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Normale Version: Türkei
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(05.10.2020, 19:06)Pogu schrieb: [ -> ]Der Westen hat eine Potenzschwäche entwickelt. Die Folge anhaltenden Raubbaus am eigenen Körper (Entscheidungen, die ihn innenpolitisch und außenpolitisch schwächen).
Gänzliche Impotenz wartet am anderen Ende eines solchen Lebensstils (resp. politischen Gebarens).

Ich denke dass es vor allem an der stetig wachsenden Dekadenz liegt.
Dekadenz = schwächender Lebensstil!
Ich möchte noch eine andere These vorstellen: nicht Dekadenz ist es, die uns in eine zunehmend prekäre Lage bringt, sondern Übersozialisierung (um diesen Begriff zu verwenden). Immer mehr Menschen versuchen im Prinzip die theoretischen Werte und Normen welche die Gesellschaft hochhält tatsächlich real umzusetzen und fordern immer vehementer und allumfassender die Absolutsetzung dieser ideologischen Werte. Das Problem ergibt sich nun aus der Realitätsferne und Unmöglichkeit dieser Forderungen. Dessen ungeachtet ist das was wir da beobachten im Kern nicht Dekadenz, sondern im Prinzip eine übertriebene Sozialisierung, dass sich zu viele also zu weitgehend und in überzogener extremer und ausschließlicher Weise sozialisiert haben / indem sie als die postulierten Werte in extremer und ausschließlicher Form vertreten.

Sie rebellieren damit also nicht gegen die Gesellschaft, sie sind also auch nicht dekadent, sie vertreten eine Art von Extremismus in Bezug auf Werte und Normen welche im Kern von der Gesellschaft so aus sozialkulturellen Gründen tatsächlich propagiert werden. Diese Überanpassung und extremistische Überbetonung dieser Werte führt dann zu den entsprechenden Verwerfungen wo diese auf die Realität und den Menschen wie er tatsächlich ist treffen.

Und da auch diese Extremisten ihre eigenen Anforderungen selbst nicht erfüllen können, haben sie daraus entsprechend ständig Schuldgefühle, Minderwertigkeitsgefühle und Selbsthass, was sich dann nur umso mehr in die falsche Richtung entwickelt wenn diese negativen Reaktionen auf entsprechende Umstände treffen. Beispielsweise die aktuelle Selbstbeschuldigungskultur auf einwandernde extreme Formen von Beschuldigungskulturen.

Schon mittelfristig wird sich daraus meiner Ansicht nach ein interessantes neues Konfliktfeld ergeben, wenn nämlich Linke und Einwanderer / zuforderst darunter die einwandernden Muslime aneinander geraten. Der große Konflikt der Zukunft könnte aufgrund dieser Mechanismen daher ironischerweise der von Linken gegen den Islam werden. Erste Indizien (Wien, Antifa, Türken) dafür gibt es schon.

So wie in der Spätantike tiefgläubige Christen viel zum Niedergang Roms beigetragen haben, obwohl sie keineswegs dekadent waren, so zersetzen heute Linke Auffassungen unsere Gesellschaften. Sie vertreten dabei aber in Wahrheit eben keine Position gegen die Gesellschaft wie das früher der Fall war, sie fordern stattdessen die Einhaltung dessen was ohnehin von der Gesellschaft als Werte und Normen propagiert wird - nur in extremer und absoluter Form. Die Linke heute entstammt daher einer Übersozialisierung und unterscheidet sich damit drastisch von der Linken früher.

Daher auch die völlig unterschiedlichen Milieus aus denen sich die Linke im Vergleich zu früher rekrutiert: früher Arbeiterklasse / verarmtes verelendetes Proletariat in Industriestädten, heute wohlstandsverwahrloste wohlhabende Salonkommunisten aus reichen Eltenhäusern.

