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Normale Version: United States of America
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Dann waren aber nicht die Entlassungen unrecht, sondern allenfalls die Gesetze, auf denen sie basierten. Insofern wurde hier nicht Unrecht korrigiert, sondern Recht aufgehoben. Und zwar auf fragwürdige Weise, statt den rechtsstaatlichen Weg zu gehen und entweder die Gerichte entscheiden zu lassen oder aktiv ein entsprechendes Gesetz politisch durchzusetzen, das diese vermeintlich unrechtmäßige Gesetzeslage ändern und den Betroffenen eine Rehabilitation zugestehen würde. Unabhängig von der eigentlichen Thematik -du kannst dir denken, dass ich anderer Meinung bin als du- ist die Lösung der Frage per Dekret der allerschlechteste Weg, weil er den Rechtsstaat untergräbt und die Demokratie umgeht.
Meine Meinung dazu dürfte relativ bekannt sein: Bei Streitkräften sehe ich - im Gegensatz zum zivilen Leben - keinen Spielraum. Streitkräfte müssen und haben in Seuchenzeiten einsatzbereit zu bleiben, die Folgen einer Unterschätzung einer Krankheit und die Folgen auf die Einsatzbereitschaft sind extrem schwer kalkulierbar.

Und unabhängig von diesen 8.000 hier genannten Fällen, habe ich ein ungutes Gefühl, wenn ich bedenke, dass sich nun in den USA absehen lässt, dass die Seuchenbekämpfung aus ideologischen Gründen heraus und wegen manchen vielleicht unausgereiften Entscheidungen zu Covid-Zeiten eingedämmt, gehemmt und geradezu ad absurdum geführt wird. Das lässt sich in der Besetzung bestimmter Stellen sehen, ebenso was die Absichten angeht, bestimmte Institutionen zu beschneiden.

Rein statistisch gesehen werden Pandemien zunehmen, wir müssten also hier eher aktiver werden als andersherum. Und wenn dann z. B. die Chinesen (mit diktatorischen Regularien) ihre Truppen seuchenresilienter machen als die USA, wo man dann sich in wirre Quacksalbereien flüchtet, dann könnte ein Seuchenausbruch zu Kriegszeiten schwerwiegende Folgen auf den Kriegsverlauf haben...

Schneemann
(23.01.2025, 06:46)Schneemann schrieb: [ -> ]Und unabhängig von diesen 8.000 hier genannten Fällen, ....

Diese vieltausendfachen Fälle untergraben das Vertrauen, und damit die tatsächliche Einsatzbereitschaft. Es gibt eine Aussage Napoleons, daß die Moral sich zum Material in einem Verhältnis von 3 zu 1 befindet.
(22.01.2025, 23:31)Broensen schrieb: [ -> ]Dann waren aber nicht die Entlassungen unrecht, sondern allenfalls die Gesetze, auf denen sie basierten. Insofern wurde hier nicht Unrecht korrigiert, sondern Recht aufgehoben. Und zwar auf fragwürdige Weise, statt den rechtsstaatlichen Weg zu gehen und entweder die Gerichte entscheiden zu lassen oder aktiv ein entsprechendes Gesetz politisch durchzusetzen, das diese vermeintlich unrechtmäßige Gesetzeslage ändern und den Betroffenen eine Rehabilitation zugestehen würde. Unabhängig von der eigentlichen Thematik -du kannst dir denken, dass ich anderer Meinung bin als du- ist die Lösung der Frage per Dekret der allerschlechteste Weg, weil er den Rechtsstaat untergräbt und die Demokratie umgeht.

Der rechtsstaatliche Weg durch die Instanzen dauert leider oft viele Jahre in denen dann das Leben dieser 8000 Soldaten und ihrer Familien zumindest zum Teil schon zerstört oder stark beeinträchtigt sein könnte. Insofern präferiere ich die Möglichkeiten der US-Verfassung, die dem reinen Rechtsstaat noch ein Korrektiv der Vernunft in Form des Präsidenten gegenüberstellt.

(23.01.2025, 06:46)Schneemann schrieb: [ -> ]Meine Meinung dazu dürfte relativ bekannt sein: Bei Streitkräften sehe ich - im Gegensatz zum zivilen Leben - keinen Spielraum. Streitkräfte müssen und haben in Seuchenzeiten einsatzbereit zu bleiben, die Folgen einer Unterschätzung einer Krankheit und die Folgen auf die Einsatzbereitschaft sind extrem schwer kalkulierbar.

