Nightwatch schrieb:Die Amerikaner haben überhaupt nicht die Möglichkeit soviel Geld einzusparen wie ihnen fehlt.
Die brauchen einen Wirtschaftsaufschwung um ins Plus zu kommen, Kürzungen bringen wenig bis nichts.
Ein "Aufschwung" würde eine entsprechende Nachfragesteigerung voraussetzen. Woher soll die nun kommen?
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Zitat:Arbeitsmarkt
Die Langzeitarbeitslosigkeit in Amerika nimmt zu
Gute Wirtschaftsdaten haben die Lage auf dem Arbeitsmarkt nicht verbessert. Inzwischen sind 15 Millionen Amerikaner arbeitslos. ...
Von Patrick Welter, Washington
04. Dezember 2010
Die Hoffnungen auf eine stärkere Belebung am amerikanischen Arbeitsmarkt haben am Freitag einen Dämpfer erlitten. Im November stieg die Zahl der Beschäftigten (ohne Landwirtschaft) um 39.000, teilte das Arbeitsministerium mit. Analysten hatten ein Plus von 140 000 erwartet. Die Arbeitslosenquote stieg von 9,6 auf 9,8 Prozent. Erstmals seit April sind wieder mehr als 15 Millionen Amerikaner arbeitslos.
...
dazu David Kotok, Chefanalyst bei Cumberland Advisors:
Zitat:"... Man gewinnt den Eindruck, dass die dauerhafte Arbeitslosigkeit die USA immer mehr durchdringt."
Quelle: FTD
Nightwatch schrieb:....
In den fetten Neunzigern war der Haushalt in Ordnung, jetzt in der Krise halt nicht.
....
verwechselt man da nicht die Reihenfolge?
Seit wann ist der Haushalt nicht mehr in Ordnung
und seit wann gibt's die Krise?
Fakt ist doch, dass mit Bush jr. die Steuern massiv gesenkt wurden und gleichzeitig die Staatsausgaben deutlich gestiegen sind, und der bis 2001 bestehende "Clinton-Überschuss" sich seit 2002 in ein immer deutlicheres "Bush-debt" verwandelt hat.
Gleichzeitig ist die Einkommensspreizung immer höher geworden:
die Spitzenverdiener haben immer mehr Einkommen zur Verfügung, während sogar die Mittelschicht in die Armut abrutscht:
Zitat: ...
Die U.S. Social Security Administration hat jetzt an Hand der Employer W-2 Filings die Verteilung der Arbeitseinkommen in 2009 veröffentlicht. Dabei zeigt sich, daß das 60 % der amerikanischen Arbeitnehmer nur 20 % der Arbeitseinkommen beziehen und allein auf die obersten 3 % nicht weniger als 20 % der Arbeitseinkommen entfallen. Die obersten 425 Arbeitnehmer bezogen jeder im Durchschnitt 38 Mio Dollar
Quelle: global news 2223 04-12-10: Amerika zeigt den neoliberalen Weg: Einkommensverteilung, wenn die obersten 3 % ein Fünftel aller Arbeitnehmer-Einkommen monopolisieren
Eine Studie von Michael Kumhof und Romain Rancière, Mitarbeiter des Internationalen Währungsfonds (IWF), kommt nun anhand von Modellrechnungen zum Ergebnis, daß die wachsende Ungleichheit der Einkommen in den USA die beiden schwersten Finanz- und Wirtschaftskrisen der letzten 100 Jahre durch die Schaffung unhaltbarer Ungleichgewichte ausgelöst hat.
Zitat:In den Perioden vor den zwei größten amerikanischen Krisen von 1929 und 2008 sprang die Ungleichheit der Einkommen ähnlich und scharf in die Höhe. Und stieg gleichzeitig der Anteil der Schulden privater Haushalte - vor allem in den unteren und mittleren Einkommensbereichen - an der gesamten Wirtschaftsleistung dramatisch (Abb. 16195, 16196).
Quelle: global news 2216 29-11-10:Zu stark steigender Reichtum löste die beiden schwersten Finanz- und Wirtschaftskrisen der letzten 100 Jahre aus
ebenso <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2010/wp10268.pdf">http://www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2010/wp10268.pdf</a><!-- m -->
Zitat:IMF Working Paper
Research Department
Inequality, Leverage and Crises
Prepared by Michael Kumhof and Romain Rancière
Damit liegt eine Schlussfolgerung auf der Hand:
die unter Bush vorangetriebene (und bei den Republikanerin latent gewollte) Einkommensumverteilung in den USA zu Lasten der Geringverdiener und zu Gunsten der Spitzenverdiener hat die US-Krise ausgelöst.
Fakt ist ja auch: die Immobilienblase in den USA war nicht durch Spareinlagen und Einkommen finanziert, sondern Kredit finanziert - und abgesichert lediglich durch einen "Hoffnungswert", nämlich durch die Hoffnung auf weiter steigende Immobiienpreise.
Als diese sprichwörtlich auf Sand gebaute Hoffnung zusammenbrach - was bei der Umverteilungspolitik der Regierung Bush jr. zwangsläufig kommen musste - ist die Finanzkrise ausgelöst worden.
Das Problem ist, dass irgendwann ein Zeitpunkt erreicht wird, andem man diese Einkommensentwicklung kaum mehr umkehren kann.
Die Versuche Obamas, die sozial schwachen zu stützen (Stichworte: Gesundheitsreform) und damit wieder eine Umverteilung der Kaufkraft von den Spitzenverdienern nach unten vorzunehmen, sind nicht gleichzeitig mit ausreichend massiven Steuererhöhungen für die Superreichen verknüpft worden.
Damit wurde die Belastung des US-Haushalts noch größer.
Und dass Obama nicht schnell und radikal genug vorangegangen ist, hat ihm nun bei den Wahlen ziemlich viele Stimmen der Enttäuschten gekostet.
Mit dem Ergebnis, dass er noch weniger konsequent vorgehen kann.
Damit wird aber die Chance, dass die falsche Einkommensverteilung in den USA wieder rückgängig gemacht wird. noch geringer.
edit:
Ich weiß - meine nordamerikanischen Freunde werden jetzt sagen, daß seit dem Beginn des “age of diminished expectations” in den Siebziger Jahren das US-Defizit immer durch Investoren finanziert war, die sich bereit fanden, US-Schatzbriefe zu kaufen.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sublimeoblivion.com/wp-content/uploads/2010/02/us-budget-woes.png">http://www.sublimeoblivion.com/wp-conte ... t-woes.png</a><!-- m -->
aber:
zu dieser Zeit war der US-Dollar tatsächlich auch die einzige weltweite Leitwährung. Diese Zeiten sind vorbei.
Und auch wenn interessierte Kreise die (durchaus vorhandenen) Schwächen anderer Währungen (etwa des Euro) noch so sehr dramatisieren. Der US-Dollar ist nicht mehr die weltweite Leitwährung.
Es finden sich immer weniger Investoren, die das zunehmende Wagnis eingehen und in US-Treasuries investieren. Auch und gerade Staatsfonds aus den an Devisen reichen Schwellenländern wenden sich von den USA ab (aber das ist ein Thema für andere Stränge).
Die USA müssen also darauf hoffen, sich selbst aus dem Dreck zu ziehen, in den sie insbesondere durch Bush jr. gesackt sind.
Und damit sind wir wieder beim Eingangssatz:
"Ein "Aufschwung" würde eine entsprechende Nachfragesteigerung voraussetzen. Woher soll die nun kommen?"