ThomasWach schrieb:Naja, so "künstlich" ist Pakistan auch wieder nicht, wenn du dir in Erinnerung rufst, dass es seit dem 14. und 15. Jahrhundert stets in verschiedener Ausdehnung und mit verschiedenen Zentren moslemische Reiche im Nordwesten und Norden des Subkontinents gab, die mit hinduistischen Reichen um die Hegemonie über den gesamten Subkontinent rivalisierten.
da muss man doch fragen wo man ansetzt - ja, sicher, die Mongolen (Timuriden) haben Afghanistan erobert und sind von dort aus nach Indien vorgestoßen, wo die Mog(h)ul Herrscher dann der britischen Kolonialmacht zum Opfer fielen, und auch in Europa gab es ein "hin und her" der Grenzen. Das europäische Beispiel zeigt aber auch, dass die Staaten halbwegs stabil bleiben, die sich auf eine gemeinsame Nationalität eines Staatsvolkes stützen können.
Nimm als Gegenbeispiel die Südtiroler in Italien oder die Flamen und Wallonen in Belgien - obwohl Europa wirklich hoch entwickelt ist gab (und gibt) es mal mehr, mal weniger heftige Spannungen zwischen den unterschiedlichen Nationalitäten.
Hier wird auch ein Wandel im Staatsverständnis deutlich. Der Staat ist nach heutigem Verständnis eben nicht der Besitz eines Herrschers, der nach Gutdünken über Land und Leute verfügen kann, Teile des Gebiets etwa als Mitgift einer Tochter mitgibt oder auch einen Krieg führt, um zusätzliches Gebiet "zu eigen" zu erobern.
Der Staat ist nach heutigem Verständnis vielmehr auch die Heimat des Volkes, im Idealfall des Staatsvolkes, und die Herrschenden sind nicht Eigentümer sondern nur (gewählte) Verwalter, die dem Volk gegenüber zur Rechenschaft verpflichtet sind.
Man darf also - zurück zum ersten Block - die Machtverhältnisse oder Grenzen eines Staates (insbesondere, wenn diese aus der Kolonialzeit hervorgegangen sind und die Stämme und Völker in unterschiedliche Staaten gepresst haben) nicht als Zeichen der stabilen Staatsbildung verstehen, eher im Gegenteil.
Und genau da - in der kolonialen Grenzziehung und der nachkolonialen Entwicklung - seh ich auch das Problem in Pakistan.
Einerseits sind die Völker und Stämme geteilt worden (man denke nur an die Paschtunen und Belutschen), andererseits sind diese geteilten Völker mit anderen zusammen gebunden worden, denen die Stammeskultur dieser Bergvölker fremd ist. Einzig und alleine das Bekenntnis zum Islam eint diese Ethnien. Und der Islam - das erleben wir - bildet derzeit immer wieder radikale Strömungen, wie Al Quaida, die zu tiefen Zerwürfnissen innerhalb der islamsichen Gemeinschaft führen.
PAKISTAN ist ein Kunstname und auch ein künstlicher Staat. Im Jahre 1930 - als hinduistische und islamische Politiker in Britisch-Indien noch um die Machtübernahme beim absehbaren Abzug der Briten stritten - war erstmals vom damaligen Präsidenten der Muslim-Liga, Mohammed Iqbal, die Forderung nach nach der Errichtung eines Muslim-Staates im Nordwesten des Kontinents erhoben worden.
Drei Jahre später erfanden Studenten in Cambridge für dieses Staatsgebilde den Namen Pakistan,
P für Panjab,
A für Afghanistan Province,
K für Kashmir,
S für Sindh und
STAN für die Zugehörigkeit von Belutschistan.
ThomasWach schrieb:..... Geiselnahmen und solche Himmelfahrtskommandos sind schlicht kaum zu verhindern und sind letztlich nur Nadelstiche, Nadelstiche, die verstärkt auftreten, weil die pakistan. Armee im Kampf gegen die Tehrik-e-Taliban, die pakist. Taliban, nun Ernst macht. Und das provoziert eben solche Gegenschläge. Gehört zur Logik dieser Art von Konflikten.
dazu die neueste Meldung der Tagesschau: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/pakistan1096.html">http://www.tagesschau.de/ausland/pakistan1096.html</a><!-- m -->
Zitat:Gefechte im Grenzgebiet zu Afghanistan
Pakistans Armee startet Offensive gegen Taliban
Die pakistanische Armee hat eine lang erwartete Offensive gegen die radikal-islamischen Taliban im Grenzgebiet zu Afghanistan gestartet. "Die Bodenoffensive hat begonnen", sagte der für die paschtunische Stammesregion Süd-Wasiristan zuständige Regierungsvertreter Tariq Hayat Khan. Die Bodentruppen würden von der Luftwaffe unterstützt.
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Stand: 17.10.2009 10:04 Uhr