lime:
Signifikant bedeutet im Kontext eines solchen modernen Krieges ausreichend, und ausreichend bedeutet in diesem Kontext durch eine Minderheit. Es ist ein sehr tpyischer Irrglaube, dass man für einen Sieg in einem Guerilla-Krieg die Bevölkerungsmehrheit auf seiner Seite haben muss, sondern ganz im Gegenteil: diese wird sich ganz von selbst den Aufständischen anschließen, sobald diese eine gewisse kritische Masse überschreiten (immer noch als Minderheit) und sobald sie bestimmte Kriegsziele erreichen. Die Minderheit treibt dann die Mehrheit in die von ihr gewünschte Richtung, sowohl direkt wie indirekt.
Auf einen weiteren Aspekt hat Schneemann schon hingewiesen: die unregistrierten leistungsfähigen Waffen sind in der Bevölkerung höchst ungleich verteilt. Die Mehrheit hat nicht einmal ernsthaft Waffen oder überhaupt Waffen. Entsprechend stehen hier schwerst bewaffnete Minderheiten einer de facto wehrlosen Mehrheit gegenüber, die sich entsprechend auf die fragwürdige Loyalität der Sicherheitskräfte, Nationalgarde usw. verlassen müsste und damit de facto verlassen ist.
Schneemann:
Zitat:Ich habe da ein wenig herumgesucht und letztlich nur ein Ereignis von 2015 gefunden
Das meinte ich. Ist das schon wieder so lange her!? Hatte nicht nachgesehen und gedacht es wäre vor wenigen Jahren passiert. Zu Texas aus dem Jahr 2022 im Kontext von Sezessionsbestrebungen:
https://www.newsweek.com/texas-secede-us...um-1717254
https://www.thebulwark.com/texas-republi...secession/
https://www.politifact.com/article/2022/...dence-can/
Zitat:Das kann man aber nicht auf die Bevölkerung direkt übertragen, denn die meisten Besitzer von feuerstärkeren Waffen haben mehr als eine dieser Waffen, im Schnitt sind es etwa acht Waffen pro US-Haushalt. Aber: 60% der US-Haushalte sind unbewaffnet. Wenn also nun der Schnitt bei acht Waffen je Haushalt liegt, aber 60% gar keine Waffen haben, haben also einige Haushalte (wobei ich da leider keine genauen Zahlen finden konnte) quasi eine kleine Lagerhalle mit dutzenden Waffen.
Exakt ist das Problem in diesem Kontext. Den es sind die Radikalen welche hier diese Waffen und entsprechende Munitionsgebirge horten, während die Mehrheit der Bevölkerung dem gegenüber de facto nicht bewaffnet ist. Entsprechend müsste man das Militär einsetzen, den die Polizei würde damit eben nicht mehr fertig werden, nicht im Ansatz. Der Einsatz des Militärs gegen die eigene Bevölkerung aber wäre genau so ein erster Dominostein der dann ganz andere Prozesse in Gang setzen kann.
Zitat:Selbst wenn es wirklich hunderttausende Personen wären, so vermute ich sehr stark, dass diese sich alles andere als einig wären (anders als die Taliban). Es gibt eine große und doch unübersichtliche Zahl von von ziemlich undisziplinierten, ideologisch teils indoktrinierten Gruppen und Grüppchen, die sich teils überhaupt nicht mögen. Die meisten würden sich vermutlich gegenseitig an die Gurgel gehen, noch ehe der erste Humvee der Zentralregierung im Ort auftaucht - die Reste müssten dann eben von der Army noch aufgesammelt werden.
Es ist völlig korrekt dass die untereinander alle verfeindet und zersplittert sind, dennoch haben die größten dieser Gruppen teilweise mehrere tausend Mitglieder und noch viel wesentlicher: es eint sie allesamt der blinde Hass auf die Zentralregierung. Das einigende Banner ist die Feindschaft gegenüber dem Zentralstaat, die über alles gestellt wird, auch über die Feindschaft zur Nachbargruppe.
