Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Ägypten
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erst einmal - friedliche Demonstration ist ein Recht, das niemand vorenthalten werden dürfte:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten-krawalle106.html">http://www.tagesschau.de/ausland/aegypt ... le106.html</a><!-- m -->
Zitat:Nach Zusammenstößen in Ägypten

USA fordern Zurückhaltung

Die USA haben die ägyptischen Sicherheitskräfte nach dem harten Vorgehen gegen Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi zur Zurückhaltung aufgerufen.
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Stand: 28.07.2013 02:36 Uhr

man kann aber auch friedliche Demonstrationen anheizen, und dann die Demonstranten als Krawallmacher dämonisieren (das kennen wir ja auch bei uns zu Genüge - wie war das mit dem Bahnhof Stuttgart?) und in der aufgeheizten Stimmung als Garant für Sicherheit und Ordnung auftreten, um eine ungenehme Richtung kaltzustellen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/kommentar/aegypten1734.html">http://www.tagesschau.de/kommentar/aegypten1734.html</a><!-- m -->
Zitat:Kommentar zum Machtkampf in Ägypten

Muslimbrüder in der Sackgasse

Von Jürgen Stryjak, ARD-Hörfunkstudio Kairo

Es ist kaum vorstellbar, dass die obersten Muslimbrüder noch daran glauben, dass sie ihren gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi tatsächlich ins Amt zurückbringen können. Mit dem von Volk und Militär herbeigeführten Sturz vor dreieinhalb Wochen und dessen Folgen wurden Tatsachen geschaffen. Diese sind so vollendet, dass man schon an pathologischem Realitätsverlust leiden muss, um sie zu übersehen.
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Es werden immer neue Maßnahmen ersonnen, denen die Bruderschaft das Etikett "ziviler Ungehorsam" verpasst. Es sind aber nur sinnlose Provokationen mit tragischen Folgen.

Schlägerbanden oder Sicherheitskräfte oder beide gemeinsam schlagen dann zurück. Tote sind zu beklagen, übrigens ausnahmslos in den Reihen des Fußvolks der Muslimbrüder. Währenddessen kultivieren ihre Führer mit immer größerem Zynismus die Opferrolle. Seltsamerweise scheint sich in der Führungsriege niemand zu fragen, ob die Bruderschaft nicht allzu bereitwillig eine Rolle annimmt, die ihr auch zugedacht ist.
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Um solch einen dramatischen Richtungswechsel hinzukriegen, mussten die Generäle das Volk auf das Böse schlechthin einschwören. Die Muslimbruderschaft eignet sich hervorragend für diese Rolle.

Dieser Beitrag lief am 27. Juli 2013 um 19:06 Uhr im Deutschlandfunk.

Stand: 27.07.2013 19:43 Uhr
Zitat:man kann aber auch friedliche Demonstrationen anheizen, und dann die Demonstranten als Krawallmacher dämonisieren (das kennen wir ja auch bei uns zu Genüge - wie war das mit dem Bahnhof Stuttgart?)
Das ist nicht zu vergleichen. Ich habe die S21-Geschichte oft "live" mitbekommen, weil ich in Stuttgart oft unterwges bin, aber diese Vergleiche sind absolut deplatziert. Ich habe damals schon nur den Kopf schütteln können, wenn gut situiert wirkende Rentner oder Studenten, die die Vorzüge von deutschem Wahlrecht, Sozial- und Rechtstaat zeitlebens kennenlernen durften, plötzlich sich entblödeten, Pappschilder mit der Aufschrift "Stuttgart = Kairo" oder "Stuttgart = Damaskus" hochzuhalten.

