Zitat:Sie sind mit großem Materialeinsatz und unglaublicher Härte gegen den Feind vorgegangen. Aber es hat nichts gebracht.
Es wird immer gern zu sehr pauschalisiert. Statt der Russen in Afhganland könnte man auch Vietnam nehmen. Die unvorstellbaren Massen an Waffen die die USA einsetzten zwangen dort auch nicht den Sieg herbei.
Um das mal zu realisieren: die USA warfen allein über Nordvietnam mehr Bomben ab, als im gesamten Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden !! Mehrere Millionen Vietnamesische Zivilisten starben.
Im Prinzip gibt es keine Pauschalrezepte, aber Härte ist durchaus nötig. Härte führt natürlich nicht dazu, daß man automatisch siegt, aber sie ist notwendig damit überhaupt ein Sieg entstehen kann.
Man kann Afghanistan und Vietnam ebensoviele Beispiele von Einsätzen großer Brutalität entgegen halten, die wiederum erfolgreich waren. Wie gesagt gibt es hier keine Axiome.
Aber um mal ein totales Gegenbeispiel zu geben, wie man es noch ganz anders machen kann :
Ein weiterer, nun allerdings vorbildlicher Anti Guerilla Einsatz fand in Malaysia von 1948 bis 1960 statt.
Darin gelang es den Briten, Kommunistische Rebellen in Malaysia vollständig zu besiegen. Auch hier wurde das Land nach dem Sieg in die Unabhängigkeit entlassen, ohne jedoch so große Opfer und Leiden verursacht zu haben und ohne Wiederstand des Militärs, da schon sehr früh die Unabhängigkeit als Ziel angedacht gewesen war und ohne die Guerilla auch viel früher gewährt worden wäre. Man hatte das Land deshalb nicht frei gelassen, weil man eben erst die Kommunistische Guerilla besiegen wollte.
Die Kommunistische Partei nannte sich damals MRLA und begann schon 1946 mit Aktionen gegen die Britische Herrschaft.
Ironie des ganzen, ihr Kern war eine Guerilla Truppe, die die Briten im Zweiten Weltkrieg gegen die Japaner geschaffen hatten, diese Truppe war von den Briten für den Guerilla Krieg ausgebildet und ausgerüstet worden, bezog dann aber Waffen- und Munnachschub aus China.
Der offene Krieg begann am 16 Juni 1948 mit der Ermordung britischer Staatsbürger durch die MRLA.
Primärziele der Guerilla war die Zerstörung der Infrastruktur, das konsequenete Unsicher machen von Straßen durch Überfälle und Beschuß und die Zerstörung von Plantagen und Störung der Landwirtschaft durch die Ermordung der Plantagenarbeiter.
Die Kontakte zu China wie auch ein wichtiger Teil der Kämpfer kamen von den vielen Chinesen die in Malaysia lebten. Diese Chinesen übernahmen auch die Infiltration und Spionage der britischen Strukturen, was die ganze Volksgruppe unter Verdacht brachte.
Trotzdem ist es falsch von einer chinesischen Guerilla zu sprechen, das haben die Briten dann künstlich erfunden und so verbreitet, um die Malayen und die Guerilla auseinander zu bringen, tatsächlich war der Gros der aktiven Kämpfer Malayischer Herkunft.
Der Kampf erwies sich für die Briten als sehr schwierig, da die Guerilla in endlosen Sümpfen und Dschungelgebieten Zuflucht fand und von dort aus nach Belieben operieren konnte.
Die Briten begannen nun mit folgenden Maßnahmen: sie siedelten Leute die verdächtig waren in völlig andere Gegenden um und zogen diese Leute aus dem Dschungel raus und siedelten sie weit entfernt bei Städten wieder an, eine Taktik die auch schon in Borneo Erfolge gebracht hat. Außerdem gaben sie den Leuten bei der Umsiedelung bessere Häuser und sorgten auch dafür das die Umgesiedelten in den Städten bei denen sie angesiedelt wurden Arbeit erhielten.
Desweiteren versuchte man die Lebensbedingungen der Chinesen im Land zu verbessern. Das war anfangs keine geplante Maßnahme. Die Guerilla ermordete ja die Plantagenarbeiter damit durch den Terror diese sich 1 für eine Seite entscheiden mußten und 2 die Landwirtschaft nicht mehr funktionierte. Wegen dieser Angriffe wollten die Landarbeiter nicht mehr weiter arbeiten, die Briten mussten also mehr Geld zahlen, um noch Arbeiter zu kriegen. Die höheren Löhne als Folge der Angrifffe wurden dann noch weiter erhöht als weitere Angriffe erfolgten, schlicht und einfach um die Leute zum Weiter arbeiten zu bringen, als Nebeneffekt entzog man damit der Guerilla massiv Symphatisanten, etwas was man aber erst mit der Zeit verstand.
