Quintus Fabius schrieb:Exakt, und dass in Verbund mit der vernetzten Kriegsführung erhöht die intellektuellen Anforderungen an den Piloten. Dass in der F-35 alles vereinfacht und aufbereitet angeboten wird heißt ja nicht, dass die Datenmenge weniger wird. Sondern die Menge der Informationen welche der Pilot verarbeiten muss nimmt dank besserer Sensorik, besserer Auswertung durch die Systeme selbst und dank der Metainformationen welche er über das Netzwerk bekommt ständig zu.
Die zentrale Aufgabe ist immer die Mehrinformation so aufzubereiten, dass sie dir einen Vorteil/Nutzen bringt. Hast du viel Information, muss die Maschine selbstständig priorisieren, so wie sie es auch in der Defensive tut. Notfalls automatisch Dinge einfach nicht darstellen ... so funktioniert unser Gehirn auch, da gehen 90% von allen theoretisch nutzbaren Informationen schon beim ersten Filter verloren. Das ist bei der F-35 selbstverständlich nicht nötig, der Filter kommt nur für den Piloten zur Anwendung, damit er nicht überfordert wird.
Zitat:Und so eine Kampfweise kann man nicht mittels Befehlstaktik durchführen, sondern der Pilot muss im Rahmen einer Auftragstaktik sehr viel sehr schnell sehr gut entscheiden.
Glaub ich nicht, das System der F-35 wird die Ziele nach Priorität sortieren und sicher nicht alles aufs Mal darstellen, wenn viel Information gesammelt wurde. Wenn man automatisch Ziele suchen und klassifizieren kann, musst du dich auch immer um die Aufbereitung der Resultate kümmern. Das ist der einfachere Part als die automatische Erkennung und wurde/musste für die Defensive ja auch schon gelöst werden. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass das nicht auch in der Offensive umgesetzt wird.
Zitat:Das bedingt erheblich gesteigerte geistige Anforderungen, weil mehr Optionen mehr Komplexität bedeuten - während in bisherigen Kampfflugzeugen die real verfügbaren Optionen wesentlich geringer waren.
Keinesfalls, dort hast du mit einem Sniper-Pod und dem Radar gegen den Boden mehrere Sensorquellen die der Pilot selber koordinieren muss. Er muss alles selber interpretieren und einander zuordnen. Eine hohe Arbeitsbelastung in der kurzen Zeit. Da der Mensch nur einen Gedanken gleichzeitig ausführen kann, sind die Resultate dementsprechend. Man greift auf viel langsamere Flugzeuge (A-10, COIN) zurück, die über dem Kampfgebiet kreisen und sich aber stark gefährden müssen. Aus meiner Sicht kann auf dieser Schiene in Zukunft fürs Flugzeug, kein gangbarer Weg gefunden werden. Es braucht die automatische Zielsuche und eine exzellente Aufbereitung, die vom Piloten nur noch eine schnelle Ja/Nein Entscheidung benötigt.
Zitat:Das macht die Sache meiner Ansicht nach eben schwieriger, nicht leichter. Es erhöht die Komplexität und ein komplexes dynamisches System erhöht die Zahl der möglichen Friktionen usw usf
Die Maschinen wissen voneinander, du gehst immer davon aus, dass man die gesamte Information den Piloten übergeben muss. Ist aber komplett unnötig, primär müssen es die Maschinen wissen, die aufgrund der gegnerischen Radaremissionen die sicherste Route errechnen können ... das kann ja der Pilot nicht selber. Ober eben die Luftabwehrziele aufzeigt, die man zwingend eliminieren muss, damit man dort hingelangen kann.
Zitat:Sehr oft in der Kriegsgeschichte war die Taktik wesentlicher als die Technik und daran ändert sich bei ernsthaften konventionellen Kriegen auch durch die Stealth-Flugzeuge nur wenig.
Die Taktik ergibt sich durch die verfügbare Technik / Masse. Wenn du nur ein paar Stealth-Maschinen hast, kannst über alle erweiterten Fähigkeiten und Taktiken nicht verfügen.
