01.07.2009, 17:01
Ich bitte dich Schneemann, du kannst doch nicht im Ernst dieses israelische "Undankbarkeitsargument" hier bringen. Die israelische und durch und durch selbst referentielle Position, dass die "substanziellen" Zugeständnisse Israels nur kontraproduktiv waren für Israel und sich nicht ausgezahlt haben, ist doch nur die akteursspezifische, unreflektierte Sicht der Dinge, die nur eine Seite der Medaille ist.
Man kann dies ganz, ganz schnell und völlig legitimerweise konterkarieren mit Shahabs Positionen und den auch von mir hier und da geäußerten Kommentaren zum Widerstand und dem Widerstandsrecht, einem übrigens wie dir bekannt sein sollte dem westlichen Staatsdenken inhärenten Gedanken des Schutzes der eigenen Person und des eigenen Eigentums vor dem Zugriff einer fremden, staatlichen Macht und dessen Zwang. Nur nur als kleines ideengeschichtliches Bonbons: Selbst Hobbes, der in seinem Leviathan per se die Skizze für einen durchaus totalitären Staat lieferte, sah das Widerstandsrecht der Bürger vor für den Fall, dass der Leviathan sich am Eigentum der Bürger vergriff. Und wie sollte man da aus westlicher Sicht am Widerstandsrecht der Palästinenser grundlegend zweifeln, wenn sich der "israelische Leviathan" immer weiter in das Land der Palästinenser frisst?
Aber selbst wenn man sich solch abstrakte Höhenflüge versagt, kann man deine Argumentation, der sich übrigens auch gerne Nightwatch und seine Brüder im Geiste im rechten politischen spektrum Israels bedienen, auch sehr leicht konterkarieren mit der palästinensischen Sicht:
Was hat denn der ganze Pseudo-Friedensprozess den Palästinensern gebracht?? Wie Shahab leider nicht ohne Recht deutlich machte, ist das ganze eine riesige Fata Morgana ohne Substanz!! In Israel spricht man so gerne von den facts on the ground und wenn man die sich wirklich anschaut, fern ab rhetorischer Wolkenschlösser und blutloser Lippenbekenntnisse seitens der israelischen Regierung(en), so sieht die Realität relativ finster aus: Seit dem Friedensprozess hat sich die Siedlerzahl außerhalb Jerusalems verdreifacht, die israelische Kontrolle ist durch check points, Straßenblockaden und Sperren und Sicherheitsstraßen eher weiter gewachsen, denn gesunken, die Mobilität, die Lebensqualität ist weiterhin behindert und kontrolliert seitens Israels. Bis auf ein paar Städte ist die palästinensische Verwaltung ein bloßer lebloser Schatten und im Dienste der Okkupationsmacht. Deine Zugeständnisse sind leblose und marginale Kosmetik, die an der Lebensrealität der Palästinenser, an der Okkupation und vorallem an der Kolonisation ihrer Lebenswelt (hier paßt Habermas mal wirklich!!) nichts oder fast gar nichts geändert haben! Viel schlimmer kann man dein Argument sogar noch zu Gunsten der Radikalen und Gewaltbereiten umdrehen: Denn aus der Sicht der Palästinenser hat Israel sich erst dann bewegt, hat erst dann angefangen Zugeständnisse zu machen - wenn auch sehr kleine - nach dem Widerstand geleistet wurde und Israel auch der Kosten - ökonomisch wie an Leben - der Okkupation erinnert wurde und eben diese Kosten für Israel durch paläst. Widerstand hoch getrieben wurde. Erst durch die Nadelstiche wurde man sich bewusst, dass die Besetzung eben keine Akzeptanz fand und erst durch den Widerstand wurde die israelische Kosten-Nutzen-Kalkulation für die Besetzung immer wieder zumindest so "gestört", dass gewisse Zugestädnisse gemacht worden wie nach der Ersten oder der Zweiten Intifada beispielsweise.
