17.07.2008, 07:03
ThomasWach schrieb:....Thomas, da möchte ich doch in einigen Punken widersprechen.
Was allerdings stimmt, dass die inhärente Ursache der Finanzkrisen nicht in der US-Außenpolitik und deren Militärabenteuer zu suchen sind. Sie sind sicherlich finanzpolitisch fragwürdig und kontraproduktiv, aber die Ursache für die Krise liegt in der systemimmannenten Fragilität und den eingebauten Fehlern der Finanzmärkte (Stichwort: Kasino-Kapitalismus), und auch im fragwürdigen Verhalten der FED unter Greenspan, der die Märkte stets mit billigem Geld versorgt hat...
Fakt ist, dass die USA ihr Staatsdefizit auf dem Finanzmarkt decken - durch Kredite (siehe der zititerte Tagesspiegel vom 14.03.2008:
Zitat:"Kredite sind einzige Form der Finanzierung"diese Nachfrage nach Geld hat die "Ware Geld" verteuert.
Ökonomen sorgen sich nicht nur um die Kosten des Einsatzes, sondern auch die Art seiner Finanzierung. "Wir erleben eine Entwicklung, wie wir sie nie zuvor in der Kriegsgeschichte der USA gesehen haben", warnt Robert Hormats, Vizepräsident der New Yorker Investmentbank Goldman Sachs, in einem Memo für den Kongress in Washington. Bislang hätten die USA ihre Kriege durch Steuererhöhungen, Ausgabenkürzungen und Kredite finanziert. "Jetzt sind Kredite die einzige Form der Finanzierung, ...
Die von Greenspan (da hast Du recht) mit "billigem Geld" verwöhnten USA haben also erlebt, dass die "Ware Geld" teurer wurde. Damit sind die Immobilienkredite "ins Wackeln" gekommen, die schlechten Konjunkturdaten und die zunehmende Arbeitslosigkeit (strukturelle Defizite der US-Wirtschaft) haben ein Übriges getan
Zitat:....erstmals wurden während eines Kriegs sogar die Steuern gesenkt."und selbst das und die "Peanuts" an weiteren Investitionsföderprogrammen haben die steigenden Kreditpreise nicht ausgeglichen. Die Folge ist, dass immer mehr Kredite "platzten".
Daraus resultiert die Finanzkrise zu einem maßgeblichen Teil.
Die einzige Möglichkeit, gegen teures Geld anzugehen ist eine Zinssenkung (die Möglichkeiten der Notenbank sind begrenzt - also weniger Nachfrage, was durch die Kosten des Irak-Krieges nicht möglich ist) oder die "Gelddruckerei".
Das aber schürt die Inflation. Und das Ergebnis steht im verlinkten Spiegel-Artikel vom 16.07.2008:
Zitat:Die Inflation in den USA explodiert, gleichzeitig verdichten sich die Anzeichen für eine Rezession. ...
Es ist mir schon klar, dass der eine oder andere Nachtwächter diese Zusammenhänge nicht erkennt.
Nun kann man drüber streiten, was die größeren Auswirkungen hat,
- die systemimmannenten Fragilität und die eingebauten Fehler der Finanzmärkte (Stichwort: Kasino-Kapitalismus),
- das fragwürdigen Verhalten der FED unter Greenspan, der die Märkte stets mit billigem Geld versorgt hat
- oder eben die irrwitzigen Kosten des Militärabenteuers.
Ich behaupte, dass die von Dir genannten beiden Punkte alleine noch verkraftbar waren - das hat auch die Clinton-Administration in den USA unter Beweis gestellt (Stichwort: Haushaltssanierung).
Erst das finanziell und wirtschaftliche Militärabenteuer der Bush-Regierung hat aufgrund der gigantischen Summen, die dabei "verbrannt" werden, das "Fass zum Überlaufen" gebracht. Insofern gebe ich letztendlich dem Militärabenteuer und der dadurch in Betrieb genommenen "Geldverbrennungsmaschine" die Schuld am derzeitigen Finanz- und Wirtschaftsdesaster.
Möglicherweise wäre ohne dieses Militärabenteuer auch eine (zeitverzögerte) Wirtschftskrise gekommen, aufgrund der von Dir in den Vordergrund gestellten Punkte - es hätte aber wohl noch die Möglichkeit bestanden, darauf zu reagieren.
Jetzt geht das nicht mehr, weil das Militärabenteuer als Auslöser eine Lawine ins rollen gebracht hat.