Schneemann.
damit bestätigtst Du meine Aussage im Grundsatz: der Gegner wird dämonisiert. Und zwar auf beiden Seiten.
Mit den von Dir genannten "Pappschildern" wurde die "Ordnungsmacht" dämonisiert. Der Rentner Dietrich Wagner ist mit seinen blutüberströmten Augen zum Symbol der Eskalation der Proteste gegen Stuttgart 21 geworden. Umgedreht hat die Polizei hat den Vorwurf zurückgewiesen, sie sei verantwortlich für die Eskalation der Demonstration im Schlossgarten. Die Aggression sei von den Demonstranten ausgegangen.
Und diese werden dann nicht nur in Stuttgart als "Krawallmacher" difamiert.

Ich verweise dazu auf ein weiteres Beispiel:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.cduhessen.de/inhalte/1000844/presse/8466/holger-bellino-brutale-ausschreitungen-der-linken-krawallmacher-duerfen-sich-nicht-wiederholen-/index.html">http://www.cduhessen.de/inhalte/1000844 ... index.html</a><!-- m -->
Zitat:Holger Bellino: „Brutale Ausschreitungen der linken Krawallmacher dürfen sich nicht wiederholen“....
Von der anderen Seite wurde dann wieder der Polizei unverhältnismäsiges Vorgehen vorgeworfen:
Zitat:... Mehrere hundert Demoteilnehmer*innen waren über neun Stunden bis tief in die Nacht eingekesselt, und insgesamt 465 Personen aus unterschiedlichen Städten wurden vorübergehend festgenommen. ...

Was bei Stuttgart 21 oder in Frankfurt noch "im kleinen Rahmen" geblieben ist, eskaliert anderswo in deutlich stärkerer Weise.
Aber das ändert am Grundprinzip nichts: die jeweilige Gegenseite wird dämonisiert und diffamiert. Schon, weil man sich selbst und "seine Seite" grundsätzlich auf der Seite des Guten wähnt. Das ist man sich schließlich selbst und seiner Aussenwahrnehmung schuldig.

Ein anderes Beispiel für diese Vorgehensweise gegen anderen Menschen findet sich hier im Forum, in dem ein Teilnehmer ständig vom "Feind" spricht, den es zu vernichten gelte. Ganz unabhängig davon, welche (möglicherweise berechtigten) Interessen diese Menschen haben, ihre eigenen Interessen zu artikulieren.

Und offensichtlich lässt sich damit - um wieder den Schwenk nach Ägypten zu kriegen - de Bevölkerung auch instrumentalisieren. Solange wir nicht lernen, unterschiedliche Meinungen gewaltfrei auszutragen, wird es immer zur Diffamierung von Gegnern und daraus folgend unverhältnismäßiger Gewalt kommen. Anscheinend ist die menschliche Gesellschaft noch nicht überall so weit entwickelt, um mit demokratischen Spielregeln umzugehen.
Zu den wachsenden konfessionellen Spannungen...
Zitat:Christen in Ägypten: Angst vor den Bärtigen

Muslime machen Jagd auf Kopten, Christen verfolgen "Bärtige": Der Machtkampf in Ägypten hat den ohnehin brandgefährlichen Konflikt der Religionen noch weiter verschärft. Oft reichen schon ein Wort oder ein Gerücht, damit es zu Gewalt kommt. [...]

Hetzjagd auf Kopten

Die Christen stellen schätzungsweise rund zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung. Auf dem Land, also in Oberägypten oder auf der Sinai-Halbinsel, wo der Staat wenig zu melden hat, sind sie besonders schutzlos. Dort kam es in den Tagen nach Mursis Absetzung zu schrecklichen Szenen: Im Dorf Nagaa Hassan bei Luxor wurde die Leiche eines Mannes gefunden. Gerüchten zufolge wurde er von Christen ermordet. Ein Mob belagerte deshalb das Haus des 41-jährigen Kopten Emile Naseem. Er hatte in dem Dorf die Kampagne der Tamarod-Bewegung gegen Mursi geleitet.

