Nach G-7 in Elmau scheint das Ende des Ölzeitalters angebrochen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/g-gipfel-das-jahrhundertversprechen-von-elmau-1.2511124">http://www.sueddeutsche.de/politik/g-gi ... -1.2511124</a><!-- m -->
Zitat:8. Juni 2015, 18:52 Uhr
Das Jahrhundertversprechen von Elmau
Die G-7-Staaten bekennen sich zu einem radikalen Umbau der Energieversorgung. Sie wollen noch in diesem Jahrhundert das Zeitalter der fossilen Energie beenden, heißt es im Abschlussbericht des Gipfels in Elmau.
Bis 2050 wollen die Industriestaaten ihre Energieversorgung umbauen. Zeitgleich soll der Ausbau erneuerbarer Energien in Afrika und Entwicklungsländern stärker gefördert werden.
...
na ja, bis dahin haben die Amerikaner ihre Vorräte auch aufgebraucht, und ausserdem kann man damit Putin ärgern.
Und gleichzeitig ist dann ein Lieblingsthema der Kanzlerin aufgegriffen und im Gegengeschäft die Spionage-Affäre nicht mehr Thema, weil man sich ja so gut beim (alkoholfreien) Weißbier-Frühschoppen versteht.
Mir wäre ja Putin in Elmau lieber gewesen - gerade wenn es Krisen gibt, muss man miteinander reden und darf nicht Gespräche blockieren. Aber damit wären natürlich die schönen Frühschoppen-Bilder nicht zustande gekommen (warum eigentlich nur mit Merkel mit Obama, zum G-7 gehören doch mehr Teilnehmer, frag ich mich gerade).
Zitat:Iran-Sanktionen: Atomabkommen drückt Ölpreis auf tiefsten Stand seit 2003
Das Ende der internationalen Sanktionen gegen Iran hat die Ölpreise auf den tiefsten Stand seit rund 13 Jahren gedrückt. An den asiatischen Börsen sackten die Kurse zunächst deutlich ab. [...]
Zum Handelsauftakt an den asiatischen Börsen reagierten die Ölpreise zunächst deutlich: Der Preis für Öl der führenden Nordseesorte Brent fiel zeitweise mehr als zwei Prozent auf 27,67 Dollar je Barrel (rund 159 Liter) und war damit so billig wie seit 2003 nicht mehr. US-Öl gab bis auf 28,36 Dollar pro Fass nach.
Da Iran wieder mehr Öl verkaufen könne, erhöhe dies den Abwärtsdruck auf die Preise, sagten Analysten. Die Ölpreise sind seit Mitte 2014 um 75 Prozent eingebrochen, seit Anfang 2016 um über 25 Prozent. Grund sind ein Überangebot und eine zugleich maue Nachfrage wegen trüber Konjunkturaussichten.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/atomabkommen-drueckt-oelpreis-auf-tiefsten-stand-seit-2003-a-1072494.html">http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 72494.html</a><!-- m -->
Schneemann.
Der niedrige Ölpreis ist ein Segen für jeden Normalverbraucher.
Die Talfahrt des Ölpreises scheint nicht nur die Kassen der Scheichs am Golf oder den russischen Staatshaushalt zu belasten, sondern wird auch bei westlichen Firmen seine Spuren hinterlassen. Hierbei trifft es weniger die Dienstleister, als die Förderunternehmen, die in die teuren bzw. zunehmend teurer werdenden Fördertechniken investieren müssen:
Zitat:Studie - Ein Drittel der Ölfirmen von Pleite bedroht [...]
Von den weltweit etwa 500 untersuchten Unternehmen seien ungefähr 175 von einer Insolvenz bedroht, heißt es in einer am Dienstag vorgestellten Untersuchung der Unternehmensberatung Deloitte. Sie seien mit insgesamt mehr als 150 Milliarden Dollar verschuldet und könnten sich wegen fallender Aktienkurse über Kapitalerhöhungen kaum noch frisches Geld beschaffen. "Diese Firmen haben zu lange gewartet, und jetzt sind sie in Gefahr zu sterben", sagte Deloitte-Experte William Snyder. "Es dreht sich alles um Liquidität."
