phantom schrieb:Du hast behauptet dass er der Experte ist
Ähm richtig. Experte, und nicht Universalexperte.
phantom schrieb:Aber aus dem allein besteht heute wirklich nicht ein Kampfflugzeug. In dem Bereich wurden eben kaum Fortschritte gemacht, das im Gegensatz zu den Bereichen Stealth und Elektronik.
Die computergestützte Steuerung von aerodynamisch instabilen Flugzeugen würde ich schon als Fortschritt sehen. Und natürlich sind auch die Fortschritte in der Elektronik nicht zu übersehen. Stealth ist eine tolle Erweiterung der Fähigkeiten, aber keine "silver bullet".
phantom schrieb:Das macht man ja laufend, man kann die Systeme ja gegen sich selbst testen. Du kannst die verschiedenen Radare gegen das Steahlflugzeug antreten lassen, wieso soll man da im Dunklen tappen.
Aber doch nicht gegen die vom zukünftigen Feind...!
Als man nach Ende des kalten Krieges mit dem aus dem Osten übernommenen Wehrmaterial wirklich mal Gelegenheit zur eingehenden Analyse hatte, hat sich ja herausgestellt, dass man mit seinen Annahmen auch deftig daneben liegen kann, im positiven wie auch negativen Sinn.
phantom schrieb:Einfach alles in Frage stellen und den Bordkanonen-Luftkampf propagieren widerspricht allen Luftkämpfen in der jüngeren Vergangenheit.
Ich verstehe nicht, wie man den Sprey so mutwillig missverstehen kann. So ein alles oder nichts hab ich aus dem Interview jedenfalls nicht herausgehört. Die Aussage ist doch, dass das Flugzeug in den Situationen, wo es auf Kurvenkampf ankommt, unterlegen sein wird, obwohl es das modernere und weitaus teurere Waffensystem ist. Und die Aussage ist außerdem, dass die Wirksamkeit der BVR-Kapazitäten überschätzt wird.
Zweifelsfrei beweisen oder widerlegen kann das weder er noch wir. Wie ich schon sagte, der nächste große Krieg bringt da die Erkenntnis. Zumindest hat Sprey aber Erfahrung. Und mMn taugen die Luftkämpfe der jüngeren Vergangenheit nicht sonderlich als Gradmesser. Welche genau sollen das sein? Golfkrieg '91? Als der Gegner sich entschied, den Kampf gar nicht erst auszutragen, sondern mit dem Großteil seiner Maschinen ins Nachbarland Iran stiften zu gehen? Jugoslawien? Ein auseinanderbrechender Staat vor der Haustür der NATO mit Technik, die teilweise aus den 60ern stammt? Es steht doch außer Frage, dass unsere BVR-Mittel ein tolles Werkzeug sind, einen hoffnungslos unterlegenen Gegner sehr risikoarm auszuschalten. Die Kritik lautet aber, dass es kurzsichtig wäre, daraus zu extrapolieren, dass das zukünftig immer so laufen werde, ganz egal, wer der Gegner ist und wie dessen Fähigkeiten aussehen.
phantom schrieb:Nein, (1 2 4 8 16 32 64 128 256 512 1024). In 11 Jahren eine Vertausendfachung, die Rechenleistung hat sich vor allem in früheren Jahren jeweils verdoppelt. Und relevant ist es auf jeden Fall und seit dem Vietnamkrieg sind 40 Jahre vergangen. Da ist der Faktor viel grösser als 1000.
Der Verdoppelungszyklus dauert 18 bis 20 Monate. Und wie ich schon sagte, ist es irrelevant, weil die Rechenleistung des Gegners auch steigt. Ich sage damit wohlgemerkt nicht, dass die Kriegsführung die gleiche bleibt. Aber es wirkt seltsam, die Effektivität und/oder Effizienz der eigenen Waffensysteme losgelöst von der des Gegners zu betrachten.
phantom schrieb:Ja klar, auch die russischen Raketen sind tödlich. Deshalb ist es auch so wichtig, dass man sich nicht auf 100km vorher anmeldet.
Zweifellos. Aber wie schon gesagt: keine "silver bullet". Andere Aspekte des Luftkampfes werden durch Stealth nicht obsolet, weswegen man sie nicht derart vernachlässigen sollte. Es verschieben sich lediglich die Anteile von dieser und jener Art des Luftkampfes etwas. Und es kommt halt auch entscheidend auf den Gegner an, wieviel Überlegenheit einem die eigene Elektronik und die eigene "low observability" bieten wird. Niederfrequentes Radar sowie bistatische/multistatische Radare z.B. bieten durchaus Ansätze, gegen Stealth wirksam vorzugehen.
phantom schrieb:Unabhängig wie man diesen Part bewertet, ist immer das Flugzeug im Vorteil was sich länger verstecken kann, das massiv im Nachteil welches früh zu erkennen ist. Du kannst keinen Elefanten vernebeln. Viel, viel einfacher kann man eine kleine Signatur vertuschen.
Klar. Die Frage ist nur, wie sicher man das Verstecken durchsetzen kann. Und da scheinen zumindest die Leute in der Wehrbeschaffung das Thema etwas anders zu sehen, wenn auch deren Ansicht nicht so weit geht wie die von Sprey. Es spricht doch Bände, dass man sich für IRIS-T statt ASRAAM entschieden hat und für YF-22 statt YF-23. Offensichtlich gelten auch in den Behörden Stealth und F-Pole nicht als derart entscheidend, dass man nun alle Designparameter zukünftiger Waffensysteme nur daran ausrichtet.
phantom schrieb:Das widerspricht aber den Berichten aus dem Kosovo, wo sich die F-15 nicht mal in die Nähe der MIGs getraut haben. Jede Seite hat auf maximale Distanz ihre BVR-Lenkwaffen verschossen, dann wieder abgedreht. Wenn das alles so leicht zu stören wäre (BVR-Waffen nicht funktionieren würden), könnte man direkt aufeinander zufliegen und den Dogfight austragen.
Das taugt schwerlich als gutes Beispiel. Abgesehen von dem Kräftungleichgewicht, das ich weiter oben schon ansprach, haben wir hier wieder immense Einmischung der Politik in die RoE, wie schon in Vietnam, die aber diesmal auf totale Vermeidung von Verlusten abzielte. Daher auch keine Bodentruppen für den Kampf, sondern erst fürs Peace Keeping. Und bezeichnenderweise gehörte zu den ohnehin schon geringen Verlusten der NATO auch ein Stealth-Flugzeug (nach einigen Quellen sogar zwei).
phantom schrieb:http://www.northropgrumman.com/analysis-...tealth.pdf ... ein lesenswerter Artikel
Warst du nicht der Kollege, der anderen an anderer Stelle vorwarf, aus EADS-Broschüren zu zitieren? Wie wäre es mit einer neutraleren Erläuterung der Thematik durch die Federation of American Scientists, die, zugegeben, schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Aber die Gesetze der Physik ändern sich ja nicht über die Zeit.
http://www.fas.org/spp/aircraft/part06.htm