Thomas, danke für den Link, allerdings vermag ich die Meinung nicht ganz zu teilen:
einmal was die Beziehungen zwischen Russland und China betrifft - die beiden Staaten ergänzen sich nahezu ideal:
das (menschenleere) Sibirien verfügt über die Ressourcen, die der an Bevölkerung weltgrößte Staat zu seiner Entwicklung braucht, und China produziert genau die Art von Konsumgütern, die von den Russen mit Freuden aufgekauft werden.
Nachdem die Grenzstreitigkeiten bereinigt sind (historisch hat China an das Zarenreich in den "ungleichen Verträgen" ungleich mehr Territorien verloren als an die Westeuropäer, insbesondere die Briten mit HK) gibt es auch keine Hindernisse mehr für militärische Zusammenarbeit - und da produzieren die russischen, um jeden Auftrag dankbaren Rüstungsschmieden von U-Booten (Kilo) bis zu Triebwerken und ganzen Flugzeugentwürfen genau die Rüstungsgüter, die von den Chinesen benötigt und gekauft werden; das zu:
Zitat:... But historic mistrust and potentially explosive border disputes between the two powers suggest that closer ties are more a tactical, temporary partnership rather than a long-term strategic alliance.
Nun zurück zur SCO, die ja im Kernbereich die ehemaligen GUS-Staaten auch Zentralasien umfasst und vor allem von China gepuscht wird:
Zitat:Indeed, the SCO will more likely be a way for Moscow and Beijing to keep a check on each other in Central Asia rather than for keeping the Americans out. ...
nun - auch da kann man anderer Auffassung sein.
China hat ein natürliches Interesse, die Beziehungen entlang der alten Seidenstraße wieder aufleben zu lassen. Der Artikel weist ja auf einige Punkte wie die Ölvorkommen in Kasachstan hin.
Die Frage ist, inwieweit China damit in direkte Konkurrenz zu Russland gerät. Derzeit werden die russischen Interessen durch China nicht beeinträchtigt.
Russland hat selbst genug Rohstoffe in Sibirien, und ist daher auf die Lagerstätten in Zentralasien nicht angewiesen. Hier tritt China vielmehr als Konkurrent zum Westen - den USA (und potentiell auch der EU) auf.
China übernimmt nun zunehmend auch Funktionen, mit denen die Russen Probleme hatten - China trägt mit seinen finanziellen Mitteln zur Stabilisierung dder Region bei, der chinesische Kapitalismus stellt auch ein Gegengewicht zu den Islamisierungstendenzen dar, die gerade als Reaktion auf sowjetische Kolonialisierung (wirtschaftlich durch die Planwirtschaft, soziologisch durch Atheismus und Russifizierung) erstarken.
Mit Afghanistan sind die Sowjets - zum ersten mal - gegen eine islamisch motivierte Widerstandsbewegung gescheitert, und das hat den national-islamischen Widerstandsbewegungen (Tschetschenien) einigen Auftrieb gegeben, und letzendlich auch die Bildung von eigenen Nationalstaaten in Zentralasien ermöglicht.
Das größte Problem für die Russen sind nicht die Chinesen, sondern fundamental-islamische Bewegungen, die in Zentralasien die Macht übernehmen könnten und dann zu einer ständige Quelle der Unruhe für Russland werden würden. Russland kann - oder will - eine gewaltsame Unterdrückung von islamistischen Bewegungen nicht (mehr) vornehmen, ist aber wirtschaftlich zu schwach, um eine ökonomische Alternative bieten zu können.
China übernimmt also die Rolle, die von den Russen nicht mehr ausgübt werden kann - und das durchaus auch im russischen Interesse.
Die chinesischen und die ehemals sowjetischen Kader, die in Zentralasien und Russland die Macht ausüben, haben eine vergleichbare Denkschule, und die Chinesen sind bei der breiten Masse auch emotional unverdächtiger als die Russen, und genauso wie die Russen gegen fundamental nationalisitsche Bewegungen in Zentralasien (die würden den eigenen Standort in Ostturkestan ggf. beeinträchtigen).
Wer die Chinesen in Zentralasien schwächen will, muss auf der türkisch-nationalen, islamischen Welle reiten und die Chinesen als Unterdrücker in Ostturkestan "brandmarken". Daran hat aber kaum einer der islamischen Nachbarstaaten Interesse. Sowohl der Iran wie auch die Pakis suchen vielmehr die Rückendeckung der Chinesen (und der Iran auch die der Russen), weil sich beide Staaten unmittelbar bedroht sehen. Das pragmatische Interesse an chinesischer Rückendeckung überdeckt die emotionalen Bruderschaftsgefühle für die armen, unterdrückten islamischen Brüder in Ostturkestan.
Von daher hätte nur die Türkei die realistische Möglichkeit, in Zentralasien das Erstarken einer russisch-chinesischen Dominanz zu schwächen.