(23.05.2022, 19:07)Broensen schrieb: [ -> ]Kleine Geschichtsstunde? Oder hat das eine bestimmte aktuelle Relevanz?
Sorry Aktuelle Relevanz:
https://forum-sicherheitspolitik.org/new...yto=208554
Griechenland konfrontiert Türkei wegen Verletzung des Luftraums
Türkische Kampfjets haben sich Alexandroupolis genähert – dort unterhält das US-Militär eine Basis. Griechenland spricht von einer "Eskalation türkischer Provokationen".
Aktualisiert am 21. Mai 2022, 7:54 Uhr
https://www.waz.de/politik/nato-tuerkei-...20573.html
Türkei
22.05.2022, 17:23 |
Ankara. In der Türkei wird 2023 gewählt: Der Präsident will sich mit seiner Blockade gegen Schweden und Finnland als starker Mann inszenieren.
...Als Schweden und Finnland vor einer Woche Diplomaten nach Ankara schicken wollten, um die Vorbehalte der Türkei gegen die Nato-Norderweiterung zu diskutieren, polterte Präsident Recep Tayyip Erdogan: Die Delegationen bräuchten „gar nicht erst zu kommen“. An einen Beitritt sei nur zu denken, wenn beide Länder offen ihre Solidarität mit der Türkei im Kampf gegen die kurdische Terrororganisation PKK zeigten.....
Türkei streitet mit Griechenland über Gebiete
....Machte die Türkei bisher den Nachbarn „nur“ ihre Wirtschaftszonen streitig, erhebt jetzt Außenminister Mevlüt Cavusoglu offen Gebietsansprüche auf große griechischen Ägäis-Inseln wie Rhodos, Kos, Samos und Lesbos. Immer häufiger donnern in jüngster Zeit türkische Kampfpiloten über bewohnte griechische Inseln. Am Freitag näherten sich zwei türkische Militär-Jets bis auf 2,5 Kilometer der nordgriechischen Hafenstadt Alexandroupoli.
Diese Manöver sind militärisch riskant, weil sie jederzeit zu einem ernsten Zwischenfall führen können. Sie sind aber auch politisch unklug. Denn sie liefern jenen Argumente, die im US-Kongress den Verkauf amerikanischer Kampfflugzeuge an die Türkei zu verhindern versuchen.
Eine Meinung aus dem Feuilleton der FAZ zur derzeit desolaten wirtschaftlichen Lage in der Türkei...
Und in gewisser Weise ist das wohl auch eine Erklärung, weswegen Erdogan so sehr versucht zwischen den Staaten zu kungeln, sowohl Russen als auch Ukrainer bedienen will, und sich auch nach Osten hin orientiert zwecks Anlehnung an die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit.
Zitat:BRIEF AUS ISTANBUL
Befeuchteter Sesamkringel ist wichtiger als der Palast
Panik brachte ihn zum Reden, und sobald er redete, verschlimmerte sich die Situation weiter: In der Türkei verlieren die Menschen den Glauben an Erdoğans immer wirrere Erklärungen für die Lage, die er verursacht hat.
Im November sind Erdoğan und seine AKP 20 Jahre an der Macht. [...] Diese außerordentlich lange Regierungsdauer liegt allerdings – leider – nicht im Wohlergehen der Bevölkerung oder der Erweiterung von Grundrechten und Freiheiten begründet. Der Punkt, an dem die Türkei am Ende dieser 20 Jahre steht, ist das Ende nahezu sämtlicher globaler Indexe. [...] Dem Demokratieranking der Universität Göteborg zufolge stehen wir auf Platz 147 von 179 Ländern. Selbst Ruanda und Bangladesch liegen vor uns. [...] Und auf der Liste des Internationalen Gewerkschaftsbunds sind wir eines der zehn schlechtesten Länder für Arbeitnehmer auf der Welt. [...]
