13.01.2009, 04:25
Zitat:Um mal sachlich zu werden: Es ist schlicht sinnfrei, in solchen asymmetrischen Konstellationen eindeutig Schuld zuzurechnen. Die Schuldfrage ist nämlich an und für sich schon eine politische Deutungsfrage, die - in enger Verbindung zum Krieg der Bilder - nach der Deutungshoheit über das Geschehen fragt. Je nachdem, was man sieht oder nicht sieht, ist der eine oder andere schuld. Das gute, alte Blame-Game.Jaja, ich verstehe Deinen Punkt durchaus. Allerdings wird dabei meines Erachtens ignoriert, daß mit der Hamas kein Staat zu machen ist. Mit ihr kann weder sinnvoll verhandelt werden, noch ist ein Waffenstillstand mit ihr haltbar, noch ist ein Frieden jemals möglich solange sie existiert. Wie schon einmal erwähnt erklärt "Hudna" die Situation mehr als ausreichend. Die einzige Chance jemals mit der Hamas halbwegs Ruhe zu haben ist, sie so hart und grausam und blutig wie nur irgend möglich anzugreifen, daß sie trotz allem Huris-Gehechele keine Lust mehr auf weitere Angriffe hat. Allerdings würde sie selbst dann die Zeit der Hudna für Aufrüstungen nutzen, weshalb alle paar Jahre ein erneuter brutaler Schlag gegen sie nötig sein wird... - es sei denn man könnte es irgendwie schaffen, die Palestinenser selber ausreichend (Ich möchte wetten schon jetzt verflucht sie ein Großteil der Bewohne im Streifen) gegen sie aufzubringen.
Wenn man sachlich argumentieren will, nutzt die Hamas zivile Infrastruktur als Deckung und bringt damit Zivilisten in Gefahr. Töten allerdings, das machen dann doch die Israelis. Das muss man auch sehen. Daher sind tote Zivilisten israelische und Hamas Koproduktionen.
Zitat:Letztlich aber ermöglicht dir dein Bias nicht zu sehen, dass in diesem Konfliktzirkel Verantwortlichkeiten für Eskalationen geteilt sind. Und du sieht einfach nur die Leiden und Rechte der Israelis, daher bist und bleisbt du ignorant.Zum Streiten gehören immer Zwei sagt ein altes Sprichwort, glaube ich zumindest. :wink: Aber nur weil zum Streiten zwei von Nöten sind, bedeutet dies nicht eine Verteilung der Schuld im Verhältnis von 50-50. Ansonsten waren die Juden selbstverständlich auch am Holocaust Schuld, immerhin existieren sie ja. (Ich hoffe das versteht man richtig...)
Auf Israelischer Seite gibt es eine Reihe Radikaler, keine Frage, doch wo gibt es die nicht? Ein Teil der Radikalen meint wohl, sie müssten die militärischen Siege möglichst effektiv ausnutzen und daher viel Land aneignen und den Gegner nicht auf die Beine kommen lassen, der andere Teil sieht sich durch das alte Testament berechtigt, das den Arabern zugesprochene Land zu okkupieren. Auch wenn ich es für unmöglich halte, daß dort in absehbarer Zeit Frieden entstehen kann, so ist die auf diesen beiden Radikalen fußende Siedlungspolitik zumindest ein kleiner Grund dafür.
Ich bin mir also zumindest einiger von Dir sicher bedachter Punkte durchaus bewußt. Dieser Konflikt ist jedoch viel zu polarisierend und viel zu wichtig, als daß man ihn ignorieren könnte. Daher habe ich mich ausgiebig mit den diversen Argumenten auseinander gesetzt und mir die verschiedenen Punkte angesehen. So halte ich Sabra und Shatila selbstverständlich für eine Schande, genau wie ich meine schon erwähnte Sicht bezüglich des Siedlungsbaus habe. Allerdings sehe ich in Israel eine Demokratie, die immer Frieden mit ihren Nachbarn wollte und auch die religiösen Minderheiten im Lande weitestgehend (angeblich werden die sogenannten "messianischen Juden" merklich diskriminiert, Belege dafür habe ich jedoch nicht) gleichberechtigt (siehe z.B. die Bahaianlagen in Haifa, im Iran werden sie umgebracht - ja Shahab3...). So haben die Araber in Israel mehr Rechte, als sie in irgend einem arabischen Land haben: Dies ist etwas, daß kein noch so großer Israelhasser verneinen kann! Selbst im nun ebenfalsl größtenteils demokratischen Irak kann beispielsweise kein Araber seine Religion vom Islam weg wechseln, ohne in einem "rechtsstaatlichen" Verfahren zum Tode verurteilt zu werden...
Ich kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, daß Israel je einen Krieg zur Eroberung des den Juden von "JHWH" versprochenen Landes geführt hätte, hätten die Araber nicht jede Gelegenheit genutzt zu versuchen, Israel zu vernichten. Wir Deutschen sollten die Verluste unserer Ostgebiete nach unserem Angriffskrieg selbstverständlich hinnehmen. Nach wie vielen von ihnen begonnenen oder provozierten Kriegen darf man das von den Arabern verlangen?
