Zitat:Woraus schließt du das?
Schaue dir doch seine letzten Auftritte oder Formulierungen an. Er hat teils extrem überreagiert - oder zumindest sein Temperament nicht im Griff gehabt.
Zitat:Er führt Interessenpolitik und keine "Schleimpolitik, die man von vorherigen Regierungen nicht behaupten kann.
Richtig. Er führt Interessenpolitik, was auch nicht der Vorwurf direkt von mir ist. Das macht ja irgendwo auch jedes Land. Nur sollte ich bei Interessenpolitik zumindest noch so etwas wie ein gesundes Maß an Diplomatie walten lassen. Und das tut er nicht. Passt ihm was nicht, holzt er los mit völlig unqualifizierten Verbalinjurien, Verleumdungen, Beleidigungen und Geschichtsklitterungen.
Zitat:Nur weil es dem Westen nicht passt, das man mit Iran ein gutes Verhältnis führt und seine Außenpolitik etwas überarbeitet, heißt das nicht das man die Beziehungen mit dem Westen komplett abbricht.
Richtig. Es passt dem Westen nicht, dass die Türkei neuerdings einen offenkundigen Schmusekurs gegenüber dem Teheraner Regime fährt und in Sachen Atomprogramm und Sanktionen diese offenkundigen Terrorunterstützer sogar noch animiert, ja die Hand für sie bereit ist zu heben, obwohl man weiß, was sie alles angerichtet haben.
Zitat:Immerhin waren es die Europäer die die Türken 35 Jahre hingehalten haben und nicht andersrum. Und wenn Leute wie Sarkozy oder Merkel öffentlich ihre Antipathie gegen die Türkei zeigen, dann soll man sich ja auch nicht wundern, wenn man sich andersweitig umsieht.
Da ist sicher was dran. Ist nachvollziehbar. Obgleich mancher Putsch das Vertrauen der Europäer auch zerstört haben dürfte.
Zitat:Die Türkei ist nicht der Hinterhof von Europa und in den nächsten Jahren wird man das besser zu spüren bekommen...
Zum Glück ist es nicht der Hinterhof, es reichen ja schon die Zoffereien auf dem Balkan.
Zitat:Und den Zypern Reinfall sollte man auch nicht vergessen...
Ähem, da ist die Türkei ganz gehörig selbst dran schuld. Zur Invasion Nordzyperns 1974 haben die Europäer die Türken sicher nicht aufgestachelt.
Zitat:Und Erdogan mit einem arabischen Führer zu vergleichen, ist so unpassend wie Obama als Ur-Amerikaner zu bezeichnen...
Natürlich ist er es nicht im eigentlichen Sinne, das weiß ich auch. Nur gingen manche Äußerungen in diese Richtung...
Zitat:Erdogan führt eine globale Politik.
Sorry, das ist doch Größenwahn! Herr Erdogan macht globale Politik. Aber logo...
Zitat:Die Araber sitzen auf ihren Höckern und schauen zu, wie ihre Landsmänner massakriert werden.
Wen meinst du? Die Palästinenser, von denen nachweislich mehr von Syrern und Jordaniern umgebracht wurden als von den Israelis. Oder die Kurden?
Zitat:Insofern, wenn denn nicht eine Verschärfung der Lage in Nahost damit einhergehen würde, könnte man das auch begrüßen. Erdogan ist so nämlich der beste Verbündete aller Gegner eines EU-Beitritts der Türkei in Europa. Zitat:Zu seiner Regierungszeit hat die Türkei Reformation durchgezogen, wie es in der Geschichte der Türkei nicht gab. Man hat viele europäische Standards übernommen.
Zu seiner Regierungszeit hat man die Beitrittsverhandlung aufgenommen.
Sozusagen war und ist Erdogan der größte EU Befürworter in der Geschichte der Türkei...
Du hast mich jetzt wohl falsch verstanden. Mir ging es überhaupt nicht darum, ob Herr Erdogan in irgendeiner Art ein EU-Fan ist oder nicht. Ich sagte, dass er mit seiner Art (die oben angesprochen wurde), die vielen in der EU zunehmend befremdlich erscheint, denjenigen Zulauf ermöglicht, die eine Aufnahme ablehnen (also unter den Europäern). Er hat sicherlich manche bemerkenswerte Reform umgesetzt - das muss man anerkennen -, aber er hat quasi durch Aktionen in der Vergangenheit vieles wieder zunichte gemacht, was er zuvor durchaus konstruktiv aufgebaut hatte. Und abgesehen davon - das ist jetzt meine persönliche Meinung - ist seine Art den Nahost-Konflikt anzugehen absolut deplatziert...
Schneemann.