Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Explosion in Londoner U-Bahn
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Was heißt schon, dass man das Vorgehen der Polizei verstehen kann? Das ist doch keine Reality-Soap, in der man irgendwas verstehen muss.
Sicher kann man gut verstehen, wie diese Vorgänge so zu stand kamen. Letztlich geht es aber um eine Bewertung, die auch zukünftiges Verhalten mitberücksichtigt und mögliche Fehler oder ähnliches kritisieren soll.

Und mit der schönen und durch aus richtigen Standardantwort Turins beispielsweise würde ich mich nicht zufrieden gegen wollen.
Denn mehr als ein bloßes: Die Umstände rechtfertigen die Mittel war das ja nicht. Klingt ziemlich gefährlich nach purer Gesinnungsethik.
Desweiteren werden da einige Punkte auch vernachlässigt: Beispielsweise wird der Aspekt der größeren Verantwortung der Polizei bei einer solchen radikalen Wildwestmethode gar nicht von dir berücksichtigt Turin.
Fakt ist doch folgender: Momentan befindet sich London in gewisser Hinsicht in einer Ausnahmesituation. Demokratien müssen in diesen Zeiten auch flexibel sein und möglichen radikalen Gefahren auch radikal begegnen. Also müssen auch Mittel eingesetzt werden, die normalerweise ins Repertorie steinzeitlicher Dikaturen gehören ( unabhängig vom Zweck, und ich bin nunmal Verantwortungsethiker: nicht jeder Zweck heiligt jedes Mittel, aber egal...). Denn es gibt ein verändertes Herausforderungsprofil: daher ist die kill und shoot Taktik letztlich nicht von vorneherein abzulehnen. Aber dieses Vorgehen verlangt in dem Maße erhöhte Verantwortung, in dem Maße in gängige Rechts-und Menschenrechtsnormen eingegriffen wird. Und normalerweise tötte man Verdächtige nicht. Also muss man sich dieser Verantwortung bewußt sein und entsprechend handeln. Man kann diese Wildwestverfügung doch bitte nicht nach Lust und Laune einsetzen. Und da muss ich wider Turin wiedersprechen: Es ist illusorisch zu glauben, dass die Polizei absolute Sicherheit gewährleisten kann. Sie kann die Bevölkerung nicht in absolutem Maße schützen. Dies wäre letztlich nur mit drakonischen und ahumanen Methoden möglich. Also muss das Verhalten der Sicherheitskräfte verantwortlich und überlegt sein.
Und wo ist die Überlegung und Verantwortlichkeit, wenn entsprechend Klischees Verdächtige aufgegriffen werden?? Die Recherchen der Polizei waren laut Spiegel absolut mau. Wie schon gepostet: Eine ungenaue Adresse brachten sie auf die Spur und da kam denn auch ein arabisch-aussehender Mann mit Mantel (uhhhh) aus dem Haus. Welch Verdachtsmoment! Und in solch einem fall müssen dann gelich zig Bewaffnete in Zivil den mann ergreifenb udn dann letztlich ihn abknallen. Nee, das ist weder akzeptabel noch kompetent. So fahrig und panikartig de rmann reagiert hat, so luschig und oberflächlich hat sich die Londoner Polizei da erwiesen. Denn auf den geringen Verdachtsmoment bist du in deiner Argumentation nicht eingegangen. Und de rwar dürftig und da kann ein solches Vorgehen nur mit Panik oder aufgescheuchter Stimmung bzw viel Druck von oben schnelle Ergebnisse zu bringen erklärt werden.
Letztlich kommt man aber mit solchen Hasadeurstücken nicht weiter.
Und folgendes: Turin, du hast ein wenig leicht redne betreffs der Reaktion des Brasilianers. Was die Polizisten usw. gerufen haben, wie sie sich genau verhalten haben, das ist wohl nur schwer zu eruieren. In solchen Fällen wird auch gerne mal gemauschelt. Außerdem: Du bist auf dem Weg zur Arbeit,mußt dich beeilen und rennst eh schon und plötzlich rufen mehrere Bewaffnete nach dir... es gibt durchaus Menschen, die in solch einer Sitaution den Kopf verlieren und in affektives Verhalten zurückfallen. Sprich mal mit nem Sozialpsychologen oder Psychologen. In plötzlich auftretenden Angst-Situatonen neigen Menschen zu Panikreaktionen, das istz nix unübliches. Nehmen wir mal an, er war wirklich schon im Stress und sein Blut eh schon vollmit Adrenalin, dann dürften rumschreihende Bewaffnete erst recht eien intuitive, afektive panikreaktion in ihm auslösen. dazu muss man nicht mal psychisch instabil sein, sowas geht wirklich schnell Wink.
Sicher, der Mann hätte sich besser verhalten können, nur das ist erst eine der letzten Bausteine in dieser Trägödie. Anstatt öffentlichem Druck nachzugeben und dem Druck von oben, schnell Ergebnisse in den Untersuchungen vorzeigen zu können, anstatt aufgehetzt und oberflächlich irgendwelchen einzelnen Indizien nachzugehen und Stereotypen nur blindnachzujagen, hätte man mit ein bißchen mehr Sorgfalt arbeiten können. Sicher, man wollte mögliche weitere Anschläge vermeiden. Nur allzu oft zeigt sich, dass ohne Sorgfalt die Resultate nicht immer gut sein müssen.
Hätte man herausgefunden, wen man da verfolgt, man hätte wohl kaum erwartet, dass ein vermutlich katholischer Brasilianer zum Selbstmordattentäter wird. Daher: Die Verhältnismäßigkeit war in dem Fall nicht gegeben: Die große Verantwortung, diese rehct brutale Methode des kill und shoot einzusetzen, hat sich nicht in entsprechender Sorgfalt udn Verantwortliuchkeit umgemünzt.
Akzeptabel ist das sicher nicht.
Und noch eins: Sicher, die Polizei soll die Sicherheit der Bürger schützen. Aber damit ist nicht allein das Kollektiv, damit ist jeder Bürger auch einzeln gemeint. Sowohl als Objekt, das beschützt werden soo, sowohl auch als Subjekt, als demokratischer Souverän, dem die Polizei letztlich auch untergeordnet ist. Und falls eben die Polizei durch übertriebene Gewissensethik und fehlende Sorgfalt Bürger gefährdet, kommt sie ihrer Funktion auch nicht gerade nachWink.