Aus der Sicht der Radikalen bei den Palästineser ist damit sogar eigentlich der weitere Widerstand "rational", weil alle Zugeständnisse erst nach der offenen und gewalttätigen Demonstration des paläst. Widerstandswillen geschaun - nur mit dem Schönheitsfehler, dass die Zugeständnisse zu gering waren und daher der Widerstand "eigentlich" weiter gehen müsste.
Nimmt man sich also die facts on the ground, so sieht man im historischen Verlauf des Konflikts, dass die israelischen Zugeständnisse Kosmetik waren, die für die Palästinenser viel zu wenig brachten und an ihrer Lebensrealität viel zu wenig und viel zu langsam Dinge ins Positive änderten. Genau dieser israelische Unwillen abe brachte bei den Palästinensern den Radikalen, den stets Gewaltbereiten viel zu oft die diskursive Oberhand.
Grundsätzliches Problem ist dabei und da sind Nightwatch und leider auch zum Teil deine Posts gute Illustrierung, dass viele Kreise in Israel (und deren Freunde im Westen) die Problemdimension des Konflikts verkennen. Es geht nicht grundsätzlich um die Sicherheit Israels, es geht strukturell um die Versöhnung zweier Völker, bei dem eben das eine asymmetrisch schlechter gestellt ist und das sind nunmal die Palästinenser. Solange aber die Rechte der Palästinenser a priori nicht anerkannt werden und nicht umgesetzt werden realiter und stattdessen dunstigen und nebulösen Sicherheitserwägungen Prioritöt eingeräumt wird, kann und wird dieser Konflikt nicht aus seiner zirkulären und Spiralformigen Struktur ausbrechen können.
Obama hat dies erkannt und will dies umsetzen. Natürlich dürfte die Umsetzung enorm problematisch werden. Ich selbst gebe dem ganzen wenig Umsetzungschancen, aber es ist nunmal der einzige Weg fern ab periodischer Friedhofsruhe, wie man dem ganzen komplexen Konflikt beikommen kann.
Ergo: Die Erkenntnis Obamas ist richtig, die Implementation aber dürfte noch ein weiter Weg sein. Allerdings, wie man hier sieht, scheint auch die Erkenntnis für viele auch schon ein weiter dorniger Weg zu sein.....
Man kann dies ganz, ganz schnell und völlig legitimerweise konterkarieren mit Shahabs Positionen und den auch von mir hier und da geäußerten Kommentaren zum Widerstand und dem Widerstandsrecht, einem übrigens wie dir bekannt sein sollte dem westlichen Staatsdenken inhärenten Gedanken des Schutzes der eigenen Person und des eigenen Eigentums vor dem Zugriff einer fremden, staatlichen Macht und dessen Zwang. Nur nur als kleines ideengeschichtliches Bonbons: Selbst Hobbes, der in seinem Leviathan per se die Skizze für einen durchaus totalitären Staat lieferte, sah das Widerstandsrecht der Bürger vor für den Fall, dass der Leviathan sich am Eigentum der Bürger vergriff. Und wie sollte man da aus westlicher Sicht am Widerstandsrecht der Palästinenser grundlegend zweifeln, wenn sich der "israelische Leviathan" immer weiter in das Land der Palästinenser frisst?