Am Ende eines solchen Lebensstil wartet daher nicht die Impotenz der Gesellschaft, sondern entweder die Übernahme der Kultur durch eine völlig fremde unter Beibehaltung gewisser Restelemente der Vorgängerkultur (Westrom). Oder entsprechend der Sieg der übersozialisierten über die Invasoren und die Durchsetzung von deren neuer (linker) Kultur gegenüber den Einwandererkulturen (Ostrom).

Das ist als Prozess weder neu noch aufregend, genau genommen also ganz normal, da Kulturen im Prinzip auch einer Evolution unterliegen. Die kulturelle Evolution radiert diejenigen Meme aus, welche im Wettstreit untereinander nicht ausreichend durchsetzungsfähig sind.
Die besagte Impotenz bezieht sich auf die heutige Gesellschaft, die ja jetzt schon kaum (politisch) aktfähig ist. Ist sie erst einer fremden Gesellschaft zum Opfer gefallen, ist die Erschlaffung eine völlige.
Braucht hier jemand einen Termin bei nem Männerarzt? Angel

Die türkische Währung ist auf dem absteigenden Ast, die Hauptschuld trägt laut Analyse der Sultan.
HIER.
Zitat:Braucht hier jemand einen Termin bei nem Männerarzt?
Hahaha! :-D Man ist damit um Drastika bemüht. Big Grin
Martin van Creveld konstatiert:

• In militärischen Konflikten hat der Sieg strategische, organisatorische, wirtschaftliche und mentale Gründe.

• Wesentlich sind es der Wille zur Selbstbehauptung und Opferbereitschaft, die über Sieg und Niederlage entscheiden.

• Heute sind die Kämpfer gegen den Westen opferbereiter.
(07.10.2020, 11:11)Pogu schrieb: [ -> ]Martin van Creveld konstatiert:

• In militärischen Konflikten hat der Sieg strategische, organisatorische, wirtschaftliche und mentale Gründe.

• Wesentlich sind es der Wille zur Selbstbehauptung und Opferbereitschaft, die über Sieg und Niederlage entscheiden.

• Heute sind die Kämpfer gegen den Westen opferbereiter.

Wenn der Westen sich von Islamisten bereitwillig unterwandern lässt, diese noch finanziert und lieber gegen deren Kritiker vorgeht, dann muss man wohl leider vor allem fehlende Selbstbehauptung konstatieren.
Die schlechte Nachricht:
Du hast vollkommen Recht.

Die gute Nachricht:
Der bereitwillige, kollaborierende und destruktive Anteil des hier genannten "Westens" ist tatsächlich nur ein prozentualer Anteil davon. Es ist also nicht wirklich der Westen, sondern aktuell einflußreiche Kreise im Westen.
Bleiben wir hier bitte bei der Türkei. Irgendwelche Phantastereien eines van Crefeld bezüglich des Westens haben nur dahingehend etwas mit der Türkei zu tun, als dass diese ebenfalls solche Thesen zur Grundlage ihres außenpolitischen Umgangs mit dem Westen hernimmt.

Wie zur Zeit bei uns auch ist es nicht eine mangelnde Fähigkeit zu (extremen) Entscheidungen, sondern primär ein Übermass solcher extremer Entscheidungen welches die Türkei schon mittelfristig zugrunde richten wird wenn sich nichts ändert.

Es ist ja nicht so, dass unsere Regierungen nicht mehr handlungsfähig wären, ganz im Gegenteil wurden noch nie so viele, so dramatische, so weitreichende und so extreme Entscheidungen in so kurzer Zeit aneinander gereiht und tatsächlich durchgeführt (Energiewende, Ende der Wehrpflicht, Atomausstieg, Aufnahme hunderttausender illegaler Einwanderer etc etc). Und das ironischerweise von einer Partei welche sich traditionell als konservativ verstand.

In der Türkei ist es vom Grundprinzip her dasselbe: auch hier ist die sich zunehmend drastisch verschlechternde Lage an allen Fronten vor allem anderen eine Folge von solchen Übersteuerungen, von zu extremen Eingriffen in das hochkomplexe dynamische Gefüge der Nation ohne die Fern- und Nebenwirkungen der eigenen Handlungen dabei tatsächlich zu verstehen.

