ThomasWach schrieb:Welche wichtigen Ressourcen lagern denn in diesem Unruhegebiet?
Gas, Öl, Kupfer und Uran. Zudem "kreuzen" sich dort die beiden geplanten Pipelines IPI (Iran-Pakistan-Indien) und TAPI (Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Indien). China hat einen bedeutenden Hafen dort kürzlich errichtet oder ist noch dabei.
Zitat:Was die Instrumentalisierung angeht, so unterstellen pakistanische Offizielle schon langem den Indern, die nationallistischen Gruppierungen und Unabhängigkeitsbestrebungen der Belutschen zu unterstützen. Ob da was dran ist oder dies nur zum üblichen rhetorischen Schlagabtausch zwischen Pakistan und Indien gehört, bleibt aber offen. Wobei die eher nationalistisch gesinnten Belutschen recht wenig mit den streng gläubigen und radikalen Taliban gemein hätten...
Kann mir kaum vorstellen, dass die Inder in Baluchistan Land gesehen haben.
Die überwiegende Mehrheit der lokalen Clans steht wohl (noch?) auf Seiten der pakistanischen Armee. Von daher würde ich es für dortige Verhältnisse nicht als Unruhegebiet bezeichnen. Sowas kann sich aber auch schnell ändern.
Es dürfte in Pakistan ein gutes Dutzend terroristischer Gruppen geben, die eine extremistisch-sunnitische Sichtweise vertreten. Nicht nur Pakistan, aber auch Iraker, Briten und Amerikaner haben diese Gruppen dazu benutzt verschiedene Drecksarbeiten durchzuführen: Morde an polit. Gegnern, Massaker an Minderheiten, grenzübergreifende Aktionen, Separationsbewegungen niederschlagen bzw. fördern,... Und somit letztendlich aktiv Interessenspolitik für andere zu betreiben, während sich Deckungsgleichheiten mit der eigenen Ideologie ergaben.
So galt es ja für die Pakistaner lange Zeit den Einfluss der Schiiten (schiitische Großgrundbesitzer vs. sunnitische Landarbeiter; iran. Revolution; Hazara ...) zu unterbinden, die Inder via Kashmir zu ärgern und in Afghanistan Machtausbau zu betreiben (Kampf gegen Nordallianz).
Der Haufen um "Jondallah" und "Sipah-e Sahaba Pakistan (SSP)" bewegt sich ebenfalls eindeutig in diesem ideologischen Spektrum. Beide Gruppen sind in Baluchistan sehr aktiv. Die SSP hatte den Taliban bereits im Kampf gegen die Nordallianz in Afghanistan geholfen. Zarqawi und Bin-Laden waren früher selbst mal führende Mitglieder in der SSP und sind den Diensten dadurch
sicherlich seit vielen Jahren gut (nebst Aufenthaltsort) bekannt gewesen.
Nach 09/11 änderte sich die Lage aber: Die SSP wurde 2002 in Pakistan offiziell als politische Partei verboten. Nach einer luxoriösen Galgenfrist, die Bürotätigkeiten und Papiere umzuorganisieren, folgten 2005 auch die Briten dieser Sichtweise und verboten die pakistanischen Gruppen. Was nicht etwa in großen Verhaftungswellen endete (wen soll man nach der Zeit noch wichtiges stellen?), sondern vor allem dazu führte, dass pakistanische Terrorgruppen ihre Auslandsvertretungen in London schließen mussten. Mit Sicherheit ein schwerer Schlag. :lol: Also, zum Mitschreiben, eine von Bin Laden und Zarqawi maßgebilich beeinflusste Terrorgruppe, ist in London noch bis 2005 hinein legal aktiv gewesen. Sorry ich muss nochmal lachen :lol:
Viele Mitglieder dürften nun im Untergrund aktiv geworden sein und ihr Handeln nun nicht mehr so gut mit Regierungen absprechen. Ein nicht geringer Teil davon wird sich den Taliban angeschlossen haben.
Auch die "FATA" (da war Osama mal Chef) könnte bestimmt auch nach Baluchistan wirken. Und Mullah Omar schickt ja auch noch hin un wieder Videobotschaften aus seinem Studio in Quetta(Baluchistan). Der wird noch einige seiner Leute vorort um sich scharen, oder von irgendwem sonst beschützt werden.
Wie auch immer, was ich sagen will ist folgendes. Pakistan hat es bisher sehr gut verstanden, potentielle Störenfriede durch bestimmte Gruppen (i.d.R. sehr radikale) einzuschüchtern. Auch in Baluchistan wurden sunnitisch extremistische Kräfte gestärkt und die lokalen Clans trauen sich nicht großartig hier auszuscheren. Die jüngsten Entwicklungen deuten aber darauf hin, dass Pakistan langsam aber sicher die Kontrolle verloren hat, über das, was sie da geschaffen haben. Die Fronten verschieben sich also. Und Baluchistan scheint mir zukünftig eine entscheidende Rolle zu spielen.