So, dies als ein weiterer flammander moralkritischer Kommentar.
Zitat:Two bomb suspects' held in raids
Scotland Yard say they are not aware of firearms having been used
Two more of the failed London bombing suspects are believed to have been arrested as police carry out a number of armed operations in London.
Link:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk/4727975.stm">http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk/4727975.stm</a><!-- m -->


Zitat:POSSIBLE MASTERMIND HELD
A British man thought to be the possible mastermind of the London bombings has been detained in Zambia.
Link:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sky.com/skynews/article/0,,30000-13396711,00.html">http://www.sky.com/skynews/article/0,,3 ... 11,00.html</a><!-- m -->

Zitat:WOMEN ARRESTED IN SWOOP
Two women were pinned to the ground and arrested by armed police during a swoop on Liverpool Street station.
Link:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sky.com/skynews/article/0,,30000-13397071,00.html">http://www.sky.com/skynews/article/0,,3 ... 71,00.html</a><!-- m -->



EDIT:

Alle vier Terroristen vom 21.07.2005 sind angeblich in Polizeigewahrsam:

Zitat:SUSPECT HELD IN ITALY
The fourth would-be London bomber has been arrested in Rome, according to reports. It follow the arrests of two other suspects in London today.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/data/2005/08/05/755418.html?s=1">http://www.welt.de/data/2005/08/05/755418.html?s=1</a><!-- m -->
"Raus mit ihnen"

Das hört sich nicht gut an aber eines kann man sagen sowas führt nicht zu Deeskalierung sondern eher zur Eskalierung.


