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so Big Grin wenn quintus hier immer seine arbeiten reinstellt mach ich das auch mal - mine gfs zum thema imperialismus, gehalten in 12/2 (april 2004).

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Definition und historische Eingrenzung
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Definition
Mit Imperialismus wird die Errichtung eines Herrschaftsverhältnisses über ein Land bezeichnet mit dem Ziel der politischen und kulturellen Einflussnahme sowie der wirtschaftlichen Ausbeutung. Dies geschieht entweder durch direkte - gewaltsame – Besetzung des Landes und die Errichtung einer Kolonie oder durch indirekte Einflussnahmen, zum Beispiel durch Einsetzen einer Stellvertreter- oder Marionettenregierung, die im Auftrag und zum Wohl der ausländischen Macht handelt.

Historische Eingrenzung
Eine eindeutige historische Eingrenzung des Imperialismus als geschichtliche Epoche ist nicht möglich. In der Regel wird die Zeit von 1870 (Gründung des deutschen Kaiserreichs und Modernisierung Japans) bis 1914 (Ausbruch des 1. Weltkrieges) als Zeitalter des Imperialismus bezeichnet., teilweise jedoch auch bis 1918 oder sogar bis 1945.

Das Zeitalter des Imperialismus ist der Zeitraum, in dem sich die europäischen Mächte, vor allem Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Russland, sowie in geringerem Maße auch Italien, sowie Japan und die Vereinigten Staaten über die ganze Welt ausbreiteten und diese entweder in Kolonien (v.a. Afrika) oder in Einflusssphären (China) unter sich aufteilten (siehe auch Grafik 1 im Anhang). Bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 war dieser Prozess abgeschlossen: Jedes Gebiet der Welt (mit Ausnahme Äthiopiens) befand sich in der einen oder anderen Form unter ihrer Herrschaft.


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Ursachen des Imperialismus
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Der Imperialismus hat – wie auch jede andere geschichtliche Epoche, Ereignis oder Konflikt – verschiedene politische, wirtschaftliche und soziale Ursachen:

Politische Ursachen
Die wichtigste politische Ursache war die Bildung und Erstarkung von miteinander konkurrierenden Nationalstaaten. Während Großbritannien, Frankreich, Russland und Spanien schon seit Jahrhunderten geeint waren, traf dies bei Italien und Deutschland erst 1870 zu. Somit gab es vier europäische Staaten, die miteinander um die Vorherrschaft auf dem Kontinent wetteiferten: Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland.
In Asien erzwangen die Vereinigten Staaten 1858 die Öffnung Japans zum Westen und beendeten damit eine 200jährige Zeit der Isolation. Im Gegensatz zu anderen Ländern war Japan jedoch in der Lage, den Einfluss der ausländischen Mächte gering zu halten und seine Unabhängigkeit zu wahren. Es folgte eine umfangreiche Modernisierung des Landes, die unter anderem die Abschaffung des alten Feudalsystems, den Aufbau einer modernen Armee und die Einführung der Wehrpflicht sowie den Aufbau einer modernen und konkurrenzfähigen Industrie beinhaltete.

Mit der Einigung Italiens und Europas war zudem Europa vollkommen aufgeteilt und auch die Erschließung Nordamerikas war mit dem Erwerb Alaskas 1867abgeschlossen, was dazu führte, dass sich die imperialistischen Mächte auf die Aufteilung der gigantischen Gebiete Asiens und Afrikas konzentrierten.

Wirtschaftliche Ursachen
Die seit dem 18. Jahrhundert andauernde Industrialisierung führte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer Steigerung der Produktion (siehe Grafik 2 und Grafik 3 im Anhang) und damit der Wirtschaftsleistung der europäischen Staaten. Um weiterhin eine hohe Wirtschaftsleistung garantieren zu können, forderten Politiker und Unternehmer die Sicherstellung der Rohstoffversorgung, d.h. die Kontrolle über die benötigten Rohstoffe bzw. den Zugang zu diesen, und die Erschließung neuer Absatzmärkte.

Als zweiter wichtiger Grund wäre die Ablösung des bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa vorherrschenden Freihandels durch das System des Protektionismus, d.h. den Schutz des einheimischen Marktes vor ausländischen Firmen durch Schutzzölle und damit Stärkung der einheimischen Industrie zu nennen.
Dies machte es notwendig, weitgehende Autarkie von ausländischen Importen zu erlangen, gleichzeitig aber die Lieferung der für die einheimische Industrie notwendigen Rohstoffe zu garantieren, d.h. diese wichtigen Rohstoffe sowie den Zugang zu diesen zu kontrollieren.

