07.01.2005, 12:26
Turin postete
Nur so kann man diesen krebsartigen Konflikt behandeln.
Aber im Ernst, bin da natürlich völlig d´accord mit dir.
Diese israelischen oder auch amerikanischen Kreise machen es sich natürlich recht einfach. Wenn die Eu nicht zahlt, dann müssen die zivilen Stellen der Autonomiebehörde auch ihre Zuwendungen stoppen für die "Terroristen". Mit diesem extrernen Druck werden zwei Fliegen mit einer Klappr geschlagen: Zun einen erhalten die Extremsiten keine Zuwendungen, zum anderen soll diese Härte sicher stellen, dass zukünftige Zuwendungen auch "unten auf der Straße ankommen".
So, die simplifizierte Rechnung jener Leute.
Nur dummerweise vergessen die so manches:
- es gibt genügend finanzkräftige Mäzen des Terrorismus, auch sind die
Auslandskonten jener Gruppen selten im Soll
- die Zahlungseinstellung trifft nur jene, die sowieso nichts haben: die
einfachen Palestinenser; sie erhalten so schon wenig vom Hilfskuchen und
werden so gänzlich von der dringend benötigten finanziellen Unterstützung
abgeschnitten
Von daher bin ich auch nicht wirklich überzeugt von der Logik.
Wie du richtig geschrieben hast,sind es die bloßen Sachzwänge, die ihn zu diesem Schritt zwingen.
Nur meines Erachtens ist es eine Ironie der Geschichte, dass der einstige Vater der israelischen Kolonia...(ups, ich meine) Siedlerbewegung bzw. der Siedlungen in den besetzten gebieten nun auch ihr "Totengräber" ist.
Er vernichtet sozusagen sein eigenes Werk. In dem Kontext meinte ich auch meinen obigen Kommentar.
Scharon ist ein alter Haudegen und dass er sein eigenes Werk nun den Untiefen der politischen Realität opfert, das überrascht mich schon ein bißchen.
Gerade bei ihm.
Aber sicher ist es so wie in vergleichbaren Sitautionen:
In Deutschland werden Sozialeinschnitte am "besten" auch durch die SPD akzeptiert, da es nunmal Linke sind und bei solch sensiblen Punkten die SPD ihr angestammtes Politikfeld hat. Daher auch wird da Einschnitte eher akzeptiert als wenn dies in vergleichbarer Weise die CDU tun würde.
Ähnlich hier. Hier braucht es auch wohl nur einen Hardliner um solch tiefe Einschnitte in das israelische Selbsverständnis durchzuführen, gerade damit es gesamtgesellschaftlich und gerade auch bei den radikalen akzeptiert wird.
Ein Ministerpräsident der Arbeitspartei, mag es selbst ein Kriegsheld wie Barak gewesen, hätte immer mehr innenpolitische Schwierigkeiten gehabt dies durchzuführen als ein Likudministerpräsident.
Denn Scharon hat die Unterstützung der Arbeitspartei und sein Image zieht doch immer noch bei vielen Rechten. Gegen eine Premier aus der Arbeitspartei hätte sicher sofort die ganze Rechte mobilisiert. So geht das eben nicht.
Daher macht die ganze Sache schon Sinn innenpolitisch.
Die Frage ist nur, wie weit die Einsicht bei Scharon wirklich geht, wie lange er seinen Likud und gerade dort seinen damagogischen Widersacher Netanjahu im Zaum halten kann und wie es politisch weitergeht nach der Räumung des Gaza-Streifens.
:misstrauisch:
Die Aufspaltung der Gesellschaft kann man auch gut an der aufgesplitterten Parteienlandschaft sehen. Sehr viele reine Klientelparteien, viele radikale Splitterparteien und dann noch nicht mal ne - 5 oder 4 %-Hürde als Hindernis für den Knesseteinzug, das muss ja geradezu zu einer krisengeschüttelten Politiklandschaft führen
Aber meines Erachtens ist die Friedensbewegung trotzdem noch recht schwach.
ZU viele sind lethargisch und gleichgültig geworden und sehen die Tiefe des Konflikts einfach nicht.