Die Polizei nahm die Frauen und Kinder seiner Familie mit, für Naseem selbst und seinen Neffen war jedoch kein Platz mehr im Auto. Die Polizisten ließen die beiden deshalb schutzlos zurück. Der Mob zündete zunächst Naseems Haus an. Naseem und sein Neffe flüchteten aufs Dach. Von dort sprangen sie von einem Häuserdach zum nächsten, bis sie doch von ihren Verfolgern gestellt wurden. Mit Äxten, Ästen und Stöcken schlugen sie auf Emile Naseem und seinen Neffen ein. Der 41-Jährige wurde zu Tode geprügelt, der Neffe überlebte schwerverletzt. Rund 30 weitere Häuser und Geschäfte von Christen wurden in Nagaa Hassan in Brand gesteckt, drei weitere Christen erstochen. Insgesamt kamen in Ägypten in den Tagen nach dem Militärputsch fünf Kopten ums Leben.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/religionskrieg-in-aegypten-christen-gegen-muslime-a-914383.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/r ... 14383.html</a><!-- m -->

Schneemann.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten1764.html">http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten1764.html</a><!-- m -->
Zitat:Anhaltende Proteste in Ägypten

Militär will "nicht endlos" zuschauen

Die ägyptische Übergangsregierung erhöht den Druck auf die demonstrierenden Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi. Die Suche nach einer friedlichen Einigung bei der Auflösung der Protestlager in Kairo könne nicht endlos dauern, teilte der Nationale Verteidigungsrat mit. Gleichzeitig warnte Ägyptens oberstes Sicherheitsgremium in der Erklärung, dass auch bei einer Verhandlungslösung "Gesetzesbrecher" und andere, die gegen den Staat hetzen, nicht straflos davonkommen würden.
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Nobelpreisträgerin ausgewiesen

Unterdessen hinderten die ägyptischen Behörden die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin Tawakkul Karman an der Einreise. Sie wurde am Kairoer Flughafen aus Sicherheitsgründen des Landes verwiesen. Karman war mit einem Flugzeug aus Dubai eingetroffen und wollte in der ägyptischen Hauptstadt ein Protestcamp besuchen.

Stand: 04.08.2013 17:13 Uhr
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten1774.html">http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten1774.html</a><!-- m -->
Zitat:Räumung der Protestcamps wahrscheinlicher

Diplomatie in Ägypten gescheitert

Vier Tage lang haben sich internationale Vermittler in Ägypten darum bemüht, die Lage zu entschärfen. Doch die Muslimbrüder bestanden darauf, dass der abgesetzte Präsident frei kommt. Die Gespräche sind gescheitert und wurden abgebrochen.
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Stand: 07.08.2013 18:57 Uhr
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/aegypten-polizei-will-mursi-anhaenger-im-protestlager-aushungern-a-915880.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 15880.html</a><!-- m -->
Zitat:Krise in Ägypten: Polizei will Mursi-Anhänger im Protestlager aushungern

Die ägyptische Regierung hat eine Strategie entworfen, um den Dauerprotest von Islamisten zu beenden. Einem Zeitungsbericht zufolge soll dabei ein Blutvergießen verhindert werden. Die Sicherheitskräfte wollen die Nahrungs- und Wasserzufuhr für das Protestlager unterbinden.
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Kein Wasser, kein Strom, kein Essen

Dem aktuellen Plan zufolge soll in den nächsten Tagen zunächst der Zugang zu dem Protestlager rund um die Rabea-al-Adawija-Moschee blockiert werden. Anschließend werde die Polizei das Zeltlager der Mursi-Anhänger mit Tränengas und Wasserwerfern beschießen. Außerdem wolle man den Protestierenden das Wasser und den Strom abdrehen. Niemand soll mehr Lebensmittel in die Zeltstadt bringen dürfen. Wer das Lager verlässt, soll nicht mehr hineingelassen werden.