Aber selbst wenn man sich solch abstrakte Höhenflüge versagt, kann man deine Argumentation, der sich übrigens auch gerne Nightwatch und seine Brüder im Geiste im rechten politischen spektrum Israels bedienen, auch sehr leicht konterkarieren mit der palästinensischen Sicht:
Was hat denn der ganze Pseudo-Friedensprozess den Palästinensern gebracht?? Wie Shahab leider nicht ohne Recht deutlich machte, ist das ganze eine riesige Fata Morgana ohne Substanz!! In Israel spricht man so gerne von den facts on the ground und wenn man die sich wirklich anschaut, fern ab rhetorischer Wolkenschlösser und blutloser Lippenbekenntnisse seitens der israelischen Regierung(en), so sieht die Realität relativ finster aus: Seit dem Friedensprozess hat sich die Siedlerzahl außerhalb Jerusalems verdreifacht, die israelische Kontrolle ist durch check points, Straßenblockaden und Sperren und Sicherheitsstraßen eher weiter gewachsen, denn gesunken, die Mobilität, die Lebensqualität ist weiterhin behindert und kontrolliert seitens Israels. Bis auf ein paar Städte ist die palästinensische Verwaltung ein bloßer lebloser Schatten und im Dienste der Okkupationsmacht. Deine Zugeständnisse sind leblose und marginale Kosmetik, die an der Lebensrealität der Palästinenser, an der Okkupation und vorallem an der Kolonisation ihrer Lebenswelt (hier paßt Habermas mal wirklich!!) nichts oder fast gar nichts geändert haben! Viel schlimmer kann man dein Argument sogar noch zu Gunsten der Radikalen und Gewaltbereiten umdrehen: Denn aus der Sicht der Palästinenser hat Israel sich erst dann bewegt, hat erst dann angefangen Zugeständnisse zu machen - wenn auch sehr kleine - nach dem Widerstand geleistet wurde und Israel auch der Kosten - ökonomisch wie an Leben - der Okkupation erinnert wurde und eben diese Kosten für Israel durch paläst. Widerstand hoch getrieben wurde. Erst durch die Nadelstiche wurde man sich bewusst, dass die Besetzung eben keine Akzeptanz fand und erst durch den Widerstand wurde die israelische Kosten-Nutzen-Kalkulation für die Besetzung immer wieder zumindest so "gestört", dass gewisse Zugestädnisse gemacht worden wie nach der Ersten oder der Zweiten Intifada beispielsweise.
Aus der Sicht der Radikalen bei den Palästineser ist damit sogar eigentlich der weitere Widerstand "rational", weil alle Zugeständnisse erst nach der offenen und gewalttätigen Demonstration des paläst. Widerstandswillen geschaun - nur mit dem Schönheitsfehler, dass die Zugeständnisse zu gering waren und daher der Widerstand "eigentlich" weiter gehen müsste.
Nimmt man sich also die facts on the ground, so sieht man im historischen Verlauf des Konflikts, dass die israelischen Zugeständnisse Kosmetik waren, die für die Palästinenser viel zu wenig brachten und an ihrer Lebensrealität viel zu wenig und viel zu langsam Dinge ins Positive änderten. Genau dieser israelische Unwillen abe brachte bei den Palästinensern den Radikalen, den stets Gewaltbereiten viel zu oft die diskursive Oberhand.
Grundsätzliches Problem ist dabei und da sind Nightwatch und leider auch zum Teil deine Posts gute Illustrierung, dass viele Kreise in Israel (und deren Freunde im Westen) die Problemdimension des Konflikts verkennen. Es geht nicht grundsätzlich um die Sicherheit Israels, es geht strukturell um die Versöhnung zweier Völker, bei dem eben das eine asymmetrisch schlechter gestellt ist und das sind nunmal die Palästinenser. Solange aber die Rechte der Palästinenser a priori nicht anerkannt werden und nicht umgesetzt werden realiter und stattdessen dunstigen und nebulösen Sicherheitserwägungen Prioritöt eingeräumt wird, kann und wird dieser Konflikt nicht aus seiner zirkulären und Spiralformigen Struktur ausbrechen können.
Obama hat dies erkannt und will dies umsetzen. Natürlich dürfte die Umsetzung enorm problematisch werden. Ich selbst gebe dem ganzen wenig Umsetzungschancen, aber es ist nunmal der einzige Weg fern ab periodischer Friedhofsruhe, wie man dem ganzen komplexen Konflikt beikommen kann.
Ergo: Die Erkenntnis Obamas ist richtig, die Implementation aber dürfte noch ein weiter Weg sein. Allerdings, wie man hier sieht, scheint auch die Erkenntnis für viele auch schon ein weiter dorniger Weg zu sein.....