Im weiteren gibt es längst weitreichende Verbindungen dieser Gruppen ins Militär und insbesondere in die Polizei- und sonstigen Sicherheitskräfte. Und umgekehrt setzen sich diese Gruppen teilweise sehr weitgehend aus Polizisten, Soldaten (sowohl aktiv wie nicht-aktiv) und Veteranen zusammen.
https://theconversation.com/police-soldi...ent-153369
https://www.nytimes.com/2020/09/11/us/po...itias.html
Einer der wesentlichsten Punkte aber entgeht dir hier meiner Meinung nach: die Zersplitterung und dezentrale dislozierte Struktur ist für diese Gruppen in einem Guerilla-Krieg in den USA eher ein Vorteil als ein Nachteil. Wenn das einzig verbindende die Ideologie ist, dann kann man so einen Feind wesentlich schlechter zerschlagen und vernichten als wenn man einer einzigen straff organisierten Gruppe gegenüber steht. Je kleiner und zersplitterter, desto schwieriger wird das in den Griff zu kriegen sein, weil dann die Zentralregierung ihre wesentlichsten Vorteile (Informationsübermacht etc) nicht so ausspielen kann. Entsprechend wird das als Leaderless Resistance auch geplant. Und auch die Taliban waren bis vor kurzem keineswegs nur eine Organisation, nur ein monolithischer Block, sondern ganz im Gegenteil, ebenso höchst zersplittert und zerteilt und mehr eine Art Sammelbegriff für ganz verschiedene Gruppen, welche dann erst im letzten Jahr der Besatzung dort zu einer einheitlichen Organisation zusammen fanden.
Zitat:Das ist aber das Bild, das ich sehe. Und die Aufmärsche dieser Gruppen sehen fast alle gleich aus. Und ich denke mir dann immer: Wer von diesen sonnenbebrillten Rauschebartträgern mit den sechs Magazinen vor der Wampe könnte wohl aus dem Stand 200 oder 300 Meter sprinten? Naja, fünf bis zehn Prozent vermutlich...
Die wirklich problematischen Gruppen marschieren nicht auf. Und auch die welche da aufmarschieren sollte man keinesfalls unterschätzen, es ist dabei völlig egal wie es um eine etwaige körperliche Fitness bestellt ist. Viel relevanter ist die Frage, inwieweit sie in der Lage wären Terror zu verbreiten, welcher das wesentliche Element des modernen Krieges darstellt. Es ist eine weitere typische Fehlannahme, dass sich militärische Aktionen im modernen Krieg primär gegen feindliche Streitkräfte richten, nichts könnte falscher sein.
Folgerichtig werden diese Gruppen in den USA selbst völlig anders gesehen als du es hier tust:
https://thehill.com/policy/national-secu...oups-as-a/
nämlich als eine der größten Bedrohungen denen die USA aktuell gegenüber stehen.
Zitat:in der Tendenz denke ich aber, wird man die Städte in jedem Falle nachfolgend verlieren. Denn der klassische Untergrundkämpfer braucht die Unterstützung der Menschen in den Städten, als Versorgungs-, Versteck- und Rückzugsoption. Wenn man aber in diesen urbanen Zentren den Kampf beginnt, was ziemliche Schäden verursachen wird, wird sich die Stimmung der Menschen, die ihren durchaus teils materialistischen Standpunkt dann massiv gefährdet sehen, sehr rasch gegen diese Gruppen wenden und sie werden die Ordnungskräfte unterstützen. Und ohne Unterstützung in den Städten selbst bzw. aus der Bevölkerung heraus, bleibt nur das Ausweichen in die Peripherie, d. h. in die abgelegeneren Regionen.
Die Schäden und sonstigen Beeinträchtigungen in den urbanen Zentren werden aber eben nicht durch die Aufständischen, sondern durch die staatlichen Sicherheitskräfte verursacht und delegitimieren damit zunehmend den Staat. Es ist daher keineswegs gesagt dass man sich in Städten nicht wird halten werden, ganz im Gegenteil. Zwei Buchempfehlungen für dich:
https://www.amazon.de/OUT-MOUNTAINS-Davi...820&sr=8-1
Und die "Bibel" etlicher US Milizen, welche sie als Textbuch für ihren zukünftigen zweiten Bürgerkrieg verstehen:
https://www.amazon.de/Fry-Brain-Sniping-...164&sr=8-1