Außerdem kam es als Folge der Steigerung der Wirtschaftsleistung im Bankensektor zu einer Kapitalkonzentration, und es wurde die Forderung nach Anlagemöglichkeiten im Ausland gestellt.

Soziale / gesellschaftliche Ursachen
Neben den politischen und wirtschaftlichen Ursachen hatte der Imperialismus auch soziale Ursachen: Im 19. Jahrhundert herrschte in den Gesellschaften der europäischen Staaten, den Vereinigten Staaten und Japan als Folge der erst vor kurzem errungen Einheit (Japan, Deutschland, Italien) sowie dem wirtschaftlichen Erfolg eine nationalistische, teilweise auch militaristische (Deutschland) Begeisterung beziehungsweise Übersteigerung.
Gleichzeitig traten aber auf Grund der immer noch stark feudalistisch geprägten Gesellschaften (Deutschland), der hohen Arbeitslosigkeit als Folge des Übergangs von der Agrar- zur Industriegesellschaft und der Forderung nach stärkerer politischer Mitbestimmung ernsthafte soziale Probleme auf, die die angestammten politischen Machtstrukturen und die gesellschaftliche Ordnung gefährdeten.

Der Imperialismus bot dabei die Möglichkeit, gleichzeitig die Bevölkerung von ihren Problemen abzulenken, sie in den Konkurrenzkampf mit ausländischen Mächten einzubinden und die eigene Herrschaft zu stärken und zu rechtfertigen. Man versuchte also, die innenpolitischen Konflikte nach außen abzulenken.

Weitere Vorraussetzungen
Ein wichtiges Merkmal des Imperialismus ist die Überlegenheit der Industrienationen über die kolonisierten Gebiete. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden neue leistungsfähige Techniken und Technologien erfunden: Eisenbahn, Dampfschiffe, Telegrafie und Unterseekabel machten die Erschließung großer Gebiete möglich und reduzierten gleichzeitig die Entfernung zwischen den Kolonien und den Mutterländern. Der Bau moderner Handels- und Kriegsschiffe ermöglichte gleichzeitige den schnellen Transport von Rohstoffen in die Heimatländer und den Einsatz von eigenen Truppen zur Intervention in weit entfernten Gebieten.

Der Aufbau moderner Armeen – der in der Regel die Einführung der Wehrpflicht beinhaltete –, die nationalistische Begeisterung der Massen und die technologische Überlegenheit führten gleichzeitig zu der Bereitschaft, diese militärische Macht auch einzusetzen, um die eigenen Interessen durchzusetzen.


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Imperialismustheorien
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Imperialismustheorien sind der Versuch, die Ursachen und die Folgen des Imperialismus zu erklären. Dabei gibt es ökonomische (John A. Hobsons 1902), marxistische (W. Lenin 1916), politische und soziale Imperialismustheorien.

Lenins marxistische Imperialismustheorie
Lenins marxistische Imperialismustheorie ist eine Fortführung des Marxismus von Karl Marx und Friedrich Engels. Der Imperialismus ist die letzte Stufe des Kapitalismus:
· Nachdem die kapitalistischen Mächte die Welt unter sich aufgeteilt haben, beginnen die internationalen Konzerne sie unter sich zu aufteilen, gleichzeitig bildet sich die Herrschaft der Monopole und Kapitalbesitzer heraus und Kapitalexporte gewinnen gegenüber den Warenexporten an Bedeutung.
· Der Imperialismus dient dazu, das Proletariat abzulenken und den Fortbestand des kapitalistischen Systems zu sichern.
· Das Proletariat verbündet sich mit der unterdrückten Bevölkerung in den Kolonien und beschleunigt zusammen mit den dem Konkurrenzkampf der imperialistischen Mächte das Ende des kapitalistischen Systems.
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Erscheinungsformen des Imperialismus
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Der britische Imperialismus
Großbritannien brachte als Ursprungsland der industriellen Revolution die besten Voraussetzungen für eine Expansion in den Kolonien mit: Neben der weltweit größten Handels- und Kriegsflotte besaß Großbritannien auch noch den Vorteil, durch frühe Reformen und Gesetze (Gewerkschaften, Verbot der Kinderarbeit) keine schwerwiegenden sozialen Probleme oder gar Konflikte bekämpfen zu müssen.

