Forum-Sicherheitspolitik

Wahrscheinlich hätten irgendwelche deutschen Schmierfinken auch dann noch eine Rechtfertigung gefunden wenn der Mob das verbliebene Botschaftspersonal geschlachtet hätte.

Die FAZ präsentiert damit die diametrale Gegenthese zu Erichs Vermutung, dass man mit dem Protest gegen den 'äusseren Feindbild Israel' innenpolitische Schwierigkeiten übertünchen wollte.

Ich tendiere da auch eher zur FAZ, da es ja nur die neue/alte Militärregierung sein könnte, die ein Interesse daran haben kann, von innenpolitische Schwierigkeiten abzulenken. Die Militärregierung wird aber nicht die gleichen Demonstranten schicken, die sie im Anschluss töten (3-4) bzw. 1000 davon verletzen.

Allerdings hat auch die These der FAZ (These "Mob richtet sich eigentlich gegen eigene Regierung anstatt Israel") ihre Lücken, da der Mob auch eine ägypt. Polizeistation, ein ägypt. Gericht oder ein ägypt. Finanzamt hätte stürmen können, um seinen Protest gegen die eigene Regierung zum Ausdruck zu bringen.

Man kann insofern beliebig viel hineininterpretieren, warum sich zum wiederholten Male mehrere tausend Menschen vor der israelischen Botschaft treffen um zu randalieren.

Ich persönlich tendiere zu der naheliegensten Version, dass Israel schlicht und ergreifend einen großen Hass in Ägypten auf sich zieht. Erst vor kurzem wurde ein Ägypter zum Volksheld, als er an der Fassade des Botschaftsgebäudes zum 18. Stockwert hochkletterte, um sich die israelische Fahne zu schnappen. Er tat das sicher nicht, um von innenpolitischen Problemen abzulenken oder um seiner Regierung eins auszuwischen.

Aber ist doch interessant. Noch vor ein paar Monaten gab es keine Versammlungsfreiheit in Ägypten, wäre alleine die Organisation von Demos im Keim mit Überwachung, Verhaftung und Folter unterbunden worden.

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Zitat:Published: 09.09.11, 07:47 / Israel News
Egypt arrests Israeli guards mid-sea

Cleared for publication: Egypt arrested four Israeli security guards, four crewmen on board Sea Pearl yacht near Straits of Tiran on Wednesday. Suspicion aroused after guards threw weapons overboard. They were released after questioning and upon Foreign Ministry's intervention
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4119978,00.html">http://www.ynetnews.com/articles/0,7340 ... 78,00.html</a><!-- m -->

Zitat:Allerdings hat auch die These der FAZ (These "Mob richtet sich eigentlich gegen eigene Regierung anstatt Israel") ihre Lücken, da der Mob auch eine ägypt. Polizeistation, ein ägypt. Gericht oder ein ägypt. Finanzamt hätte stürmen können, um seinen Protest gegen die eigene Regierung zum Ausdruck zu bringen.

Ganz genau das ist aber passiert. Und es war nicht die kleinste Station. Genauso wie mehrere Polizei Autos abgefackelt worden sind.

Edit: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2011/09/10/International/Revolution-in-Tunesien-und-Aegypten/Aegyptens-Militaerrat-ist-in-der-Zwickmuehle">http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten ... wickmuehle</a><!-- m -->

offiziell wird inzwischen zur Entspannung geblasen -
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/international/:nach-angriff-auf-israelische-botschaft-entspannungssignale-aus-aegypten-und-israel/60102710.html">http://www.ftd.de/politik/international ... 02710.html</a><!-- m -->

Zitat:11.09.2011, 11:57
Nach Angriff auf israelische Botschaft: Entspannungssignale aus Ägypten und Israel
Nach dem Sturm eines entfesselten Mobs auf die israelische Botschaft in Kairo mit Toten und Verletzten sind Ägypten wie auch Israel um Schadensbegrenzung bemüht. Die Regierung in Jerusalem spricht von einem "Anschlag auf den Frieden", streckt aber auch die Hand aus.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/demobotschaft104.html">http://www.tagesschau.de/ausland/demobotschaft104.html</a><!-- m -->

Zitat:Nach Angriff auf israelische Botschaft in Kairo
Ägyptische Regierung in Erklärungsnot

Drei Tote und mehr als 1000 Verletzte: Der Angriff von Demonstranten auf die israelische Botschaft in Kairo wirft Fragen auf - und setzt die ägyptische Übergangsregierung unter Druck. Israels Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem "ernsthaften Vorfall". Sein Land halte aber am Frieden mit Ägypten fest. Der israelische Botschafter werde so rasch wie möglich wieder nach Kairo zurückkehren.
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Opposition geht auf Distanz zu Randalierern

Die Erstürmung der israelischen Botschaft durch gewaltbereite Demonstranten wirft kein gutes Licht auf das neue Ägypten, das sich seit sieben Monaten mit dem mühsamen Übergang Richtung Demokratie quält. Eine der stärksten oppositionellen Jugendbewegungen Ägyptens namens "6. April" distanzierte sich von den Randalierern.