Dann betrachte ich die Charta der Hamas. Selbst die Programme der angeblich so friedlichen und moderaten Fatah sprechen Bände. Dann schaue ich mir die Behandlung von (religiösen) Minderheiten auch des eigenen Volkes an - und mir wird schlecht. Wie die Araber mit ihren eigenen Brüdern christlichen Glaubens umgehen ist kaum zu beschreiben - aber gemäß der Sharia...
Wenn ich diese Punkte nun zusammenfasse sehe ich in Israel ein Land, daß trotz denkbar schlechtester Bedingungen dennoch mit allen Mitteln versucht, die universalen Menschenrechte einzuhalten und alle Menschen gleich zu behandeln. Daß dies im Zusammenhang mit den geschilderten Umständen und in Verbindung mit vereinzelt auch in der Exekutive vertretenen Radikalen zu kritikwürdigen oder auch abscheulichen Ereignissen führt ist nicht bestreitbar. Dennoch ist und bleibt das eine ein demokratischer Rechtsstaat, die andere Seite eine horde steinzeitlicher Wilder die selbst den eigenen Leuten keinerleich Menschenrechte zugesteht.
Wieso sollte ich mich angesichts dieser Betrachtungen nicht klar und entschieden für die deutlich bessere - wenn auch bei weitem nicht perfekte - Seite entscheiden?
Wie würden wohl Frankreich, die USA, China oder RUssland auf einen Nachbar wie die Hamas reagieren? Irgendwie erscheint mir da das Bild von Aeorosolbomben über Grozy im Kopf...
Zitat:Zudem ist und war Pluralismus ein entscheidender Wert westlicher Modernisierung. Seine Äußerungen sind zugespitzte Hetze, keine Analyse.Kannst Du dieses Zitat auch argumentativ zerlegen oder reicht es nur für Obiges? Meiner Meinung nach hat er völlig Recht. Wie Henrky M. Broder so schön sagt: "Wenn ich Deinen Kopf abschlage und eine Blumenvase daraus mache ist das Kultur. Wenn ich dafür vor Gericht gestellt werde ist das Zivilisation."
Nur weil irgend etwas die "Kultur" eines Volkes ist, muß dies weder toleriert noch akzeptiert werden. Es gibt da noch so ein schönes Beispiel:
Ein britischer Polizist im alten Indien kommt zu einer Versammlung, einer Art Fest. Er fragte: "Was ist denn hier los?" "Das ist eine Sati, eine Witwenverbrennung. Wir verbrennen die Wite des Verstorbenen. Wir Kṣatriya machen das so." Daraufhin der britische Polizist: "Und wir Briten Hängen die, die so etwas machen!"
Diese Art der Intoleranz halte ich für höchst wichtig! Indem man anderen Menschen die grundlegendsten Menschenrechte, wozu auch die freie Religionswahl gehört, mit der Begründung der fremden Kultur verweigert oder mit einem "die sind dafür nicht gemacht" abtut, ist man nichts anderes als ein Rassist. Denn wo ist der Unterschied zwischen "sind zu dumm dafür" und "sind nicht dafür gemacht"?
Zusammengefasst: Es gibt einige Werte, die sind einfach nicht diskutabel. Israel garantiert diese oder versucht es zumindest, die Hamas lehnt den Großteil davon entschieden ab und bestraft die Einforderung mit dem Tode!
@Luetzow
Zitat:Aber vielleicht kannst du sagen wie du dir vorstellst wie die Hamas im Gazastreifen kämpfen soll. Beschreib doch einfach mal wie DU an Stelle der Hamas den Kampf führen würdest und das möglichst detailiert ohne Allgemeinplätze.Ich als "Seleukos" oder ich als Hamas-Chef?
Als Hamasl würde ich selbstverständlich ebenso vorgehen. ich würde mich unter den Zivilisten verstecken die meist sogar freiwillig ihren Schutz anbieten, ich würde unter ihren Häusern, unter Schulen und unter Krankenhäuser Waffen lagern, etc. Wieso? Jeder der dabei stirbt ist ein Shaid und kommt ins Paradies. Zugleich ist er weitaus effektiver als es meine Kassam je sein werden, denn er stellt meinen Erzfeind Israel als den Schlächter von Kindern und Frauen hin, was zu ernsten Problem für Israel und zu viel Unterstützung in Form von Geld unf Waffen für mich führt.
Als Seleukos hätte ich den Teilungsplan der Uno anerkannt oder spätestens nach dem ersten verlorenen Krieg die Fakten akzeptiert. Wäre ich in die heutige Situation geboren, würde ich meine Raketen auf die Grenzübergänge richten, auf militärische Ziele. Wenn der Gegenschlag erfolgt würde ich die Zivilisten entweder wegschicken um ihre Nichtbeteiligung zu bewahren oder meine Waffen irgendwo vergraben und selber Zivilist spielen bis die Israelis weg sind. Allerdings glaube ich auch nicht an so einen Unsinn wie den Islam mit seinen Vorstellungen von Jihad, Huris, Shaitan, Dar-al-Islam etc.