Nightwatch schrieb:Erich schrieb:Ich vermute jetzt, dass der Dalai Lama mit den Demonstrationen durchaus "Druck" aufbauen wollte, um anlässlich der Olympiade die festgefahrenen Gespräche mit Peking wieder "ins Rollen zu bringen."
Allerdings scheint das Ganze dann entglitten zu sein. Er hat gezündelt und es gab eine ungewollte Explosion.
Was zahlen dir die Chinesen eigentlich dafür, das du deren Propaganda ims seriöseren Gewand nacherzählst?
Das ist ja einfach nur noch peinlich.
ach Nachtwächter, träum weiter oder versuch Dich zu informieren. Du brauchst nur die FAZ von heute aufzuschlagen, dort ist eine Genesis der letzten Ereignisse wieder gegeben:
Zitat:Montag, 10. März:
Demonstrationen von Mönchen im Barkor-Viertel von Lhasa und vom Tsuklang-Tempel zur Barkor-Straße mit Unabhängigkeitsparolen, Verteilung von Flugblättern und hissen der tibetanischen Nationalflagge - Festnahmen der Beteiligten durch die Polizei
(Quelle: Tibetische Exilregierung)
Dienstag, 11. März:
Eine Demonstration von Hunderten von Mönchen des Sera-Klosers, die eine Freilassung der verhafteten fordern un Tibet-Slogans skandieren wird mit Einsatz von Tränengas beendet.
In Gapa (tibet. Provinz Karze, chin. Sichuan) soll es Unruhen gegeben haben
(Quelle: Tibetische Exilregierung)
Der Protest ist also auch nach Aussage der tibetanischen Exilregierung von den Mönchen in Lhasa ausgegangen und initiiert worden.
Zitat:Mittwoch 12. März:
Die Polizei durchsucht den Sera-Tempel und Mönche flüchten
(Quelle: BBC, Augenzeugen in Lhasa)
Freitag, 14. März, ca. 10:00 Vormittags:
"Die Proteste fingen gleichzeitig an verschiedenen Orten an. Hunderte von Demonstranten marschierten in verschiedene Richtungen, in der Gegend von Barkor und in der Rangshong-Jong-Straße. Einerseits wirktes es wie ein geplanter, gemeinsamer Protest, andererseits wirkte es auch sehr spontan und willkürlich. Die Leute waren einfach erstaunt, dass so wenig Poilzei zu sehen war. Dann haben sich immer mehr Tibeter den Massen angeschlossen..."
(Quelle: Raido Free Asia)
Es scheint also so zu sein, dass sich ein zentral gesteuerter organisierter Demonstrationszug an verschiedenen Stellen bildete, dem sich immer mehr Tibeter angeschlossen haben.
Zu solch einer gesteuerten Aktion scheint mir nur die tibetanische Exilregierung in der Lage.
Und offenbar ist dann die Lage ausser Kontrolle geraten, denn:
Zitat:Freitag, 14. März Abends:
"Es ist jetzt früher Abend und das alte tibetanische Viertel von Lahsa ist immer noch unter Kontrolle von Tiebtern, die in den letzten Stunden hier gewaltsam protestiert haben. Manche zerstörten chinesische Häuser, Geschäfte und Restaurants. Was sie darin finden, werfen sie in die Feuer, die sie auf der Straße entfacht haben. Die Truppen stehen bisjer da, ohne einzugreifen. ...."
(Quelle: BBC, Bericht des Economist-Korrespondeten James Miles)
"Die Demonstranten haben chinesische Geschäfte geplündert, ......"
(Quelle: Radio Fee Asia)
Samstag, 15. März:
"Ich befinde mich in Lhasa. Heute gab es Schießereien. Ich kann jetzt wieder Schüsse hören. ...."
(Quelle: Radio Free Asia, Korrespndenbereicht au Lhasa)
"Heute gab es zwei Demonstrationen in der Gegend von Lithang. Am Morgen demonstrierten die Nomaden au Othok Nyachuka (der Heimat des verhafteten Lama Tenzin Delek Ripoche).
Bei einer anderen Demonstration wude ein Mönch verhaftet. Die Atmosphäre in Lithang ist sehr gespannt. Tibeter versammeln sich, sie planen etwas. Die Behörden planen offenbar ihrerseits, die Pläne der Tibeter zu durchkreuzen.
(Quelle: Radio Free Asia. Bericht aus der Gegend von Lithang, Kham)
...
Dienstag, 18. März:
"An jeder Ecke waren Soldaten. Je näher wir der Innenstadt (von Lhasa) kamen, desto stärker war das Ausmaß der Verwüstungen sichtbar. Geschäfte waren ausgebrannt. Autos, Fahrräder imd Motorräder demoliert, angebrannte Kleider, und andere Wagen lagen auf der Sraße. Auch in unmittelbarer Nähe von unserem Hotel lagen viele Läden in Schutt und Asche."
