Quintus Fabius schrieb:Und um das nochmal zu betonen: Reduzierung der Bürokratie ist gut, Veränderung ist wesentlich, Abbau von Regelungen und Reduzierung der Ausgaben sind sinnvoll. Was wir hier aber beobachten ist zum einen bloße Symbolpolitik die als bloßes Spektatkel dient zur Ablenkung, zum anderen nichts anderes als systemische Korruption indem primär beispielsweise alles zerstört wird was die Firmen von Musk überwacht u.ä. und drittens ist es wirkungslos, weil es den Staat eben nicht effizienter macht.
Was hat Doge bislang alles „zerstört“, damit Musks Firmen weniger überwacht werden? Welche Aktivitäten konkret weißen auf „systematische Korruption“ hin? Da sind doch haltlose Unterstellungen und Übertreibungen, die als mediale Talkingpoints lanciert werden nur weil in irgendeinem Department das irgendwie mit Musks Klitschen zu tun haben mag ein paar Kurzzeitbeschäftigte gefeuert wurden oder den Abfindungsdeal angenommen haben.
Genauso, warum sollte der Staat nicht effizienter arbeiten wenn über Doge zehntausende Beschäftigte entlassen und Aufgaben trotzdem erledigt werden bzw. sofern verzichtbar schlicht wegfallen? Das mag hierzulande verpönt sein, aber Entlassungen sind ein zentrales Element der Effizienzsteigerung und gerade bei solche verkrusteten und reformunwilligen Strukturen unabdingbar um überhaupt irgendwie Bewegung zu schaffen.
Und genau darum geht es. Der Apparat hat würde niederschwellige Initiativen zur Effizienzsteigerung schlicht versanden lassen. Völlig egal wie sinnvoll und schonend sich auch wären und weil das ganze Vorhaben politisch konnotiert ist erst recht. Hier muss möglichst schnell und destruktiv gehandelt werden damit der strukturimmanente Widerstand zerschlagen wird bevor er sich überhaupt formieren kann. Es ist gut das Musk Team das erkannt hat und entsprechend vorgeht.
Mein Kritikpunkt ist (und da stimme ich dir hinsichtlich „bloße Symbolpolitik“ ein ganzen Stück weit zu), dass noch viel zu wenig gemacht und sich viel zu sehr auf politisch verwertbare Jagdbeute konzentriert wird. Man müsste die Bemühungen von Doge wahrscheinlich verzehnfachen um wirklich für nachhaltige Veränderung zu sorgen.
Zitat: Die Organisation und Verwaltung eines Staates wie den USA nun im weiteren einfach salopp mit Twitter zu vergleichen ist ein recht eigentümlicher Vergleich. Als ob eine Weltmacht ersten Ranges und Twitter auch nur ansatzweise vergleichbar wären.
Habe ich nicht. Du hast auf darauf verwiesen, dass Bürokratie „gleichermaßen intern bei großen Unternehmen“ notwendig ist. Ich habe dann darauf plakativ auf Twitter verwiesen, da dieses Beispiel eindrucksvoll zeigt wie sinnfrei aufgebläht manches Unternehmen und wie verzichtbar angeblich unverzichtbare Strukturen sein können. Auf Staatlicher Ebene beweist Milley in Argentinien gerade ähnliches. Auch ein moderner Staat muss nicht zwingend als Maximalstaat strukturiert sein. Minimalere Strukturen sind möglich, ohne das in einer ach so überkomplexen Gesellschaft Sicherheit und Ordnung zusammenbrechen.
Die Doge Aktivitäten sind ein Schritt in diese Richtung. Ein sehr kleiner Schritt und längst disruptiv genug für einen wirklichen Kurswechsel, aber immerhin geht es in die richtige Richtung. Viel relevanter noch wird der Rückbau des Regelungsdschungels sein. Hier war Trump I schon nicht ganz unerfolgreich, es ist zu hoffen das sich das fortsetzt. Das ist aber nicht der Schwerpunkt von Doge in der jetzigen Iteration.
Zitat:Deine These, dass die Technologie es der Bürokratie überhaupt erst ermöglicht hat derart zu wachsen teile ich nicht.
Ohne Technologie wäre das jetzige Niveau an Bürokratie überhaupt nicht aufrechtzuerhalten. Jedes Unternehmen, jede Privatperson und natürlich auch die bürokratischen Strukturen selbst würden ohne moderne Datenverarbeitung unter der Last der Bürokratie zusammenbrechen. Ergo kann die Bürokratie im aktuellen Ausmaß nur dank Technologie existieren.
Was wir dabei aber nicht verstehen bzw. verdrängen ist, dass wir zwar die dank Technologie krass gestiegenen Bürokratische Anforderungen dank Technologie bewältigen können, sie jedoch trotzdem ihre lähmende und zersetzende Wirkung auf Wirtschaft und Gesellschaft entfalten. Insofern wäre ein Agieren mit Stift, Papier und Schreibmaschine vielleicht zeitaufwändiger aber der angerichtete Schaden wesentlich geringer.
Zitat:Nun räumst du beschließend ein, dass die beschriebene Methode durchaus nur das Ziel hat, maximalen Schaden anzurichten. Maximaler Schaden ist aber zum Abbau von Bürokratie in Wahrheit nicht sinnvoll, weil er zu ungezielt ist und weil er nur zerstört, ohne das zerstörte mit sinnvollem zu ersetzen. Entsprechend erzeugt diese Methode keine Schöpfung von Neuem, sondern nur Abwärtsspiralen.
Maximaler Schaden ist die einzige Möglichkeit Effekte in relevanten Größenordnungen erzielen zu können. Die Bürokratischen Strukturen müssen, wenn man sie denn beseitigen möchte, direkt angegriffen und zerstört anstatt fürsorglich pseudoreformiert zu werden. Sie durch genau nichts zu ersetzen ist dabei der Sinn der Übung.
Der Staat soll nichts Neues, Besseres, Effizienteres schaffen. Er soll überhaupt nichts schaffen, sondern sich als interventionistische Kraft aus dem Leben der Bürger und dem Handeln der Unternehmen zurückziehen.
Dabei gibt es zweifellos Grenzen die man nicht unterschreiten sollte. Es wird immer staatliche Aufgaben und Eingriffe geben die einfach notwendig sind um die gesellschaftliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Aber wir sind davon so weit entfernt, dass das Geraune von Abwärtsspiralen Käse ist.
Zitat: Und der blinde rein religiöse Glaube daran, dass dann aus der Schlacke und den verbrannten Aschefeldern irgendwie etwas neues besseres erwachsen wird, ist eben nichts als dies: ein bloßer Glaube. Bloße Hoffnung statt einer Methode.
Tatsächlich ist Asche ein fantastischer Dünger.