Auf die Frage: „Würden Sie Ihre Stimme Erdoğan oder dem Kandidaten der Opposition geben?“ antworteten 55,6 Prozent der Befragten, sie würden den oppositionellen Kandidaten wählen, nur 33,3 Prozent Erdoğan. Um dieses Bild umzukehren, könnte Erdoğan natürlich – buchstäblich – alles tun, doch bleiben wir erst einmal bei den Tatsachen. 2018 war Erdoğan mit 52,59 Prozent gewählt worden, innerhalb der letzten zwölf Monate war der Stimmenschwund dramatisch. Während die ganze Welt Inflation mit Zinserhöhungen bekämpft, schwor Erdoğan auf seine These, die Inflation sei die Folge hoher Zinsen, und senkte die Zinsen. Erdoğans Krieg gegen die Wirtschaftswissenschaften trieb die Inflation so weit in die Höhe, dass wir auch in dieser Disziplin den Weltrekord gebrochen haben. Mit der offiziell verkündeten Inflationsrate von 80,21 Prozent haben wir selbst Argentinien überholt und sind nun Weltmeister. [...]
Als er am 17. November 2021 mit der fixen Idee vom Wachstum verkündete: „Zinsen sind die Ursache, die Folge ist Inflation“, betrug die Inflationsrate 21 Prozent. Einen Monat nach seiner Ankündigung, sie würde „schnell sinken“, stieg sie über 36 Prozent. Und unmittelbar nachdem er gesagt hatte: „Die Inflation sinkt jetzt, das ist sicher“, bezifferte die vom Palast gelenkte Statistikbehörde sie auf 48 Prozent. Dann sagte er: „Nach dem Monat Mai wird sie zurückgehen“, heute ist sie mit 80,21 Prozent Nummer eins in der Welt. Unter den Entwicklungsländern sind wir das Land, dessen Währung am schnellsten an Wert verliert. In den ersten acht Monaten dieses Jahres ist die türkische Lira im Verhältnis zu Fremdwährungen um mehr als 25 Prozent abgestürzt. [...]
Mieten und Kaufpreise für Wohnungen sind innerhalb eines Jahres in Istanbul, wo ich wohne, um 200 Prozent gestiegen. Verstehen Sie auch das nicht als kritische Meinung. Vielmehr referiere ich den Immobilienindex der Zentralbank, dessen Chef von Erdoğan in den letzten vier Jahren vier Mal ausgewechselt wurde. [...] Die Beamten können es sich nicht leisten hierzubleiben, Studenten, die hier einen Studienplatz bekommen, nicht herzukommen. Einen Studienplatz an einer der Universitäten in den Metropolen zu ergattern ist nicht leicht. Doch 106.000 junge Leute haben sich trotz bestandener Zulassungsprüfung nicht innerhalb der Anfang dieses Monats abgelaufenen Frist immatrikuliert. Aus einem so simplen wie traurigen Grund: Ihre Familien sind außerstande, die Kosten für die Unterkunft in den Großstädten aufzubringen.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b...38339.html
Schneemann
Terroranschlag in Istanbul - laut den Behörden wohl ein PKK-Anschlag, was seitens der Kurden aber dementiert wird. Es war aber offenkundig kein Selbstmordattentat, weswegen ich mal nicht zwingend einen anderweitigen, islamistischen Anschlag vermuten möchte.
Zitat:Anschlag in Istanbul: Mutmassliche Attentäterin kommt laut Polizei aus Syrien – kurdische Kämpfer hätten sie ausgebildet
In Istanbul sind am Sonntagnachmittag bei einem Bombenanschlag mindestens sechs Personen getötet worden. Mehr als achtzig Personen wurden verletzt. Die Hintergründe sind noch unklar. [...] Laut der Regierung steckt die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) dahinter. Die PKK dementiert jedoch, hinter dem Anschlag zu stecken.