Zitat:Die Technik ist ein wesentlicher Faktor, aber deine extreme Beschränkung auf die Dyadic Technology These, dass allein die Technik ausschlaggebend wäre, ist rein praktisch schon so oft wiederlegt worden, dass ich es für recht unwahrscheinlich halte, dass diese These jetzt zutreffen sollte.
Wo denn? Die regulären Armeen wurde ohne Probleme zerschlagen. Der Gegner kann dir im Guerillamodus nicht substanziell gefährlich werden. Du kannst ihm alles zerschlagen was Wert hat / in die Steinzeit zurückbomben. Das reicht allemal aus, um Bedrohungen abzuwehren, den Anspruch ein Gebiet zu befrieden wie Irak, ist ja nicht gegeben. Um den Gegner militärisch zu besiegen, ist es völlig irrelevant, ob die Zivilbevölkerung mit dir oder untereinander kooperiert. Im Irak war das nicht gegeben, hat aber auf den Ausgang eines militärischen Konflikts, null Einfluss.
Zitat:Du überschätzt meiner Meinung nach die Bedeutung der Technik (so wesentlich sie auch sein mag) und unterschätzt die immense Wichtigkeit der menschlichen Komponente im Krieg.
Nein die unterschätze ich nicht, ich seh dass man sie immer anzuwenden versucht. Was meinst was passieren würde, wenn man das im Irak nicht anwenden würde. Die Amerikaner hätten alles in Schutt Asche legen können, es wird drauf geachtet, dass man die Zivilbevölkerung möglichst schont. Stell dir vor man würde so vorgehen wie im 2.ten Weltkrieg ... Städtebombardierungen, Vernichtungen von Zügen, Fahrzeugen, Wasserleitungen, Versorgungslinien, Strom, fossile Energie ... einfach alle relevanten Einrichtungen die den modernen Menschen zum Funktionieren bringen. Ohne nachträgliche Aufbauhilfe, einfach alles zerstören.
Zitat:Krieg ist keine Angelegenheit von Robotern, sondern ein Kampf zwischen Menschen, die Technik also nur ein Mittel dieses Kampfes und nicht Selbstzweck.
Ob der Mensch durch die Programmierung / die Konstruktion von Kriegsmaschinen und Robotern ... oder durch den Soldaten mit dem Gewehr gewinnt, spielt doch keine Rolle. Im Endeffekt steht überall der Mensch dahinter. In einem symmetrischen Konflikt geht es primär darum, dem anderen die Infrastruktur so schnell wie möglich zu zerstören. Und das geschieht nicht mit Soldaten, sondern mit eigenem Grossgerät. Wenn man das geschafft hat, hat man alle Trümpfe in der Hand und kann den Gegner am Boden schnell zur Aufgabe zwingen. Die Guerillataktik kann man auf der Infanterieebene sicher noch aufrecht erhalten, ist aber bezüglich Sieg völlig irrelevant, weil die eh nicht über ihr eigenes Territorium hinauskommen. Es fehlt an allem Munition, Essen, Fahrzeugen, Support der Zivilbevölkerung, ...
Zitat:Egal aber wie weit du hier gehen würdest, die Natur des Krieges an sich bleibt weiter eine Auseinandersetzung zwischen Menschen, egal wie technisch die Mittel werden welche diese einsetzen.
Der menschliche Anteil wird einfach immer kleiner, sowieso im Grossgerät. Es macht keinen Sinn, menschliche Leistungen zu heroisieren, wenn sie a) nicht vorhanden sind, oder im Vergleich zur Maschine nicht konkurrenzfähig sind.
Du kannst mit deinen Zähnen beissen oder auf 300m mit dem Gewehr Gegner ausknipsen. Was wählst du? Auch du bedienst dich der Technik. So ein Purist wie du denkst, bist du nicht ansatzweise. Und beim Grossgerät ist der Technikanteil derart gross, dass der Mensch mittlerweile eher ein Hindernis geworden ist. Fernsteuerung ist bei Drohnen, Raketen und gelenkten Bomben die Regel und nicht die Ausnahme. Der Pilot wendet die Waffen alle auf möglichst grosse Distanz an, das schützt die Waffenplattform und den menschlichen Input. So ist das System welches erfolgreich ist.