Ein Barrel (159 Liter) Rohöl der Nordseesorte Brent kostet derzeit 35 Dollar, US-Öl notiert bei knapp 31 Dollar. Öl ist damit so billig wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr. Zwar könnten dank Einsparungen und technischer Fortschritte inzwischen 95 Prozent der Ölfirmen den Rohstoff für weniger als 15 Dollar fördern, erklärten die Experten. Für manche dürfte das aber nicht reichen. "2016 ist das Jahr der schwierigen Entscheidungen", sagte der bei Deloitte für die Ölbranche zuständige Manager John England. Besonders eng werde es für die Ölförderer selbst, bei Dienstleistern sehe es besser aus.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/usa-l-idDEKCN0VP0XY">http://de.reuters.com/article/usa-l-idDEKCN0VP0XY</a><!-- m -->
Schneemann.
Zitat:Irak fordert wegen Ölpreis-Verfall schnell Gegenmaßnahmen [...]
Den Öl-Produzenten drohe sonst schwerer Schaden, der erst nach langer Zeit wieder behoben werden könnte, sagte Iraks Opec-Gesandter Falah Alamri am Mittwoch bei einem Branchentreffen in Abu Dhabi. Ob der Irak sich an dem Vorstoß zur Deckelung der Fördermengen beteiligt, ließ das Land jedoch offen. Man sei zur Zusammenarbeit bereit, sagte Alamri. Der Preis-Einbruch sei aber nicht durch den Irak verursacht worden.
Die Förderländer Russland, Saudi-Arabien, Venezuela und Katar hatten sich vor einer Woche darauf geeinigt, die Produktion auf dem Niveau vom Januar einzufrieren. Bedingung ist aber, dass auch andere große Öl-Länder mitmachen. Der Irak ist nach Saudi-Arabien der zweitgrößte Ölexporteur der Organisation Opec. "Wir wollen erst sehen, was andere Länder machen. Dann können wir uns entscheiden, aber wir sind dabei sehr kooperativ", sagte Iraks Ölminister Adel Abdel Mahdi in Japan. [...]
Wegen der Talfahrt der Ölpreise kämpfen Förderländer zunehmend mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Eine Kürzung der Produktion schloss Saudi-Arabien am Dienstag erneut aus. Die schwindende Hoffnung auf ein baldiges Ende der Ölschwemme versetzte dem Rohstoff am Mittwoch einen erneuten Schlag. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um bis zu 2,5 Prozent auf 32,44 Dollar je Barrel. Das US-Öl WTI rutschte sogar um 3,3 Prozent auf 30,83 Dollar ab. In den vergangenen 20 Monaten hat der Ölpreis 70 Prozent an Wert verloren.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/l-irak-venezuela-idDEKCN0VX1A5">http://de.reuters.com/article/l-irak-ve ... EKCN0VX1A5</a><!-- m -->
Schneemann.
Der Krieg in der Ukraine und die steigenden Rohstoffpreise bringen interessante Entwicklungen mit sich - ein grüner Politiker bereist die Golfstaaten, um dort auszuloten, welche Möglichkeiten zum Kauf von Gas bestehen...
