06.02.2009, 13:58
Kritiseren kann man alles, solange man es auch begründen kann. So weit reicht dann die Redefreiheit dann doch noch.
Und ob man historische Seeblockaden nun nicht kritiseren kann, daran wage ich auch zu zweifeln.
Nun aber wieder zum Thema.
Was für ein Status hat denn bitte schön Gaza momentan?? Überspitzt formuliert ist das ganze doch ein Fall für das sozialwissenschaftliche Forschungsprojekt "Neue Formen von Pseudo-Staatlichkeit und sonstige halbstaatliche Gebilde".
Gaza ist kein Staat. Selbst wenn man argumentieren würde, dass die PA immer noch die Autorität über Gaza hätte, ist doch die PA auch kein vollständiger, souveräner Staat, sondern ein israelisches, halbautonomes Protektorat vergleichbar mit den südafrikanischen Bantustans. Die PA hat beispielsweise auch im Westjordanland keine vollen Befugnisse, die letzten Souveränitäts- und Exekutivrechte liegen bei den Israelis.
Und selbst wenn sich Israel 2005 aus Gaza zurückgezogen hat, so beansprucht doch Israel offiziell immer noch die Kontrolle über die Außengrenzen Gazas, was somit auch das Meer einschließt.
Ergo: Da der "Besatzer" immer noch de-facto Souveränitätsrechte über Gaza inne hat, war die Beschlagnahmung des Schiffes innerhalb der 10-Meilen-Zone letztlich mehr oder minder legitimes Staatshandeln der souveränen Macht. Ob das dann Willkür ist oder nicht, überlasse ich jedem selbst in der Bewertung. Außerhalb der 10-Meilen Zone dürfte das aber dennoch durchaus in Richtung staatliche Piraterie gehen, schließlich ist meines Wissens nach (was allerdings eher nur bedingt ein Übermass an völkerrechtlicher Sachkenntnis einschließt) einem Staat nicht erlaubt, einfach so mal außerhalb seiner Souveränitätszone im Meer Schiffe zu beschlagnahmen.
Wieso hier plötzlich von jemandem von Krieg fabuliert wird und daher die durchaus fragwürdige Tradition der Seeblockaden zitiert wird, erschließt sich mir nicht. (Schließlich lag auch weiter zurückgehend historisch der schmale Grad zwischen privater Piraterie und "staatlicher Piraterie" im Besitz und der Verfügung über einen Kaperbrief, der dann allerdings auch nur in den Augen der ausstellenden Macht den Inhaber zum "legitimen Kaperer" machte...)
Man kann aber eben nicht die durchaus strittigen völkerrechtlichen Regeln zwischen Staaten, die zudem noch aus der frühen Neuzeit teilweise stammen, auf ein Verhältnis zwischen staatlichem und substaatlichen Akteur übertragen. Gaza ist kein Staat, noch viel weniger ist es die Hamas. Und daher führt nunmal Israel keinen klassischen Staatenkrieg gegen die Hamas, wo man vielleicht sich auf die alten Regeln berufen könnte.
Und ob man historische Seeblockaden nun nicht kritiseren kann, daran wage ich auch zu zweifeln.
Nun aber wieder zum Thema.
Was für ein Status hat denn bitte schön Gaza momentan?? Überspitzt formuliert ist das ganze doch ein Fall für das sozialwissenschaftliche Forschungsprojekt "Neue Formen von Pseudo-Staatlichkeit und sonstige halbstaatliche Gebilde".
Gaza ist kein Staat. Selbst wenn man argumentieren würde, dass die PA immer noch die Autorität über Gaza hätte, ist doch die PA auch kein vollständiger, souveräner Staat, sondern ein israelisches, halbautonomes Protektorat vergleichbar mit den südafrikanischen Bantustans. Die PA hat beispielsweise auch im Westjordanland keine vollen Befugnisse, die letzten Souveränitäts- und Exekutivrechte liegen bei den Israelis.
Und selbst wenn sich Israel 2005 aus Gaza zurückgezogen hat, so beansprucht doch Israel offiziell immer noch die Kontrolle über die Außengrenzen Gazas, was somit auch das Meer einschließt.
Ergo: Da der "Besatzer" immer noch de-facto Souveränitätsrechte über Gaza inne hat, war die Beschlagnahmung des Schiffes innerhalb der 10-Meilen-Zone letztlich mehr oder minder legitimes Staatshandeln der souveränen Macht. Ob das dann Willkür ist oder nicht, überlasse ich jedem selbst in der Bewertung. Außerhalb der 10-Meilen Zone dürfte das aber dennoch durchaus in Richtung staatliche Piraterie gehen, schließlich ist meines Wissens nach (was allerdings eher nur bedingt ein Übermass an völkerrechtlicher Sachkenntnis einschließt) einem Staat nicht erlaubt, einfach so mal außerhalb seiner Souveränitätszone im Meer Schiffe zu beschlagnahmen.
Wieso hier plötzlich von jemandem von Krieg fabuliert wird und daher die durchaus fragwürdige Tradition der Seeblockaden zitiert wird, erschließt sich mir nicht. (Schließlich lag auch weiter zurückgehend historisch der schmale Grad zwischen privater Piraterie und "staatlicher Piraterie" im Besitz und der Verfügung über einen Kaperbrief, der dann allerdings auch nur in den Augen der ausstellenden Macht den Inhaber zum "legitimen Kaperer" machte...)
Man kann aber eben nicht die durchaus strittigen völkerrechtlichen Regeln zwischen Staaten, die zudem noch aus der frühen Neuzeit teilweise stammen, auf ein Verhältnis zwischen staatlichem und substaatlichen Akteur übertragen. Gaza ist kein Staat, noch viel weniger ist es die Hamas. Und daher führt nunmal Israel keinen klassischen Staatenkrieg gegen die Hamas, wo man vielleicht sich auf die alten Regeln berufen könnte.