Und leider ist der eine angesprochene Punkt sehr relevant: Bisher war es selten ehrliche Erkenntnis der Israelis, wenn sie sich zurückzogen, sondern bloßes politisches Manövrieren.
So kann es nichts werden.
Zitat:Schwester, Tupfer! Und hier abklemmen!Nee, nee... da helfen keine chirurgischen Eingriffe.. da braucht man ne längere Therapie. Am besten eine Kombination aus Chemotherapie und Medikamentengabe.
Nur so kann man diesen krebsartigen Konflikt behandeln.
Zitat:Man könnet auch eiskalt argumentieren, dass so die Palästinenser dazu gezwungen werden, sich von Unterstützern des Terrors loszusagen. Ich sage nicht, dass diese Argumentation für mich völlig einleuchtet, aber so wird es sicher in manchen Kreisen gesehen, die am lautesten danach rufen, solche finanziellen Zuwendungen abzuwürgen. Und ich denke schon, dass der größte Teil dieses Geldes nicht bei den armen Menschen auf der Straße endet, sondern für andere, weniger schöne Zwecke aufgewendet wird.Für manchen hohen Funktionär ist es sicher ein schöner Verwendungszweck, wenn sein persönliches Schweizer Bankkonto wiedermal anwächst und er sich mal so im ruhigen Ägypten ne nette Villa leisten kann.
Aber im Ernst, bin da natürlich völlig d´accord mit dir.
Diese israelischen oder auch amerikanischen Kreise machen es sich natürlich recht einfach. Wenn die Eu nicht zahlt, dann müssen die zivilen Stellen der Autonomiebehörde auch ihre Zuwendungen stoppen für die "Terroristen". Mit diesem extrernen Druck werden zwei Fliegen mit einer Klappr geschlagen: Zun einen erhalten die Extremsiten keine Zuwendungen, zum anderen soll diese Härte sicher stellen, dass zukünftige Zuwendungen auch "unten auf der Straße ankommen".
So, die simplifizierte Rechnung jener Leute.
Nur dummerweise vergessen die so manches:
- es gibt genügend finanzkräftige Mäzen des Terrorismus, auch sind die
Auslandskonten jener Gruppen selten im Soll
- die Zahlungseinstellung trifft nur jene, die sowieso nichts haben: die
einfachen Palestinenser; sie erhalten so schon wenig vom Hilfskuchen und
werden so gänzlich von der dringend benötigten finanziellen Unterstützung
abgeschnitten
Von daher bin ich auch nicht wirklich überzeugt von der Logik.
Zitat:Na ja, sollte man es ihm wirklich so hoch anrechnen, dass er einfach nur mal in der Lage ist, seinen Sinn für die Realität einzusetzen? Sehen wir uns doch die letzten Jahre und die verschiedenen Ministerpräsidenten und politischen Strömungen an der Macht an. Nicht wenige darunter haben zu Beginn ihrer Amtszeit angekündigt, eine harte Linie gegenüber den Palästinensern zu fahren, den Terror "in die Knie zu zwingen", etc. blabla. Nur dummerweise funktioniert diese Rechnung nicht. Scharon galt als Ultra-Hardliner, als er noch in der Opposition war, nun befürwortet er den Abzug aus Siedlungsgebieten. Warum? Weil es einfach keinen anderen Weg gibt. Wenn sich die Israelis nicht eines Genozids schuldig machen wollen, dann werden sie die Palästinenser-Frage niemals mit Gewalt oder auch nur ausschließlichem Druck ohne Kompromisse entscheiden können.Ich würde auch nicht sagen, dass er es aus purem Altruismus macht oder gar aus Mitleid mit den Palestinensern. Ich denke nicht, dass bei solch einer Person ein tatsächlicher Sinneswandel eingesetzt hat.
Dummerweise ist das Wahlsystem in Israel nach meiner Wahrnehmung ein Witz. Wenn ich sehe, dass Scharon mit vier oder fünf anderen Parteien koalieren musste, um überhaupt eine Regierung aufzustellen, dann kann von verlässlicher Entscheidungs- und Durchsetzungsfähigkeit eigentlich keine Rede sein und die Ultras werden jeglichem Kompromiß immer wieder Steine in den Weg legen...große, schwere Steine. Am Ende zerbricht die Regierung und alles geht wieder von vorne los, siehe Netanjahu, Barak, zuletzt die Diskussion um Scharons Kabinett.
