Zitat:Ja, aber solche Stimmen wird es in einem Konflikt immer geben, in der beide Seiten sich schon viel auch zugemutet haben. Ob das dann in der Praxis stimmt, sei aber dahingestellt. Es gibt über 250 Siedlungen, und in ca. 30 Fällen wurde Palästinensern Land weggenommen, bzw. sie wurden enteignet. Das ist natürlich ein Fehlverhalten, aber man muss auch sagen, dass dies nur ca. 12% aller Siedlungen wären, auf die die Formulierung „Besatzerland“ passen würde. Abgesehen davon kontrollieren die Israelis selbst nur ca. 40% des Westjordanlandes wirklich. Also nicht einmal die Hälfte des Gebietes, von dem behauptet wird, es sei ein besetztes Territorium.
Zum einen würde mich mal für die "nur" 30 Fälle zum Nachlesen ne Quelle interessieren. Des weiteren muss man aber sehen, dass trotzdem auch die übrigen 220 Siedlungen auf Land liegen, das völkerrechtlich kein anerkanntes Territorium Israels ist und wo mir schlicht und ergreifend auch nicht klar und klar sein kann, wem das Land denn nun de-facto gehört. Vor allem bleibt mir schleierhaft wieso man auf diesem "ausländischem" Gebiet von Seitens der israelischen Regierung Siedlungsbauprojekte sponsort. Inwiefern dies letztlich legal ist, bleibt mal dahingestellt.
Und auch die nur 40% Kontrolle würde ich einmal ganz allgemein anzweifeln. Und selbst wenn diese Zahl stimmen würde: Grenzen, Straßen bleiben unter israelischer Kontrolle, zudem strategisch wichtige Check-Points. Kurz gesagt: Selten hatte ein Besatzer oder ein Kolonisator auf jedem Quadratmeter des kolonisierten Territoriums Kolonisten und Besatzungssoldaten stehen...
Zitat:Ja, aber das hat andere Ursachen. Die Siedlungen wurden immer wieder Ziel des Angriffs von radikalen Palästinensern; das man versucht sie zu schützen, was mit militärischer Präsenz einhergeht, ist ja nur logisch. Auch die jetzige Mauer, die viel Kritik geerntet hat (berechtigterweise), ist nur eine Reaktion auf Terroranschläge, aber kein Plan irgendwelcher Landräuber.
Häh? Lebst du in einer anderen Welt?
Die militärische Präsenz der Israelis im Westjordanland ist sehr, sehr viel älter als die Siedlungsbewegung. Ich hab da schon mal Zahlen hier gepostet, dass selbst 1993 im Jahre der Osloer Friedensverträge im Westjordanland "nur" gut 116.oooo Siedler lebten. Trotz Oslo wurden aber Militärpräsenz, Check-Points und Sicherheitsstraßen weiterhin hochgefahren und ausgebaut und das war nicht bloß nur eine Reaktion auf damals vereinzelte paläst. Angriffe. Sehr viel paradoxer und deine Argumentation desavouierend: Wieso wurden gerade nach Oslo die Militärpräsenz, die Sicherheitstraßen, die Siedlungen, schlicht die ganze israelische Präsenz hochgefahren, obwohl doch gerade nach der Formel Land gegen Frieden das meiste davon bald wieder palästinensich sein sollte? Wieso solches Engagement, wo doch die 1. Intifada lange vorbei war und alle (angeblich) Frieden wollten. Dein Verweis auf Attentäter klingt da als Argument sehr fade.
Paläst. Widerstand gab es stets und ständig, gegen die israelische Präsenz und Besatzung. Und solch ein Widerstandsrecht und solch einen Widerstand gegen eine fremde Macht kennt man nunmal aus der Geschichte. Aber die Siedlungen und deren spezifische Absicherung wuchsen gerade "im Frieden".
Zitat:Das wäre mir jetzt nicht bekannt...
Zum einen hatte ich dies im ForeignPolicy Artikel von Goren Gershom gelesen, dass israelische Beamte in Sachen Sieldungen machen, was sie wollen und alle und jeden unterstützen. Und dann hatte ich auch in einer Nachrichtenzusammenstellung bei ForeignPolicy solch eine Meldung gelesen. Wenn ich Zeit habe, such ich den Link dazu...
Zitat:Naja, also wenn man bedenkt, dass von etwa 7,5 Mio. Israelis also 500.000 nicht im Kernland wohnen (was ca. 6,5% entspricht), so ist dies arg wenig. Und wenn man bedenkt, dass das ganze sich noch auf ein Landgebiet bezieht, für welches man 42 Jahre Zeit zum Besiedeln hatte, so ist dies eine sehr geringe Menge, die man so sicher nicht so einfach für den arabisch-israelischen Zwist verantwortlich machen kann
Es wird den Algerieren auch recht Wurscht gewesen sein, welcher Anteil der französischen Gesamtbevölkerung in "ihrem Land" lebt; es reichte schlicht und ergreifend der Umstand, dass "ihr Land" besetzt war, sie Menschen zweiter Klasse waren und in ihren Augen nicht frei waren. Solche Zahlenspiele sind zwar nett, zeigen aber dein offensichtliches Unverständnis der Lage dort unten und inbesondere der emotionalen Spannungs- und Konfliktpotenziale auf Seiten der Palästinenser. Es zählt letztlich, dass israelische Soldaten in ihren Bezirken patrouillieren, dass sie für fast jede Fahrt an israelischen Check-Points sich in ihrem Land einer erniedrigenden Untersuchung unterwerfen müssen. Es zählt ergo die gefühlte und wahrgenommene Lebensrealität und Lebenswelt der Palästinenser, nicht deine netten Zahlenspiele. Dafür interessiert sich kein Palästinenser, weder Fatah, noch Hamas, noch moderat. Für sie zählt ihre Lebenswirklichkeit und Erfahrung mit den Israelis. Und da spielt die mehrfache Präsenz Israels in ihrer Lebenswelt eben den Hauptgrund, ob dir das gefällt oder nicht.
Übrigens wir märe neu, anknüpfend an den Algerienvergleich, dass Kolonisierende Mächte mal so auf die Schnelle die Hälfe ihrer Einwohner in ihren Kolonien geschickt hätte. Solch ein Vorgehen wäre schlicht dumm und unsinnig, ergo wird es nicht gemacht und kann damit kein Argument sein.[/code]