(Quelle: "Globecyclers" aus Lhasa")
was ist jetzt an meiner Vermutung falsch, dass die Demonstrationen von Mönchen ausgelöst wurden und dann ausser Kontrolle gerieten?
Träum weiter, oder aber - wenn Du andere Belege hast - kannst Du die natürlich auch posten.
Leider war es mit diesem Aufruhr nicht getan. Denn offenbar hat sich das Feuer über das ganze Land ausgebreitet:
Zitat: Dienstag, 18. März:
"Am Nachmittag des 18. März fand in Karze (chinesisch Guanzi) in der Provinz Sichuan eine Demonstration statt. Sowohl Mönche als auch Zivilsten nahmen daran teil. Mehrere hundert Polizisten versuchten, die Demonstration aufzuhalten. Als die Demonstranten sich nicht aufhalten ließen nahmen die Chinesen zehn von ihnen fest ...."
(Quelle: Radio Free Asia)
"Gestern und heute haben Studeten unserer Universität Tibet Institure of Nationalities in Xianyang, Provinz Shanxi) protestiert. ...."
(Quelle: Radio Free Asia)
...
Donnerstag, 20. März:
"Tibeter in Ponhor (Luqu) nahmen heute an einem Protestmarsch teil.... "
(Quelle: tibetanische Exilregierung)
"Xiahe, Maqu, luqu und Jone und die Stadt Hezou in Gannan erlebten ähnlichen Aufruhr wie den in Lhasa. ...."
(Quelle: Xinhua)
Freitag: 21. März:
"In verschiedenen Städten in Serthar (auch in Puwu, Provinz Sichuan) fanden ... mehrere Protestveranstaltungen statt.
(Quelle: tibetanische Exilregierung)
das sind - man möge es mir nachsehen - bis auf einen Fall keine offiziösen chinesischen Quellen, sondern im Gegenteil.
Offenbar haben tibetanische Mönche die Explosion ausgelöst.
Offenbar haben die chinesischen Sicherheitskräfte zumindest anfänglich defensiv reagiert. Wieso soll man nur 10 Personen einer Demonstration festnehmen, die von "mehreren Hundert Polizisten" nicht aufgehalten werden können? Aus München kenn ich einen anderen Umgang mit ungenehmigten Demonstrationen, vor allem beim Verdacht gewaltbereiter Demonstranten ("Münchner Block").
Offenbar funktionieren die Nachrichtenwege so gut, dass koordinierte Aktionen in weit entfernten Regionen wie auch in einzelnen Städten selsbt stattfinden können.
Und offenbar funktionieren die Nachrichtenwege so gut, dass Berichte aus Tibet innerhalb kürzester Zeit zur Exilregierung nach Indien gelangen. Wieso sollen diese Nachrichtenwege nicht auch in umgekehrter Richtung funktionieren?
Ein Weiteres:
Seit 2002 finden Gespräche zwischen der tibetanischen Exilregierung und der Regierung in Peking statt. Begonnen auf Einladung Pekings. Die letzten Gespräche waren im Sommer letzten Jahres.
Hier ist ein Stillstand erreicht. Es geht nicht weiter bei der Frage, welchen Umfang die politische Autonomielösung haben wird, und welche Gebiete davon betroffen sein werden.
Es läge nahe, den Stillstand gerade im Olympiajahr durch etwas öffentlichen Druck (d.h. Demonstrationen) ins Rollen zu bringen.
Der Dalai Lama hat sich auch nie von Demonstrationen distanziert, immer nur von der Gewaltanwendung.
Und bei all diesen "nicht chinesischen Quellen" sag mir bitte:
Was ist falsch an meiner Hypothese:
Erich schrieb:...
Wir können also feststellen, dass die Provinzbehörden "sehr nervös" waren und dass in Tibet Mönche mit (ungenehmigten) Demonstrationen entsprechende Unruhe erzeugt haben.
Die dürren Worte der letzten Meldung zeigen sogar mehr. Sie lassen Rückschlüsse auf das betreffende Kloster zu, das ausserhalb von Lhasa aber in "fußläufiger Entfernung" liegt. Dort gibt es tatsächlich ein Kloster, das in besonderer Treue zum Dalai Lama und mit diesem in enger Verbindung steht.
Die Annahme der chinesischen Behörden, dass der Dalai Lama als Auslöser hinter den Unruhen steht, ist also nicht ganz abwegig.
Ich vermute jetzt, dass der Dalai Lama mit den Demonstrationen durchaus "Druck" aufbauen wollte, um anlässlich der Olympiade die festgefahrenen Gespräche mit Peking wieder "ins Rollen zu bringen."
Allerdings scheint das Ganze dann entglitten zu sein. Er hat gezündelt und es gab eine ungewollte Explosion.
Ach ja:
zu Deinem SPIEGEL - Link, wonach China plant, keine Live-Sendungen vom Tienanmen Platz zuzulassen.
Das zeigt nur, wie nervös die Chinesen sind - und dass sie die Lage nicht unter Kontrolle haben.
Wieso schließt Du daraus, dass die Chinesen die Aufrührler sind?