08.01.2005, 15:27
War länger nicht mehr da, da ich auswärtige unterwegs war.
Vielleicht ganz interessant für euch - militärgeschichtlich meine ich:
(eigenlob an: von mir selbst verfasst eigenlob aus) um Kritik wird gebeten
Über die Ägypter kann man sehr vieles lesen, man weiß auch (Streitwagenschlacht - Kadesh) dass sie nach den Kontakten mit den Hyksos mit Streitwägen kämpften und hat vielleicht ein ungefähres Bild wie ein ägyptischer Soldat des Neuen Reiches aussah, aber das ägyptische Militär, wird abgesehen von der Schlacht von Kadesh absolut stiefmütterlich behandelt, man findet nur wenig darüber, daher hier mal der Versuch einer Zusammenfassung:
Die Armeen Ägyptens im Neuen Reich:
Vor dem Neuen Reich gab es zwei Armeen in Ägypten, der Begriff für Armee lautete auf ägyptisch übrigens Mesha. Das waren die Armee von Unterägypten, sie war südlich von Theben stationiert und die von Oberägypten die ihre Basis bei Memphis hatte. In der Zeit des frühen Neuen Reiches wurde die Anzahl der Armeen auf drei erhöht, Amun, Ra (oder P´Ra) und Ptath, die Standorte waren nun Theben, Heliopolis und Memphis. Während der 19 Dynastie kam dann eine vierte Armee dazu, und die vier Truppenkörper wurden zu einer Art Armeekorps, diese vierte Armee war dann das Set – Korps (oder Sutekh) und wurde bei Pi-Ramesses stationiert, dem alten Avaris. Jedes der vier Armeekorps umfasste etwa 5000 Mann.
Die vier Armeekorps hatten jeweils eine eigene Armeestandarte mit einem nur von ihnen geführten Symbol: das Ptath Armee Korps führte die Abbildung des Kopfes des Apis Stieres als Symbol. Das Ra – Korps führte den Kopf eines Falken, das Set – Korps den Kopf eines Pharaonen Hundes und das Amun – Korps den Kopf
Wenn die Armee nicht vom Pharao selbst geführt wurde, wurde sie von einem General geführt, der den Titel Imyr – Mesha trug. Ein solcher General stand gleichzeitig auch sonst im Frieden einem der vier Armeekorps vor, aus denen sich die ägyptische Armee zusammensetzte oder er war der Provinzkommandeur einer der Grenzprovinzen.
Abgesehen vom Pharao selbst führten in manchen Zeitabschnitten auch dessen Prinzen die Truppen, so z.B. die Söhne von Ramses II, Khaemwaset und Amunhirkhopsef. Ein sehr berühmter General war Amenemhab zur Zeit des Thutmosis des III oder Haremhab zur Zeit Echnatons der dann selbst Pharao wurde.
Innerhalb der vier Armeekorps gab es vor allem Truppen in der Form von gemischten Brigaden, die von einem Brigadeoffizier geführt wurden, sein Titel lautete Hery Pedjet. Dazu gab es Garnisonskommandeure, die Idnu hießen, diese standen Verbänden in Festungen oder wichtigen Grenzgebieten vor.
Jede Brigade, der Name für Brigade lautete Pedjet bestand aus mehreren Regimentern und bildete eine Taktische Einheit die auch auf dem Schlachtfeld zusammen agierte. Typischerweise umfasste die Brigade mehrere Infanterieregimenter die in der Schlacht einen massiven Block bildeten. Eine Pedjet umfasste zwischen 500 und 1000 Mann, die Infanterie bestand aus Nahkampftruppen und Bogenschützen zu gleichen Anteilen. Dazu kamen dann hundert oder etwas mehr Streitwägen und eine Abteilung von Leichter Infanterie die zwischen und mit den Streitwägen kämpfte, dazu unten noch mehr. Dazu kamen dann noch kleine Mengen an Sondertruppen oder Söldnern von befreundeten oder unterworfenen Stämmen, es gab dazu auch Brigaden mit einem höheren Infanterie- oder Streitwagenanteil, die also einen höheren Spezialisierungsgrad aufwiesen, die fast reinen Streitwagenbrigaden galten als die Eliteverbände der jeweiligen Korps und als die Kerntruppen der Ägypter.