Wie du richtig geschrieben hast,sind es die bloßen Sachzwänge, die ihn zu diesem Schritt zwingen.
Nur meines Erachtens ist es eine Ironie der Geschichte, dass der einstige Vater der israelischen Kolonia...(ups, ich meine) Siedlerbewegung bzw. der Siedlungen in den besetzten gebieten nun auch ihr "Totengräber" ist.
Er vernichtet sozusagen sein eigenes Werk. In dem Kontext meinte ich auch meinen obigen Kommentar.
Scharon ist ein alter Haudegen und dass er sein eigenes Werk nun den Untiefen der politischen Realität opfert, das überrascht mich schon ein bißchen.
Gerade bei ihm.
Aber sicher ist es so wie in vergleichbaren Sitautionen:
In Deutschland werden Sozialeinschnitte am "besten" auch durch die SPD akzeptiert, da es nunmal Linke sind und bei solch sensiblen Punkten die SPD ihr angestammtes Politikfeld hat. Daher auch wird da Einschnitte eher akzeptiert als wenn dies in vergleichbarer Weise die CDU tun würde.
Ähnlich hier. Hier braucht es auch wohl nur einen Hardliner um solch tiefe Einschnitte in das israelische Selbsverständnis durchzuführen, gerade damit es gesamtgesellschaftlich und gerade auch bei den radikalen akzeptiert wird.
Ein Ministerpräsident der Arbeitspartei, mag es selbst ein Kriegsheld wie Barak gewesen, hätte immer mehr innenpolitische Schwierigkeiten gehabt dies durchzuführen als ein Likudministerpräsident.
Denn Scharon hat die Unterstützung der Arbeitspartei und sein Image zieht doch immer noch bei vielen Rechten. Gegen eine Premier aus der Arbeitspartei hätte sicher sofort die ganze Rechte mobilisiert. So geht das eben nicht.
Daher macht die ganze Sache schon Sinn innenpolitisch.
Die Frage ist nur, wie weit die Einsicht bei Scharon wirklich geht, wie lange er seinen Likud und gerade dort seinen damagogischen Widersacher Netanjahu im Zaum halten kann und wie es politisch weitergeht nach der Räumung des Gaza-Streifens.
:misstrauisch:
Zitat:Naja, es gibt immer noch einen nennenswerten Anteil der Gesellschaft, der für den Frieden ist, dummerweise werden diese in den Medien eher durch fanatisierte Siedler verdrängt, die bar jeglicher Vernunft sind. Mit Rabin ist die Repräsentanz der grundsätzlich moderaten Kräfte wohl ihrer eindeutig stärksten Stütze verlustig gegangen, und wir wissen alle, dass kein Palästinenser ihn ermordet hat. Alles, was seitdem an Einsicht herrscht, wird nur durch den endlosen Kreislauf an Gewalt erzwungen...Ich habe es hier in dem Thread schon mehrfach ausgeführt gehabt. Meine Meinung nach ist die isrealische Gesellschaft gefährlich gespalten. Der Unterschied zwischen modernen Säkularen, den diversen orthodoxen Gruppen, den Einwanderern ist recht groß und nur der ständige Konflikt, die ständige gesamtgesellschaftliche Anspannung verhindert größere offene Konflikte.
Die Aufspaltung der Gesellschaft kann man auch gut an der aufgesplitterten Parteienlandschaft sehen. Sehr viele reine Klientelparteien, viele radikale Splitterparteien und dann noch nicht mal ne - 5 oder 4 %-Hürde als Hindernis für den Knesseteinzug, das muss ja geradezu zu einer krisengeschüttelten Politiklandschaft führen
Aber meines Erachtens ist die Friedensbewegung trotzdem noch recht schwach.
ZU viele sind lethargisch und gleichgültig geworden und sehen die Tiefe des Konflikts einfach nicht.
Und leider ist der eine angesprochene Punkt sehr relevant: Bisher war es selten ehrliche Erkenntnis der Israelis, wenn sie sich zurückzogen, sondern bloßes politisches Manövrieren.
So kann es nichts werden.