Die Eroberung Islamabads durch die Taliban steht zwar nicht bevor - auch, wenn nur etwa hundert Kilometer zwischen der Hauptstadt und Buner liegen. Aber in Anbetracht der atomaren Bewaffnung des Landes sehe ich die Entwicklung mit Sorge. Eine Machtübernahme der Taliban würde das beschleunigen, was Pakistans Atomforscher begonnen hat - die Weiterverbreitung der Bombe in der gesamten islamischen Welt.
Iran hätte als letztes Bollwerk in der Region dann wirklich auch die Legitimation, sich gegen ein radikalisiertes, talibanisiertes Pakistan ebenfalls atomar zu bewaffnen.
Andere islamische Staaten würden von Pakistan mit know how - und wohl auch mit der Bombe - versorgt werden.
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Zitat:Taliban in Pakistan
Sie liegen vor Islamabad
Von Christoph Ehrhardt
26. April 2009 Mindestens einmal waren Taliban-Kämpfer schon unterwegs auf der Straße von Peshawar nach Islamabad. Nach einer Weile bog der Konvoi mit Bewaffneten aber wieder auf die Pfade ab, die sich der Kontrolle der pakistanischen Sicherheitskräfte entziehen. Die Episode demonstriert, dass die Taliban in weiten Teilen der nordwestlichen Grenzprovinz offenbar tun können, was ihnen gefällt. Die Sicherheitskräfte der pakistanischen Regierung sind dort nicht in der Lage, für Sicherheit zu sorgen. Sogar in Teilen der Provinzhauptstadt Peshawar sollen die radikalen Islamisten schon das Sagen haben. Was, wenn Peshawar irgendwann fällt?
Zuletzt rückten schwer bewaffnete Taliban-Kämpfer in den Distrikt Buner ein, der an das unruhige Swat-Tal angrenzt - die Stoßrichtung war eindeutig: Es ging in Richtung Islamabad. „Welches Gesetz soll uns aufhalten?“, verkündete ihr Sprecher. Zudem hieß er Al-Qaida-Führer Usama Bin Ladin willkommen, sie jederzeit in ihrem Reich zu besuchen.
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Die pakistanischen Taliban sind mächtiger, selbstbewusster geworden. Auch ihr Führer Baitullah Mehsud hat seinen Einfluss ausweiten können. Im Februar schmiedete er eine Allianz mit zwei alten Rivalen aus den Stammesgebieten in Nord- und Südwaziristan. In einer Erklärung huldigten sie Taliban-Führer Mullah Omar und Usama Bin Ladin als „Führer der Gläubigen“.
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Die Führung um Mullah Omar hat allerdings auch nicht vor, dem verstärkten Engagement der Amerikaner in der Region nachzugeben. Mullah Omar und seine Getreuen wollen vielmehr dagegenhalten. Anfang des Jahres war der Oberste Rat der Taliban in Quetta zusammengekommen, es wurden wichtige Posten neu verteilt. Die Hardliner rückten ins erste Glied - die Bewegung wurde auf Krieg eingestellt.
dieser "Vormarsch" gibt noch mehr Anlass zu überlegen, wie die Taliban an einer Regierungsübernahme in Pakistan gehindert werden können.
Dazu gilt es die Ursachen und mögliche Erfolge der "Zurückdrängung" anzusehen. Die FAZ schreibt dazu:
Zitat:...
Es ist eine Mischung aus Abwesenheit des Staates, sozialer Not und einer islamischen Radikalisierung in der Region, deren Folgen sich im benachbarten Afghanistan sehr gut besichtigen lassen. Darüber sprechen Berichte aus dem Swat-Tal Bände, nach denen die Taliban dort Dutzende Grundbesitzer vertrieben und die Landarbeiter als bewaffnete Einheiten rekrutiert haben. Ungebildete arbeitslose Jugendliche stehen ihnen reichlich zur Verfügung.
Flucht vor einer Terrorherrschaft
Dass die Taliban sich am Freitag wieder zurückgezogen haben, war denn wohl auch nicht den anrückenden Sicherheitskräften zu verdanken; Stammesälteste hatten sich ihnen entgegengestellt, islamische Geistliche hatten sie im Fernsehen verdammt, es sollen auch nicht alle Taliban-Führer mit dem Einmarsch einverstanden gewesen sein.
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da stellt sich die Frage, ob Pakistans Regierung sich nicht besser mit den Stammesältesten und moderaten islamischen Geistlichen abstimmen sollte, als den Taliban per "Vereinbarung" Gebiete wie das Swat-Tal zu überlassen.
Andererseits sind Stammesführer im Zuge von globaler Demokratisierung und Säkularisierung - die Taliban stellen da eine Gegenbewegung dar - eine "aussterbende Spezies". Vor allem im östlichen Teil Pakistans, im Indus-Tiefland, mit seiner britischen Prägung dürfte das keinen Erfolgt haben.
Die nächste Frage die sich mir stell wäre eher provokant: wäre es sinnvoll, Pakistan entlang seiner ethnischen Grenzen in einen Bundesstaat aufzuteilen?
Der westliche, zurückgebliebene Gebirgsteil würde sozusagen den Stämmen und Stammesführern (nicht den Taliban) "überlassen" und könnte indirekt von der Entwicklung des östlichen, britisch geprägten Tieflandes (insbesondere der Förderung moderater islamischer Geistlichkeit, der Wirtschaft und Demokratie) profitieren und so langsam "enttalibanisert" werden.