Der britische Imperialismus lässt sich in zwei Phasen unterteilen: Bis 1870 verzichtete Großbritannien auf Grund seines großen Vorsprungs als Wirtschafts-, Handels- und Kolonialmacht auf den Erwerb neuer Kolonien und konzentrierte sich stattdessen auf die Sicherung der eroberten Gebiete. Mit dem Auftreten neuer Großmächte nach 1870 (Deutschland, Japan, Vereinigte Staaten) kam jedoch die Furcht auf, die beherrschende Stellung als Wirtschafts- und Kolonialmacht zu verlieren und beteiligte sich am Wettlauf um den Erwerb neuer Kolonien.

Die Ziele des britischen Imperialismus waren vor allem die Sicherung des Seeweges nach Indien beziehungsweise dessen Verkürzung durch die Herstellung einer Nord-Süd-Verbindung in Afrika und den Bau des Suezkanals (1869) sowie die Erhaltung des kontinentalen Gleichgewichts in Europa.
Weiteres Ziel war die Erhaltung und Stabilisierung des Osmanischen Reiches als Gegenwicht zu Russland und – damit verbunden – das Verhindern eines russischen Zugangs zum Mittelmeer. Um die Macht Russland auf dem europäischen Kontinent einzudämmen, bemühten sich britische Politiker vergeblich um ein Bündnis mit dem deutschen Kaiserreich, was aber auf Grund von Interessengegensätzen nicht zu Stande kam.

Der französische Imperialismus
Obwohl sowohl Frankreich als auch Großbritannien schon seit dem 18. Jahrhundert Kolonien in Übersee besaßen, begann die eigentliche Phase des französischen Imperialismus erst mit der Niederlage im deutsch-französischen Krieg. Nach dem deutsch-französischen Krieg war Frankreich auf Grund der Bündnispolitik Bismarcks international isoliert und hatte seine Vormachtstellung in Europa verloren. Durch eine aggressive Kolonialpolitik wollte man die erlittene Schmach wieder wettmachen.

Ziele waren neben Afrika vor allem Indochina (Kambodscha, Laos und Vietnam) und China. In Afrika wollte Frankreich eine Ost-West-Verbindung aufbauen, was unweigerlich zum Konflikt mit Großbritannien führen musste; in Asien strebte man die Etablierung als zweite Großmacht neben Großbritannien an und versuchte durch den Erwerb der Kolonien in Indochina (1897 abgeschlossen) einen Zugang nach Südchina zu erhalten.

Der russische Imperialismus
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war Russland im Gegensatz zu den anderen europäischen Großmächten ein extrem rückständiges Land und litt unter großen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Problemen: Es fehlte eine eigenständige, nationale Industrie und die Lage der Bauern hatte sich trotz Landreformen nicht gebessert. Gleichzeitig führten die sozialen Spannungen zwischen der armen Landbevölkerung, der adeligen Oberschicht und der orthodoxen Kirche, die eine dominierende Rolle einnahm, immer wieder zu revolutionären Erhebungen. Um von den inneren Problemen abzulenken und seine Macht zu vergrößern, begann Russland sich am Wettlauf der Großmächte zu beteiligen.

Im Gegensatz zu den anderen imperialistischen Mächten lagen die Interessen Russlands nicht im Erwerb überseeischer Kolonien, sondern in der Verschiebung seiner Grenzen nach Osten (China), Süden (Persien, Afghanistan, Kaukasus) und Westen (Balkan). Dementsprechend waren für das russische Reich offene Seewege entscheidend, sondern der konsequente Ausbau des Eisenbahnnetzes (Transkaspische Eisenbahn 1880 – 1886, Transsibirische Eisenbahn 1891 – 1903). Trotzdem bemühte sich Russland immer wieder um den Zugang zum Mittelmeer und zum japanischen Meer. Der Versuch eines Zugangs zum Mittelmeer, das heißt durch die Meerenge am Bosporus kam trotz zweier Kriege (Krimkrieg 1854 – 1856) nicht zustande und genauso vergeblich war der Versuch, sich ein festes Standbein in Nordostasien zu verschaffen: Nach dem russisch-japanischen Krieg (1905) musste Russland zugunsten Japans auf Korea, Süd-Sachalin und Port Arthur verzichten und konzentrierte von nun an seine Bemühungen auf den Balkan.

