Schneemann schrieb:...
@Off-Topic
In dem Zusammenhang, wenn hier schon von den unverhältnismäßigen Angriffen der Israelis gesprochen wird: Nach zwei Tagen mörderischem und schwerem Bombardement – wird ja wohl keiner bestreiten wollen –, gibt es rund 280 Tote; die Propaganda der Hamas schreit es ja in alle Welt hinaus. So. Soweit so gut. Ich gehe jetzt absichtlich ein wenig ins Off-Topic, greife bewusst ein Thema auf, das in einem anderen Thread zur genüge diskutiert wurde: Ich erinnere mich sehr gut an die Debatte im Georgien-Thread und die Argumentation von einigen Leuten (auch hier im Forum), die die russische Darstellung, wonach die Georgier in Süd-Ossetien in einer Nacht 1.400 Menschen getötet haben sollen, weitestgehend akzeptiert, ja verteidigt haben. Wir sehen jetzt, wie ein richtiges Bombardement aussieht, eines, bei dem mit großen Kalibern geschossen wird – und wir sehen die Folgen: Fast 300 Tote in zwei Tagen (leider). Und jetzt sage noch einer, dass die Georgier, deren Kampfwert nicht gerade hoch einzustufen war, mit vielleicht einem Zehntel des militärischen Potentials in der gleichen Zeit die sechsfache Anzahl an Opfern verursacht haben sollen.
Schneemann.
@Schneemann, es macht schon einen Unterschied, ob man mit "Stalinorgeln" - also "ungesteuerten" Raketenwerfern (die Bilder der georgischen Streitkräfte haben wir ja gesehen) und Artillerie in eine Stadt hineinschießt oder doch - wie die Israeli - mit relativ gezieltem Bombardement gegen Infrastruktur wie Lager und Kommandozentralen vorgeht.
Insofern sind die Israeli "relativ human". Dass es dennoch inzwischen wohl über 300 Todesopfer (Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/85/452783/text/">http://www.sueddeutsche.de/politik/85/452783/text/</a><!-- m --> ), darunter Frauen und Kinder, gibt (wieviele Israeli sind Opfer der palästinensischen Raketen geworden?) ist nicht nur "bedauerlicher Kolateralschaden" sondern unverhältnismäsig.
16 Tote in Israel durch Hamas-Raketen aus Gaza in sieben Jahren - rechtfertigt das 300 Tote an nur einem Tag durch die Israels Luftwaffe?
Dazu <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/90/452788/text/">http://www.sueddeutsche.de/politik/90/452788/text/</a><!-- m -->
Zitat:29.12.2008 6:51 Uhr
Kritik an Israel
"Kein Benzin für Krankenwagen"
Der Krieg trifft als erstes die Zivilisten. Im Gaza-Streifen fehlt es derzeit an allem - vor allem an Hilfe für die zahllosen Verletzten.
Ein Interview von Thorsten Schmitz
....
Das sieht im Übrigen auch die UNO so:
Zitat:... Die Luftangriffe hätten nicht nur jede Polizeistation und jede Sicherheitseinrichtung der gewählten Regierung im Gazastreifen zerstört, sondern auch viele Zivilisten getötet, heißt es in einer Erklärung des Uno-Sonderberichterstatters über die Menschenrechtslage in den Palästinensergebieten, Richard Falk, vom Montag.
Zwar seien die Raketenangriffe gegen Zivilisten in Israel gesetzeswidrig, aber dies gebe Israel weder als Besatzungsmacht noch als souveräner Staat das Recht, das internationale humanitäre Völkerrecht zu verletzten. Die Eskalation der Militärangriffe habe das Leben für israelische Zivilisten nicht sicherer gemacht.
Auch die Uno-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay äußerte am Vortag große Sorge wegen der "gewaltigen" Opferzahlen im Gazastreifen aus. Pillay verurteilte die Raketenangriffe der radikalislamischen Hamas gegen Israel. Zugleich sprach sie von einem unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt der israelischen Armee.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/international/:Krieg-in-Gaza-Israel-bestreitet-%FCberm%E4%DFige-Brutalit%E4t/455326.html">http://www.ftd.de/politik/international ... 55326.html</a><!-- m -->
Israel - so hat man den Eindruck - schlägt mal wieder blindwütig um sich, aber die eigentlichen Gegner, die Terroristen, werden damit kaum getroffen. Und jedes zivile Todesopfer verstärkt den Hass gegen die militärische Übermacht und den "Besatzungsstaat Israel" - auch auf der Westbank und in den anderen arabischen Staaten.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C0BF2722C308D40318/Doc~E1B8615E2EC9E4C0B8816F0BB14F46C17~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Muslime in Aufruhr
Zorn, Hass und Rachegelüste
Von Rainer Hermann, Abu Dhabi
29. Dezember 2008 Die großen arabischen Nachrichtensender haben die Bilder in die letzten Winkel der arabischen Welt ausgestrahlt: In Nahaufnahmen zeigten sie getötete Palästinenser und in Weitwinkelperspektive die arabischen Massenproteste. Von den israelischen Angriffen auf den Gazastreifen sendeten Al Dschazira und Al Arabiya Aufnahmen, die in westlichen Medien nicht vorkamen. Was zu sehen war, löste Gefühle des „Zorns, des Hasses und der Rache“ aus, wie die panarabische Tageszeitungen „Al Hayat“ kommentierte. Das „Massaker“ spülte, so der Kommentator, „eine außergewöhnliche Spannung in die Venen der arabischen Welt“.