Menschenmassen schoben sich am Sonntagnachmittag durch die beliebteste Istanbuler Einkaufsmeile Istiklal, als sich um rund 16 Uhr 20 lokaler Zeit eine schwere Explosion ereignete. Handyvideos in sozialen Netzwerken zeigen eine Feuerwolke in der Mitte der Einkaufsstrasse, Passanten rennen in Panik davon. Auf anderen Videos ist ein grosser Krater zu sehen, um ihn herum liegen blutüberströmte Körper und ein Kinderwagen. Viele Krankenwagen und Feuerwehrautos eilten daraufhin zum Tatort, Helikopter kreisten über der Innenstadt. [...]
Der staatliche Rundfunksender TRT veröffentlichte Aufnahmen, die zeigen, wie die Polizei nach einer nächtlichen Razzia eine Frau, die Hauptverdächtige, aus einer Wohnung eskortiert. Die Frau sei Syrerin und habe Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und zur syrisch-kurdischen YPG-Miliz, die Ankara für einen Flügel der PKK hält. Die Frau habe in einer ersten Einvernahme angegeben, von kurdischen Kämpfern in Syrien ausgebildet worden zu sein. Der Befehl zum Anschlag sei aus der mehrheitlich kurdischen Stadt Kobane in Nordsyrien gekommen, so Soylu. Er kündigte Vergeltung an. Die Polizei hat laut eigenen Angaben in Zusammenhang mit dem Anschlag bisher 46 Personen festgenommen.
https://www.nzz.ch/international/anschla...ld.1712026
Schneemann
(14.11.2022, 14:10)Schneemann schrieb: [ -> ]Zitat:Der staatliche Rundfunksender TRT veröffentlichte Aufnahmen, die zeigen, wie die Polizei nach einer nächtlichen Razzia eine Frau, die Hauptverdächtige, aus einer Wohnung eskortiert. Die Frau sei Syrerin und habe Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und zur syrisch-kurdischen YPG-Miliz, die Ankara für einen Flügel der PKK hält. Die Frau habe in einer ersten Einvernahme angegeben, von kurdischen Kämpfern in Syrien ausgebildet worden zu sein. Der Befehl zum Anschlag sei aus der mehrheitlich kurdischen Stadt Kobane in Nordsyrien gekommen, so Soylu. Er kündigte Vergeltung an. Die Polizei hat laut eigenen Angaben in Zusammenhang mit dem Anschlag bisher 46 Personen festgenommen.
Sorry, aber das stinkt doch zum Himmel....
Wie mitteilungsbedürftig sind denn die diversen Kurdenorganisationen für gewöhnlich, wenn es um die Übernahme der Verantwortung für eigene Anschläge geht?
Die Türkei hat jegliche Kondolenzbekundung aus den USA abgelehnt. Scheint an der Zeit zu sein, dass die Türkei gegen die "SDF" militärisch aktiver wird. Selbiges wurde wohl angekündigt.
(14.11.2022, 19:18)Broensen schrieb: [ -> ]Sorry, aber das stinkt doch zum Himmel....
Wie mitteilungsbedürftig sind denn die diversen Kurdenorganisationen für gewöhnlich, wenn es um die Übernahme der Verantwortung für eigene Anschläge geht?
Kann durchaus eine Täterin aus dem PKK Umfeld sein.
Verdächtig finde ich nur, dass sie sofort bei der ersten Vernehmung direkt all das "gesteht", was Erdogan wohl gerne hören wollte.
Wer hätte damit gerechnet?
Kobane: Türkei attackiert kurdische Stellungen in Nordsyrien und im Irak
Zitat:Das türkische Militär hat in der Nacht zu Sonntag kurdische Stellungen in Nordsyrien und im Nordirak angegriffen. Die Einsätze richteten sich gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK und die syrische Kurdenmiliz YPG, teilte das Verteidigungsministerium in Ankara mit. Die türkische Regierung macht beide für den Bombenanschlag im Stadtzentrum von Istanbul verantwortlich, bei dem am Sonntag vergangener Woche sechs Menschen getötet und 31 weitere verletzt worden waren. PKK und YPG weisen dies zurück.