Schneemann

Es war zu der Zeit als die Soldaten diszipliniert bzw. aus dem Dienst entfernt wurden schon absehbar, dass Covid kein großes Problem für die US-Armee sein wird. Viele hatten sowieso schon Corona-Infektionen durchlaufen und damit Immunität aufgebaut. Bei über 90% der US-Soldaten die an Corona erkrankten ging die Symptomatik nicht über eine leichte bis mittlere Grippe hinaus, oft noch weniger oder symptomloser Verlauf. Insofern hat auch keine Seuche die Einsatzbereitschaft ernsthaft bedroht es ging schlicht um Willen durchsetzen und/oder Prinzipienreiterei.

(23.01.2025, 10:51)Pogu schrieb: [ -> ]Diese vieltausendfachen Fälle untergraben das Vertrauen, und damit die tatsächliche Einsatzbereitschaft. Es gibt eine Aussage Napoleons, daß die Moral sich zum Material in einem Verhältnis von 3 zu 1 befindet.

Wir leben aber nicht mehr zu Zeiten Napoleons in denen Soldaten quasi Leibeigene des Herrschers waren. Das gibt es vielleicht noch in Nordkorea. Moral und Loyalität sind spätestens in der modernen Welt keine Einbahnstraße mehr. Deswegen haben auch nicht diese Fälle das Vertrauen untergraben, sondern die Behandlung der Soldaten hat umgekehrt das Vertrauen vieler Soldaten in die US-Regierung bzw. ihre Institutionen untergraben. Die 8000 sind ja nur die Spitze des Eisberges, der noch aus hunderttausenden weiteren Soldaten besteht die die Impfung eigentlich ablehnten, sie aber über sich haben ergehen lassen um ihre Arbeit nicht zu verlieren. Was hat das wohl mit diesen Menschen und deren Familien gemacht? Nicht umsonst sprachen sich dann ca. 75% der US-Soldaten für Trump aus.
Ich dachte, exakt das gesagt zu haben - lediglich kürzer.
(23.01.2025, 12:22)Pogu schrieb: [ -> ]Ich dachte, exakt das gesagt zu haben - lediglich kürzer.

Dann habe ich das wohl spiegelverkehrt interpretiert Huh
Ich hätte mich besser artikulieren sollen, jedenfalls ausführlicher.
(23.01.2025, 11:16)lime schrieb: [ -> ]Korrektiv der Vernunft in Form des Präsidenten Donald Trump
Ich lass das mal einfach so stehen und wirken.
(23.01.2025, 14:09)Broensen schrieb: [ -> ]Ich lass das mal einfach so stehen und wirken.

In dem Punkt hat er genau diese Vernunft gezeigt. In der US Verfassung geht es aber nicht um Trump persönlich sondern um das Amt des Präsidenten, worauf sich mein Post auch bezog. Im Übrigen halte ich persönlich den Mann eher nicht für die Vernunft in Person, aber so schlecht wie man in hierzulande gerne darstellt ist er definitiv nicht.
Das erste Dekret von Trump wurde per Gerichtsurteil kassiert:

https://www.spiegel.de/ausland/donald-tr...63eb7562e6

Zitat:Ein Richter im Bundesstaat Washington blockierte den Versuch des Republikaners, das Recht auf US-Staatsangehörigkeit durch Geburt in dem Land (»birthright citizenship«) für bestimmte Gruppen einzuschränken.

Die entsprechende Verordnung sei »eklatant verfassungswidrig«, erklärte Richter John C. Coughenour übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge. Nach einer Klage mehrerer Bundesstaaten gegen die Trump-Regierung erließ er demnach eine einstweilige Verfügung.
Das Ziel dieser EO ist doch, dass Ding bis zum Supreme Court zu eskalieren. Im Kern geht es um die Frage ob man United States v. Wong Kim Ark anders entscheiden könnte.

https://www.npr.org/2025/01/23/nx-s1-527...tive-order
(24.01.2025, 08:27)Nightwatch schrieb: [ -> ]Das Ziel dieser EO ist doch, dass Ding bis zum Supreme Court zu eskalieren. Im Kern geht es um die Frage ob man United States v. Wong Kim Ark anders entscheiden könnte.

https://www.npr.org/2025/01/23/nx-s1-527...tive-order

So sieht es aus, es entbehrt auch schlicht dem gesunden Menschenverstand dass Kinder von illegalen Einwanderern automatisch die US-Staatsbürgerschaft bekommen. Dafür war der Verfassungszusatz sicherlich nicht gedacht.
Ich hatte mich in den letzten Tagen, da ich geschäftlich viel unterwegs war, hier nicht mehr gemeldet, aber mir dennoch manche der "Presidential Actions" (https://www.whitehouse.gov/presidential-actions/) angeschaut, teils notgedrungen auf dem Handy.