Die türkische Regierung versucht mit zu vielen zu extremen Eingriffen das ganze in die von ihr angedachte Richtung zu lenken, übersteuert aber dabei die türkische Nation so dass im Gesamtgefüge durch diese zu starken Eingriffe in die Abläufe nachhaltige Schäden auf allen Ebenen entstehen. Diese erkennt man zwar, bringt sie aber nicht mit den eigenen Handlungen in Verbindung, sondern versucht dann erst recht mit weiteren Eingriffen die ganze Sache doch noch irgendwie hin zu kriegen. Und verschlimmert dadurch das sich immer mehr destabilisierende System noch weiter. Die türkische Außenpolitik zur Zeit ist im Endeffekt ein Musterbeispiel für ein solches Geschehen.

Ein Beispiel für die von Erdogan nicht einkalkulierten Folgen ist beispielsweise das extreme Leistungsbilanzdefizit (eines der höchsten weltweit), welches die Türken nicht mehr in den Griff kriegen werden da sie ihre Wirtschaft seit Jahren mit Schulden finanzieren. Entsprechend kauft sich aktuell China in der Türkei ein, wogegen die Türken wiederum nichts machen können ohne sofort ihre Wirtschaft endgültig gegen die Wand zu fahren.

https://www.fr.de/politik/china-tuerkei-...51759.html

Dafür werden inzwischen auch die Uiguren als Turkvolk von der pan-türkischen Regierung Erdogan bedenkenlos geopfert und verraten, Hauptsache die Auslandsabenteuer und die völlig aus dem Ruder gelaufene Volkswirtschaft werden von China gestützt - und damit aufgekauft.
Zitat:Irgendwelche Phantastereien eines van Crefeld bezüglich des Westens haben nur ...


Herr van Creveld wird's verkraften. Big Grin

Zitat:Wie zur Zeit bei uns auch ist es nicht eine mangelnde Fähigkeit zu (extremen) Entscheidungen, sondern primär ein Übermass solcher extremer Entscheidungen welches die Türkei schon mittelfristig zugrunde richten wird wenn sich nichts ändert.
Es ist ja nicht so, dass unsere Regierungen nicht mehr handlungsfähig wären, ganz im Gegenteil wurden noch nie so viele, so dramatische, so weitreichende und so extreme Entscheidungen in so kurzer Zeit aneinander gereiht und tatsächlich durchgeführt (Energiewende, Ende der Wehrpflicht, Atomausstieg, Aufnahme hunderttausender illegaler Einwanderer etc etc).


Zwischen Entscheidungsfähigkeit und Handlungsfähigkeit besteht ein ganz bedeutender Unterschied. Streng genommen fußt die Entscheidungsfähigkeit auf der Handlungsfähigkeit. Nicht allein, weil das Entscheiden selbst eine Handlung darstellt. Ich kann mich nur für eine Handlung entscheiden, die ich auszuführen überhaupt imstande bin.

Ein Übermaß an extremen Entscheidungen kann es schwerlich geben. Denn dann müsste es auch ein Untermaß an Extremen geben.

Ich muß Dir aber zustimmen. Wenn man danach sucht, stößt auf eine auffällige Dichte an Richtungsänderungen. Ein internationales Phänomen.

Die Türkei konturiert sich in der Person Erdogan. Und weil diese Person nun schon sechs Jahre lang mit großer Handlungsfreiheit handelt, sind wir in der Lage definitiv Schlußfolgerungen ziehen zu können. Die wichtigste scheint mir im Zusammenhang mit Armenien/Aserbaidschan folgende zu sein:

Erdogan = Türkei = Krieg

Sowohl in Wort als auch in der Tat lenkt er zielstrebig auf Krieg hin. Seine Reden hierfür zu zitieren ist ebenso müßig wie seine Handlungen danach zu bewerten, denn ... er ist uns ja nur dadurch überhaupt ein Begriff. Auch aktuell sagt er:
"Herr Macron, Sie werden noch viel mehr Probleme mit mir haben."
D. Trump wird schon für sanftere Töne als Elefant im Porzellanladen hingestellt.