Laut der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte griff das türkische Militär die kurdischen Stellungen in Nordsyrien aus der Luft an. Dabei habe es Verletzte und mindestens zwölf Tote gegeben, teilte ein Sprecher der Organisation mit. Darunter seien Kämpfer der vorwiegend kurdischen Allianz Syrische Demokratische Kräfte (SDF) und syrische Soldaten. Türkische Kampfflugzeuge hätten in der Umgebung von Aleppo, Rakka und Hasakah etwa 25 Angriffe geflogen.
Auch der türkische Nachrichtensender CNN Türk berichtete von Angriffen unter anderem auf Orte wie Kobane, die bislang fest in der Hand kurdischer Rebellen sind. Auf der Twitter-Seite des türkischen Verteidigungsministeriums hieß es am Samstagabend, man werde die "Angriffe" rächen, es sei "Abrechnungszeit".
Türkei: "Terrorismus an seiner Quelle zerstören"
Das Ministerium berief sich auf das Recht zur Selbstverteidigung nach Artikel 51 der UN-Charta. Mit der Operation "Klauenschwert" seien am späten Samstagabend Gebiete angegriffen worden, die "von Terroristen bei ihren Angriffen auf unser Land als Stützpunkt genutzt werden", hieß es. Ziel sei es, Angriffe zu verhindern, die südliche Grenze zu sichern und "Terrorismus an seiner Quelle zu zerstören".
Nach einigen Jahren der relativen Ruhe ist damit wohl die nächste Runde eröffnet.
Dazu:
Zitat:Türkei bombardiert Ziele
Kurdische Miliz kündigt nach Angriffen Vergeltung an
Die Türkei fliegt als Reaktion auf den Bombenanschlag in der Istanbuler Innenstadt Dutzende Luftangriffe gegen kurdische Ziele im Norden Syriens und des Iraks. Dabei gibt es zahlreiche Opfer. Die Kurden bestreiten eine Beteiligung an dem Anschlag. Zugleich stellen sie eine Reaktion in Aussicht. [...]
Die Luftangriffe richteten sich gegen Stellungen der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und der syrischen Kurdenmiliz YPG, erklärte das türkische Verteidigungsministerium. Dabei seien 89 Ziele zerstört worden. Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden mindestens 27 Menschen getötet und 38 zum Teil schwer verletzt. Die SDF meldete elf tote Zivilisten, darunter ein Journalist.
https://www.n-tv.de/politik/Kurdische-Mi...30578.html
Irgendwie schleichen sich immer noch bei mir Gedanken ein, dass dies alles sehr schnell ablief und auch recht schnell Schuldzuweisungen aufkamen. Es kann zwar nie völlig ausgeschlossen werden, dass radikale Splittergruppen selbstständig irgendeinen Anschlag verüben, aber man müsste zwingend seitens der Kurden mit rechnen, dass die Türken dies nicht auf sich sitzen lassen und zurückschlagen würden.
Und das wäre derzeit eher kontraproduktiv, einerseits da die Kurden gerade auch seitens der Iraner etwas unter Druck stehen (wenngleich es auch andere Gruppierungen sind), andererseits weil die Islamisten des Irak und in Syrien aktuell auch etwas herumzucken. Weswegen sollten die Kurden also nun zeitgleich auch noch gegen die Türken zu Felde ziehen? Es wäre militärisch betrachtet ein sehr riskantes, beinahe unlogisches Vorhaben. Also entweder war es eine quasi nicht kontrollierbare Splittergruppe, oder aber...tja...oder nutzt gar irgendwem diese Eskalation?
Schneemann
Auch mir kamen da sofort Verdachtsmomente. Aber wir werden die Wahrheit wohl nicht erfahren. Mir stellt sich aber die Frage, wie weit Erdogan gehen würde, um seine Macht zu erhalten. Und die Antwort, die mir kommt, gefällt mir nicht.
Der südöstliche Rand Europas hat aus meiner Sicht das Potenzial, der nächste Krisenherd zu werden. So sehr ich den Ukrainern die Marder gegönnt hätte, könnten die in Griechenland vielleicht noch einmal nützlich werden.