@Kosmos
da anworte ich mit einem entschiedenen vielleicht oder kurz:
jein
richtig ist, dass es der Euro den wirtschaftlich eher schwachen Ländern wie Griechenland erlaubt hat, eine hohe Staatsverschuldung aufzubauen - fast so wie der US-$ den USA (und US-Bundesländern) eine hohe Staatsverschuldung ermöglicht;
Griechenland hat sich faktisch so verschuldet, als ob die gesamte Wirtschaftskraft der EU tatsächlich "hinter den Griechen" stünde,
= daran sieht man zunächst, wie wichtig die Einhaltung der Beitrittskriterien ist (Griechenland hätten nicht aufgenommen werden sollen),
= daran sieht man weiter, dass das "cheaten", das Griechenland mit kräftiger Hilfe von US-Banken gemacht hat, nichts bringt
= daraus folgt, dass ein gegenseitiger Beistand notwendig wird (das muss nicht unbedingt ein Finanzausgleich wie unter unseren Bundesländern sein)
= daraus folgt wiederum, dass eine Abstimmung und Koordination der Finanz-, Währungs- und Wirtschaftspolitik unerlässlich ist
= und das ist wiederum künftig vorgesehen - die EU wandelt sich vom Debattierclub und Akteur und agiert sehr schnell, wenn es um Krisenbewältigung geht
richtig ist auch, dass Deutschland mit seiner Wirtschaftskraft den Euro-Raum zusehends dominiert hat;
dadurch, dass den schwächeren Teilnehmern keine "Flucht über Wechselkurse" möglich war, kontnen die Griechen z.B. ihre Währung nicht abwerten um im Wettbewerb mit der deutschen Exportindustrie bestehen zu können.
Die deutsche Exportindustrie (und der ehemalige "Exportweltmeister" lebt von dieser Industrie) hat mit dem Euro einen gewaltigen Absatzmarkt erschlossen, der ohne Kursrisiko überrollt werden konnte. Damit konnte Deutschland die Wirtschaft in der Euro-Zone zusehends dominieren.
Und der sinkende Euro-Kurs hilft der deutschen (und europäischen) Export-Industrie nun weiter auch außerhalb des Euro-Raumes. Die deutschen Exportgüter werden in anderen Währungsgebieten noch günstiger, wir werden also z.B. noch viel mehr in die USA exportieren können, wenn das so weiter geht - wir, und die anderen Mitglieder der Euro-Gemeinschaft.
Aus dem "Opfer der Wiedervereinigung", das die Alliierten erlangt hatten - die Aufgabe der Mark und die Einführung des Euro - ist nicht eine Kontrolle der Europäer sondern die verstärkte wirtschaftliche Dominanz Deutschlands geworden.
= daraus folgt wiederum, dass eine Abstimmung und Koordination der Finanz-, Währungs- und Wirtschaftspolitik unerlässlich ist
= und das ist wiederum künftig vorgesehen - die EU wandelt sich vom Debattierclub und Akteur und agiert sehr schnell, wenn es um Krisenbewältigung geht
Und was die "riesigen Kosten" betrifft - was aufgespannt wurde ist ein Rettungsschirm, eine Bürgschaft, für den Fall, dass Länder wie Griechenland, Portugal ihre Verpflichtungen nicht erfüllen können.
Das ist wie bei Studenten - damit die eine erste eigene Bude beziehen können übernehmen die Eltern eine Mietbürgschaft.
Oder nimm eine Bank: Bürgschaften gehören zum ganz selbstverständlichen Geschäft.
Die Ausgaben fallen wirklich erst an, wenn das Geld tatsächlich benötigt wird - aber noch steigt ja das Exportgeschäft aufgrund der fallenden Kurse. Und davon profitieren auch die Deutschen.
Dazu <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/24/0,3672,8068824,00.html">http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/24/ ... 24,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Griechenland vor der Besinnung
Die Rettung nützt mehr, als sie kosten wird
Kommentar von Reinhard Schlieker
Die europäischen Partner lassen sich nicht lumpen: Das marode Griechenland bekommt sein Geld, der kranke Mann Europas soll geheilt werden. Eine richtige Entscheidung - endlich.
Und beim Stichwort Geschäft muss man auch sagen, dass das Triumphgeheul von revan wohl sehr schnell in Wehklagen übergehen wird.
Sinkende Euro-Kurse verbilligen nämlich - wie gesagt - die Exporte aus dem Euro-Raum in die USA.
Damit werden die USA bald nicht nur von chinesischen, sondern auch noch von europäischen Waren überrollt. Das ist dann das endgültige Todesurteil für die siechende US-Ökonomie.
Nachtrag:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/anleihen-devisen/:devisenhandel-spekulanten-erhoehen-anti-euro-wette/50114556.html">http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/anle ... 14556.html</a><!-- m -->
Zitat:15.05.2010, 10:45
Devisenhandel
Spekulanten erhöhen Anti-Euro-Wette
EU, IWF und EZB mobilisieren alles, um die Währungsunion zu retten. Doch die Finanzwelt ist nicht überzeugt: An den Terminmärkten erhöht sie ihren Einsatz gegen den Euro - und will von den Regierungen Taten sehen.
...
und da ist Schäuble schon an schaufeln:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/europa/:reform-der-euro-zone-schaeuble-erwaegt-europaeische-schuldenbremse/50114608.html">http://www.ftd.de/politik/europa/:refor ... 14608.html</a><!-- m -->
Zitat:15.05.2010, 14:40
Reform der Euro-Zone
Schäuble erwägt europäische Schuldenbremse
Sparen, sparen, sparen: Geht es nach Wolfgang Schäuble, dann wird die deutsche Schuldenbremse ins europäische Ausland exportiert. Mit einem Zwölfpunkte-Plan möchte der Bundesfinanzminister die Währungsunion krisenfester machen.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.wiwo.de/politik-weltwirtschaft/schaeuble-will-euro-wieder-solide-machen-430498/">http://www.wiwo.de/politik-weltwirtscha ... en-430498/</a><!-- m -->
Zitat: Schuldenkrise
Schäuble will Euro wieder solide machen
Christian Ramthun (Berlin) 15.05.2010
Nach den Euro-Notbeschlüssen bereitet Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble einen Vorstoß zur nachhaltigen Stabilisierung der Gemeinschaftswährung vor.
Am kommenden Freitag will der Minister in Brüssel entsprechende Maßnahmen in die dafür einberufene EU-Ratsarbeitsgruppe zur Reform der Währungsunion einbringen, die bis zum Herbst Ergebnisse liefern soll. Experten seines Hauses haben in einem internen Arbeitspapier, das der WirtschaftsWoche vorliegt, ein Zwölf-Punkte-Programm erarbeitet.
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<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,694965,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 65,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Sanierungsvorstoß
Schäuble will Europa für Sparprogramm verhaften
Deutschland soll Europas Sparmeister werden. Finanzminister Schäuble wird nach SPIEGEL-Informationen in wenigen Tagen ein Konsolidierungsprogramm für alle Euro-Staaten anstoßen - damit die Märkte endlich wieder Vertrauen in die Währung fassen. Kanzlerin Merkel will, dass dabei "die Stärksten bestimmen".
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Noch ein Nachtrag:
Die ARD hat auf ihrer Wirtschaftsseite den langfristigen Trend - Kursentwicklung zwischen Euro und Dollar - grafisch dargestellt.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.boerse.ard.de/mod_pic.jsp?id=433668">http://www.boerse.ard.de/mod_pic.jsp?id=433668</a><!-- m -->