bastian schrieb:...
Mein Problem ist, dass die anderen von dir genannten global player, mehr oder weniger demokratisch sind; Russland eher weniger aber zumindest wird der Präsident in Russland demokratisch gewählt; während China eine lupenreine, postkommunistische Diktatur ist in der das Volk ungefähr nix zu sagen hat.
Eine aufrüstende Diktatur mit zunehmend nationalistischer Rhetorik finde ich nunmal bedenklich.
mein Problem ist, dass die globale Supermacht auf Völkerrecht und die Interessen anderer keinerlei Rücksicht nimmt, sich souverän über sämtliche Regeln hinwegsetzt und Hegemonial- und Machtpolitik pur betreibt
- und dass der Präsident dieser Supermacht allenfalls seinem eigenen Volk gegenüber verantwortlich ist, das sich von diesem Präsidenten manipulieren und verar...en lässt wie's dem Herrn Präsidenten beliebt.
Gerade weil die USA dermassen aggresiv auftreten (der Irak ist nur das allerletzte Beispiel eine unendlichen Kette von unzuläsigen Aggressionen gegenüber anderen, um eigene Interessen - Land, Öl - mit Gewalt zu verfolgen) ist nach den Erfahrungen des "Kalten Krieges" zur Abwehr solcher Aggressionen ein "Gleichgewicht der Kräfte" erforderlich. Nur wer selbst genug Verteidigungskapazitäten hat ist offenbar vor Aggressionen Dritter sicher.
Die Russen können sich Zurückhaltung leisten, weil sie über einen gigantischen Militärapparat verfügen, der lediglich noch unterhalten und modernisiert werden muss - und über eine Rüstungsindustrie, die sehr schnell wieder angefahren werden kann.
Die Chinesen fangen praktisch vom technischen Stand der dritten Hälfte des letzten Jahrhunderts an, ihre Streitkräfte neu aufzubauen. Das braucht mehr Geld.
Um meine Worte zu untermauern:
Flugzeugträger sind das klassische Hilfsmittel zur Offensive, zum Schutz von eigenen Handelswegen über See und zur Power Projection. Für den Küstenschutz und die Verteidigung der eigenen Hoheitsgebiete (incl. der Territorialgewässer) reichen dagegen landgestützte Flugzeuge aus.
Vergleiche nur die Zahl der einsatzfähigen Träger der USA, der EU, Russlands und Chinas - und Du wirst feststellen, dass China selbst bei Indienststellung der Varjag und eines Nachfolgeträgers bestenfalls in der Liga von Indien und Brasilien spielt - mit einer Kapazität, die gerade ausreicht, ein Abschreckungspotential gegen die Blockade der eigenen Seeverbindungen durch einen Dritten zu bilden.
Mit den USA lässt sich noch auf Jahrzehnte hin nicht einmal annähernd Parität aufbauen.
Tatsächlich ist die PLAN auch mit ihren U-Booten derzeit allenfalls zum Küstenschutz fähig, eine "blue water" Marine, die in der Lage wäre, durch die Präsenz auf den Seewegen z.B. nach Afrika etwas "Abschreckung" vor einer Blockade zu gewährleisten, befindet sich erst im Aufbau.
Dennoch wäre es den USA problemlos möglich, etwa im Falle eines Konflikts z.B. um Taiwan (den eine Unabhängigkeitserklärung der Insel auslösen würde), die für China überlebenswichtigen HAndelswege zum Mittleren Osten und nach Afrika, Europa und Australien zu sperren.
Ein anderes Beispiel:
Interkontinentalraketen mit A-Waffen: da hat China selbst unter Berücksichtigung der irgendwann neu zulaufenden SSBNs allenfalls ein Abschreckungspotential, also "Zweitschlagskapazität" - und das obwohl die Chinesen seit JAhrzehnten über die Technologie verfügen, mehr als das aufzubauen.
Es kommt bei internationalen Sicherheitsfragen offenbar nicht auf die Frage "Demokratie" oder "Diktatur" an, sondern auf die innere Reife und Einstellung eines Volkes und seiner Regierung.
Die konfuzeanisch geprägten Ostasiaten haben über ihre gesamte Geschichte hin niemals auf andere Kontinente übergegriffen und sich selbst bei militärischer Übermacht mit der Sicherung der eigenen Herrschaft, also einer devensiven Strategie, begnügt - im Unterschied zum Westen.
Das fängt schon beim Vergleich des "Bauernstaates" der Han mit dem Militärreich der Römer an, dessen Wirtschaft im Wesentlichen auf Sklavenarbeit und damit Unterdrückung beruhte, und das endet letztendlich bei den Kolonialreichen der letzten 500 Jahre.
Die USA verdanken ihre Existenz dagegen der Unterdrückung und Vernichtung der Ureinwohner, die - trotz Demokratie - über die gesamte Besiedlungsgeschichte des Kontinents mit Gewalt vorangetrieben wurde.
Die innere Einstellung der Völker ist anders, und - Bastian - Deine Furcht vor den Ansätzen einer "Militärmacht China" beruht wohl darauf, dass Du den Chinesen genau die Mentalität unterstellst, die wir im Westen und insbesondere in den USA auch haben.
Ich denke, das ist unzulässig.
Wenn Du das Buch von Konrad Seitz liest, einem der besten und profiliertesten "Chinawatcher" die ich kenne, dann wirst Du feststellen, dass China ganz andere Probleme hat als sich an militärischen Abenteuern zu versuchen.