Zitat:Gasversorgung
Deutschland muss laut Habeck auch künftig Gas aus Autokratien beziehen
Der Bund könne Energie weiterhin nicht nur aus Demokratien kaufen, sagte der Wirtschaftsminister. Auf der arabischen Halbinsel will er über neue Kooperationen sprechen. [...] "Viele Opec-Staaten sind problematisch", sagte der Politiker der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vor einem mehrtägigen Besuch in Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. "Aber zwischen einem nicht demokratischen Staat, bei dem die Situation der Menschenrechte problematisch ist, und einem autoritären Staat, der einen aggressiven, völkerrechtswidrigen Krieg vor unserer Tür führt, gibt es noch mal einen Unterschied. Wir können nicht alle Länder von Lieferungen ausschließen."
https://www.zeit.de/politik/deutschland/...versorgung
...derweilen sich die USA einem Land anzunähern scheinen, das sie bislang eher gemieden bis verteufelt haben:
Zitat:USA und Venezuela
Vom Feind zum Freund?
Mitten im Krieg gegen die Ukraine loten die USA und Venezuela eine Annäherung aus. Vorrangig geht es Washington darum, die russischen Ölimporte zu ersetzen. Dafür wäre nicht nur politischer Wille, sondern auch viel Geld nötig. [...] Wenn die USA ernsthaft in Erwägung zögen, die russischen Ölimporte durch venezolanische zu ersetzen, werden sie natürlich die Sanktionen aufheben müssen, sagt Antulio Rosales. Doch das geschieht nicht von heute auf morgen. Es wird einen Verhandlungsprozess geben, die Wiederaufnahme der Gespräche zwischen der Regierung von Maduro und der Opposition, und die Schaffung der Voraussetzungen für demokratische Wahlen im Jahr 2024 werden dabei eine große Rolle spielen.
Der Besuch einer hochrangigen US-Delegation vor knapp zwei Wochen kam überraschend. Damit nahmen die US-Diplomaten erstmals wieder direkten Kontakt zu Maduro auf. Mit dem autoritär regierenden venezolanischen Präsidenten hatten die USA die diplomatischen Beziehungen nach seiner umstrittenen Wiederwahl 2018 abgebrochen.
https://www.tagesschau.de/ausland/amerik...d-101.html
Was ist davon zu halten? Prinzipientreue adieu? Oder ist es eine Weiterführung des de Gaulle'schen Bonmots "Staaten haben keine Freunde, nur Interessen"?
Vermutlich dürfte es auf die politische Perspektive ankommen, ob man die aktuelle Politik der USA und auch Deutschlands als ein "Umfallen" oder eben als Realpolitik deutet...
Schneemann
Ja was soll man denn sonst machen? Die Folge ist halt, dass Maduro, Salman & andere Schurken jetzt noch mehr machen können, was sie wollen.
Regimewechsel in Venezuela ist glaub ich nicht drin. Täte dem Land aber wahrscheinlich gut. Nur macht das alles nur noch schlimmer, die Risiken einer solchen Operation sind kaum kalkulierbar. Umstellen auf Nicht-Öl wird jetzt vielleicht etwas mehr forciert, dauert aber. Also arrangiert man sich mit allerlei lustigen Despoten, solange diese nicht irgendwo einmarschieren.
Zitat:Ja was soll man denn sonst machen? Die Folge ist halt, dass Maduro, Salman & andere Schurken jetzt noch mehr machen können, was sie wollen.
Das sollte auch kein Vorwurf sein, eher eine Feststellung. Genau genommen gibt es ja kaum andere Optionen, dazu ist eben der Energiehunger und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern der westlichen (aber auch asiatischen) Nationen zu groß. Die Frage wird in dem Zusammenhang auch sein, inwieweit die aktuelle Krise das Revival der Kernkraft (einerseits) sowie den Ausbau alternativer Quellen (andererseits) befeuern wird. Und dann kommt es auch darauf an, dass die innenpolitischen Grabenkämpfe - gerade auch in Deutschland - über die Lösung bzw. Kombination aus beiden Faktoren endlich im Sinne des Landes überbrückt werden.
