So, schnell, kurz und bündig...
@ Wolf
Irgendwie verstehe ich dich nicht so recht. Von dir würde ich schon erwarten, dass du verschiedene Systemreferenzen unterscheiden kannst und weißt, was letztlich nur lebesnweltliche Orientierung und was systemische Prozesse sind. Hier geht es nicht darum, wem etwas gefällt oder wer etwas will. Das geht siche rnicht nach normativen Gesichtspunkten, sonst könnten wir uns gleich alle anfassen und Ringelreie spielen, etwas drastisch ausgedrückt. Lies doch einfach mal meien Argumentation genauer. Wieso sollten Israelis das haben, was Palästinenser oder Libanesen auch nicht hatten. Oder denken wir an den Ostblock. Die polnischen Arbeiter haben auch nicht schon 1956 mit ihrem Aufstand in Posznan das kommunistische Regime in die Knie gezwungen. Es hat nunmal gedauert bestimmte individuelle oder Gruppeninteressen gegen systemische Zusammenhänge durchzusetzen. Das war früher so, ist heute so und wird so bleiben. Die Palästinenser können aus ihrem Hass heraus, ihrer Perspektivlosigkeit und Verzweiflung, ihrer inneren Selbstbezogenheit (systemtheoretisch:aus ihrer Selbstrefrenz heraus) heraus so lange wie sie wollen Hamas wählen, sie können so viele Kassam Rakten abschießen wie sie wollen und so viele Selbstmordattentate durchführen wie sie wollen: Sie werden ihren Staat auch nicht sofort bekommen. Da können sie sich dreimal um ihre eigene Achse drehen, das ist egal. Da kollidiert Selbstrefrenz mit Fremdreferenz, da kollidiert die eigene Weltvorstellung/Wünsche und Selbstbezogenheit mit einer etwas komplexeren Welt. Und dasselbe gilt eben auch für Israel. Egal ob nun Hersh Recht hat oder nicht, ob es ein eingefädelter Plan war oder wirklich nur Reaktion, sie können eben das komplexe Problem Libanon und Hizbulah nicht mit ein paar Bomben sofort lösen. Wer das glaubt, der muss echt wenig Ahnung haben von sozialen und politischen Zusammenhängen. Da liegen ganz andere Sachen noch dahinter, man kann die dahinter liegende Komplexität eben nicht mit ein paar Bomben bewältigen. Und schon gar nicht mit so viel Stümperei, wie die Israelis gezeigt haben.
Das da Menschen weiter sterben werden, ist siche rnicht schön. Nur dummerweise ist die Hizbullah eben nicht nur eine Ansammlung bösartiger iranischer Agenten, die den Libanon ganz plötzlich als Geisel nehmen. Da steckt etwas mehr dahinter.
@ Erich
Tja, Soziales ist immer widersprüchlich. Für mich ist der Dialog der Kulturen eben nicht mehr als eine bloße Phrase, allein schon begriffsstrategisch (ja, es gibt auch so etwas wie eine Begriffsstrategie) völlig überladen.
Wir leben inzwischen in einer (kommunikativen) Weltgesellschaft, jeder beeinflußt jeden und kommuniziert irgendwie mit jedem. Kommunikation gibt es also schon, nur muss man halt aufpassen, wie man ihn gestaltet. Und einfach nur auf Dialog setzen, hilft halt net. Es gibt eben auch so viel zu viele Kontakte, viel zu viel Kommunikation, die aufgrund kaum schnell ausräumbarer unterschiedlicher Prägungen zu Problemen führen müssen. Es gibt unterschiedliche Machtinteressen usw. Der Begriff des Dialog trifft es für mich einfach nicht, denn wir sind schon lange im Dialog, im miteinander kommunizieren.Nur kann man Mißvberständnisse nach all den vielen Mißverständnissen wohlnicht mehr allein mit Dialog ausräumen. Da gehört mehr dazu, andere Verhaltensstrategien usw.
Und gerade Wirtschaft ist so eine Sache: Immerhin hinken da die Araber sehr hinterher, da ihre Staaten und gerade ihre Wirtschaften eine ziemlich ineffektive Klientelwirtschaft voller Nepotismus ist. Unser Einfluß dort, die Entwicklung der modernen ausdifferenzierte Wirtschaftssysteme, hat auch ihren negativen Impakt. Alles wirkt halt irgendwie und oft genug mit negativen Auswirkungen. Denn über die moderne Wirtschaft und dessen Förderung profitieren wieder nur die politischen Eliten, die die Wirtschaft bislang dominiert haben. Und das bedeutet wieder nur Wasser auf die Mühlen der Opposition und das sind letztlich nur die Islamisten momentan.
