darauf antworte ich doch mit einem entschiedenen jein vielleicht
bisher war für niemanden vorhersehbar, ob, wann und unter welchen Voraussetzungen die Chinesen militärisch aktiv werden - die Drohung als solche stand schon seit jeher im Raum, und hat oft genug zu Scharmützeln, gegenseitigen Bombardierungen, Raketenübungen usw usw usw geführt;
jetzt ist die "Unbestimmtheit" der seit jeher vorhandenen Drohung einer klaren Grenzziehung gewichen - und Bejing hat die Hürde für ein militärisches Eingreifen sehr hoch gehängt
- einmal die Unabhängigkeitserklärung und
- zum Zweiten die absolute Nachrangigkeit gegenüber allen anderen Tools
gegenüber der bisherigen Ungewissheit ist die klare Berechenbarkeit und auch das Signal an Taiwan, bis zur "roten Linie" praktisch alles ohne militärische Bedrohung oder Gefährdung machen zu können, eine deutlicher Fortschritt - denn damit wird "bis zur klar definierten roten Linie" praktisch eine Gewaltverzichtserklärung vorgelegt - und das "in Gesetzesform", so daß ein Abweichen eines neuen Gesetzes duch den Volkskongress bedürfte;
Ich gebe zu - die (fast rhetorische) Wiedervereinigungsfloskel aus dem GG und das förmliche Gesetz in China sind schwer vergleichbar, gebe aber zu bedenken, dass das Umfeld etwas anders ist; in China und Taiwan stehen sich nicht die beiden "Blöcke des kalten Krieges" schwerstbewaffnet auf dem Boden der jeweiligen Verbündeten (warum das so gekommen ist brauch ich nicht zu sagen) gegenüber, sondern die derzeitige Lage Taiwan/China ist aus einem Bürgerkrieg entstanden, indem beide Seiten die Vorherrschaft über die jeweilige andere Seite erringen wollten - und dieser Bürgerkrieg hat bisher lediglich zu einem "Waffenstillstand" geführt, der ein sehr hohes Risiko des "Wiederaufflammens" in sich trug.
Dazu haben wir eine ostasiatische Mentalitätsfrage zu berücksichtigen.
China kann nicht einfach auf die jahrelang angedrohte Gewaltanwendung verzichten, da würden die Betroffenen "ihr Gesicht verlieren". Sie können aber die Hürde für die Gewaltanwendung mit klirrendem Säbelrasseln so hoch hängen, dass de facto (wenn die andere Seite nicht provoziert) eine Gewaltanwendung ausscheidet und eine pragmatische Koexistenz unter getrennten Systemen mit einem (wie bisher eher floskelhaft rhetorischen) Bekenntnis zum gemeinsamen Staat möglich ist.
Genau das scheinen die Chinesen nach den bisher veröffentlichten Erklärungen getan zu haben (vgl. <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.china.org.cn/german/161802.htm">http://www.china.org.cn/german/161802.htm</a><!-- m -->, <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.china.org.cn/german/162004.htm">http://www.china.org.cn/german/162004.htm</a><!-- m -->,
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.china.org.cn/german/162348.htm">http://www.china.org.cn/german/162348.htm</a><!-- m -->,
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.china.org.cn/german/162351.htm">http://www.china.org.cn/german/162351.htm</a><!-- m --> ):
Förmliches "Säbelrasseln" nach aussen (wobei die starke Medienbegleitung darauf hinweist, dass da auch interne Widerstände überwunden werden müssen) und pragmatische Festschreibung des "status quo" (was die Rote Linie nicht erreicht ist ein eindeutiger Gewaltverzicht) mit der Möglichkeit zur Koexistens materiell ....
wie das im Einzelnen genau aussieht müssen wir abwarten, wenn der Text veröffentlicht wird - aber bis dahin: ich bleibe bei meiner Bewertung - die Hürde hngt jetzt hoch und bis zur Roten Linie enthält das Gesetz einen förmlichen Gewaltverzicht, was gegenüber bisher ein klarer Fortschritt ist.