....
Die Wut über Israels Angriffe entlädt sich - wie hier im arabischen Teil Jerusalems
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/kommentar/nahost222.html">http://www.tagesschau.de/kommentar/nahost222.html</a><!-- m -->
Zitat:Gewalt in Nahost
Wut der arabischen Welt auch auf arabische Regierungen
Von Ulrich Leidholdt, ARD-Hörfunkstudio Amman
Kaum zwei Stunden dauerte es nach ersten Meldungen über Israels Raketen auf Gaza, da schrieen sie ihre Wut auf den Straßen arabischer Nachbarstaaten heraus - Demonstranten, nicht selten selbst Palästinenser wie ihre Brüder und Schwestern, die im Gefängnis am Mittelmeer eingeschlossen sind.
...
Grausame Bilder aus Krankenhäusern
Wer Augen hat, wird Zeuge, dass die mörderischen Raketen vom Ziel nicht mehr als Krater und verbogenes Metall übrig lassen, gleichzeitig aber auch Nachbarn im engbebauten Gaza keine Chance geben. Beweise hierfür finden sich in überfüllten Kliniken mit überforderten Ärzten: blutige Babys, an Schläuchen hängende Mütter, verstümmelte Studenten.
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Israel züchtet neuen Terror
Israel schafft durch sein völlig überzogenes Vorgehen nicht mehr Sicherheit, sondern züchtet zielsicher neuen Terror. ....
Stand: 29.12.2008 17:48 Uhr
Mit Luftangriffen lässt sich die terroristische Infrastruktur im Gaza-Streifen auch militärisch nicht beseitigen. Dem Vernehmen nach sind da hunderte von Tunnels gebaut worden .... soll Israel also doch in das "Ghetto Gazah" einmarschieren?
Angeblich ist das ja vorgesehen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C0BF2722C308D40318/Doc~E600D72B626A04A48A1CAF9B7A682C1BD~ATpl~Ecommon~Sspezial.html">http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C ... ezial.html</a><!-- m -->
Zitat:Offensive gegen Hamas
Israel will „Krieg bis zum bitteren Ende“
29. Dezember 2008 Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak hat eine Lösung des Konflikts mit der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen durch Verhandlungen ausgeschlossen. Israel führe einen „Krieg bis zum bitteren Ende“, sagte er laut der Nachrichtenagentur AP am Montag vor einem Parlamentsausschuss in Jerusalem. Gemäß der Agentur AFP sprach Barak von einem „gnadenlosen Krieg gegen die Hamas und ihre Verbündeten“.
....
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/international/:Drohung-aus-Israel-Krieg-bis-zum-bitteren-Ende/455030.html">http://www.ftd.de/politik/international ... 55030.html</a><!-- m -->
Zitat:Drohung aus Israel
"Krieg bis zum bitteren Ende"
Die israelische Luftwaffe hat erneut Ziele im Gazastreifen bombardiert, darunter das Innenministerium und eine Universität. Auch die Vorbereitungen für eine Bodenoffensive laufen. Israels Verteidigungsminister Barak setzt auf Härte - und lehnt Verhandlungen ab.
...
FTD.de, 15:57 Uhr
ganz abgesehen davon, dass sich die Hamas sicher sehr sorgfältig angesehen hat, wie die Hizb. im letzten Libanonkrieg operierte - dass ein Einmarsch also kein "Spaziergang" würde, stellt sich die Frage nach dem Ziel, nach der Wirkung der Eskalation.
Also was wird damit bewirkt?
Shlomo Ben Ami bringt das in seiner Kommentierung für die Süddeutsche auf den Punkt:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/176/452873/text/">http://www.sueddeutsche.de/politik/176/452873/text/</a><!-- m -->
Zitat:29.12.2008 15:20 Uhr
Israel und der Gaza-Streifen
Preis einer Invasion
Sollte Israel es nicht bei Luftangriffen belassen, sondern nach Gaza einmarschieren, würde es sich selbst am meisten schaden. Worin würde der Erfolg einer israelischen Invasion liegen?
Eine Außenansicht von Shlomo Ben-Ami
...
Aber selbst wenn Israel bereit wäre, den Preis harter internationaler Verurteilung zu zahlen, ist nicht klar, worin der Erfolg im Fall einer Invasion überhaupt bestehen würde. Im Sturz des Hamas-Regimes? Die Regierung des Ismail Haniyeh mag zusammenbrechen, aber die Hamas würde eine mächtige, einheimische palästinensische Organisation bleiben, um die sich die Menschen mit Sicherheit scharen würden. Und auch im Fall einer erneuten Besetzung, auch im Fall bewaffneter israelischer Divisionen, die überall im Gazastreifen stationiert wären -auch in diesem Fall könnten Kassam-Raketen weiterhin abgeschossen werden: die ultimative Demütigung für den Besatzer.