@ Schneemann
Ich achte deine Geschichtskenntnisse, auch wenn wir desöfteren unterschiedlicher Meinung sind. Aber hier ist deine Meinung für mich nicht mehr als bessere Ideologie. Ich glaube fast nicht, dass du dich schon mal mit tiefergehenden sozialwissenschaftlichen Analysen zur Genese dieser Bewegungen beschäftigt hast und da die ganze Brandbreite der historischen und sozialen Wechselwirkungen kennst. Hättest du das aber getan, würdest du sicher so nicht schreiben.
Das ist das erste.
Zur Strategie noch ein paar kurze Sätze: Du erwartest doch hofferntlich nicht eine Lösungstrategie in einem Satz?!? Entschuldigung, aber wir reden hier von unheimlich komplexen sozialen, wirtschaftlichen und religiös-ideologischen Problemlagen, die die die Lage dort unten dominieren und die islamistischen Strömungen fundieren. Ich glaube, wenn man ernsthaft argumentieren will, verkneift man sich da einen Einzeiler als hohle Phrase

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Eine kurze, zusammenhängende und in sich geschlossen stimmige Strategie kann man für solche Problemlagen sowieso nicht entwickeln. Das klappt vielleicht im lebensweltlich geordneten Alltag, aber selbst da bringen es einfache Lösungen nicht immer. Nein, hier braucht man diverse unterschiedliche Strategien und die Bereitschaft schnell reagieren zu können, um die systemischen Strukturen dort zu verändern.
Und vorallem, man sollte viel vorsichtiger vorgehen! Diemeisten Probleme gibt es nicht, weil man nicht eingegriffen hat, sondern weil man eingegriffen hat und dann fast immer falsch, weil man ja glaubte, immer das richtige zu tun.
Man muss tun:
Man sollte sich davon verabschieden, die Hegemonie über den Nahen OSten haben zu wollen. Langfristig ist die so nicht zu halten. Dann sollte man sich schnell dranmachen, von arabischen Öl und Gaslieferungen vollkommen abhängig zu werden. Man sollte sich langsam von den arabischen Eliten distanzieren, man sollte langsam anfangen, auch mal mit gemäßigten Islamisten zu sprechen. Generell sollte man erkennen, dass die momentan so starke Islamistenbewegung letztlich primär eine gesesamtgesellschaftliche Opposition gegen miese Regime sind und die Breite dieser Bewegungen ausnützen, ums sie zu spalten und auch zu moderieren. Und vorallem sollte man nicht wie ein Elefant im Porzelanladen sich dort gebährden. Das sind allesamt fragile Staaten und der Westen pflügt dort ohne langes Überleben rum. Das kann nicht gut gehen.
Mehr Zurückhaltung, mehr Überlegen wäre das erste, was man machen muss.
Denn letztlich haben wir es hier nicht mit einem hochmodernen, überrüsteten Feind zu tun. Allein schon deshalb taugt der Vergleich mit Kommunismus und Faschismus nicht. Diese Bewegungen jetzt sollte man vieleher mit der Boxer-Bewegung oder der Taipang Bewegung in China vergleichen, nur konnten damals halt keine Boxer per Flugzeug nach Berlin oder London. Die modernen Zeiten und ihre Multioptionalität läßt solche asymmetrische Bedrohungen gefährlicher erscheinen als sie sind. Was würde schon passieren, wenn eine Muslimbrüderregierung in Ägypten zustande käme? Was denn? Was sollte denn Ägypten schon machen? Sie hätten damit genung zu tun, die riesigen Hoffnungen ihrer Wähler erstmal zu befriedigen nach Gerechtigkeit und besserem Leben. Damit hätten sie genung zu tun. Druck von außen wäre das falscheste, was man da tun könnte. Denn so hätten sie wieder einen Sündenbock usw.
Eine in sich geschlossene Strategie kannst du nicht haben bei der Verflechtungsdichte der Probleme dort, wenn du deine Argumentation ernsthaft aufbauen willst.