@Falke
Ich denke, du hast meinen Beitrag
teilweise falsch verstanden. Teilweise hast du aber auch recht.
Recht hast du schon einmal in dem Punkt, das die Bevölkerung - oder zumindest ein Teil der Bevölkerung - in den arabischen Staaten den allgemeinen Stillstand in ihren jeweiligen Staaten nicht mehr hinnehmen wollte.
Worin liegt aber die Ursache dieses allgemeinen Stillstandes? Teilweise in der Sozialkultur der arabischen Staaten, in der z.B. Bildung bewahrt aber möglichst nicht weitergegeben wird und körperliche Arbeit teilweise verpönt ist, aber auch darin das man in der arabischen Welt den Verlust der eigenen Vormachtstellung und des Kalifats bis heute nicht ertragen kann.
Die Türkei hat dagegen trotz des Untergangs des Osmanischen Reiches weitergemacht und wieder eine gewisse Bedeutung erlangt, anstatt wie die arabischen Staaten zu erstarren.
Ich habe vor kurzem ein Buch von einem ägyptischen Autor namens Hamed Abdel-Samad gelesen. Darin äußert der ehemalige Islamist den Verdacht, das die ganze arabische Feindschaft gegen Israel vielleicht dadurch motiviert ist, das dieses ein demokratischer und wirtschaftlich erfolgreicher Staat
im Nahen Osten ist, also unbeabsichtigt der arabischen Welt den Spiegel vorhält, in der sie ihre eigene, unerträgliche allgemeine Stagnation erkennt.
Eine interessante Frage wäre es, inwieweit die Türkei vielleicht in der arabischen Welt wegen ihrer Hinwendung zum "Westen", ihrem sekulärem politischen System oder anderen Gründen angefeindet wurde. Vielleicht steckte auch hier Neid auf ihren Erfolg eine Rolle.
Ist aber die sogenannte "Arabellion", die Aufstände gegen herrschende Systeme in arabischen Staaten durch die Türkei motiviert? Klar ist, das die Türkei in den letzten Jahren an außenpolitischem Einfluss gewonnen hat - da stimmen wir wohl beide überein - aber nachdem sie von "Europa" immer wieder vergrätzt wurde hat sie afaik nicht etwa ihre Beziehungen zum arabischen Raum, sondern zu anderen türkischen Staaten wie z.B. Aserbaidschan und zu Pakistan ausgebaut. Das schließt natürlich nicht aus, das sie auch gute Beziehungen zu arabischen Staaten hält.
Tatsächlich scheinen aber die traditionell guten Beziehungen der Türkei zu Libyen ihr seit dem Aufstand gegen Gaddafi dort zum Nachteil gereicht zu haben, hier ein Artikel:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nowlebanon.com/NewsArchiveDetails.aspx?ID=318919">http://www.nowlebanon.com/NewsArchiveDe ... ?ID=318919</a><!-- m -->
Zitat:Yet in this new era of people power in the Arab world, Erdogan's seemingly pro-Qadhafi stance quickly backfired, sparking anti-Turkish demonstrations in Benghazi and strong anti-Turkish sentiment among the rebel forces.
Falsch verstanden hast du mich bezüglich der osmanischen Herrschaft. Das sie z.B. Ägypten umfasste wird in den dortigen Schulbüchern schlicht überschlagen, sie wird in ihnen NICHT einmal erwähnt, obwohl sie wie bereits erwähnt über 500 Jahre dauerte. Stattdessen geht man von der Ära der Kreuzzüge gleich zur britischen Kolonialherrschaft über.
Warum ist das so?
Ich habe dazu bereits meine These geäußert, als ich in meinem vorangegangenen Beitrag hier schrieb das die osmanische Herrschaft über Ägypten als faktische Kolonialherrschaft von Muslimen über andere Muslime da nicht ins Weltbild passte.
Aber wieso kommt deiner Meinung nach die osmanische Herrschaft über Ägypten in den dortigen Schulbüchern nicht vor?