Ab 1950 warfen die Briten massiv Truppen in den Dschungel, die SAS begann eigenständig dort in Kleingruppen Jagd auf die Guerillas zu machen, Gurkha Verbände und das Worcester Regiment durchstreiften das Land. Vor allem wurden Wafffenlager gesucht und versucht, die Nachschubwege nach China abzuschneiden, d.h. insbesondere wurden alle in das Land kommenden Transporte durchsucht bzw abgestellt und Kleingruppen von Eliteverbänden streiften eigenständig und unvernetzt durch den Dschungel. An günstigen Stellen legten sich diese Gruppen dann in den Hinterhalt und warteten dort darauf, daß Guerilla vorbei kamen und überfielen diese dann. Man verlegte auch Sprengfallen, Minen usw im Dschungel an geeigneten Stellen (Trampelpfade, Wildwechsel, Furten usw) und verlangsamte so die Bewegung der Guerilla deutlich.
Eine beliebte Taktik der Briten war es auch, bei Aktionen größerer Verbände versteckt Truppen zurück zu lassen, z.B. bei einer Durchsuchung eines Dorfes nach Waffen blieben dann Soldaten versteckt im oder in beim Dorf zurück, wenn dann die Hauptmacht abzog, beobachteten diese zurück gebliebenen das Dorf und griffen an wenn sich Guerilla zeigten.
Desweiteren versuchte man Guerilla die man gefangen nahm umzudrehen, und übertrieb propagandistisch die Erfolge solcher Doppelagenten gewaltig, was zur Folge hatte, daß die Guerilla durch Mißtrauen zersetzt wurde.
1951 begann man massiv Stämme wie die Sakai zu fördern, die bisher völlig frei von Guerilla Aktivitäten geblieben waren. Man bewaffnete diese Stämme und gab ihnen umfangreiche Medizinische Hilfe und Lebensmittel. Auch bei den Armen und der Unterschicht Malaysias began man mit einer Kampagne zur Besserung ihrer Lebensbedingungen und bot kostenlose medizinische Hilfe und Kleinkredite ohne Zinsen an.
Die Stärke der Guerilla sank noch im gleichen Jahr auf 30 000 Mann ab, die Briten verstärkten zugleich ihre Truppen auf 35 000 Britische und 60 000 Commonwealth Soldaten.
Obwohl es der MRLA gelang, im Oktober 1951 den britischen Hochkommissar zu ermorden, und obwohl die Briten gegenüber den Malayen die MRLA als Chinesische Gruppe darstellten, setzte man ab Ende 1951 auch darauf, den Chinesen zugleich mehr Rechte zu geben. Bis dahin hatten die Chinesen kein Wahlrecht, dieses wurde ihnen nun von den Briten gegeben.
Die Briten installierten dann unter den Chinesen ein Spitzelsystem, daß Guerillas und Sympathisanten melden sollte.
1955 war die MRLA im Land so gut wie geschlagen, trotzdem entsandte das Commonwealth weitere Truppen aus Australien und Neuseeland und begann nun massiv in den Dschungel vorzustoßen um den Druck auf die letzten Reste der Guerilla noch zu erhöhen. Die letzten Guerilla flohen über die Grenzen nach Thailand und versuchten von dort noch Einzelaktionen.
Im August 1957 wurde dann Malaysia unabhängig, womit der Guerilla auch die letzte Legitimation entfiel. Die ganze Guerilla bestand da nur noch aus 35 Mann.
Im Juli 1960 erklärte sich die MRLA selbst für aufgelöst und ihr letzter Führer floh völlig allein nach China.
Interessant bei diesem Guerilla Krieg ist, daß ab 1955 große Teile der Guerilla zu den Briten überliefen. Insgesamt liefen um die 2000 Mann zu den Briten über.
Nur 1865 Soldaten des Commonwealth fielen in diesem Kampf, und es gelang den Briten die Zivilen Verluste gering zu halten, was wohl die größte Leistung darstellte, wegen der damit verbundenen Restriktionen aber auch den Krieg so lange in die Länge zog. Insgesamt starben nur 2478 Zivilisten durch die britischen Aktionen.
Besonders bemerkenswert ist die Rolle der Polizei und von Polizeikräften bei den Kämpfen. Die Briten setzten umfangreich Polizei und Geheimdienst gegen die Guerilla ein, besonders in den Städten und gegen den Zivilen Arm der Guerilla bzw gegen deren Spione.
In keinem Guerillakrieg hat ein Land so viel Polizisten gegen die Guerilla eingesetzt, meiner Ansicht nach war auch das einer der wesentlichen Punkte für den Erfolg.
Militärisch erwiesen sich die kleinen Jagdkommandos, die eigenständig Überfälle auf die Guerilla machten als sehr erfolgreich, insbesondere die SAS und Gurkha Trupps. Diese Einheiten kämpften systematisch auf die gleiche Weise wie die Guerilla, d.h. sie versteckten sich im Dschungel und machten Überfälle und zogen sich nach dem Angriff sofort wieder zurück. Das führte bei geringen eigenen Verlusten zu einer ständigen Zersetzung des Feindes, sehr erfolgreich war auch der Einsatz von Minen und Sprengfallen im Dschungel gegen die Guerilla.
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Als der Feind 1960 vollständig besiegt war konnte es sich ein Brite nicht verkneifen festzustellen: das 35 000 Engländer erfolgreich waren, wo Eine Halbe Millionen Amerikaner einschließlich strategsicher Bomber versagten.
Der Sieg über die Malaysische Guerilla ist ein Musterbeispiel für Anti-Partisanen Aktionen wie es besser überhaupt nicht mehr durchführbar ist.