MfG Azze
Langsam stellt sich heraus, dass die ursprünglichen Angaben über der Tod von Menezes schlich und einfach erlogen waren:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/2005/08/17/al/newzzECHBVC2I-12.html">http://www.nzz.ch/2005/08/17/al/newzzECHBVC2I-12.html</a><!-- m -->
Zitat:Befragungen der beteiligten Polizisten durch die Beschwerdestelle von Scotland Yard hätten ergeben, dass Menezes zu keinem Zeitpunkt davongerannt sei. Er habe die U-Bahn-Station ganz normal durch Öffnen der Schranke mit seiner Fahrkarte betreten, sich noch eine Gratiszeitung genommen und dann in eine wartende U- Bahn gesetzt.

Dort sei er von den Polizisten gepackt und - obwohl er keine Gegenwehr geleistet habe - mit einer ganzen Salve gezielter Schüsse getötet worden. Er habe auch keinen Wintermantel, sondern eine leichte Jacke getragen.
Mein Vertrauen in die britische Exekutive sinkt mit jedem Tag.
Tja, da lag ich wohl mit meiner Brandrede gegen das Vorgehen der britischen Polizei nicht mal so schlecht, allerdings hab ich scheinbar noch mächtig untertrieben mit meiner Kritik.

Denn die neuen Fakten scheinen echt grotesk zu sein:
Kein langer Mantel, kein Wegrennen. Wieso zum Teufel haben die denn nur den armen mann so brutal hingerichtet?
Hat ihnen seien nase nicht gepaßt.
Meine Kritik an der nicht vorhandenen Kompetenz so mancher Polizeikreise in London war meinerseits wirklich zu freundlich formuliert.
Wenn man solch eine "shoot and kill" - Taktik wählt, sollte man darauf achten, wer diese Lizenz zum Töten erhält. Scheinbar war die britische Wahl nicht weise.
Thomas,
wenn das wirklich so zutrifft dann war das für mich ein klassicher Mord in Polizeiuniform
das hätte ich von den Briten tatsächlich nicht erwartet - und inzwischen reagieren die Briten auch noch mit rüden Polizeistaatsmethoden - nach dem Motto, die Polizei darf Scheisse bauen, Hauptsache, es wird nicht bekannt
Zitat:Londoner Polizei suspendiert offenbar Informanten

Die Berichte des britischen Senders ITV über die Erschießung des Brasilianers Menezes haben Zweifel an den Schilderungen der Polizei hervorgerufen. Nun hat Scotland Yard offenbar einen Mitarbeiter suspendiert, der die Informationen geliefert haben soll. Brasilien kündigte an, eigene Ermittler nach London zu schicken. [mehr] <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4641166_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html</a><!-- m -->
- die tatsächlichen Täter von der Polizei sind anscheinend nicht mal vom Dienst suspendiert, geschweige denn .....
Zitat:Londoner Anschläge waren nicht zu verhindern

Untersuchungsbericht spricht Behörden frei - Ausschuß des britischen Parlaments bemängelt personelle Ausstattung des Geheimdienstes MI 5

von Thomas Kielinger

London - Zwei gestern in London veröffentlichte Untersuchungsberichte über den Hintergrund der Selbstmordattentate in der britischen Hauptstadt vom 7. Juli 2005 sind zu dem Ergebnis gekommen, daß kein schuldhaftes Versäumnis der Sicherheitsdienste vorgelegen habe, und daß daher die Anschläge nicht verhindert werden konnten. Allerdings hebt einer der Berichte hervor, daß, wäre die Anti-Terror-Abteilung von MI5, der Inland-Abwehr, mit besseren Personalressourcen ausgestattet gewesen, die Tat womöglich doch hätte abgewehrt werden können.

(...)
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/data/2006/05/12/885601.html">http://www.welt.de/data/2006/05/12/885601.html</a><!-- m -->
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