Und schließlich: Auch nach dem Todesstoß für das, was vom Friedensprozess übrig geblieben ist, auch nachdem die Friedhöfe in Israel und im zerstörten Gaza wieder mit neuen Opfern gefüllt worden sind - auch nach all diesen Ereignissen würde Israel sich wieder zurückziehen und einen neuen Waffenstillstand aushandeln wollen... mit derselben Hamas.
Was also soll diese Eskalation bewirken, ausser dass es erneut zur Verhärtung beiträgt?
Wenn man es Näher betrachtet, dann demonstriert hier die israelische Regierung - vor den angesetzten Neuwahlen - militärische Härte, ...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C0BF2722C308D40318/Doc~E165CD57EAC724EC2876EFE1E1E8A6CBF~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/RubB30ABD11B91F41C ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Ehud Barak
Der Einzelkämpfer
Von Jörg Bremer
29. Dezember 2008 Dies sind die Tage von Ehud Barak. Mitten im Wahlkampf hat der israelische Verteidigungsminister die Möglichkeit, sich auf den ersten Platz der Kandidatenliste für das Amt des Premiers zu schieben, vor Likud-Chef Netanjahu und die nach Umfragen Zweitplazierte, die Vorsitzende der derzeitigen Regierungspartei, Außenministerin Livni. ....
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/203/452900/text/">http://www.sueddeutsche.de/politik/203/452900/text/</a><!-- m -->
Zitat:29.12.2008 17:24 Uhr
Konflikt in Nahost
"Krieg zu Wahlkampfzwecken"
Nach den dreitägigen Luftangriffen verstärken sich die Anzeichen für eine israelische Bodenoffensive im Gaza-Streifen - die Regierung in Jerusalem muss sich schwere Vorwürfe gefallen lassen.
... ohne ein schlüssiges Konzept für den Frieden zu haben.
Und auch der (konservative) Münchner Merkur sagt deutlich, dass das einzige Opfer der Eskalation der Friedensprozess ist (was die radikalen Kräfte insbesondere auf Seite der Palästinenser stärkt):
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.merkur-online.de/nachrichten/politik/jetzt-droht-neuer-terror-gegen-westen-28832.html">http://www.merkur-online.de/nachrichten ... 28832.html</a><!-- m -->
Zitat:"Jetzt droht neuer Terror gegen den Westen"
29.12.2008
Nahost-Experte Udo Steinbach ist tief besorgt über die Folgen der Gewalt-Eskalation in Gaza – Furcht vor großem Krieg
....
Wie stehen die arabischen Staaten zu dem Konflikt? Wie sehen Sie die Rolle der USA?
Nahezu alle arabischen Staaten, insbesondere Saudi-Arabien, die Golfstaaten und Ägypten, verfolgen eine Politik des Friedensprozesses mit Israel. Damit soll der verhängnisvollen Radikalisierung, die jetzt wieder zum Ausdruck gekommen ist, entgegengesteuert werden. Diese Politik dürfte nun vorerst gescheitert sein. Die Signale aus Washington sind einmal mehr verhängnisvoll. Sie deuten an, dass man auf einen Sieg Israels gegen die Hamas setzt und damit die Gewaltpolitik Israels unterstützt.
Wie könnte der Konflikt gestoppt werden?
Das wäre allenfalls den Vereinten Nationen möglich. Sie könnten gegen beide Seiten Resolutionen erlassen. Aber wie lange das dauert, haben wir im Sommer 2006 während des Libanonkrieges erlebt.
Welche weiteren negativen Auswirkungen sehen Sie im Zusammenhang mit der Militäraktion?
Ich kann mir vorstellen, dass die Bereitschaft des Irans, sich Amerika anzunähern, um den Irak zu stabilisieren, nun weitere Rückschläge erleiden wird. Das könnte auch im Hinblick auf eine neue Politik des Aufeinanderzugehens mit den USA und Barack Obama gelten. Die Iraner werden sich wieder stärker mit den angegriffenen Arabern solidarisieren.
revan schrieb:..... Auch forderte die Mehrheit der Israelis verständlicherweise zu recht Rache davon Profitierte Bibi vor allem. Ob nun die Palästinenser noch extremer werden können wage ich zu bezweifeln der Gipfel war mit der Hamas schon längst erreicht....
@Revan:
1. Plakativ entgegen gesetzt:
"Auch fordert die Mehrheit der Araber verständlicherweise zur recht Rache."
Und - bringt das einen Schritt in Richtung Frieden?
2. Du weißt nicht, wie oft das schon gesagt wurde - und mit jedem Militärschlag sind die Palästinenser noch radikaler geworden und haben sich noch radikalere Organisationen etabliert.