Wichtiges Standbein der Ausdehnung nach Westen war der Panslawismus, das heißt die Einheit aller Slawen unter russischer Herrschaft.

Der deutsche Imperialismus
Die deutsche Außenpolitik während des Kaiserreichs lässt sich in zwei Epochen unterteilen: Die unter der Amtszeit Bismarcks geführte Außenpolitik war darauf ausgerichtet, durch ein komplexes Bündnissystem die Isolation Frankreichs aufrechtzuerhalten und eine Koalition gegen Deutschland zu verhindern. Trotzdem wurden während dieser Zeit der Großteil der deutschen Kolonien – offiziell Schutzgebiete genannt – erworben, wobei dies nicht durch militärische Besetzung, sondern durch private Handelsgesellschaften geschah.
Mit der Entlassung Bismarcks und dem Amtsantritt Wilhelm II kam es zu einer aggressiven, imperialistisch ausgerichteten Außenpolitik. Ihr Ziel war es, wie auch die anderen Großmächte seinen „Platz an der Sonne“ einzunehmen.

In Deutschland wurde die Forderung nach dem Erwerb von zusätzlichen Kolonien neben Wirtschaft und Politik vor allem durch den „Alldeutschen Verband“ und den „Deutschen Kolonialverein“ unterstützt. Als Folge des Erwerb von Kolonien forderte unter anderen der „Deutsche Flottenverein“ die Verstärkung der, um die Handelwege zu schützen und den Erwerb und den Zugang zu weitern Kolonien zu ermöglichen.

Der japanische Imperialismus
Nach der durch den Westen erzwungenen Öffnung Japans und der folgenden Modernisierung kam es zu einem starken Bevölkerungswachstum (Verdopplung der Bevölkerung 1860 – 1910) und einem steilen Anstieg der wirtschaftlichen Produktion. Um neue Siedlungsgebiete und Absatzmärkte zu erschließen, begann Japan mit dem Erwerb von Kolonien. Ziel der japanischen Politik war die Annexion Koreas, was aber erst nach dem japanischen Sieg gegen Russland (1905) erreicht wurde. Um den Einfluss Russlands in Asien zurückzudrängen kam es 1902 zu einem Bündnis zwischen Japan und Großbritannien.

Der amerikanische Imperialismus
Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Außenpolitik der Vereinigten Staaten durch die Monroe-Doktrin von 1823 (Prinzip der Nichteinmischung) gekennzeichnet worden. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Erschließung Nordamerikas beendet und die Vereinigten Staaten begannen ebenfalls mit dem Erwerb von Kolonien.

Ziele des amerikanischen Imperialismus waren die Erschließung neuer Rohstoffquellen und Absatzmärkte, die Verdrängung Spaniens aus Mittelamerika (Spanisch-Amerikanischer Krieg 1898), die Herrschaft über die Karibik und die Schaffung einer sicheren Verbindung nach Ostasien durch eine Kette von Marinestützpunkten (Hawai, Philippinen) sowie die Sicherung der Kanalzone und der Bau des Panamakanals ( 1901 – 1914), um eine schnelle Verbindung zwischen West- und Ostküste zu gewährleisten.

Anders als die anderen imperialistischen Mächte setzten die Vereinigten Staaten nur dann militärische Mittel ein, wenn ihre Interessen unmittelbar bedroht wurden („big-stick-diplomacy“) und konzentrierten sich stattdessen auf die Schaffung finanzieller und wirtschaftlicher Abhängigkeiten („Dollarhegemonie“).

Der amerikanische Imperialismus war stark von dem Bewusstsein geprägt, ein auserwähltes Volk zu sein und anderen Völkern Demokratie und Freiheit bringen zu müssen. Dementsprechend wurden auch alle militärische Interventionen der Vereinigten Staaten damit begründet, die innere Sicherheit wiederherzustellen, eine bessere Regierung einzusetzen und die Lebenssituation der Bevölkerung zu verbessern.
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Auswirkungen des Imperialismus
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Krisen, Kriege und Konflikte
Die breite gesellschaftliche Unterstützung des Imperialismus und die nationalistische Begeisterung der Bevölkerung führten dazu, schnell militärische Mittel einzusetzen. Zusammen mit den starken Interessengegensätzen brachte dies die Welt mehrmals an den Rand eines Krieges.

