Die SCO entwickelt sich zunehmend von einem Wirtschaftsverband zu einer politischen und militärischen Organisation. Inzwischen finden auch gemeinsame Manöver der SCO-Staaten statt - das geht schrittweise tatsächlich zu einem militärischen Bündnis, so ist jedenfalls mein Eindruck.
Nach den Aufnahmebedingungen hab ich noch gar nicht so gefragt (die lassen sich bei politischer Opportunität ja auch ändern), sondern mehr nach den Vorteilen der Beteiligten
- der Iran könnte jedenfalls aus seiner Isolation ausbrechen und Rückhalt gegen die USA gewinnen
- der Iran könnte mit seinen regionalen Ambitionen (Afghanisten und Tadschikistan) unter dem "Dach der SCO" eine engere Verbindung eingehen
- China hätte über die anderen SCO-Mitglieder und den damit einhergehenden Landkorridor Zugang zu iranischen Öl- und Gasquellen,
- die zentralasiatischen Staaten gewinnen einen Korridor für eigene Öl- und Gasexporte zum indischen Ozean (z.B. weiter nach Indien - ohne die Krisenregion Afghanistan und Pakistan als Transitländer beanspruchen zu müssen)
- alle zusammen fürchten die Fundamentalislamisten aus Südafghanistan (ein gemeinsamer Feind war schon immer sehr einigend)
- und alle zusammen könnten damit die USA zunehmend aus der Region verdrängen
- nur die speziellen Vorteile von Russland
*) erschließen sich mir nicht auf Anhieb .... ganz im Gegenteil: mit dem Exportkorridor über den Iran wird die Abhängigkeit der zentralasiatischen Staaten von russischen Transit aufgehoben.
Dieses "Problem" bestünde nur eingeschränkt, solange die USA ihre Isolierungspolitik gegen den Iran auch darauf ausdehen, jede Firma zu boykottieren, der mit dem Iran Handel treibt - dann hätten zumindest die den USA nahe stehende Petro-Konzerne auch keine Möglichkeit, zentralasiatisches Öl- und Gas zu erwerben, wenn die Lieferanten das (auch) über den Iran exportieren. Dann hilft diesen Firmen auch "Nabucco" nichts mehr, weil der "Bannstrahl" auch den Lieferanten in Zentralasien trifft - und nicht nur das Transitland Iran.
Es könnte für Russland sogar ein geschickter Schachzug sein:
Wenn "Nabucco" auf der Kippe steht, könnte eine Exportmöglichkeit über den Iran (z.B. nach Indien) soviel Öl und Gas aus Zentralasien abzweigen, dass "Nabucco" kippt.
Wenn "Nabucco" aber kommt, dann schadet die zusätzliche Exportmöglichkeit über den Iran des russischen Interessen auch nicht mehr.
Möglicherweise versprechen sich die SCO-Länder auch durchaus mehr Einfluss auf Irans Atomprogramm, in dem sie den Iran in die Abstimmungsverpflichtung einbinden.
Ach ja - und dass Chinas und Irans Rüstungsindustrie sich ergänzen hab ich ja schon öfters formuliert. Was den Iranern an Flächenflugzeugen fehlt machen sie mit (nachgebauten) Hubschraubern wett - und umgekehrt.
edit:
*) soeben gefunden:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/business/20080325/102168742.html">http://de.rian.ru/business/20080325/102168742.html</a><!-- m -->
Zitat:Irans Beitrittswunsch zur Schanghai-Organisation stößt in Russland auf Skepsis - "Kommersant"
15:38 | 25/ 03/ 2008
....weder Moskau noch Peking beabsichtigen eine Verschärfung der Konfrontation mit dem Westen und beeilen sich deshalb nicht, dem iranischen Antrag stattzugeben. Übrigens können die Interessen des russischen Energiekonzerns Gazprom sich auf diese Haltung auswirken, denn der Monopolist läuft Gefahr, wegen der Verschlechterung der Beziehungen zu Iran seinen Traum von der Kontrolle über die Gasströme aus dem Nahen Osten für Europa aufgeben zu müssen.
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Russland droht der Verlust der Kontrolle über die Gasströme aus dem Nahen Osten in die EU, und dabei hat die Gazprom in all den letzten Jahren diese Vorherrschaft angestrebt.
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