Die Regimenter innerhalb der Brigaden hießen Sa. Ein Regiment wurde immer von einem Tjahy – Seryt geführt, im Neuen Reich war dies ein Standartenträger. Üblicherweise bestanden die ägyptischen Regimenter aus 200 Mann. Sie wurden aber während der Kämpfe gegen die Hethiter auf 250 Mann verstärkt. Im Alten und Mittleren Reich spielten die Regimenter eine große Rolle als Taktische Einheit, diese verloren sie aber im Neuen Reich.
Jedes Regiment hatte eine eigene Standarte die häufig auch den vorherrschenden Truppentyp wiedergab. So führte eine Einheit von Marinesoldaten zum Beispiel ein Schiff als Symbol, eine Einheit von Bogenschützen einen Bogen. Auch innerhalb des Regimentes gab es Spezialisierungen zum Haupttruppentyp dazu, wie z.B. Bogenschützen, Stammeskrieger und Hilfskräfte, oder gar einige weniger Reiter als Späher und Aufklärer. Von manchen Regimentern kennen wir noch die Namen, so gab es im Neuen Reich z.B. die Regimenter: „Die Scheinende Sonne“ oder „Die Zerstörer von Asien“.
Jedes Regiment wurde in vier oder fünf Kompanien aufgeteilt, die häufig aus 50 Mann bestanden. Sie wurden von einer Art Hauptmann geführt, der jedoch nicht als Offizier galt und waren wiederum in Gruppen von je 10 Mann eingeteilt, die von einem Gruppenführer befehligt wurden. Stammesmilizen und Söldner innerhalb der Regimenter wurden nicht weiter unterteilt und kämpften unter den eigenen Befehlshabern nach der Einteilung ihrer jeweiligen Völker. In den Hilfseinheiten und Söldnerregimentern war die kleinste Unterteilung die der Kompanie von 50 Mann. Diese Einheiten wurden auch nicht gedrillt wie die ägyptischen Truppen und kämpften je nach ihrer Stammesart ohne die ägyptischen Taktiken und Formationen zu benutzen.
Die Streitwägen wurden in Schwadronen zu je 50 Streitwägen eingeteilt, sie wurden von einem Offizier geführt, der offiziell aber als Standartenträger der Einheit galt. Diese Schwadronen wurden weiter in Gruppen unterteilt, die eine Größe von meist 5 oder 10 Streitwägen aufwiesen und von einem Offizier geführt wurden, den man den „Ersten Streitwagenlenker“ nannte. Zu den Streitwageneinheiten gehörten jeweils wie schon obig erwähnt Kontingente von leichter Infanterie die auch häufig einen Elitestatus besaß, diese Infanterie kämpfte zwischen und hinter den Streitwägen in aufgelockerter Formation und wurde im Endeffekt „Läufer“ genannt, das ägyptische Wort für sie war Pehereru. Sie erkundeten auch vor den Streitwägen das Terrain und führten Kundschafteraufgaben durch, in der Schlacht kämpften sie als zweite Welle hinter den Streitwägen oder zwischen ihnen, vor allem auch mit Wurfspeeren oder Bögen. In seltenen Fällen, wenn z.B. das Terrain den Streitwageneinsatz verhinderte, oder wenn sie nicht mehr hinterherkamen wurden sie auch zu größeren Einheiten zusammengezogen und dann separat von den Streitwägen als Speerwerfer und Schützen eingesetzt.
Die Streitwägen selbst waren leichte Zwei Mann Streitwägen und die Ägypter setzten in der Art von berittenen Bogenschützen vor allem auf den Fernkampf mit dem Bogen. Die Streitwägen hießen Wereret, und waren mit einem Fahrer, dem Kedjen und einem Kämpfer, dem Seneni bemannt. Während bei den meisten Völkern damals ausschließlich die Adligen die Streitwagenkämpfer stellten, war dies bei den Ägyptern anders, dort gab es auch reguläre Truppen dieser Art. Die Wägen der Ägypter waren besonders schnell und leicht, sie wogen meist nur um die 35 kg und konnten so zur Not von nur einem Mann über Hindernisse hinweg getragen werden, überhaupt waren die ägyptischen Armeen ziemlich leicht und schnell und sehr auf den Fernkampf ausgerichtet, was eine Folge des Kontaktes mit den ebenso kämpfenden Hyksos war. Zu den Streitwägen gehörten natürlich dann auch eine ganze Reihe von Logistiktruppen, wie Stallknechten, Tischlern und Lederverarbeitern die diese Truppe im Feld einsatzfähig hielten.