Über vieles kann man streiten.

Aber: Die Begnadigung der Kapitolstürmer per se ist mir sehr sauer aufgestoßen. Damit meine ich nicht die Masse, viele liefen mit, viele wollten auch keine Gewalt. Viele wurden auch massenpsychologisch nur mitgerissen und glaubten irgendwelchen Lügengeschichten von der gestohlenen Wahl. Das ist nun keine Entschuldigung, aber zumindest eine Erklärungsansatz für eine Begnadigung.

Indessen jedoch: Es gab auch knallharte Rädelsführer und Gewalttäter - und diese hätte man keineswegs begnadigen dürfen. (https://www.n-tv.de/politik/Jetzt-sind-w...10684.html) Diese nun doch zu begnadigen, ist unverzeihlich. Es ist das Öffnen einer Büchse der Pandora.

Nun einmal überspitzt und sehr provokant gefragt: Hier begnadigt man (besser: begnadigt der Präsident!) brutale, gewaltbereite, nationalistische, rechtsextreme Milizionäre und Rädelsführer und potenzielle Mörder und Terroristen, die einen Angriff auf eine staatliche Institution, eine Bundeseinrichtung, vorgenommen haben, die Tote verursacht haben, die skrupellos jetzt noch ihre Handlungen rechtfertigen und gutheißen und die offen androhen, so etwas nochmals zu machen und demokratisch gewählte Personen zu töten...

...wieso hat man eigentlich Timothy McVeigh hingerichtet?

Schneemann
Stewart Rhodes wurde nicht im engeren Sinne begnadigt, da wurde nur das Straßmaß auf time served reduziert. Das trifft insgesamt auf 14 Fälle zu, alles Mitglieder der Proud Boys und Oath Keeper.
Du hast hier selber das Straßmaß als ‚fragwürdig hoch‘ bezeichnet und bei Tarrio gemutmaßt das sie ihn nach ‚sieben, acht Jahren‘ laufen lassen werden. Jetzt saß er ein paar Jahre weniger und davon geht die Republik auch nicht unter.

Ich habe jetzt auch keine Sympathien für diese Gestalten, aber im Tatkomplex 6. Januar wurden so viele Menschen für wenig mehr als Nichtigkeiten zu absurden Haftstrafen verurteilt, dass ich eine pauschale Beendigung der Strafverfolgung eher begrüße als es einfach darauf beruhen zu lassen.
@Nightwatch
Zitat:Du hast hier selber das Straßmaß als ‚fragwürdig hoch‘ bezeichnet und bei Tarrio gemutmaßt das sie ihn nach ‚sieben, acht Jahren‘ laufen lassen werden. Jetzt saß er ein paar Jahre weniger und davon geht die Republik auch nicht unter.
Nein, du solltest mich bitte richtig zitieren. Und ich mag es übrigens überhaupt nicht, wenn ich inkorrekt zitiert werde.

Ich schrieb im September 2023 [in Bezug auf die 22 Jahre-Strafe; zu dem Zeitpunkt, als das Urteil klar wurde bzw. im September 2023]:
Zitat:Die Strafe mag sicher arg hoch gegriffen sein, vermutlich lassen sie diese seltsame Gestalt nach sieben, acht Jahren laufen - aber es ist auch ein Zeichen dafür, dass die älteste Demokratie der Welt Angriffe auf ihre Institutionen nicht ungeschehen im Raum stehen lässt und die Zähne zeigt.
Das liest sich klar anders, als das was du hier angibst, was ich angeblich seinerzeit gesagt hätte. Und dieser Sachverhalt ist nochmals ein deutlich anderer Umstand, wenn ich diese Gestalten nach rund einem Jahr wieder laufen lassen wollen würde, als wie wenn ich dieses nach sieben oder acht Jahren gedenke bzgl. einer wie auch immer gearteten, juristisch fundierten Entlassung/Begnadigung zu tun oder gutzuheißen.

Schneemann