Ich sprach auch gar nicht von Menschenrechten oder Pressefreiheit in Russland, sondern von der Blauäugigkeit mit der gewisse europäische Politiker (beispielsweise unser geschätzter Altkanzler) gegenüber Russland auftreten.
Was die meisten der EU-Elite vergessen, ist dass Russland nicht nur ein normaler Handelspartner wie Australien oder Brasilien ist, sondern auch strategische Ziele verfolgt.
So betrachtet Russland die EU und NATO-Erweiterung als Einmischung in seine Interessensphäre und versucht dem entgegen zu wirken. Siehe dazu Ukraine oder Georgien.
Ein weiteres Indiz:
Gerhard Schröder bezeichnet die Nordeuropäische Gasleitung (=NEGP, auch "Ostsee-Pipeline" genannt), als Beitrag zur Sicherung der deutschen Energieversorgung. Andererseits entkoppelt die NEGP Deutschland und seine westlichen Nachbarn von Osteuropa. Das ist insofern interessant, dass Russland nun gezielt Druck mittels Unterbrechung der Erdgas-Lieferungen auf die ehemaligen GUS-Staaten auszuüben, ohne die Handelspartner im Westen zu verschrecken.
Denn auch wenn, wie Shahab sagte, man als Abnehmer von fossilen Brennstoffen nicht viel Druck ausüben kann, sind wir doch der deutlich interessantere Markt für Russland: Rechtssicherheit, gute Infrastruktur, hohe Gewinnmargen. Das alles haben China und Indien nicht in dem Maße zu bieten!
Anmerkung am Rande: Die Zeit spielt gegen OPEC, Gazprom & Co. Europa, Japan und die USA, de facto die gesamte G7 investieren viel in die Entwicklung von alternativen Energien. Selbst Präsident Bush befürwortet die Ausweitung von Alternativen Energieformen. Neben der oft bejubelten Brennstoffzellen stehen noch einige gute Ideen in der Pipeline: Methaneis aus dem Meer, Bio-Kraftstoffe, Silizium als Transportmedium für Energie, etc. Spätestens in 30 Jahren werden Öl und Gas zu normalen Rohstoffen wie Eisen oder Chrom degradiert sein.
Wenn Russland seine zugegeben mächtige Position im Energiesektor ausspielen will, dann müssen sie jetzt damit anfangen, und ich glaube das tuen sie.
@Tiger
Zitat:...und entsprechend respektiert werden. Es ist durchaus in Ordnung, wenn Russland eine gewisse Macht hat, besonders, wenn dies
1.ein gewisses Gegengewicht zu den USA erzeugt
2.einer Degeneration des Staates Russland zur Kolonie einer fremden Macht vorbeugt
3.regional Sicherheit und Stabilität schafft
...
Ich habe mich nie in dieser Richtung geäußert und habe auch nichts dagegen, wenn russische Unternehmen in Deutschland ein paar Arbeitsplätze schaffen. Wenn alles in einem gewissen Rahmen läuft...
zu 1. Wenn Russland in der UN Diktatoren und tyrannische Regime deckt, Waffen an Kriegsverbrecher und Terrorgruppen verschiebt, dann sind sie kein erwünschtes Gegengewicht. Prinzipiell sind die USA unser nächster Verbündeter und nicht Russland.
zu 2. Gab es jemals einen Versuch seitens des Westens seit 1941?
zu 3. Wenn sie versuchen, mit militärischer und wirtschaftlicher Gewalt Nachbarstaaten gefügig zu machen, dann bezeichne ich Russland eher als Unruhestifter, der sich besser nicht einmischen sollte. Russland hat keine imperiale Ambitionen mehr.
Des weiteren lag das Problem mit den russischen Investitionen in der EU eher damit, dass Russland umgekehrt keine Aktivitäten in russischen "Schlüsselbranchen" erlaubt.