Die meisten Seneni trugen dicke Textilrüstungen, es kamen aber auch Schuppen und Schienenpanzer aus Bronze für die Offiziere und Führer vor, ab der Zeit Ramses des II wurden dann die Streitwägen schwerer und die Besatzungen grundsätzlich schwerer bewaffnet und ausgerüstet um den Hethitern zu wiederstehen. Der Seneni war mit einem weit entwickelten Kompositbogen und mit leichen Wurfspeeren bewaffnet, die in Köchern an der Seite des Streitwagens hingen. Es wurde häufig trainiert, in dem man ein Ziel umkreisend mit dem Bogen oder mit den anderen Wurfgeschossen auf ein Ziel schoß, darüber hinaus verwendete man Schwerter und Streitkolben, letztere wurden ebenfalls häufig auch geworfen, der Fahrer deckte den Kämpfer mit einem großen Schild aus Rohhaut gegen Pfeile und andere Attacken.
Die Hauptwaffe der Ägypter aber war der Kompositbogen, die Ägypter fuhren zwar auch dicht an ihren Feinden vorbei, scheuten aber das hineinfahren in den Gegner und den eigentlichen Nahkampf und versuchten in sehr lockerer Formation den Gegner schon durch den Beschuß zu vernichten. Von einer Infanterieeinheit zum Beispiel, die man in 50 Metern schnell passierte konnte man mittels des Bogens pro Minute sechs der meist nur schlecht gerüsteten Kämpfer ausschalten oder verwunden. Innerhalb von zehn Minuten konnten so nur 10, diese Einheit umkreisende Streitwägen 500 oder sogar mehr Kämpfer dieser Einheit töten oder verletzen, letzteres bedeutete zu dieser Zeit meist auch in den Tod in der Folge. Angesichts der kleinen Heere jener Zeit waren das extrem hohe und nicht zu verkraftende Verluste die den Gegner schnell zur Flucht oder Aufgabe brachten.
Diese Art der Kriegsführung war aber wie erwähnt nicht genuin ägyptisch. Sie war von den Hyksos ins Land gebracht worden. Lange Zeit waren die Ägypter militärisch gesehen besonders altmodisch und hielten am ritualisierten Krieg fest, die Totale des Streitwagenkampfes ging ihrer militärischen Kultur völlig ab und entwickelte sich erst mit dem neuen Reich. Noch in der Frühzeit des Neuen Reiches verwendeten die Ägypter immer noch Speere mit Stein- und Knochenspitzen, obwohl sie selbst schon lange die Bronze kannten und überall sonst Bronzewaffen in Gebrauch waren. Die Ägypter machten auch nur wenig bis keinen Gebrauch von Rüstungen und zum Schutz dienten ihnen meist nur recht primitive Schilde aus Rohhaut. Diese mangelnde Entwicklung ist vermutlich durch die besondere Lage Ägyptens zu erklären. Der Staat stand bis zu den Hyksos eigentlich nur noch wesentlich primitiveren Völkern oder internen Zwistigkeiten gegenüber, das Land war durch die Wüste und den schmalen, leicht zu verteidigenden Zugang nach Nordosten für andere zivilisierte Staaten militärisch gesehen unzugänglich. Im Osten bildete das zwischen dem Roten Meer und dem Niltal gelegene Wüstengebiet eine über 150 km breite natürliche Sperre und war zudem mit vielen ägyptischen Festungsbauten gesichert, die mit der damaligen Belagerungstechnik nicht einzunehmen waren, da man Festungen dieser Stärke nicht stürmen sondern nur aushungern konnte, diese Festungen aber zugleich die einzigen Wasservorkommen in der Region abdeckten die zur Versorgung größerer Truppen in der Lage waren. Dazu gab es auch lange Zeit keine ernsthaften Gegner, die ersten waren dann die Hyksos und die Folge der mangelnden militärischen Entwicklung der Ägypter dann deren Unterwerfung durch selbige.
