(10.10.2022, 21:41)I_Need_A_Medic schrieb: [ -> ]1. Ich würde um eine Statistik bitten die den Punkt belegt dass die meisten wegen Drogenverbrechen hingerichtet werden. Nichtsdestotrotz richtet der Iran Minderjährige hin und auch Regimegegner, sowie Leute wie Schwulenrechtsaktivisten. Ich würde sagen da ist der Iran kein Deut besser als Saudi Arabien.
2. Ich bitte um die gleiche Statistik die diese Aussage belegt.
Sehr gerne:
Zitat:Iran executed 15,000 people over drug-related crimes since 1979 - report
According to Amnesty, in 2018 Iran was only second to China in terms of number of executions, with 253 people killed. This year, 173 people had been executed by July, a report by the UN said.
https://www.jpost.com/Middle-East/Iran-e...ort-606768
Außerdem führt Homosexualität per se eigentlich nicht zur Todesstrafe. Das wird gern so dargestellt, ist aber mWn nicht richtig. Für die Gazetten waren es immer unbescholtene Schwule, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verurteilt wurden. Im privaten Umfeld wird diese aber geduldet. Es stand bei entsprechenden Urteilen nach meiner Kenntnis auch immer eine angezeigte Vergewaltigung, Menschenhandel oder Anstiftung zur Prostitution zusätzlich im Urteil. Und -wie Quintus schon schrieb- gäbe es im Iran über die Geschlechtsumwandlung und Heirat die völlig legale Möglichkeit, homosexuelle Beziehungen auch öffentlich zu führen. Mit der Heirat auf Zeit (für ein paar Stunden) hat die Gesetzgebung sogar eine Grauzone für kommerzielle sexuelle Kontakt eingeführt. Ich würde im Umkehrschluss nicht davon ausgehen, dass der Iran hier Vorreiter bei dem Thema ist. Übrigens sind Abtreibungen im Iran völlig legal und in den Schulbüchern lernen die Kinder die Erdgeschichte inkl. Dinosaurier kennen. Beides ist in einigen US Bundestaaten aus religiösen Gründen nicht möglich.
Zitat:3. Israel hatte dieses Jahr schon mehrere Terrorakte erleben müssen, verübt von Palästinensern aus der West Bank. Dass die daraufhin deutlich mehr Einsätze machen ist klar um diese Attentäter schon im Keim zu ersticken.
Auf dieser Grundlage könnte auch der Iran jedes Jahr tausende Minderjährige und Journalisten auf offener Straße erschießen.
Zitat:Der Iran ist eine extrem autoritäre Diktatur in der maßgebliche Freiheiten nicht existieren, in der freie Wahlen inkonsequent sind da die politische Macht beim Revolutionsführer angesiedelt ist und dieser nicht vom Volk bestimmt werden kann.
Diese Aussage spiegelt sich in keinster Weise in der Verfassung der Islamischen Republik Iran wieder. Das solltest Du Dir mal genauer ansehen. Nehmen wir an es wäre so und die politische Macht würde sich auf eine Person im leicht gesetzten Alter von 83 Jahren und angeschlagener Gesundheit konzentrieren, wäre der sehr komplexe Iran gar nicht zu regieren und höchst anfällig.
Zitat:Im Iran werden systematisch Menschenrechte nicht eingehalten, und seine extrem konfrontative Außenpolitik im Rahmen begrenzter Möglichkeiten macht die Gegend auch nicht sicherer. Das kann man nicht mit Whataboutism wegreden, egal wie sehr du es versuchst.
Der Iran hat Irak, Libanon, Libyen, Syrien, Afghanistan, Yemen nicht überfallen. Das war ausschließlich der konfrontativen Außenpolitik anderer geschuldet, denen der Iran mitunter einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Das mag sicher sehr ärgerlich erscheinen. Verstehe ich. So what about...
Zitat:6. Im Übrigen verurteile ich Polizeigewalt in den USA. Nur dass das mal erwähnt wird. Bedeutet nicht dass ich mich auch nicht um die Lage im Iran interessiere. Bei den Amis konnten die Leute immerhin auf die Straße ohne dass es gleich hunderte Tote und Internetausfälle gab.
Im Iran gibt es kein Demonstrationsverbot. Regelmäßig streiken Busfahrer, Lehrer, sonstige Beamte, etc. ohne das irgendein Schuss fällt. In den USA darf man auch demonstrieren, was auch weitestgehend friedlich abläuft. Allerdings wurden bei den Rassenunruhen 2020 mehrere tausend Menschen verhaftet und mehrere Dutzend erschossen. Insofern scheint es insgesamt eine Schwelle der Eskalation auf der Straße zu geben, die automatisch zu erhöhter Gewaltanwendung auf beiden Seiten führt. In den USA liegt die Hemmschwelle für den Schusswaffengebrauch von Zivilstreifen der Polizei noch wesentlich geringer als im Iran. Vermutlich auch weil Schusswaffen und Rassismus im Iran weniger verbreitet sind. So what about...
Zitat:Ich denke alleine von der Kultur her würden uns die Iraner näher stehen. Politisch bin ich keinem System irgendwie gut gesonnen und finde die Politik keiner der beiden Staaten irgendwie gut.
Naja. Der Iran lebt sicher nicht auf einer einsamen Insel und es wäre zu definieren, was westliche und iranische Kultur ist. Letztlich hat sich vorrangig die iranische Elite in den vergangenen Jahrzehnten am Westen orientiert und in der Breite erreichen westliche Marken, Trends, Musik, Medien usw. auch die Mittelschicht. Die Iraner stehen den Europäern kulturell aber prinzipiell nicht näher, als die Chinesen. Die kennen das auch alles, sind aber kulturell verschieden. Persien oder der Iran waren aus westlicher Sicht auch schon immer Terra Incognita. Selbst die Römer haben sich da nach ein paar Kontakten und Scharmützeln nicht weiter vorgewagt. Da gab es keinen signifikanten kulturellen Austausch, der sich historisch belegen lässt. Hier wirkten allenfalls die Griechen als "Übersetzer". Alles was man über die Iraner wusste oder nicht wusste, haben die Griechen den Europäern berichtet um es mal stark zu vereinfachen.
Tatsächlich stehen die Araber seit Jahrhunderten viel, viel enger in Kontakt mit den Europäern. Von Hannibal, über die Kreuzzüge, das maurische Spanien, die arabisierten Osmanen/Balkan.