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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/proteste-in-aegypten-gewalt-wird-von-allen-begruesst-1.1745241">http://www.sueddeutsche.de/politik/prot ... -1.1745241</a><!-- m -->
Zitat:12. August 2013 19:01
Proteste in Ägypten
Gewalt wird von allen begrüßt


Die aufgeheizte Öffentlichkeit verlangt endlich Taten gegen die Proteste der Muslimbrüder. Doch die Regierung ist gespalten, und Vizepräsident ElBaradei weiß, dass ein neues Massaker ihn zum Rücktritt zwingen würde. Die Muslimbrüder wollen das, sie berauschen sich im Bildermeer ihrer Toten.
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Zitat:<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/prot">http://www.sueddeutsche.de/politik/prot</a><!-- m --> ... -1.1745241
Zitat:Die aufgeheizte Öffentlichkeit verlangt endlich Taten gegen die Proteste der Muslimbrüder.

Sind die Muslimbrüder denn nicht auch Teil der "Öffentlichkeit"? Immerhin scheinen sie ja mal eine landesweite Wahl gewonnen zu haben. Ich habe den Eindruck, dass die Muslimbrüder in Ägypten durchaus keine vernachlässigbare Basis in der Gesellschaft haben. Wäre dem nicht so, hätte die Armee den Spuk längst beendet.
Zitat:Xpress reporter killed in Egypt clashes

Published: 16:04 August 14, 2013
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Family members said she was shot at the Rabaa Al Adawiya Square in Cairo. Scores were reported dead as troops stormed the pro-Mursi camps.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://gulfnews.com/news/gulf/uae/general/xpress-reporter-killed-in-egypt-clashes-1.1220261">http://gulfnews.com/news/gulf/uae/gener ... -1.1220261</a><!-- m -->
Von Skynews wurde auch einer umgelegt. Reporter scheinen gerade unerwünscht zu sein.

Zitat:Nach einem wochenlangen Nervenkrieg löst die Polizei in Kairo die Protestlager der Mursi-Anhänger auf. Die Demonstranten wehren sich zunächst und werden dann überrannt. Viele Menschen kommen dabei ums Leben. Offiziell bestätigt sind zunächst 95 Tote, die Muslimbrüder zählen mehr als 2000. Die Übergangsregierung erklärt den Notstand und verhängt nächtliche Ausgangssperren....

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.n-tv.de/politik/Aegypten-verhaengt-Ausnahmezustand-article11167306.html">http://www.n-tv.de/politik/Aegypten-ver ... 67306.html</a><!-- m -->

Natürlich schenke ich den Muslimbrüdern da glauben. Wenn das mal keinen Krieg gibt.
Syrien 2.0
Darf man hier eigentlich Bilder dazu posten? Sind sehr viele Tote.
Link mit verweis auf Inhalt ist glaube ich besser
http://www.spiegel.de/politik/ausland/ae...16640.html

Zitat:Chaos in Kairo: Ägyptens Vizepräsident ElBaradei tritt zurück

Der ägyptische Vizepräsident Mohamed ElBaradei hat nach den schweren Ausschreitungen seinen Rücktritt eingereicht. Das teilte der Friedensnobelpreisträger dem Übergangspräsidenten Mansur in einem Brief mit.

Kairo - Nach der Gewalteskalation in Ägypten hat Vizepräsident Mohamed ElBaradei seinen Rücktritt eingereicht. In seinem Schreiben an den Übergangspräsidenten Adli Mansur teilte er mit, er könne nicht länger "Verantwortung für Entscheidungen übernehmen, mit denen ich nicht einverstanden bin".

Bei einem Militäreinsatz gegen Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi waren im Laufe des Tages in der Hauptstadt Kairo zahlreiche Menschen getötet worden. ElBaradei schrieb in dem Brief, es hätte auch friedliche Lösungen für die politische Krise gegeben.
Bei den blutigen Ausschreitungen wurden nach jüngsten offiziellen Zahlen landesweit 149 Menschen getötet. Bis zum Mittwochabend zählten Sanitäter und Krankenhausärzte zudem mehr als 1400 Verletzte. Das meldeten die staatlichen Medien unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden. Reporter vor Ort berichten allerdings von deutlich mehr Toten.

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Die Oberratte verlässt mal wieder das Schiff zuerst.