Vielleicht ganz interessant für euch - militärgeschichtlich meine ich:
(eigenlob an: von mir selbst verfasst eigenlob aus) um Kritik wird gebeten
Über die Ägypter kann man sehr vieles lesen, man weiß auch (Streitwagenschlacht - Kadesh) dass sie nach den Kontakten mit den Hyksos mit Streitwägen kämpften und hat vielleicht ein ungefähres Bild wie ein ägyptischer Soldat des Neuen Reiches aussah, aber das ägyptische Militär, wird abgesehen von der Schlacht von Kadesh absolut stiefmütterlich behandelt, man findet nur wenig darüber, daher hier mal der Versuch einer Zusammenfassung:
Die Armeen Ägyptens im Neuen Reich:
Vor dem Neuen Reich gab es zwei Armeen in Ägypten, der Begriff für Armee lautete auf ägyptisch übrigens Mesha. Das waren die Armee von Unterägypten, sie war südlich von Theben stationiert und die von Oberägypten die ihre Basis bei Memphis hatte. In der Zeit des frühen Neuen Reiches wurde die Anzahl der Armeen auf drei erhöht, Amun, Ra (oder P´Ra) und Ptath, die Standorte waren nun Theben, Heliopolis und Memphis. Während der 19 Dynastie kam dann eine vierte Armee dazu, und die vier Truppenkörper wurden zu einer Art Armeekorps, diese vierte Armee war dann das Set – Korps (oder Sutekh) und wurde bei Pi-Ramesses stationiert, dem alten Avaris. Jedes der vier Armeekorps umfasste etwa 5000 Mann.
Die vier Armeekorps hatten jeweils eine eigene Armeestandarte mit einem nur von ihnen geführten Symbol: das Ptath Armee Korps führte die Abbildung des Kopfes des Apis Stieres als Symbol. Das Ra – Korps führte den Kopf eines Falken, das Set – Korps den Kopf eines Pharaonen Hundes und das Amun – Korps den Kopf
Wenn die Armee nicht vom Pharao selbst geführt wurde, wurde sie von einem General geführt, der den Titel Imyr – Mesha trug. Ein solcher General stand gleichzeitig auch sonst im Frieden einem der vier Armeekorps vor, aus denen sich die ägyptische Armee zusammensetzte oder er war der Provinzkommandeur einer der Grenzprovinzen.
Abgesehen vom Pharao selbst führten in manchen Zeitabschnitten auch dessen Prinzen die Truppen, so z.B. die Söhne von Ramses II, Khaemwaset und Amunhirkhopsef. Ein sehr berühmter General war Amenemhab zur Zeit des Thutmosis des III oder Haremhab zur Zeit Echnatons der dann selbst Pharao wurde.
Innerhalb der vier Armeekorps gab es vor allem Truppen in der Form von gemischten Brigaden, die von einem Brigadeoffizier geführt wurden, sein Titel lautete Hery Pedjet. Dazu gab es Garnisonskommandeure, die Idnu hießen, diese standen Verbänden in Festungen oder wichtigen Grenzgebieten vor.
Jede Brigade, der Name für Brigade lautete Pedjet bestand aus mehreren Regimentern und bildete eine Taktische Einheit die auch auf dem Schlachtfeld zusammen agierte. Typischerweise umfasste die Brigade mehrere Infanterieregimenter die in der Schlacht einen massiven Block bildeten. Eine Pedjet umfasste zwischen 500 und 1000 Mann, die Infanterie bestand aus Nahkampftruppen und Bogenschützen zu gleichen Anteilen. Dazu kamen dann hundert oder etwas mehr Streitwägen und eine Abteilung von Leichter Infanterie die zwischen und mit den Streitwägen kämpfte, dazu unten noch mehr. Dazu kamen dann noch kleine Mengen an Sondertruppen oder Söldnern von befreundeten oder unterworfenen Stämmen, es gab dazu auch Brigaden mit einem höheren Infanterie- oder Streitwagenanteil, die also einen höheren Spezialisierungsgrad aufwiesen, die fast reinen Streitwagenbrigaden galten als die Eliteverbände der jeweiligen Korps und als die Kerntruppen der Ägypter.