1895 Chinesisch-japanischer Krieg: Niederlage Chinas und Annexion Taiwans durch Japan. In den folgenden Jahren kommt es zu einer Reihe „ungleicher Verträge“ zwischen dem chinesischen Kaiserreich und den Kolonialmächten.

1898 Spanisch-Amerikanischer Krieg: Niederlage Spaniens, Spanien verliert alle ihm verbliebenen Kolonien an die Vereinigten Staaten (Año del Desastre)

1898 Faschoda-Krise: Im Sudan trifft eine kleine französische Expedition auf ein britisches Expeditionskorps; hier trifft das britische Ziel einer Nord-Süd-Verbindung auf das französische einer Ost-West-Verbindung in Afrika. Es kam zu einem Interessenausgleich: Großbritannien erhielt den Sudan, Frankreich den Tschad.

1900 Boxeraufstand: Brutale Niederschlagung eines chinesischen Aufstandes gegen die Kolonialmächte durch ein großes Truppenaufgebot aller imperialistischen Staaten unter deutscher Führung.

1905 Erste Marokko-Krise: Protest des deutschen Kaiserreichs gegen eine französische Landung in Marokko; Lösung: Deutschland duldet die französische Einflussnahme, gleichzeitig wird aber die Neutralität Marokkos bestätigt.

1911 Zweite Marokko-Krise: Der Protest des deutschen Kaiserreichs (Entsendung des Kanonenbootes „Panther“) gegen ein militärisches Eingreifen Frankreichs in Marokko zu Wiederherstellung der inneren Ordnung bringt die Welt an den Rand eines Krieges.

Das vor allem in den beiden Marokkokrisen aufgestaute Konfliktpotential führte schließlich 1914 zum ersten Weltkrieg, den nur vier Großmächte (Japan, Vereinigte Staaten, Großbritannien und Frankreich) unbeschadet überstanden, in drei weiteren (Deutschland, Russland, Österreich-Ungarn) brach die gesellschaftliche und politische Ordnung der Vorkriegszeit zusammen.

Bilanz des deutschen Imperialismus
Der nach Sturz Bismarcks 1890 von Kaiser Wilhelm II eingeschlagene „Neue Kurs“ in der Außenpolitik wurde zwar von einem Großteil der Bevölkerung mitgetragen, führte aber langfristig zur außenpolitischen Isolation Deutschlands. Nachdem 1890 der deutsch-russische Rückversicherungsvertrag nicht erneuert worden war und die außenpolitische Isolierung Frankreichs nicht – wie unter Bismarck – aufrechterhalten wurde, konnte eine französisch-russische Annäherung nicht mehr verhindert werden.

Auf Grund der aggressiven deutschen Außenpolitik und der Flottenrüstung scheiterte auch ein deutsch-britisches Bündnis mit dem Ziel, die Macht Russlands auf dem europäischen Kontinent einzudämmen. Stattdessen kam es 1904 zu einem Bündnis zwischen Großbritannien und Frankreich und 1907 zu einem Bündnis zwischen Großbritannien und Russland. Das deutsche Verhalten in den beiden Marokkokrisen (1905 und 1911) verstärkte die britisch-französische Annäherung noch einmal. Die Interessengegensätze zwischen Großbritannien und Frankreich sowie Russland konnten leichter beigelegt werden als die Großbritanniens mit Deutschland, die sich beständig vergrößerten. Somit blieben Deutschland als einzige Bündnispartner nur noch das Kaiserreich Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich.

Kolonien / Schutzgebiete
Durch den Erwerb von Kolonien konnten weder neue Absatzmärkte erschlossen noch konnte die eigene Wirtschaft gestärkt oder die Abhängigkeit von ausländischen Importen entscheidend gesenkt werden.
Besonders für Deutschland waren die erworbenen Kolonien – offiziell Schutzgebiete genannt – unwirtschaftlich: Die Einfuhren in die Kolonien und die Kosten für den Aufbau einer modernen Infrastruktur, den Unterhalt der Truppen und die Niederschlagung von Aufständen überstiegen den Wert der Ausfuhren aus den Kolonien nach Deutschland um ein Vielfaches (siehe auch Grafik4 im Anhang).
Und auch das – vermeintliche – Übervölkerungsproblem konnte durch die Kolonien nicht gelöst werden: Während über mehrere Jahrhunderte hinweg mehr als 5 Millionen Deutsche nach Nordamerika auswanderten, lebten in den deutschen Kolonien bis 1914 nur etwa 29.000 deutsche Siedler.
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Quellenverzeichnis
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Gerhart Maier: Das Zeitalter des Imperialismus (Abiturwissen), Klett, Stuttgart 1988

