@XMAN
Zitat:Der Iran könnte halt doch ohne Probleme militärisch besiegt werden. Hoffe dieser Aspekt wird hier nicht angezweifelt. Militärisch besiegen ist da dann halt nicht mehr so die Kunst...
Wenn Du diese Aussage unter der Voraussetzung machst, dass Atomwaffen zum Einsatz kommen, dann ist klar, dass man das Militär des Irans besiegen kann.

Die Bevölkerung, da bin ich mir aufgrund der grossen kulturellen Differenzen sicher, kann nicht besiegt werden. Ausser, man wiederholt sämtliche Fehler der Vergangenheit, also brutale Besetzung, Deportation, Völkermord, etc. Dass die Amerikaner ein Land nicht einfach beliebig besetzen können, zeigt der Irak. Sie können andere ungeliebte Elemente in einem Land vertreiben, etwa Saddam aus Bagdad oder die Nazis aus Frankreich, doch dann müssen sie wieder dort verschwinden, sonst werden sie in den A.. getreten.
Und es gibt nach wie vor Länder, welche die Amis nicht militärisch besiegen können, ohne selbst vernichtet zu werden: Russland, China, Grossbritannien und Frankreich würden die Atomraketen zurückschicken und der amerikanischen Kultur ein Ende machen.
So, zurück zum Thema.
Ich bin für einmal mit Merowig einig und erkenne den Iran als Regionalmacht an. Militärisch kann er sich aber noch nicht als die stärkste islamische Macht anpreisen, denn Pakistan hockt mit seinem Atomarsenal einfach am längeren Hebel, militärisch wie auch politisch. Im Fall von Machtspielen zwischen Iran und Pakistan ist es für die Pakistanis ein Leichtes, ihre Raketen von Delhi und Bombay auf Tehran und Isfahan umzuprogrammieren.
Die Terminologie des Begriffes "Grossmacht" ist zudem nicht ganz simpel. Früher hat man von "Weltmächten" gesprochen, insbesondere von GB und Frankreich, später auch von den USA, weil diese Staaten sich dank ihres Kolonialnetzwerkes und ihrer starken Flotte auf dem ganzen Globus präsentieren konnten. Die "Weltmacht" wurde dann von der "Supermacht" abgelöst, womit nur noch die USA und die UdSSR betitelt wurden. Gemeint sind damit wirtschaftlich und militärisch dermassen starke Kräfte, dass selbst andere Atommächte um Längen geschlagen werden. GB und F sind heutzutage irgendwo zwischen Welt- und Grossmacht anzusiedeln, da sie nach wie vor über eine starke Flotte, ein gewisses (geschrumpftes) koloniales Vermächtnis mit entsprechendem Einfluss, Atomwaffen und eine starke Wirtschaft verfügen. Allerdings ist der Rückstand gegenüber den USA gleich geblieben bzw. eher noch angestiegen. Europa versucht als Antwort darauf das Experiment der EU, um dadurch möglicherweise in den Rang einer Supermacht aufzusteigen.
Wenn nun also die islamische Welt den Status einer "Grossmacht" bzw. "Weltmacht" erreichen möchte, müsste sie meiner Meinung nach eine ähnliche Strategie verfolgen wie der Westen: eine griffige Kooperation zwischen den islamischen Staaten, der Aufbau einer globalen militärischen Präsenz durch eine starke, evtl. gemeinsame Flotte und eine starke Wirtschaft.
Die globale Präsenz ist momentan von Westafrika bis Indonesien durchgehend möglich. Ob dieser rein geographische Zusammenhang auch politisch genutzt werden kann, ist eine Frage der Interessen der einzelnen Staaten. Und die gehen bekanntermassen weit auseinander. Die kulturellen Unterschiede wären für eine durchgehende Kooperation zudem viel zu gross, der Islam ist der einzige gemeinsame kulturelle Nenner, der z.B. Indonesien und Marokko, Mali und Tadschikistan oder den Iran mit Mauretanien verbindet. Und dabei gehe ich schon mal davon aus, das die innerislamsichen Streitigkeiten zwischen Sunniten und Schiiten, aber auch gegenüber religiösen Minderheiten wie z.B. den Ahmadis in Pakistan, im Rahmen einer solchen Kooperation beigelegt würden. Aber wie gesagt, neben den religiösen gibts eine ganze Palette kultureller Unterschiede, welche tausendmal tiefschürfender sein dürften als in der EU, wo sie auch schon genug Probleme verursachen.
Gesetzt den Fall, dass sich eine Art "Islamische Union" bildet, wieviele und welche Staaten diese dann auch immer umfassen mag (die EG hat auch klein angefangen), dann müssten sich alle Mitgliedstaaten zu einer primären politischen und militärischen Loyalität dieser Union gegenüber verpflichten. In den Augen von Islamisten gibt es in der islamischen Welt viele "schwarze Schafe", welche lieber mit dem Westen kooperieren als mit ihren Glaubensbrüdern. Damit müsste innerhalb einer solchen Union eben Schluss sein.
Sollten sich die islamischen Staaten in dieser Form zusammenfinden, ist vieles möglich, selbst eine Hegemoniestellung gegenüber dem südlichen Afrika, dem übrigen Südostasien und Indien, sowie einer ebenbürtigen Stellung gegenüber Europa, Russland (das vielleicht wiedererstarkt in der nächsten Zeit), China und den USA.
Wenn Ihr mich fragt, ob ich das alles für realistisch halte, dann antworte ich Euch einfach nur: Unmöglich!
Der Islam als Religion mag sich ausbreiten, aber damit eine kooperative, kontinentübergreifende Politik zu machen, ist Quatsch. Atomwaffen hin oder her, kein islamischer Staat wird je über seinen regionalen Status hinauswachsen und keine islamische Nation wird sich je zu einer funktionierenden Union mit seinen Nachbarstaaten zusammenschliessen.