So irrational es auf uns wirkt, er verfolgt definitiv, explizit und rigoros den Krieg. Er spricht es aus, er handelt auch so. Das ist keine Interpretation, das ist eine Schlußfolgerung: Erdogan hat eine Agenda: Krieg.

Weil er also prinzipiell und in mehr als eine Richtung (Griechenland, Syrien, Armenien, ...) diese eine Agenda in aller Direktheit verfolgt, meine ich in meiner Schlußfolgerung weitergehen zu können: Redimensioniere die militärische und politische Handlungsfähigkeit der Türkei und der Krieg Armenien/Aserbaidschan verliert den Nährvater.

Zusammenfassend:
Die Türkei unter Erdogan will prinzipiell (irrational?) Krieg.

Eine schwebende Frage ist:
Kann es einen rationalen Grund geben, die Türkei (anscheinend) unter allen Umständen in einen Krieg zu führen (anscheinend) egal gegen wen?
Eine dritte Partei? Weshalb aber sollte Erdogan/Türkei sich für jemand anderen darauf einlassen?
Turkey strongly condemns major US Navy ship's deployment to Greece amid tensions https://nation.com.pk/09-Oct-2020/turkey...d-tensions

Turkey strongly condemns major US Navy ship's deployment to Greece amid tensions

The US decision to homeport one of its biggest military ship, the expeditionary sea base ship USS Hershel "Woody" Williams, to Greece will not promote peace and stability in Eastern Mediterranean amid the current tension between Ankara and Athens, Turkish Parliament's speaker Mustafa Sentop.

"The position of a mediator in a dispute between the two countries is to remain impartial and objective. Unfortunately, the US has chosen one side in the Eastern Mediterranean ... Another symbolic gesture in this regard is the decision to deploy the warship to Souda Bay. These actions of the United States will neither promote peace and stability in the Eastern Mediterranean nor serve the US strategic interests", Sentop said.

At the same time, Sentop added that the US military presence in the Eastern Mediterranean will not pose a threat to Turkey's security.

In late September, US State Secretary Mike Pompeo visited Greece and held talks with the country's leadership. During a visit to Souda Bay on Crete, Pompeo announced the troop-carrying vessel would be homeported at the base.

Trump planning White House rally for hundreds: reports

The tensions between Ankara and Athens escalated last month after Turkey's vessel Oruc Reis began exploration drilling in the Greek-claimed waters in the Eastern Mediterranean. Greece, which considers this territory to be its exclusive economic zone, has put its armed forces at high alert and vowed to protect its sovereign rights using all means necessary.
Die USA bereitet sich schon vor dass die Türkei bald als Feindstaat betrachtet wird
https://www.handelsblatt.com/politik/int...gMeBUe-ap3
Die vielschichte Haltung Russlands gegenüber der Türkei finde ich am interessantesten. Es ist einfach brilliant wie Russland hier die Türkei vom Westen und der NATO abspaltet:

https://greekcitytimes.com/2020/10/17/tu...sanctions/

Zitat:Turkey testing of the Russian-made S-400 air defense systems after missile struck three airborne targets over the Black Sea, in what was the first test of its kind after Ankara received the system in 2019, has received widespread calls from the American political establishment that sanctions need to be imposed.

The confirmation to TASS indicates that Russian experts may have been involved in the tests. Information about the launch has not been released by the Turkish Defence Ministry.

The Pentagon has condemned Turkey’s reported test of a Russian-made missile system, a weapons system that US officials believe could pose a threat to the US and NATO.

Eine sehr elegante Rache für 2015 / 16.