Sie beschuldigte in einer Erklärung die Anhänger des vor Gericht stehenden, gestürzten Präsidenten Mubarak hinter den Ausschreitungen. Die Kräfte des alten Regimes versuchten, "Ägypten ins Chaos zu stürzen" und das öffentliche Bild der Revolution zu beschädigen.

Stand: 10.09.2011 22:43 Uhr

Die Erstürmung der Israelischen Botschaft in Kairo weist einige Parallelen zu der Erstürmung der US-Botschaft in Teheran 1979 auf. Auch dort wurde ein pro-amerikanischer Diktator vertrieben. Entsprechend groß ist die Freude und Anerkennung im Iran über die sehr medienwirksame Ohrfeige der Ägypter gegen die "Globale Arroganz":

Zitat:Basij Commander Hails Egyptian People for "Conquering" Israeli Mission
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"This exceptional movement of the people in Cairo was inspired by Aban 13 (November 4) epic (the takeover of the former US embassy in Tehran in 1979) and is a reminder of the revolutionary zeal of the Islamic Iran's students who courageously squashed the empty awe of the world arrogance," Naqdi said on Saturday.
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Since the 1979 takeover of the US embassy in Tehran, Iranians have been celebrating the occasion every year by holding rallies on the anniversary and marking it as the National Day against the 'Global Arrogance'.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://english.farsnews.com/newstext.php?nn=9006180110">http://english.farsnews.com/newstext.php?nn=9006180110</a><!-- m -->

Zitat:Iranian Students Celebrate Israeli Embassy Takeover by Egyptians

TEHRAN (FNA)- Iranian students on Sunday celebrated the takeover of the Israeli embassy in Cairo by the Egyptian people and hoisted a 50-meter-long national flag of Egypt over the portals of the Tehran University. Students from different universities gathered in front of the Tehran University after the noon prayers and celebrated the event, appreciating the Egyptian youths for their courageous act in seizing the Zionist regime's embassy.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://english.farsnews.com/newstext.php?nn=9006200092">http://english.farsnews.com/newstext.php?nn=9006200092</a><!-- m -->

Inzwischen mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Erstürmer der Israelischen Botschaft gezielt Unsicherheit verbreiten wollen - und zu den Anhängern des Mubarak-Regimes zählen.
Ausgehend von einer Demonstration, die sich gegen die jetzige Regierung wandte (einige Redner hatten das Mubarak-Regime deutlich zurück gefordert) haben vor allem junge Demonstranten dann den Weg zur israelischen Botschaft genommen, wo sie offenbar mit vorbereiteten Hilfsmitteln begannen, die Schutzmauer vor der Botschaft einzureissen.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/kairo434.html">http://www.tagesschau.de/ausland/kairo434.html</a><!-- m -->

Zitat:Tausende demonstrieren in Kairo
Die Wut auf den Militärrat in Ägypten

Maikel Nabil Sanad hat euphorisch für den Sturz des Mubarak-Regimes in Ägypten demonstriert - das war vor gut einem halben Jahr. Jetzt hat das Militär die Macht übernommen - und weil Maikel auch dagegen protestiert hat, steckte ihn das Militär ins Gefängnis.
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Stand: 01.10.2011 02:42 Uhr

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten872.html">http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten872.html</a><!-- m -->

Zitat:Wahlgesetz soll geändert werden
Ägyptens Militärrat geht auf Parteien zu

Angesichts eines drohenden Parteien-Boykotts hat der in Ägypten regierende Oberste Militärrat eine Änderung des umstrittenen neuen Wahlgesetzes in Aussicht gestellt. Ein Mitglied sagte nach Angaben des Staatsfernsehens, man prüfe die Möglichkeit, Mitglieder der Nationaldemokratischen Partei (NDP) des ehemaligen Präsidenten Hosni Mubarak in Zukunft aus der Politik auszuschließen.
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Stand: 02.10.2011 03:52 Uhr
meta.tagesschau.de

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/aegypten-nach-mubarak-wir-fordern-die-revolution-zurueck-1.1154259">http://www.sueddeutsche.de/politik/aegy ... -1.1154259</a><!-- m -->

Zitat:Ägypten nach Mubarak
"Wir fordern die Revolution zurück"

02.10.2011, 15:38
Eine Analyse von Tomas Avenarius, Kairo

Die Militärs manipulieren und taktieren - und das Volk fürchtet um den Erfolg der Revolution. Es geht wieder auf die Straße und erzwingt eine Wahlrechtsänderung. Doch ist das wirklich ein Erfolg? Warum im Nach-Mubarak-Ägypten die Lage so verworren ist - und sogar ein abrupter Seitenwechsel des mächtigsten Mannes denkbar scheint.
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Zitat:Eine Analyse von Tomas Avenarius, Kairo