Die Regimenter innerhalb der Brigaden hießen Sa. Ein Regiment wurde immer von einem Tjahy – Seryt geführt, im Neuen Reich war dies ein Standartenträger. Üblicherweise bestanden die ägyptischen Regimenter aus 200 Mann. Sie wurden aber während der Kämpfe gegen die Hethiter auf 250 Mann verstärkt. Im Alten und Mittleren Reich spielten die Regimenter eine große Rolle als Taktische Einheit, diese verloren sie aber im Neuen Reich.
Jedes Regiment hatte eine eigene Standarte die häufig auch den vorherrschenden Truppentyp wiedergab. So führte eine Einheit von Marinesoldaten zum Beispiel ein Schiff als Symbol, eine Einheit von Bogenschützen einen Bogen. Auch innerhalb des Regimentes gab es Spezialisierungen zum Haupttruppentyp dazu, wie z.B. Bogenschützen, Stammeskrieger und Hilfskräfte, oder gar einige weniger Reiter als Späher und Aufklärer. Von manchen Regimentern kennen wir noch die Namen, so gab es im Neuen Reich z.B. die Regimenter: „Die Scheinende Sonne“ oder „Die Zerstörer von Asien“.
Jedes Regiment wurde in vier oder fünf Kompanien aufgeteilt, die häufig aus 50 Mann bestanden. Sie wurden von einer Art Hauptmann geführt, der jedoch nicht als Offizier galt und waren wiederum in Gruppen von je 10 Mann eingeteilt, die von einem Gruppenführer befehligt wurden. Stammesmilizen und Söldner innerhalb der Regimenter wurden nicht weiter unterteilt und kämpften unter den eigenen Befehlshabern nach der Einteilung ihrer jeweiligen Völker. In den Hilfseinheiten und Söldnerregimentern war die kleinste Unterteilung die der Kompanie von 50 Mann. Diese Einheiten wurden auch nicht gedrillt wie die ägyptischen Truppen und kämpften je nach ihrer Stammesart ohne die ägyptischen Taktiken und Formationen zu benutzen.
Die Streitwägen wurden in Schwadronen zu je 50 Streitwägen eingeteilt, sie wurden von einem Offizier geführt, der offiziell aber als Standartenträger der Einheit galt. Diese Schwadronen wurden weiter in Gruppen unterteilt, die eine Größe von meist 5 oder 10 Streitwägen aufwiesen und von einem Offizier geführt wurden, den man den „Ersten Streitwagenlenker“ nannte. Zu den Streitwageneinheiten gehörten jeweils wie schon obig erwähnt Kontingente von leichter Infanterie die auch häufig einen Elitestatus besaß, diese Infanterie kämpfte zwischen und hinter den Streitwägen in aufgelockerter Formation und wurde im Endeffekt „Läufer“ genannt, das ägyptische Wort für sie war Pehereru. Sie erkundeten auch vor den Streitwägen das Terrain und führten Kundschafteraufgaben durch, in der Schlacht kämpften sie als zweite Welle hinter den Streitwägen oder zwischen ihnen, vor allem auch mit Wurfspeeren oder Bögen. In seltenen Fällen, wenn z.B. das Terrain den Streitwageneinsatz verhinderte, oder wenn sie nicht mehr hinterherkamen wurden sie auch zu größeren Einheiten zusammengezogen und dann separat von den Streitwägen als Speerwerfer und Schützen eingesetzt.
Die Streitwägen selbst waren leichte Zwei Mann Streitwägen und die Ägypter setzten in der Art von berittenen Bogenschützen vor allem auf den Fernkampf mit dem Bogen. Die Streitwägen hießen Wereret, und waren mit einem Fahrer, dem Kedjen und einem Kämpfer, dem Seneni bemannt. Während bei den meisten Völkern damals ausschließlich die Adligen die Streitwagenkämpfer stellten, war dies bei den Ägyptern anders, dort gab es auch reguläre Truppen dieser Art. Die Wägen der Ägypter waren besonders schnell und leicht, sie wogen meist nur um die 35 kg und konnten so zur Not von nur einem Mann über Hindernisse hinweg getragen werden, überhaupt waren die ägyptischen Armeen ziemlich leicht und schnell und sehr auf den Fernkampf ausgerichtet, was eine Folge des Kontaktes mit den ebenso kämpfenden Hyksos war. Zu den Streitwägen gehörten natürlich dann auch eine ganze Reihe von Logistiktruppen, wie Stallknechten, Tischlern und Lederverarbeitern die diese Truppe im Feld einsatzfähig hielten.