Aber bevor sich hier die Protagonisten auf beiden Seiten der "Energiewende" bewegen, so befürchte ich, wird man wohl eher bei zwielichtigen Herrschaften auf Einkaufstour gehen (zumal man auf die Schnelle auch kaum Alternativen aus dem Hut zaubern wird können). Gleichwohl kann die gegenwärtige Krise aber längerfristig gesehen durchaus eine Chance sein, dass endlich Bewegung in die festgefahrene und ideologisch aufgeladene Energiediskussion kommt.
Schneemann
Als Überleitung aus dem Saudi-Arabien-Strang passt das auch ganz gut - der aktuelle Plan, wonach die OPEC die Fördermengen eingrenzen will, sorgt für Ärger in Washington...
Zitat:OPEC PLUS
Washington: Ölländer haben sich mit Russland verbündet
Die amerikanische Regierung hat die Entscheidung der Öl-Allianz Opec plus, die Ölproduktion zurückzufahren, als „kurzsichtig“ und einen „Fehler“ bezeichnet. Präsident Joe Biden sei darüber enttäuscht, erklärten Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan und der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrates im Weißen Haus, Brian Deese. In einer Zeit, in der die Aufrechterhaltung der weltweiten Energieversorgung von größter Bedeutung sei, werde sich diese Entscheidung besonders negativ auf Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen auswirken.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, nannte das Zurückfahren der Ölproduktion „fehlgeleitet“ und einen „Fehler“. Die Öl-Allianz habe eine Entscheidung getroffen, die nur dem eigenen Interesse diene. „Es ist klar, dass sich OPEC+ mit der heutigen Ankündigung mit Russland verbündet“, sagte Jean-Pierre. [...]
Vertreter wiederum der Opec hatten sich am Mittwoch zum ersten Mal seit der Pandemie wieder physisch und nicht nur virtuell in Wien getroffen. Mit dabei war auch Russlands stellvertretender Ministerpräsident Alexander Novak. Heraus kam eine Kürzung der Ölproduktion für den Monat November um zwei Millionen Barrel (Fass zu 159 Liter) am Tag. Das ist die stärkste Förderkürzung seit dem Frühjahr 2020, als die Ölländer mit einer Kürzung um 10 Millionen Barrel je Tag auf die Coronapandemie reagiert hatten. [...]
Es hieß, Russland müsse keine Kürzungen vornehmen, hauptsächlich reduzieren sollten die Förderung Saudi Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Irak. Nach Einschätzung von Ölanalyst Giovanni Staunovo dürften die „effektiven Kürzungen“ damit um die 800.000 bis 900.000 Barrel je Tag liegen. [...] Der Ölpreis war zu Wochenbeginn spürbar gestiegen, als Spekulationen über die Pläne der Ölstaaten die Runde machten. Am Mittwoch schwankte er und erreichte nach dem OPEC-Plus-Treffen zeitweise 93,80 Dollar – ungefähr 6 Dollar mehr als am Freitag.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/o...66485.html
Schneemann
(06.10.2022, 11:07)Schneemann schrieb: [ -> ]Als Überleitung aus dem Saudi-Arabien-Strang passt das auch ganz gut - der aktuelle Plan, wonach die OPEC die Fördermengen eingrenzen will, sorgt für Ärger in Washington...
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/o...66485.html
Schneemann
Welch ein Wunder. Die OPEC handelt also im eigenen Interesse. Solch ein Verhalten kann man im Westen natürlich oft nicht nachvollziehen, ist aber eben in der ganzen restlichen Welt Normalität.
Ich denke der Ärger wird nicht primär dadurch verursacht, dass ein Land oder eine Organisation seine/ihre eigenen Ziele oder ihre eigene Ausrichtung definiert oder selbstständig etwas entscheidet, was manche anderen Länder ggf. nicht gutheißen würden. Das Problem hier aktuell ist ein anderes, nämlich jenes, dass es hinter den Kulissen andere Absprachen mit den Förderländern gab und dass die OPEC diese Deals jetzt kurzerhand über Bord wirft. Das sorgt für den Ärger...
Schneemann