Die Militärs manipulieren und taktieren - und das Volk fürchtet um den Erfolg der Revolution. Es geht wieder auf die Straße und erzwingt eine Wahlrechtsänderung. Doch ist das wirklich ein Erfolg? Warum im Nach-Mubarak-Ägypten die Lage so verworren ist - und sogar ein abrupter Seitenwechsel des mächtigsten Mannes denkbar scheint.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/aegypten-nach-mubarak-wir-fordern-die-revolution-zurueck-1.1154259">http://www.sueddeutsche.de/politik/aegy ... -1.1154259</a><!-- m -->

Zitat:Schwere Religionsunruhen in Kairo

Solche Gewaltausbrüche hat Kairo seit dem Sturz von Ex-Staatschef Mubarak nicht erlebt. Bei einer anfangs friedliche Demonstration Koptischer Christen kam es plötzlich zu heftigen Gewaltausbrüchen.

http://www.n24.de/news/newsitem_7328384.html

Die Religiösen Unruhen erinnern mich an Pakistan und Indien und in Folge dessen das auseinanderfallen in 3 Staaten. Soweit sind wir in Ägypten noch nicht und in Ägypten ist es wesentlich komplizierter, da die Koptischen Christen verstreut unter der Sunnitischen Mehrheit leben.

In den Bildern, die man im TV sehen konnte war der Wut gegen die Tatenlosigkeit der Sicherheitskräfte zu sehen, die seit dem Sturz Mubarak offensichtlich zu wenig tun, Koptische Einrichtungen und Menschen vor Übergriffen zu Schützen und hinterher Ermittlungen darüber im Sande verlaufen zu lassen.

Regierungschef Essam Scharaf sagte, das Land sei "in Gefahr".

Dies kann schnell passieren, wenn man nicht aufpasst.

Zitat:Kairo sucht nach den Schuldigen am Blutbad: Die koptischen Christen machen die Armee für die Zusammenstöße vom Sonntag verantwortlich, Tausende demonstrierten gegen den Militärrat. Auch politisch verschärft sich die Krise - der angesehene Finanzminister al-Beblawi kündigte seinen Rücktritt an.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,791226,00.html#ref=rss">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... ml#ref=rss</a><!-- m -->

Ich schrieb bereits am 15. Februar 2011:

Shahab3 schrieb:Naja, nur wenn das vom Mubarak Gefolge kontrollierte Militär nun offiziell die Staatsgeschäfte von Mubarak vertretungsweise übernimmt, dann tritt das System nur unter einem anderen Namen auf und nichts hat sich geändert. Der Geheimdienst wird dann in den nächsten Wochen ein paar Proteslter aussortieren und weitere einschüchtern und Suleiman oder Mubaraks Sohn übernehmen den Laden für die nächsten "Legislaturperioden". Damit träte genau das befürchtete altbekannte Szenario ein. Mit dem Unterschied vielleicht, dass die freigelassenen Al-Kaidas in Ägypten einen zunehmend besser geeigneten Spielplatz vorfänden.

Nun sind 8 Monate vergangen, nach denen ich mich in meiner damaligen Einschätzung durchaus bestätigt fühle.

Ambassador schrieb:Die Religiösen Unruhen erinnern mich an Pakistan und Indien und in Folge dessen das auseinanderfallen in 3 Staaten.

Diese Vergleiche hinken doch arg. Ägypten ist auch mMn nicht im Geringsten gefährdet auseinander zu fallen.

Die derzeitige Entwicklung eines "kalten Putsches" war abzusehen; vielleicht nicht erhofft, aber rein logisch abzusehen. Und angesichts der eskalierenden konfessionellen Gewalt, war es auch zunehmend wahrscheinlicher, dass es soweit kommt. Mubaraks Regime hat den Deckel auf die Radikalen gepresst, jetzt ist er nach der Revolution runtergenommen worden - das Ergebnis sieht man. Der Militärrat musste insofern handeln...

Schneemann.

Shahab3...als ich sah, das Sie sich selbst zitieren, dachte ich, das danach dann die Einsicht kommt, etwas vielleicht falsch gesehen zu haben. Aber das Sie nun schreiben, sich in der Einschätzung bestätigt zu sehen, kann ich nun garnicht begreifen und das beschreibt ja auch der Beitrag nach Ihnen sehr zutreffend.

Mubarak hielt den Deckel über dem kochenden Topf fest zu...und nun ist der Deckel kaum zu halten bzw. die, die es könnten, sind nicht dazu gewillt.

ich bin mir nich sicher, ob die Unruhen nicht von Povokateuren des alten Regimes bzw. des Militärs geschürt werden. Wer profitiert denn von Unruhen, wer hat denn Interesse daran, dass "der Deckel wieder zu" bzw. die autoriäre Zwangsjacke wieder geschlossen wird?