Die meisten Seneni trugen dicke Textilrüstungen, es kamen aber auch Schuppen und Schienenpanzer aus Bronze für die Offiziere und Führer vor, ab der Zeit Ramses des II wurden dann die Streitwägen schwerer und die Besatzungen grundsätzlich schwerer bewaffnet und ausgerüstet um den Hethitern zu wiederstehen. Der Seneni war mit einem weit entwickelten Kompositbogen und mit leichen Wurfspeeren bewaffnet, die in Köchern an der Seite des Streitwagens hingen. Es wurde häufig trainiert, in dem man ein Ziel umkreisend mit dem Bogen oder mit den anderen Wurfgeschossen auf ein Ziel schoß, darüber hinaus verwendete man Schwerter und Streitkolben, letztere wurden ebenfalls häufig auch geworfen, der Fahrer deckte den Kämpfer mit einem großen Schild aus Rohhaut gegen Pfeile und andere Attacken.
Die Hauptwaffe der Ägypter aber war der Kompositbogen, die Ägypter fuhren zwar auch dicht an ihren Feinden vorbei, scheuten aber das hineinfahren in den Gegner und den eigentlichen Nahkampf und versuchten in sehr lockerer Formation den Gegner schon durch den Beschuß zu vernichten. Von einer Infanterieeinheit zum Beispiel, die man in 50 Metern schnell passierte konnte man mittels des Bogens pro Minute sechs der meist nur schlecht gerüsteten Kämpfer ausschalten oder verwunden. Innerhalb von zehn Minuten konnten so nur 10, diese Einheit umkreisende Streitwägen 500 oder sogar mehr Kämpfer dieser Einheit töten oder verletzen, letzteres bedeutete zu dieser Zeit meist auch in den Tod in der Folge. Angesichts der kleinen Heere jener Zeit waren das extrem hohe und nicht zu verkraftende Verluste die den Gegner schnell zur Flucht oder Aufgabe brachten.
Diese Art der Kriegsführung war aber wie erwähnt nicht genuin ägyptisch. Sie war von den Hyksos ins Land gebracht worden. Lange Zeit waren die Ägypter militärisch gesehen besonders altmodisch und hielten am ritualisierten Krieg fest, die Totale des Streitwagenkampfes ging ihrer militärischen Kultur völlig ab und entwickelte sich erst mit dem neuen Reich. Noch in der Frühzeit des Neuen Reiches verwendeten die Ägypter immer noch Speere mit Stein- und Knochenspitzen, obwohl sie selbst schon lange die Bronze kannten und überall sonst Bronzewaffen in Gebrauch waren. Die Ägypter machten auch nur wenig bis keinen Gebrauch von Rüstungen und zum Schutz dienten ihnen meist nur recht primitive Schilde aus Rohhaut. Diese mangelnde Entwicklung ist vermutlich durch die besondere Lage Ägyptens zu erklären. Der Staat stand bis zu den Hyksos eigentlich nur noch wesentlich primitiveren Völkern oder internen Zwistigkeiten gegenüber, das Land war durch die Wüste und den schmalen, leicht zu verteidigenden Zugang nach Nordosten für andere zivilisierte Staaten militärisch gesehen unzugänglich. Im Osten bildete das zwischen dem Roten Meer und dem Niltal gelegene Wüstengebiet eine über 150 km breite natürliche Sperre und war zudem mit vielen ägyptischen Festungsbauten gesichert, die mit der damaligen Belagerungstechnik nicht einzunehmen waren, da man Festungen dieser Stärke nicht stürmen sondern nur aushungern konnte, diese Festungen aber zugleich die einzigen Wasservorkommen in der Region abdeckten die zur Versorgung größerer Truppen in der Lage waren. Dazu gab es auch lange Zeit keine ernsthaften Gegner, die ersten waren dann die Hyksos und die Folge der mangelnden militärischen Entwicklung der Ägypter dann deren Unterwerfung durch selbige.