist es.
Das ist zwar im konventionellen Krieg aufgrund des überlegenen Infanterie-Artillerie-Teams der US Armee nicht so wichtig, aber es ist eben fatal im Assymetrischen Krieg.
Der Assymetrische Krieg wird durch Infanterie entschieden, und durch deren Feuerkraft.
Der Assymetrische Krieg ist ein Krieg der Infanterie, und der Taktischen Ebene, und wird daher durch viele Kleinigkeiten entschieden die auf dieser Ebene Wirkung zeigen. Die Kombination vieler kleiner Faktoren entscheidet die Gefechte im Assymetrischen Krieg.
Wie sieht es heute aus?
Heute feuern US Soldaten mit ihren M16 und M249 auf die Feinde und diese agieren einfach weiter. (und die Briten und Deutschen sind noch viel schlechter dran). Die US Infanterie kann aus Mangel an eigener Feuerkraft nicht selbst gegen die Feinde vorgehen und diese nicht selbst vernichten.
Bis aber Unterstützung da ist, hat sich sehr oft das Zeitfenster in dem der Gegner erkennbar war wieder geschlossen.
Dieses Zeitfenster der Bekämpfbarkeit durch Drohnen zu nutzen, würde aber gewaltige Mengen von Drohnen nötig machen und die Kosten dafür wären viel zu hoch, daß ganze System viel zu anfällig für Störungen und Gegenmaßnahmen des Feindes.