Eric J. Hobsbawn: Das imperiale Zeitalter, Campus, Frankfurt am Main 1989

Schroedel Schulbuchverlag: Wege in die Moderne, Hannover 1994

Internet: <!-- w --><a class="postlink" href="http://www.wikipedia.de">www.wikipedia.de</a><!-- w -->, <!-- w --><a class="postlink" href="http://www.google.de">www.google.de</a><!-- w -->
Gute und Informative Arbeit:daumen:

Kritik:
-Ob die USA imperalistisch waren oder nicht lässt sich streitenBig Grin Auch sonst ist dein Artikel "Der amerikanische Imperalismus" nicht ganz nach meinem GeschmackBig Grin
-Du hast Portugal und Spanien als Kolonialmächte vergessen, oder war das Absicht? Falls das Absicht war, warum?
Zitat:europa postete
Du hast Portugal und Spanien als Kolonialmächte vergessen, oder war das Absicht? Falls das Absicht war, warum?
das zeitalter des imperialismus dauerte ja von ca. 1870 - 1914. portugal besaß zu diesem zeitraum nur noch angola, mosambik und afaik macao, brasilien war schon zu anfang des jahrhunderts unabhängig geworden. spanien verlor alle kolonien im sog. "año del desastre" 1898, und besaß nur noch tanger in nordmarokko und rio de oro (westsahara). beide beteiligten sich auch nicht an dem wettlauf um kolonien, denn allein schon wirtschaftlich konnten sie sich nicht mit den anderen europäischen staaten messen, und beide hatten noch massivere politische, soziale und gesellschaftliche probleme als die anderen europäischen staaten.
Ziemlich gut:daumen:
Jedoch vermisse ich die Italiener. Italien war wie Deutschland eine später dazugekommene Kolonialmacht. Immerhin haben sie Somalia und Libyen bekommen. Libyen ja durch einen Krieg gegen die Osmanen 1912.
Desweiteren stimmt es nicht so ganz das die ganze Welt bisauf Äthiopien aufgeteilt war. Persien(Iran) und Siam(Thailand) konnten ihre Unabhängigkeit immer aufrecht erhalten.
hawkeye
Portugal besass damals noch die beiden grossen Gebiete Angola und Mosambik sowie die vielen kleineren wie Kap Verdische In., Azoren, Madeira, Diu, Goa, Macao, S. Tome, Osttimor und Port Guinea. Das waren noch recht viele Kolonien.

Spanien hatte noch Kan. Inseln, Fernando Poo, Rio de Oro und Span. Marokko. Auch das war noch einiges an Kolonien (Rio de Oro war noch recht gross).

Als Quelle habe ich den "Putzger Historischer Weltatlas Schweizer Ausgabe" verwendet und meine Liste dürfte nicht ganz vollständig sein.
Zitat:Patriot postete
Jedoch vermisse ich die Italiener. Italien war wie Deutschland eine später dazugekommene Kolonialmacht. Immerhin haben sie Somalia und Libyen bekommen. Libyen ja durch einen Krieg gegen die Osmanen 1912.
sie haben aber genauso wie spanien und italien ein um einiges weniger aggressive außenpolitik betrieben, deshalb tauchen sie hier nicht auf.
Zitat:Patriot postete
Desweiteren stimmt es nicht so ganz das die ganze Welt bis auf Äthiopien aufgeteilt war. Persien(Iran) und Siam(Thailand) konnten ihre Unabhängigkeit immer aufrecht erhalten.
doch. die gesamte welt befand sich entweder direkt oder indirekt unter ihrer herrschaft, d.h. kolonien oder einflussgebiete. und der iran war afaik in ein britisches und einr russisches einflussgebiet geteilt, und siam (direkt neben indochina) lag im französischen einflussbereich.

@ europa
steht schon alles oben in meiner antwort Wink