Hinnerk2005:
Zitat:Meine Gedanken dazu gehen in die folgende Richtung: 2. Die russischen Streitkräfte nehmen Awdijiwka ein und erzielen dort einen Durchbruch dessen Folgen noch nicht absehbar sind. ........Man erfährt nichts über die Stärke der zweiten und dritten Linie der Ukrainer.
Die "Stärke" dieser Auffanglininen ist in diesem Bereich durchaus bekannt, und sie ist vergleichsweise schwach. Darüber hinaus haben die Ukrainer nicht die Möglichkeit hier zu einer beweglicheren Kriegsführung überzugehen, die Russen allerdings auch nicht, da sie ihre mechanisierten Truppen aktuell nach allem was man weiß eher im Norden konzentrieren.
Meiner rein persönlichen Einschätzung nach werden die Russen die Ukrainer daher im Südosten einfach weiter langsam vor sich herschieben, da wird es also keinen relevanten Durchbruch geben. Stattdessen wird man im Norden auf der Linie über Kupjansk vorgehen, mit dem Minimalziel den Oskil als Linie zu erreichen. Das würde es Russland ermöglichen dort die Truppenzahl dann erneut zu reduzieren weil der Oskil sich viel leichter verteidigen lässt und mit den dadurch frei werdenden Truppen kann man dann wieder an anderer Stelle zu schlagen - beispielsweise im Süden - sollten die Ukraine bis dahin dort nicht in die Gänge gekommen sein.
Zitat:Ich frage: was ist in der einen Woche nach Ende der Münchner Sicherheitskonferenz passiert, das die hastige, zweite Konferenz in Paris vonnöten machte?
Auch meiner Einschätzung nach, dass Macrons Ego angekratzt wurde. Das hat alles wenig Substanz - und ist eine dieser typischen potemkinschen Konferenzen.
alphall31:
Zitat:Dazu kommt noch das die eingesetzten Einheiten bloß noch 20-40% ihrer ursprünglichen Stärke haben. Die Möglichkeit Einheiten rotieren zu lassen hat man schon seit letztem Jahr nicht mehr
Das ist so nicht ganz richtig. Die Ukraine hat rein was Infanterie angeht durchaus noch erhebliche Reserven und setzt nur einen Teil ihrer Truppen ein. Die Truppenstärke der Ukrainer ist rein von der Mannzahl her auch hier und jetzt immer noch deutlich höher als die Truppenstärke der Russen von der Mannzahl ! Und auch jetzt noch werden ukrainische Einheiten durchaus rotiert, wenn auch nicht mehr so oft und nicht systematisch wie früher.
Das Problem ist nicht ein Mangel an "Soldaten", sondern dass das was da nachkommt nicht mehr so fähig ist, viel schlechter ausgebildet ist und dass vor allem die Offiziere und Unteroffiziere mit Erfahrung fehlen. Der Mangel an gut ausgebildeten militärischen Führern macht sich immer mehr bemerkbar.
Und das zweite Problem ist, dass das Kriegsmaterial ausgeht, und insbesondere die Wirkmittel. Denn es ist völlig irrelevant wieviele Soldaten als einfache Infanteristen man nachführen kann, wenn man selbst keine Artilleriemunition hat und der Gegner Unmengen davon. Avdiivka ist beispielsweise vor allem anderen an einem Mangel von Wirkmitteln wegen gefallen. Die Ukrainer hatten dort einfach keine Munition mehr, erst dadurch war es den Russen möglich die ukrainischen Stellungen überhaupt seitlich so überflügeln und so an die Versorgungsrouten heran zu kommen. Der Mangel an Versorgung bestand also schon vorher und führte erst dazu, dass die Stadt eingekesselt wurde.
Zitat:Das hat nichts mit Taktik zu tun , eine auffanglinie gibt es nicht , einpaar Stellungen wo begonnennwurde diese zu befestigen. Man hat es einfach verpennt.
Das ist zwar richtig, dass man aktuell hier noch keine sinnvolle Taktik einsetzt, aber was ist nicht ist, könnte rein theoretisch noch werden. Gerade weil die Auffanglinien schwach sind (es gibt sie durchaus, aber sie sind vergleichsweise schwach), gerade eben deshalb wäre eine flexible Defensive in der Tiefe bei welcher man die westlichen Panzer für ein Schlagen aus der Nachhand einsetzt hier der richtige Weg. Verbleibt die Frage, ob die Ukrainer noch die Kraft und die Befähigung dafür haben.
Aber es ist dort eigentlich genug Raum da, um den Russen zuerst in der Verzögerung und dann im Gegenangriff wirklich substanzielle Verluste zuzufügen. Das ginge durchaus. Theoretisch.